Paukenschlag in der Gaming-Branche: Microsoft scheint seine Ausrichtung für die hauseigene Gaming-Sparte Xbox zu verändern. Künftig bleiben zumindest einige Titel nicht mehr exklusiv auf den eigenen Geräten verfügbar. Doch was bedeutet das genau, was hat Microsoft vor und kann das in Zukunft Schule machen? Wir gehen diesen Fragen auf den Grund.
Im Februar machten plötzlich Gerüchte die Runde, Microsoft könnte gleich mehrere Spiele auf den Konsolen der Konkurrenz veröffentlichen. Die Rede war von einstigen Exklusivtiteln für die Xbox, also eigentlich Kaufgründen für die hauseigene Hardware. Am 15.02. war es dann so weit: Microsoft lud zu einer speziellen Ausgabe des offiziellen Xbox-Podcasts. Unter dem Titel „Updates on the Xbox Business“ standen drei Personen aus der Chefetage von Xbox Rede und Antwort: Phil Spencer, Sarah Bond und Matt Booty. Gleich zum Start ging es dabei um das Thema Exklusivität.
Spencer klärte direkt auf, dass zunächst vier Spiele ihren Weg auf andere Konsolen finden sollen. Die Titel wollte er aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht nennen, sondern das den jeweiligen Studios überlassen. Allerdings stellte Phil Spencer auch klar, dass dadurch keine „fundamentale Änderung an der Exklusivtitel-Strategie“ geplant sei. Anders gesagt: Auch in Zukunft soll es Exklusivtitel geben, vielleicht aber nicht mehr im gewohnten Umfang. Dazu passt auch die Ansicht Spencers, dass die Zahl an Exklusivtiteln branchenweit zurückgehen wird – schon innerhalb von fünf bis zehn Jahren.
Bei der Übertragung riss Phil Spencer ein wichtiges Thema an, das in der Games-Branche sehr aktuell ist: Live-Service. Dabei geht es um das Grundprinzip, dass ein Spiel nicht veröffentlicht wird und dann für sich steht, sondern ständig wächst und sich in manchen Fällen sogar wandelt. Das geht einher mit einem neuen Modell der Finanzierung. Live-Service bedeutet meist eben auch, dass Spieler*innen über In-Game-Shops neue Inhalte kaufen können oder sich einen Season-Pass holen, der ebenfalls neue Gegenstände und Cosmetics mit sich bringt.
Genau das macht in vielen Fällen den tatsächlich relevanten Teil der Einnahmen aus. EA Sports FC wäre etwa nicht so rentabel, wenn es die Sammelkarten von „Ultimate Team“ nicht hätte, The Sims 4 finanziert sich mittlerweile komplett durch teure Erweiterungen und Spiele, wie Call of Duty, bieten einen Battle Pass, der zum Spielen und regelmäßigen Geldausgeben motiviert.
Was das nun für Microsoft bedeutet? Beschränkt das Unternehmen die Titel auf die eigenen Systeme, ist das Publikum kleiner als es sein könnte. Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass es weniger zahlende Kund*innen für die Inhalte in den Spielen gibt.
Dem gegenüber stehen die Verkäufe von Konsolen, die Exklusivtitel ja eigentlich ankurbeln sollen. Hier gibt es aber schon lange ein Problem: die Geräte lohnen sich für ihre Hersteller gar nicht. Vielmehr zahlen die in den meisten Fällen sogar obendrauf. Grund dafür sind die Kosten für Entwicklung, Bauteile, Distribution und vielem mehr. Microsoft ist also, wie auch Sony und Nintendo, auf den Verkauf von Spielen und Abo-Diensten angewiesen, um Gewinne zu erzielen.
Und genau hier hat Microsoft ein Problem, denn im Vergleich zur PlayStation 5, die sich bis Ende Dezember weltweit 52,65 Millionen Mal verkaufte, und der Nintendo Switch, die sogar 136,26 Millionen Exemplare verkauft hat, sind die Zahlen der Xbox mit 27,23 Millionen relativ gering. Umso mehr ergibt die Öffnung von Microsoft aus unternehmerischer Sicht Sinn.
Die Xbox-Sparte von Microsoft ist nicht allein mit ihrer Strategie. Auch Sony hat sich schon dazu hinreißen lassen, die eigenen Konsolen-Grenzen in Teilen zu sprengen. Genauer geht es um die Veröffentlichung einstiger Exklusivtitel für den PC. Streng genommen hat sich Sony damit für Microsoft geöffnet. Zwar sind auch hier noch nicht alles Spiele verfügbar, beispielsweise weigert sich Sony noch, „Gran Turismo 7“ auf den PC zu bringen, aber Kracher wie „Horizon: Forbidden West“ und „Until Dawn“ kannst du auch ohne PlayStation spielen.
In Zukunft dürfte sich daran nichts mehr ändern – genau im Gegenteil. Zwar hält Sony in dieser Hinsicht noch immer an seiner Abwehrhaltung gegen die Xbox-Konsolen fest, aber selbst in dieser Hinsicht ist das letzte Wort sicher noch nicht gesprochen.
Eine ganz andere Geschichte ist aber Nintendo. Das japanische Unternehmen ist bekannt dafür, eher verschlossen zu sein, was seine eigenen Titel angeht. Hier dürfte auch, zumindest in naher Zukunft, keine Kursänderung zu erwarten sein. Bei Big‑N sprechen die Konsolenverkäufe schließlich noch immer für dieses Vorgehen. Die Veröffentlichung von Spielen auf Smartphones und Tablets lässt aber hoffen, dass Nintendo auch irgendwann zumindest ein paar seiner Exclusives auf andere Systeme bringt.
Früher war der Kampf zwischen den großen Konsolen noch ein sehr hitziger, denn stetig wollten sich die Hersteller mit ihren Geräten überbieten. Mittlerweile spielen die Konsolen aber nur noch eine untergeordnete Rolle. Sie sind lediglich Plattformen für das, was eigentlich das Geld bringt: Spiele mit Live-Service. Technisch sind sich, zumindest PlayStation und Xbox, mittlerweile so ähnlich, dass Crossplattform-Games ohnehin kein Problem mehr sind. Es ist also wohl nur eine Frage der Zeit, bis du das Spiel deiner Wahl einfach auf dem Gerät spielen kannst, das ohnehin bei dir im Wohnzimmer steht.
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