Als Premium-Hersteller für Hi-Fi-Produkte konzentriert sich Sonos vor allem auf eins: die Vernetzung der Geräte. Per WLAN lassen sie sich ansteuern und verbinden sich zu Multiroom- oder Heimkino-Systemen. Doch auch Verarbeitung und Sound wissen zu überzeugen. Was dem Unternehmen allerdings noch fehlt, sind eigene Kopfhörer. Auf diese wartet die Technik-Welt schon seit längerem gespannt. Sonos hält sich aber diesbezüglich noch auffällig bedeckt. Was ist, wenn es diese Geräte bereits gibt und Sonos sie bewusst zurückhält? UPDATED nimmt die Glaskugel in die Hand und spekuliert etwas.
Das erfahrt ihr gleich
- Sonos-Kopfhörer: Worum geht es eigentlich?
- Lossless bzw. Hi-Fi: Warten auf die Streaming-Dienste
- ANC: Probleme mit der Technik
- Chipsätze: Lieferprobleme durch die Pandemie
- Sprachassistenz: Entwicklung noch nicht abgeschlossen
- Rechtliche Absicherung: Technologien sollten geschützt sein
- Sonos: Veröffentlichung von Kopfhörern sehr wahrscheinlich
Der Markt für Kopfhörer ist im Technik-Bereich sehr groß. Allein 2021 soll der Umsatz laut einer Prognose von Statista etwa 17,5 Milliarden Euro weltweit betragen. Weil die Modelle nicht zwingend teuer in der Herstellung sind und zu teils sehr hohen Preisen über den Ladentisch wandern, ergibt sich für Unternehmen ein lukratives Geschäft. Dabei ist ein Wandel von kabelgebundenen Modellen hin zu kabellosen zu verzeichnen. Einer der Hauptgründe dafür dürfte sein, dass bei vielen aktuellen Smartphones kein Kopfhöreranschluss mehr vorhanden ist.
Und hier kommt Sonos ins Spiel. Seit seiner Gründung im Jahr 2002 ist das Unternehmen auf die kabellose Vernetzung von Hi-Fi-Komponenten spezialisiert. Dafür setzt Sonos auf eine WLAN-Verbindung (IEEE-802.11 b/g/n) und bei den mobilen Lautsprechern „Move“ und „Roam“ auch auf Bluetooth. Da liegt es nahe, dass die Firma auch bei den Kopfhörern mitmischen möchte, wie das etwa auch bei dem deutschen Hi-Fi-Unternehmen Teufel der Fall ist.
Um welche Art von Kopfhörern es sich handeln könnte, ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen. So tauchten bereits Gerüchte über True-Wireless-Kopfhörer auf, wie es etwa die Apple AirPods sind. Andere Quellen wollen von Over-Ear-Kopfhörern wissen – natürlich mit aktivem Noise Cancelling (ANC). Immer wieder ist von neuen Gerüchten zu lesen, die sich zum Teil sogar deutlich widersprechen. Bedeutet: Noch wissen wir über die Kopfhörer gar nichts.
Durchaus möglich ist es allerdings, ein wenig die Gedanken spielen zu lassen. Was ist, wenn Sonos tatsächlich Kopfhörer plant und diese sogar schon weit in der Entwicklung fortgeschritten oder gar nahezu marktreif sind? Was könnte Sonos von der Vorstellung abhalten?
Gerade beim Streaming bekommst du Musik meist komprimiert auf die Ohren. Das ist notwendig, damit die Dateigrößen nicht zu hoch ausfallen. Audiophilen ist das nicht gut genug. Sie wollen Musik möglichst ohne qualitätsmindernde Komprimierung genießen, bevorzugt in voller Studio-Qualität. Zwar wird die nur selten bei besonderen Streaming-Angeboten erreicht, allerdings bieten Dienste wie Deezer und Tidal spezielle Hi-Fi-Abos an. Die lassen sich wohl auch an nicht-audiophile Hörer*innen vermarkten.
„Vermarktung“ ist ein gutes Stichwort, denn die zieht auch bei Kopfhörern. Sind diese mit hochwertigen Treibern ausgestattet, sprechen die Hersteller gerne von Hi-Fi-Komponenten. Abgesehen davon, dass die Wiedergabe von unkomprimierter Musik bei kabellosen Geräten eine große Schwierigkeit ist, zieht das Marketing-Sprech dennoch. Sonos hat hier allerdings einen großen Vorteil: Durch die Integration von WLAN wäre AirPlay 2 möglich. Das könnte Musik tatsächlich verlustfrei übertragen. Allerdings gab es in diesem Zusammenhang bisher ein Problem: Die zwei großen Anbieter Apple Music und Spotify hatten hier noch nichts zu bieten. Ausgerechnet die sind für Sonos allerdings besonders interessant.
Zu Apple hat das Unternehmen schon lange einen guten Draht. Das zeigt sich auch an der AirPlay-Integration in die Lautsprecher. Bei Spotify liegt es einfach daran, dass der Dienst Marktführer im Streaming-Segment ist. Nun zog Apple mit „Lossless“ endlich nach und auch Spotify hat für Ende 2021 ein Hi-Fi-Abo angekündigt. Es ist also gut möglich, dass Sonos genau darauf wartet, um die beiden Dienste für die Vermarktung zu nutzen.
Das Thema „Noise Cancelling“ war für Sonos bisher nicht sonderlich interessant, schließlich hat es bei Lautsprechern keine Relevanz. Die Technik nun einfach in Kopfhörer zu integrieren, ist allerdings nicht so einfach. Unternehmen wie Sony und Bose entwickeln und verbessern ihre Lösungen seit vielen Jahren. Diesen Vorsprung kann Sonos nicht einfach in kurzer Zeit aufholen. Es könnte also durchaus sein, dass die Firma hier nicht wie geplant vorankommt.
Vielleicht läuft die Entwicklung aber auch gut, nur die Ansprüche von Sonos sind sehr hoch. Das Unternehmen will sich sicherlich nicht unter Sony, Bose und Apple einordnen, sondern mindestens auf einer Höhe mit diesen sein. Auch das könnte die Kopfhörer zurückhalten.
Wer aktuell versucht an eine der neuen Spielekonsolen oder eine Grafikkarte zu kommen, geht meist leer aus. Die Technik ist nur mit viel Glück oder zu deutlich überhöhten Preisen zu bekommen. Einer der Hauptgründe dafür sind Verzögerungen in der Lieferkette. Die Chiphersteller kommen durch die eingeschränkte Produktionskapazität und den Mangel an Rohstoffen dem Bedarf nicht hinterher. Das kann sich auch negativ auf Produkte wie Kopfhörer auswirken. Darin stecken schließlich auch Prozessoren, die etwa für das aktive Noise Cancelling, den Verbindungsaufbau zwischen Geräten und integrierte Sprachassistenten zuständig sind.
Eine Veröffentlichung der Kopfhörer ergibt nur dann Sinn, wenn Sonos auch liefern kann. Die Lager sollten also gut gefüllt sein. Kann das Unternehmen das nicht gewährleisten, ist eine Vorstellung zu einem späteren Zeitpunkt eine gute Entscheidung. Den Bedarf nicht decken zu können, ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht schließlich ein großer Nachteil.
Kürzlich sorgte eine Umfrage bei Sonos für Erstaunen. Darin war die Rede von einer eigenen Sprachsteuerung für Lautsprecher der Marke. Diese sollte mit dem Befehl „Hey Sonos“ anzusteuern sein. Im Vergleich zu Sprachassistenten wie dem Google Assistant sollte hier keine Cloud zur Verwendung kommen. Das bedeutet allerdings, dass ein solches System auch nicht so lernfähig wäre. Umso wichtiger ist es, dass der Assistent bereits zum Start viele Befehle kennt und umsetzen kann.
Ein solches System wäre natürlich auch bei Kopfhörern sehr praktisch, etwa um die Musikwiedergabe zu steuern. Zwar könnte Sonos die Technik auch per Update nachliefern, allerdings ist das eine Funktion, die schon bei der Vermarktung hilft. Gut möglich also, dass Sonos mit den Kopfhörern noch wartet, bis auch die Sprachassistenz fertig entwickelt ist. Übrigens: Das bedeutet nicht, dass Sonos auf andere Systeme, wie Alexa oder den Google Assistant, verzichten würde. Vielmehr ist der eigene Sprachassistent eine Alternative – gerade bei fehlender Verbindung zum Internet.
Patente sind wichtig für Unternehmen, da sie damit ihre Technologien vor Nachahmung schützen. Rund um die Kopfhörer hat Sonos bereits im September 2019 ein solches beim US-Patentamt eingereicht. Darin geht es um „Systeme und Methoden, um die Wiedergabe und andere Funktionen eines kabellosen Kopfhörers zu steuern“. In der aktuellen Revision von August 2020 finden sich darin sogar Konzeptzeichnungen der Kopfhörer. Final wirken die allerdings noch nicht, zumal das Unternehmen unterschiedliche Ausführungen zeigt.
Sonos könnte also im Hintergrund noch an der Ausgestaltung des Patents arbeiten und auch sonst sämtliche rechtlichen Schritte vorbereiten, um die Kopfhörer auf den Markt zu bringen. Dabei sichert sich die Firma natürlich auf alle Seiten ab. Wie wichtig das ist, zeigt ein Streit, den Sonos mit Google führt. Dabei geht es unter anderem um die Technologie „Google Cast“.
Die Gerüchteküche brodelt beim Thema „Kopfhörer“ von Sonos immer wieder hoch. Kein Wunder, denn Hinweise auf solche Geräte gibt es einige. Mit Blick auf den Markt dürfte das Unternehmen die Gelegenheit auch kaum auslassen. Was Sonos wirklich zurückhält, ist schwer zu sagen. Allerdings könnte es gut einer oder mehrere der oben genannten Gründe sein. Persönlich glaube ich, dass es bis zur Vorstellung noch gut ein Jahr dauern kann. Chipsätze dürften auch bis weit ins Jahr 2022 noch schwer zu bekommen sein und Sonos möchte sich sicherlich nicht mit dem Scalper-Problem herumschlagen, das bei den Spielekonsolen potenzielle Kund*innen verärgert.
Disclaimer Die OTTO (GmbH & Co KG) übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, Aktualität, Vollständigkeit, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der auf updated.de zur Verfügung gestellten Informationen und Empfehlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die offiziellen Herstellervorgaben vorrangig vor allen anderen Informationen und Empfehlungen zu beachten sind und nur diese eine sichere und ordnungsgemäße Nutzung der jeweiligen Kaufgegenstände gewährleisten können.