Einige Haushaltsgeräte erfahren seit einigen Jahren einen regelrechten Boom. Nicht zuletzt wegen des Verzichts auf chemische Reinigungsmittel gehören hierzu auch Dampfsauger und Dampfreiniger (bzw. Dampfbesen). Doch halten die avancierten Alleskönner wirklich, was sie versprechen? Wir haben uns die Vor- und Nachteile im Vergleich zu handelsüblichen Geräten wie Staubsauger und Bodenwischer einmal genauer angesehen.
Beim Bügeleisen kannst du per Knopfdruck Wasserdampf auf die Bügelwäsche sprühen und somit hartnäckige Falten glätten. Nach demselben Prinzip arbeitet auch der Dampfreiniger: Im Heizkessel oder im Durchlauf des Geräts wird Wasser in kurzer Zeit stark erhitzt. Der so entstehende Wasserdampf kann dann unter hohem Druck auf die zu reinigende Oberfläche abgegeben werden. Ein an der Bürste angebrachtes Tuch fängt im Anschluss die sich durch den erwärmten Dampf gelösten Schmutzpartikel – und sogar Bakterien, Milben und Co. – einfach auf. So die Theorie.
Vielerorts wird der Dampfreiniger als Haushalts-Allrounder angepriesen. So könne dieser Funktionen von Staubsauger, Wischer und sogar Teppichreiniger in einem Gerät vereinen. Keine Oberfläche scheint vor ihm gefeit. Obendrein komme er mit wenig Wasser aus und verzichte gänzlich auf Chemie. Doch wie funktioniert die Reinigung unterschiedlicher Stoffe und Böden?
Holzböden wie Parkett oder Laminat zu säubern, kostet aufgrund unterschiedlicher Reinigungsschritte meist viel Zeit. Zuerst wird der Untergrund mit dem Staubsauger von grobem Schmutz und Krümeln befreit. Im Nachgang sorgt ein Wischmop oder Bodenwischer dafür, dass eingetretener Staub entfernt wird. Unter Umständen muss nun nochmal der Sauger ran, um etwaig zurückgebliebene Staubflusen zu beseitigen. Ein Boden-Dampfreiniger kann aufgrund des starken Dampfdrucks tatsächlich alle Schritte in einem Wisch erledigen und dir zahlreiches Bücken ersparen. Dies potenziert sich insbesondere bei größeren Flächen. Bei hartnäckigen Verschmutzungen kann es allerdings – je nach Dampfreiniger-Modell und Größe des Wassertanks – nötig sein, diesen mehrmals mit frischem Wasser neu zu befüllen.
Wo du bei einem Mob selbst entscheiden kannst, wie feucht du den Boden wischst, kann der Wasserdruck und die Wassermenge bei Dampfgeräten nicht immer genau reguliert werden. Bei empfindlichen Untergründen kommst du somit nicht immer drumherum, im Anschluss mit einem trockenen Tuch nachzuwischen. Ansonsten könnte der Boden aufquillen oder sich verziehen. Der Dampfdruck könnte obendrein schützende Versiegelungen lösen. Abhilfe schaffen kann ein Mikrofasertuch, das auf der Bürste angebracht, den Druck abmildert. Bei Teppichböden ist ebenfalls Vorsicht geboten: Wegen des heißen Dampfes kann es dazu kommen, dass sich Teppichkleber und somit ‑fasern verabschieden. Auch hier kann der Dampfdruck und die Temperatur mit einem Tuch vermindert werden. Zusätzlich sollte die niedrigste Dampfstufe eingestellt sein und nur bei farbechten Teppichen zum Einsatz kommen. Hast du in deinen vier Wänden ohnehin größtenteils Teppich verlegt, lohnt sich eher der Kauf eines Dampfsaugers: Fusseln, Staub und Schmutz werden erst aus dem Stoff gelöst und dann mit den Wasserresten aufgesaugt. Die Teppichfasern werden geschont, da der Wasserdampf gar nicht erst allzu tief eindringt.
Aufgrund der hohen Temperatur können mit einem Dampfreiniger Bakterien und Keime fast restlos ausgemerzt werden. Das gilt zumindest für die meisten Oberflächen. Einige Hersteller geben an, dass sogar Polstermöbel und Matratzen mit einem (Hand-)Dampfreiniger von Milben befreit werden können. Das stimmt so halb. Oberflächlich kann der Milbenbefall deutlich reduziert werden, da Keime bei rund 60 Grad abgetötet werden und der Reiniger im Schnitt 100 Grad erreicht. Allerdings gelangt der Dampf nicht in die tiefergelegenen Schichten. Um zumindest die obere Fläche keim- und milbenfrei zu bekommen, bedarf es eine intensive punktuelle Bedampfung. Dies wiederum bedeutet erstens einen erhöhten Stromverbrauch und zweitens triefnasse Polster. In der Konsequenz können unangenehme Gerüche und Schimmel entstehen. Wo dünne Stoffe und Decken sehr wohl schnell und effektiv mit dem Dampfgerät gereinigt werden können, eignet sich für dicke Polstergarnituren und Matratzen eher der Dampfsauger. Dieser löst Schmutz, Milben und sogar Kot aus der Faser und saugt sie direkt im Anschluss ein. Ein weiterer Vorteil des Dampfsaugers: Die behandelten Stoffe nässen nicht durch, was den Aufwand für die Nachbehandlung minimiert.
Der Dampfreiniger bekommt nicht nur Holzböden und (dünne) Stoffe so gut wie keimfrei, auch Fliesen in Bad und Küche sind nach der Reinigung klinisch sauber. Die einzige Ausnahme: fetthaltiger Schmutz. Der Wasserdampf kann die Flecken zwar lösen, doch bleibt nach getaner Arbeit oftmals ein klebriger Film zurück. Schließlich funktioniert das Gadget nur mit Wasser und nicht mit fettlösenden Mitteln. An mancher Stelle kommst du folglich nicht umhin, dich nochmal mit Lappen und Spülmittel ans Werk zu machen. Bei hochpreisigen Modellen werden Aufsätze gleich mitgeliefert. Hierzu zählt gelegentlich eine Fugenbürste. Mit dieser löst der Dampfreiniger ganz gezielt Verschmutzungen zwischen den Fliesen. Obacht: Silikonfugen sollten nicht mit heißem Dampf behandelt werden, da der Kunststoff gegen die hohen Temperaturen nicht gewappnet ist.
Theoretisch lassen sich auch Armaturen aus Edelstahl oder Chrom reinigen. Diese Materialien sind allerdings kratzempfindlich und mögen keine anhaltende Feuchtigkeit. Geh am besten behutsam vor und wisch trocken nach, damit keine unschönen Schlieren zurückbleiben. Ähnliches trifft auf die Reinigung der Fenster zu. Mit einem entsprechenden Aufsatz mit sogenannten Fensterdüsen (der dazugehörige Gummiaufsatz fängt Wasserrückstände auf) ist eine Reinigung ein Kinderspiel. Um keine Schlieren zu hinterlassen, hilft auch hier der Griff zum Mikrofasertuch. So richtig lohnt sich der Einsatz des Dampfreinigers bei stark verkeimten Gegenständen wie Mülleimern sowie bei robusten Böden. Was auch immer du reinigen möchtest, verwende warmes Wasser, damit die Aufheizzeit besonders kurz ist.
Du willst dein Haus nicht mit dutzenden Geräten vollstellen und deinen Haushalt effektiv und in kurzer Zeit reinigen? Dann kann die Anschaffung eines Dampfgeräts durchaus eine gute Investition darstellen. Du tust der Umwelt sowie deiner Familie aufgrund des Verzichts auf Chemikalien etwas Gutes und machst Bakterien und Keimen den Garaus. Außerdem verbraucht ein Dampfreiniger weniger Wasser als ein herkömmlicher Putzeimer. Doch nicht in jeder Hinsicht ist der Kauf umweltfreundlich, da der Stromverbrauch ausgesprochen hoch sein kann. Bestimmte Oberflächen sind zudem mit Bedacht zu reinigen: Es drohen nicht nur Beschädigungen von Garnituren und Teppichen, auch die Verbrennungsgefahr ist nicht zu unterschätzen. Wenn du Schutzhandschuhe benutzt, ist dieser Aspekt jedoch zu vernachlässigen. Wie bei so vielen Kaufentscheidungen heißt es auch hier: Schätze ab, ob die Vorteile für deine individuellen Bedürfnisse überwiegen.
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