Kaufberatung Kletterseile
Widerstandsfähige Sicherungen für deine Klettertouren
Am Fels angekommen, legt ihr eure Kletterausrüstung an. Du bist als Erster an der Reihe. Jeder deiner Griffe sitzt und du genießt die Ruhe an der Felswand. Auf der Hälfte der Strecke merkst du, dass die Kraft in deinen Armen langsam nachlässt. Du bittest deinen Kletterpartner, das Kletterseil straffer zu ziehen, damit du dich kurz ausruhen und die Arme lockern kannst. Das langjährige Zusammenspiel mit deinem Partner und deine Ausrüstung geben dir vollstes Vertrauen. Danach kletterst du konzentriert bis zum Top und wirst am Ende mit einem tollen Ausblick und einem stolzen Gefühl belohnt. Welche verschiedenen Seilarten es gibt und worauf du beim Kauf achten solltest, erfährst du hier.
Inhaltsverzeichnis
> Dynamische und robuste Seile zum Absichern und Abseilen
> Was sind die Unterschiede bei Seilen zum Klettern?
> Darauf solltest du beim Kauf von Kletterseilen achten
> So findest du das passende Seil für deinen Kletterstil
> Fazit: Mit einer Klettersicherung flexibel zum Gipfel
Dynamische und robuste Seile zum Absichern und Abseilen
Kletterseile laufen über Sicherungen in der Wand und sind durch Karabinerhaken mit dem Sicherungsgurt des Kletternden verbunden. Die meisten Kletterseile sind dynamisch und bestehen aus gedrehten Seilfasern, die sich gut dehnen können. Dadurch nehmen sie die Energie bei einem Sturz auf und federn dich gut ab, um Verletzungen zu verhindern. Außerdem ermöglicht dir ein Seil, auch in der Höhe mal kurze eine Pause einzulegen, um dich etwas zu erholen oder um dir konzentriert die nächsten Griffe anzuschauen. Die Verwendung leichter und robuster Materialien sorgt für ein überschaubares Eigengewicht.
Was sind die Unterschiede bei Seilen zum Klettern?
Kletterseile lassen sich in Kletterschlingen, Einfachseile, Halb- und Zwillingsseile sowie statische Seile unterscheiden. Mehr zu diesen Varianten liest du in den folgenden Unterabschnitten.
Kletterschlingen
Mit Kletterschlingen kannst du deinen Stand aufbauen und dich beim Klettern in Felswänden an Haken zwischensichern. Zum Wandern auf anspruchsvollen Kletterstiegen hakst du dich mit Bandschlingen in vorhandene Drähte ein.
Einfachseile
Einfachseile sind mit einem Durchmesser von 9 bis 11 mm die dicksten Kletterseile und wegen ihrer Langlebigkeit und unkomplizierten Handhabung beim Hallenklettern beliebt. Eine Markierung in der Mitte des Seils zeigt dir an, wie weit du damit klettern kannst, damit du die Hälfte der gesamten Seillänge nicht überschreitest und bestmöglich aufgefangen werden kannst. Einfachseile werden vor allem zur Sicherung in Kletterhallen verwendet.
Halbseile
Bei dieser Seilart für das Sportklettern im Gebirge nutzt du zwei Seilstränge parallel. Da die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass bei einem Steinschnitt gleich beide Seile beschädigt werden, senkt die doppelte Sicherung das Kletterrisiko. Zudem kannst du dich über die gesamte Seillänge abseilen und musst beim Klettern oder für einen eventuellen Routenabbruch weniger Sicherungshaken einschlagen. Halbseile sind mit einem Durchmesser zwischen 7,8 und 9 mm relativ dünn und damit auch etwas leichter.
Zwillingsseile
Diese Seilart ist zusammen mit weiteren Kletter-Sicherungsgeräten für anspruchsvolles Alpinklettern an steilen Felswänden und für das Eisklettern ausgelegt. Durch die Verwendung im Doppelstrang sind Zwillingsseile auch bei einem geringen Durchmesser von 7 bis 8 mm sehr robust und halten dein Gewicht beim Klettern niedrig.
Statische Seile
Im Gegensatz zu den dynamischen Kletterseilen haben statische Kletterseile eine sehr geringe Dehnbarkeit und sind für den Einsatz bei gleichbleibender Belastung gedacht. Du kannst sie zum Abseilen in Verbindung mit Kletterhaken oder zum Hochziehen von Gepäck verwenden.
Darauf solltest du beim Kauf von Kletterseilen achten
Beim Kauf von Kletterseilen solltest du verschiedene Eigenschaften beachten und bereitest dich so für lange Routen in den Bergen oder für eher kürzere Klettereinheiten in der Halle vor.
Sicherheitsnorm
Alle Kletterseile werden nach der Europäischen Norm 892 geprüft (EN 892). Dabei wird getestet, ob sie je nach Seileigenschaften eine bestimmte Anzahl sogenannter Normstürze aushalten. Einfachseile müssen fünf Normstürze aushalten, Zwillingsseile zwölf. Dabei wird auch die Kraft eines Fangstoßes in Kilonewton (kN) gemessen. Je geringer der Fangstoßwert, desto dehnbarer ist das Seil. Ein sicheres dynamisches Kletterseil darf den Wert von 12 kN nicht übersteigen.
Seillänge
Für Wände bis 15 m und eventuelle Verlängerungen der Route durch Überhänge bist du mit 40 bis 50 m langen Einfachseilen sicher ausgerüstet. 60 m bis 80 m lange Halbseile sind gut für Routen zwischen 15 und 30 m geeignet. Statische Modelle zum Abseilen bekommst du je nach Bedarf in 50 bis 200 m Länge.
Mantelanteil
Der Mantelanteil wird in Prozent angegeben und beschreibt das Verhältnis zwischen starrer Außenschicht und dehnbaren Seilfasern im Inneren. Durch einen höheren Mantelanteil nutzt sich dein Seil langsamer ab. Gleichzeitig erhöhen sich dadurch der Durchmesser und das Gewicht. Beim Sportklettern mit häufigem Abseilen sind Seile mit 40 % Mantelanteil langlebiger, auf Klettertouren mit weniger Materialkontakt kannst du durch einen Mantelanteil von 30 % Gewicht sparen.
Seildurchmesser
Mehr Seilfasern erhöhen die Dehnbarkeit und den Durchmesser deines Seils und damit auch das Gewicht. Seile mit 9,5 bis 10,5 mm Durchmesser sind beim Auffangen durch ihre hohe Dehnbarkeit angenehmer. Auf längeren Touren und mit mehr Erfahrung bist du mit 7,5 bis 9 mm dicken Halbseilen flexibel unterwegs und kannst einiges an Gewicht sparen.
Seilgewicht
Das Gewicht von Kletterseilen wird in Gramm pro Seilmeter angegeben, kurz g/m. Es steigt, je dicker der Mantelanteil und damit das Seil ist. Halb- und Zwillingsseile für lange Alpinklettertouren sind mit etwa 36 g/m durch den geringen Mantelanteil besonders leicht. Kürzere Seile für die Kletterhalle sind mit einem höheren Mantelanteil und etwa 50 g/m etwas schwerer, aber auch robuster.
Imprägnierung
Da Seile, wenn sie nass sind, bis zu 50 % ihres Gewichts zulegen können, solltest du im Freien mit imprägnierten Seilen unterwegs sein. Dadurch erhöhst du bei Nässe den Grip und deine Sicherheit. Seile mit imprägniertem Mantel und Seilkern minimieren die Gewichtszunahme und können bei Kälte nicht so leicht vereisen. Durch die verringerte Aufnahme von Schmutz erhöht sich auch die Lebensdauer der Seile.
So findest du das passende Seil für deinen Kletterstil
Je nach Klettergebiet und -stil sowie der Länge deiner Kletterroute werden unterschiedliche Seilarten verwendet.
Dynamische Einfachseile für Hallenkletterer
Beim Klettern in der Halle sind Einfachseile von 50 m Länge eine gute Wahl. So kannst du dich nach einem Griff in dein Chalkbag schnell in deine Sicherung einhaken und ohne große Vorbereitung loslegen. Da du dich von den etwa 15 m hohen Wänden häufig abseilst, bewahrt ein hoher Mantelanteil von 40 % dein Seil vor schneller Abnutzung. Einfachseile bekommst du für 120 bis 260 €.
Leichte Halbseile für Sportkletterer
Beim Vorstieg an der Felswand kannst du mit leichten Halbseilen vielseitige Routen klettern, ohne dass dich das Eigengewicht des Seils behindert. Mit 60 bis 80 m Seillänge kommst du zügig voran und musst das Seil nicht so oft nachholen. Damit das Sportkletterseil bei Regen nicht zu schwer wird und du weiterhin guten Grip zum Zwischensichern hast, solltest du auf eine gute Imprägnierung achten. Dynamische Halbseile bekommst du für 150 bis 260 €.
Dünne Zwillingsseile für Alpinkletterer
Beim Alpinklettern möchtest du das Gewicht deines Kletterrucksacks möglichst gering halten, um so frei wie möglich klettern zu können. Dünne und leichte Zwillingsseile von 70 m Länge bleiben durch die starke Imprägnierung von Mantel und Seilkern auch bei Nässe leicht und griffig. Um dich in Schluchten abseilen zu können oder dein Gepäck vom Basislager per Flaschenzug an der Wand hochzuziehen, kannst du besonders reißfeste Statikseile von bis zu 200 m Länge nutzen. Zwillingsseile bekommst du ab 200 €, Statikseile kosten 90 bis 420 €.
Fazit: Mit einer Klettersicherung flexibel zum Gipfel
Mit Kletterseilen kannst du neue Routen entdecken und dich dabei sicher fühlen. Mit der richtigen Sicherungsausrüstung aus Klettergurt und Karabinern und dem Zusammenspiel mit deinem Kletterpartner landest du bei einem Sturz im Seil.
- Beim Klettern in der Halle sind robuste Einfachseile mit 40 % Mantelanteil eine passende Variante. Mit 50 m Länge kommst du Wände bis 15 m gut hoch.
- Zum Sportklettern an Gebirgswänden bist du wegen des geringen Eigengewichts mit Halbseilen flexibel unterwegs und kannst mit 60 bis 80 m Seil zügig vorwärts klettern. Eine gute Imprägnierung erhält bei Nässe den Grip und verhindert, dass das Seil zu schwer wird. Halbseile kosten 150 bis 260 €.
- Beim Alpinklettern auf längeren Routen kannst du das Gewicht deiner Ausrüstung durch dünne Zwillingsseile gering halten. Ein imprägnierter Mantel und Seilkern halten das Seil auch bei Regen griffig und leicht. Mit Statikseilen kannst du deine Ausrüstung an der Wand nachziehen. Zwillingsseile kosten 200 €, Statikseile 90 bis 420 €.