Snapchat hat sie eingeführt, Instagram hat sie groß und WhatsApp schließlich für die breite Masse greifbar gemacht: die Story-Funktion. Auch wenn die grundlegenden Features ähnlich sind, unterscheiden sich die Social-Media-Plattformen wesentlich bezüglich Zielgruppe, Anwendungsbereiche und Reichweite. Wie das im Detail aussieht, findest du hier heraus.
Das erfahrt ihr gleich
- Was sind Stories und wofür sind sie überhaupt gut?
- Was bisher geschah: Vom Pionier bis zum späten Nachzügler
- Stories: Diese fünf Titanen misch(t)en mit
- Snapchat: Den Finger (kurz) am Puls der Zeit
- Facebook: Ein Relikt vergangener Tage
- WhatsApp: Viele Anhänger*innen, wenige Optionen
- TikTok: Die Skepsis überwiegt
- Stories: Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Überblick
- Story-Funktion: Verborgenes Potential nicht nur für Social Media
Eine Story ist eine Zusammenstellung von kurzen Clips, die von User*innen auf Social Media mit der Öffentlichkeit geteilt werden. Sie können aus Video-Sequenzen oder Bildern bestehen und werden mit Musik, Emojis, Filtern, Hashtags und Verlinkungen untermalt. Die Möglichkeiten, sich mit Stories individuell und kreativ auszudrücken, sind schier unendlich. Abrufbar sind die kurzen Videos über die Nutzer*innen-Profile oder auf der Startseite einer Plattform – wenn denn der Account abonniert wurde. Der kleine, aber feine Unterschied zum Standard-Feed: Eine Story wird nach 24 Stunden wieder gelöscht und spiegelt somit Alltagsmomente der User*innen wider. Auf vielen Plattformen können Nutzer*innen aber ausgewählte Stories als Highlight markieren und sie somit fortwährend neugierigen Blicken zugänglich machen. Mittlerweile wird das Story-Feature nicht mehr nur von Privatpersonen genutzt, um Freunde und Familie über ihre Erlebnisse zu informieren, sondern auch von Personen des öffentlichen Lebens und Unternehmen. Social-Media-Marketing ist für den Großteil aller Firmen längst kein Fremdwort mehr.
Mit MySpace hat 2002 die erste Social-Media-Plattform das Licht der Internetwelt erblickt. Eines der ersten Features war die textbasierte Statusmeldung, in der Benutzer*innen ihren Gemütszustand – oder alles, was sie als erwähnenswert erachteten – in begrenzter Zeichenanzahl teilen konnten. In den Folgejahren wurden Smartphone-Kameras qualitativ sukzessive besser, was sich neuformierende Netzwerke zunutze machten. Als erstes Portal überhaupt führte 2013 der Instant-Messaging-Dienst Snapchat das Story-Format ein. Personen aus der Freundesliste konnten 24 Stunden lang eine Abfolge von sogenannten „Snaps” abrufen, bevor diese sich selbst löschten. Wenige Jahre später kopierte Twitter mit „Twitter Fleets” – zu Deutsch „flüchtige Tweets“ – die Story-Funktion, was allerdings auf wenig Begeisterung stieß. Was Twitter nicht schaffte, gelang Instagram im Handumdrehen. Es lief Snapchat in kurzer Zeit den Rang ab. Seit 2016 ist der Vorreiter der Story-Funktion quasi nicht mehr konkurrenzfähig, da die Nutzer*innen scharenweise zum neuen Plattform-Giganten wechselten. Im Folgejahr zogen dann auch WhatsApp und Facebook nach. Seit jeher experimentieren auch andere Apps und Portale mit Stories.
Auch wenn andere namhafte Unternehmen wie Google und Twitter sich mit einer eigenen Story-Funktion ins umkämpfte Feld wagten, werfen wir einen Blick auf die fünf führenden Anbieter. Wer nutzt was und wieso?
Instagram. Beinahe alle wichtigen Influencer*innen halten ihre Anhängerschaft tagtäglich mit Stories auf dem Laufenden. Und das nicht ohne Grund: Die Anzahl der aktiven Nutzer*innen von Instagram Stories steigt seit Jahren kontinuierlich an. Zur Reichweiten-Generierung also ein unverzichtbares Mittel für alle Content Creators. Je mehr Stories hochgeladen werden, desto belohnender der Instagram-Algorithmus: Sind User*innen besonders aktiv, werden ihre Beiträge auch öfter in der Chronik ausgespielt. Obendrein rangiert der Story-Feed weit vorne, wenn eine neue Sequenz hochgeladen wird. Das macht Instagram für Werbetreibende besonders attraktiv. Rund jede dritte der am meisten angesehenen Stories stammt von Unternehmen. Die alltägliche Kommunikation hält eine Marke nicht nur in den Köpfen der Abonnent*innen, sondern stärkt mit authentischem Storytelling auch die Kundschaftsbindung.
Momentan testet Instagram eine Story-Funktion, die insbesondere Influencer*innen den Tag verhageln könnte. So könnten bald nur noch drei Instagram Stories abgespielt werden. Erst mit dem Klick auf „Show all“ gelangt der Nutzer auf den kompletten Inhalt. Einige Accounts würden deutlich an Sichtbarkeit einbüßen.
Snapchat und Instagram werden größtenteils von Personen aus der Gen Z verwendet. 80 Prozent der Facebook-User*innen sind hingegen zwischen 30 und 39 Jahre alt, Tendenz steigend. Zukünftig könnten sich hier besonders viele „Silver Surfer“ – Menschen über 50 Jahre – tummeln. Wo es für die jüngeren Generationen nicht schneller, bunter, interaktiver sein kann, fühlen sich ältere Semester von derartigen Eindrücken möglicherweise überfordert. Zwar verwenden über 300 Millionen Facebook-Accounts die Story-Funktion täglich, doch neigen eher junge Menschen dazu, sich via Social Media zu Käufen verführen zu lassen. Aus einem weiteren Grund lohnt es sich kaum, Mühe in die Erstellung von Facebook Stories zu stecken: Mit einem Klick können Instagram Stories ohnehin auch auf Facebook und Co. veröffentlicht werden. Einen Vorteil bietet das soziale Urgestein dann aber doch. Wo auf Instagram einzig Accounts mit mehr als 10.000 Follower*innen Links in den Stories integrieren können, funktioniert dies auf Facebook unabhängig der Abonnent*innenzahl.
WhatsApp unterscheidet sich in einem Punkt ganz besonders von anderen Plattformen. So sind die Accounts mit Handynummern verknüpft, sodass Celebrities und Unternehmen so gut wie gar nicht die Story-Funktion benutzen, die sich bei WhatsApp schlicht „Status“ nennt. Folglich sind sie einzig für den privaten Zweck einsetzbar. Im Gegensatz zu Instagram und Snapchat sind aber die Funktionen und Gestaltungsmöglichkeiten aufs Nötigste beschränkt. Zwar können Hintergrundfarbe, Schriftart und Foto ausgewählt werden, Filter, Musik und Interaktionsflächen entfallen hingegen ganz. Ob sich dieser Umstand ändert, ist ungewiss. Kein anderes soziales Netzwerk hat so viele aktive Anwender*innen wie WhatsApp und beherbergt somit sehr viel (Kauf-)Potenzial.
Der beliebte Instant-Messenger-Dienst hat kürzlich ein neues Feature eingeführt. Neuerdings kann der WhatsApp-Status auch als Story in anderen Netzwerken geteilt werden. Anstatt in jedem Portal dasselbe Bild einzeln hochzuladen, reicht eine einmalige Bearbeitung.
TikTok ist Anfang 2022 als letztes großes Portal mit dem Story-Feature nachgezogen. Mit diesem Schritt will TikTok „Schöpfern zusätzliche Formate […] bieten, um ihre kreativen Ideen zum Leben zu erwecken.“ Im Aufbau und der Funktionalität ähneln die TikTok-Stories denen auf Instagram: Die Stories löschen sich nach 24 Stunden von selbst, können von anderen User*innen kommentiert und mit einem Like versehen werden. Dass neue Features beinahe eins zu eins kopiert werden, ist im Social-Media-Kosmos gang und gäbe. Der einzige Unterschied zu anderen Portalen ist, dass das Publikum besonders jung ausfällt. Knapp 70 Prozent sind nicht älter als 24 Jahre. Umfragen zufolge stehen TikToker*innen dem neuen Format aber noch kritisch gegenüber. Nur jede*r Vierte ist von der Neuerung überzeugt und hat vor, sie zukünftig aktiv zu nutzen.
Snapchat | Instagram | Facebook | WhatsApp | TikTok | |
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Zeit bis Löschung | 24 Std. (in “Erinnerung” immer verfügbar) | 24 Std. (in “Archiv” immer verfügbar) | 24 Std. (in “Archiv” immer verfügbar) | 24 Std. | 24 Std. |
Audio-visuelle Effekte | Musik, Filter, Emojis, Sticker, Standort | Musik, Filter, Emojis, Sticker, Standort, Animationen | Musik, Filter, Emojis, Sticker, Animationen | Filter, Emojis, Sticker | Musik, Filter, Emojis, Sticker |
Mögliche Reaktion | Über Privatnachricht | Über Privatnachricht (Text, Emojis & GIFs) | Über Privatnachricht (Text & Emojis) | Über Privatnachricht (Text & Emojis) | Über öffentliche Nachricht (Text & Emojis) |
Anzahl Story-Benutzer*innen täglich (Stand 2019) | N/A | 500 Mio. | 500 Mio. | 450 Mio. | N/A |
Kann die Story geteilt werden? | Ja | Ja | Ja | Nein | Ja |
Wer kann die Story sehen? | Benutzerdefiniert (z.B. „Meine Freunde“ oder „Jeder“) | Benutzerdefiniert (z.B. „Enge Freunde“) | Benutzerdefiniert (z.B. „Freunde“ oder „Öffentlich“) | Benutzerdefiniert (Ausschluss von Kontakten) | Benutzerdefiniert |
Mittlerweile hat jede große Social-Media-Plattform das Story-Feature für sich entdeckt. Wo Privatpersonen ihr Leben mit Freunden und Bekannten teilen, setzen Unternehmen und Content Creator*innen das Tool ein, um Produkte oder die eigene Marke zu bewerben – und das auf eine authentische, nahbare Art und Weise. Doch beschränkt sich der Einsatz mittlerweile nicht mehr nur auf soziale Netzwerke. Beispielsweise experimentiert Netflix seit geraumer Zeit mit der App-Version und fügt in den Story-Modus Filmteaser und ‑trailer ein. Vorstellbar ist weiterhin, dass auch Business-Netzwerke die Vorteile bald für sich entdecken und nutzbar machen. Einen Versuch startete LinkedIn bereits im Jahre 2020, stellte die neue Funktion aber nach rund einem Jahr wieder ein.
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