One UI ist Samsungs Benutzeroberfläche für Smartphones. Seit sechs Jahren iteriert das südkoreanische Unternehmen die Software regelmäßig. Im Herbst 2023 erschien mit One UI 6 die aktuelle Version der interaktiven Schnittstelle für Anwender*innen. Was Samsung One UI 6 im Detail an Verbesserungen und Änderungen mit sich bringt, erfährst du hier.
Erstmalig vorgestellt hatte Samsung die hauseigene Benutzeroberfläche One UI im November 2018 auf der Samsung Entwicklerkonferenz. Dort präsentierte der Elektronikkonzern zunächst die Fähigkeiten der Software, in der Praxis debütierte One UI im Februar 2019 auf dem Galaxy S10 und dem ersten Galaxy Fold. Seither aktualisiert Samsung One UI jährlich, sodass auf aktuellen Galaxy-Smartphones One UI in der sechsten Version läuft.
Samsung One UI ist nicht zu verwechseln mit Android von Google. Auch auf den Galaxy-Mobiltelefonen läuft Android als Betriebssystem. One UI als Benutzeroberfläche ist lediglich die visuelle Ebene, die du als Anwender*in zu sehen bekommst und mit der du interagierst. Während Google als OS (Betriebssystem) Zugriff auf die Ressourcen der Hardware hat, diese ansteuert und verwaltet, liegt One UI (User Interface: Benutzeroberfläche) als Kommunikationsebene darüber. Ein User Interface basiert vor allem auf grafischen Elementen, um die Bedienung zu vereinfachen sowie die Nutzerführung intuitiver und übersichtlicher zu gestalten. Vereinfacht ausgedrückt: Android stellt die Dienste für dein Smartphone zur Verfügung, One UI sorgt dafür, dass du diese auch nutzen kannst.
Ähnlich wie bei Apple beschränkt sich Samsung bei One UI aber nicht nur auf Smartphones, sondern expandiert die Benutzeroberfläche auf das eigene Ökosystem, bestehend aus Tablets, Smartwatches, Laptops. Ein Gedanke hinter One UI ist deshalb auch, den Übergang zwischen Samsung-Geräten möglichst nahtlos zu gestalten. Analog zum Apple-Kosmos greifen die Funktionen über One UI auch geräteüberschreitend ineinander.
Die sechste Iteration der Samsung-Benutzeroberfläche lässt sich grob in zwei Kategorien unterteilen: die Standardfunktionen, die alle Geräte beherrschen, auf denen One UI 6 läuft, und die KI-Funktionen, die du nur auf den neuesten Premium-Galaxys nutzen kannst. Die KI-Integration in das eigene Ökosystem treibt Samsung seit Anfang 2024 mit Vorstellung der Galaxy-S-24-Reihe verstärkt voran. Es gibt bereits eine Handvoll Funktionen, aber vieles davon befindet sich noch in einem Beta-Status und wird kontinuierlich optimiert. Mittels Software-Update hat Samsung die KI-Funktionen auch für die 2023 erschienenen S‑23-Modelle nachgereicht. Aufgrund ihres Beta-Status sind die KI-Funktionen ab Werk zunächst deaktiviert. In den Einstellungen deines Galaxy-Smartphones kannst du diese einzeln einschalten.
One UI 6 setzt auf eine minimalistisches Designsprache, die gleichermaßen optisch ansprechend und funktional sein soll. Die Benutzeroberfläche wurde dahingehend optimiert, eine intuitive Navigation und gute Lesbarkeit zu ermöglichen. Dazu gehören flüssige Animationen beim Öffnen, Schließen und Wechseln von Apps, abgerundete Ecken für ein modernes Aussehen und eine harmonische Gesamterscheinung sowie eine konsolidierte Farbpalette, um eine konsistente visuelle Sprache zu gewährleisten.
Mithilfe sogenannter Themes kannst du das Erscheinungsbild deines Galaxy-Telefons in Gänze anpassen. Dafür installiert das Unternehmen eine eigene App auf dem Smartphone, über die du kostenlose sowie kostenpflichtige Themes beziehen kannst. Sie ändern Hintergrundbild, Schriftart und App-Symbole für einen einheitlichen Look und bieten mitunter sogar Anpassungen für den Dark Mode an.
Widgets sind in Größe und Form flexible Kacheln, die zu ihrer App gehörige Informationen liefern. Android erlaubt schon seit längerem, diese Widgets auch interaktiv zu gestalten. So kannst du zum Beispiel über Widgets die Musikwiedergabe steuern, ohne jedes Mal dafür die installierte Musik-App öffnen zu müssen. Diese kontextuellen Kacheln kannst du wie Apps auf dem Homescreen positionieren und in ihrer Darstellung ändern – viele Apps bieten mehrere Widget-Optionen in unterschiedlichen Größen oder mit verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten. Einige Widgets lassen sich zusätzlich personalisieren.
Widgets finden bei One UI auch auf dem Sperrbildschirm deines Galaxy statt. Bei der Gestaltung des Sperrbildschirms oder Always-on-Displays kannst du so zusätzliche Informationen in Form von Widgets platzieren. Übrigens lässt dich One UI 6 auch die Uhr auf dem Sperrbildschirm neu positionieren.
Multitasking erlaubt dir, mehrere Aufgaben zeitgleich auf dem Smartphone auszuführen, um idealerweise die eigene Produktivität zu steigern. Damit sind aber nicht die Hintergrundberechnungen gemeint, die dein Galaxy ohnehin durchgehend parallel führt. Vielmehr meint Multitasking die Option, etwa zwei Apps nebeneinander darzustellen, um zum Beispiel Inhalte schnell per Drag-and-Drop zu übertragen oder eine E‑Mail zu beantworten, während in der zweiten App ein Video läuft. One UI geht noch einen Schritt weiter und lässt dich sogar häufig genutzte Apps als App-Paar speichern. So rufst du mit einem Fingertipp beide Anwendungen zusammen auf. Die Größe und Position der Apps kannst du übrigens zu einem gewissen Grad frei bestimmen.
Eingehende Mitteilungen über verpasste Anrufe, Textnachrichten oder Informationen anderer Apps kannst du unter One UI 6 nach Wichtigkeit und eigenem Gusto kategorisieren, etwa nach „Arbeit“, „Persönlich“ oder „Soziales“, oder indem du sie nach Eingangszeit statt nach Priorität anzeigen lässt. So sorgst du für Ordnung und Struktur im Benachrichtigungsdurcheinander. Ebenfalls sinnvoll: der Benachrichtigungsverlauf. Er speichert zurückliegende Mitteilungen für einen gewissen Zeitraum chronologisch sortiert, sodass dir auch unachtsam weggewischte Benachrichtigungen nicht abhandenkommen und du sie ggf. zu einem späteren Zeitpunkt lesen kannst. Benachrichtigungen funktionieren mittlerweile nicht mehr nur in eine Richtung. Inzwischen kannst du zum Beispiel bei Textnachrichten direkt aus der Benachrichtigung heraus darauf antworten, ohne erst die entsprechende App aufzurufen. Nimmt der Mitteilungsstrom kein Ende, lassen sich die Hinweise auch temporär einzeln oder vollständig stummschalten.
Nicht erst seit One UI 6 ist dein Galaxy übrigens dazu in der Lage, mithilfe von maschinellem Lernen dein Nutzungsverhalten zu erkennen und daraus Muster abzuleiten. So werden Benachrichtigungen anhand deiner Interaktionen damit vom System automatisch priorisiert, damit dich vor allem die Inhalte erreichen, die für dich relevant sind.
Die Displaygröße der Samsung Galaxy kann vor allem für kleine Hände schnell zu einem Bedienungsproblem führen. Damit du das S24 Ultra dennoch mit einer Hand nutzen kannst, integriert One UI diverse Komfortfunktionen. Der sogenannte Einhandmodus zum Beispiel zieht das Geschehen auf dem Bildschirm in Gänze nach unten. Ungefähr 50 Prozent des Displays bleiben dadurch schwarz, während du in der unteren Hälfte wie gewohnt dein Smartphone nutzen kannst. Im Einhandmodus musst du aufgrund des kleineren Bildausschnitts logischerweise mehr scrollen, musst dafür aber nicht mehr ständig den Daumen überstrecken oder die zweite Hand nutzen. Dem zupass kommt auch die ergonomische Platzierung von vielen genutzten Bedienelementen, die das Telefon automatisch in der unteren Hälfte des Bildschirms ablegt – für eine leichtere Erreichbarkeit mit dem Daumen.
Schon vor One UI 6 nutzten ältere Galaxy-Modelle maschinelles Lernen für die Analyse deines Nutzungsverhaltens. Eine künstliche Intelligenz lernt, wie und wann du welche Apps und Widgets nutzt und bietet anhand der gewonnenen Erkenntnisse personalisierte Vorschläge. Auch Routinen leitet das System daraus ab. Etwa, weil du jeden Tag zur gleichen Zeit das Haus verlässt und später am Tag zurückkehrst. Eine Automatisierung, die sich daraus ergeben kann: Dein Samsung Galaxy schaltet das WLAN automatisch aus und erst nach Eintreffen zuhause wieder ein. Wie gesagt handelt es sich hierbei lediglich um Vorschläge, die dir One UI macht, um die Bedienung zu erleichtern. Ob du die Vorschläge und Routinen nutzt, entscheidest weiterhin du.
Um Leistung und Akkulaufzeit zu optimieren, verwaltet das System selbstständig im Hintergrund stattfindende Prozesse, indem es etwa Apps in eine Art Standby-Modus schickt. So starten sie weiterhin verzögerungsfrei beim Öffnen, benötigen bis dahin aber weniger Strom und Arbeitsspeicher.
Auch bei der Konnektivität hat Samsung bei One UI 6 nachgebessert. Standards wie Wi-Fi 6E und Bluetooth 5.2 unterstützen die Geräte aus dem Effeff. Auch die Synchronisation mit anderen Samsung-Geräten und die Integration von SmartThings, etwa Samsungs intelligenten Kühlschränken, soll unter One UI 6 nahtloser und intuitiver stattfinden. Das gilt auch für Geräte, die nicht von Samsung selbst kommen.
Mit One UI 6.1 stellte Samsung Anfang 2024 neue KI-Funktionen für die Galaxy-S-Modelle vor. Einige davon gab es bereits vorher in ähnlicher Form, andere wiederum sind gänzlich neu. Bei diesen Interaktionen bekommt dein Galaxy-Smartphone Unterstützung einer künstlichen Intelligenz. Wichtig zu wissen: Auf dem Gerät selbst findest du die Einstellungen für die KI-Funktionen zusammengefasst unter „Erweiterte Intelligenz“. Dort musst du sie zunächst einmalig aktivieren. Darüber hinaus findest du dort die Option, Daten nur auf dem Gerät zu verarbeiten. Ohne Online-Anbindung sind allerdings nicht alle KI-Funktionen verfügbar oder liefern nur eingeschränkte Ergebnisse.
One UI 6.1 bzw. dessen künstliche Intelligenz erlaubt dir, Sprachanrufe in Echtzeit übersetzen zu lassen, selbst wenn du die Fremdsprache selbst nicht beherrscht. Selbiges gilt auch für Sprach- und Textnachrichten oder Websites. Ein KI-gestützter Dolmetscher übersetzt für dich ankommende Nachrichten oder hilft dir bei Konversationen mit Live-Übersetzungen. Ausländische Websites übersetzt der KI-Dolmetscher ebenfalls binnen weniger Sekunden in eine für dich verständliche Sprache, bei Bedarf sogar in Stichpunkten auf die relevanten Inhalte zusammengefasst. Texte in Fotos sind mit einem Fingertipp ebenfalls sofort übersetzt. Dabei musst du gar nicht jedes Mal erst ein Foto schießen. Stößt du unterwegs auf einen fremdsprachlichen Text, genügt es, die Kamera darauf zu richten, um die Übersetzung anzeigen zu lassen.
Auch Samsung Notes und das integrierte Diktiergerät profitieren von der künstlichen Intelligenz. Während der Sprachaufnahme transkribiert die KI Gesprochenes in Echtzeit. Die automatisch erstellte Abschrift kannst du anschließend zusammenfassen lassen oder in eine andere Sprache übersetzen. Das funktioniert auch für Texte jeder Art, seien es von dir verfasste Notizen oder kopierte Passagen von anderen Quellen. Samsung Notes fasst die Texte bei Bedarf zusammen, korrigiert Fehler und übersetzt sie.
Ebenfalls clever: Der Sprachassistent hilft dir, den Ton eines Textes nachträglich anzupassen. Möchtest du eine formelle E‑Mail formulieren, reicht es, der KI einen Entwurf zu liefern. Die sprachliche Feinarbeit übernimmt anschließend der Assistent für dich.
Sind dir die vorgegebenen Hintergrundbilder zu uninspiriert, erstellt die KI für dich auf Wunsch eigene. Dafür genügt es, den Generator mit drei Begriffen zu füttern, schon „zaubert“ dieser daraus ein neues Hintergrundbild für dein Galaxy-Smartphone. Allerdings kannst du die dafür notwendigen Begriffe nicht frei eingeben, sondern lediglich aus einem vorgegebenen Pool mixen.
Neugestalten kannst du zudem Fotos unter Samsung One UI 6.1 – auch, nachdem du sie bereits geschossen hast. Dafür muss das Foto nicht mal mit dem Galaxy-Smartphone aufgenommen worden sein. Die generative KI lässt dich Personen in Fotos umstellen, in ihrer Größe anpassen oder sogar vollständig aus dem Foto entfernen. Das gilt auch für andere Objekte, bis hin zum Hintergrund. Die künstliche Intelligenz füllt die Lücken automatisch mit passendem Inhalt auf, generiert aus den umliegenden Informationen. Auf Wunsch analysiert die KI das Foto für dich und bietet dir zum Ergebnis passende Vorschläge, etwa das Hinzufügen von Effekten oder eine zur Stimmung passende Farbpalette.
Mit Circle to Search kannst du Google direkt auf Fotos, Videos oder Websites anwenden. Die Funktion erlaubt dir, den gesuchten Bereich einfach mit dem Finger einzukreisen. Schon begibt sich Googles Suchmaschinerie, wie bei Google Lens, auf Ergebnisfindung. Du hast in einem Instagram-Post Schuhe gesehen, die dir gefallen? Einkreisen genügt.
Möchtest du aus einem Foto ein Objekt ausschneiden, um es etwa als Sticker zu verwenden, geht dir One UI 6.1 auch hierbei zur Hand. Kurzes Gedrückthalten des Objektes genügt bereits, um es hervorzuheben und den Bereich festzulegen, den du ausschneiden möchtest. Bist du mit dem KI-Schnitt nicht zufrieden, kannst du manuell nachjustieren.
Künstliche Intelligenz kommt aber nicht nur bei Fotos zum Einsatz, sondern auch bei Bewegtbild. Bei der Wiedergabe eines Videos auf deinem Galaxy S kannst du zu jedem beliebigen Zeitpunkt durch Gedrückthalten eine Zeitlupen-Funktion aktivieren. Die KI verringert die Abspielgeschwindigkeit in Echtzeit und lässt das Video so lange langsamer laufen, bis du den Finger wieder hebst. So kannst du in jedem normal gefilmten Video jede Stelle in Zeitlupe ablaufen lassen. Das Video selbst wird dabei nicht verändert und die Zeitlupe nicht gespeichert.
One UI 6 weicht nur in Details von der Vorgängerversion ab. Viele Funktionen der Benutzeroberfläche gab es in ähnlicher Form bereits in früheren Iterationen. Bei One UI 6.1 konzentriert sich Samsung deshalb vorrangig auf die Implementierung von KI-Funktionen, die aufgrund technischer Fähigkeiten lediglich auf den Galaxy-S23-Modellen und neuer laufen – obwohl viel der KI-Generierung online und gar nicht auf dem Gerät selbst stattfindet. Wenngleich noch im Beta-Stadium kannst du die Funktionen bereits ausgiebig auf dem Galaxy-Telefon testen und nutzen. Wie bei anderen Herstellern ist dies auch bei Samsung der erste große KI-Aufschlag. Umso spannender, was uns mit zukünftigen One-UI-Updates in dem Bereich erwartet.
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