Ein früher Morgen im September. Ein mächtiger Zwölfender ist gerade auf die Lichtung getreten und beginnt zu röhren. In kleinen Wolken steigt sein Atem in den Himmel, beleuchtet von der aufgehenden Sonne. Ihr Herz rast, Ihr Finger sucht den Auslöser – Sie haben das Foto im Kasten. Welche Ausrüstung Sie benötigen, um solche Bilder von Wildtieren zu schießen, und wie Sie sich auf den entscheidenden Moment vorbereiten, erfahren Sie in diesem Ratgeber.
- Tipps zur Fotografie von wilden Tieren
- Action, Dokumentation, Porträt: Die verschiedenen Stile der Wildtierfotografie
- Ausrüstung: Das richtige Equipment für die Tierfotografie
- Verschiedene Motive richtig in Szene setzen
Tipps zur Fotografie von wilden Tieren
Vom winzigen Insekt bis zum Elefanten – die Spanne an Motiven ist bei der Wildtierfotografie riesig. Dennoch lassen sich einige allgemeine Tipps geben, die sich für alle Motive eignen:
Mit der Ausrüstung vertraut sein
Das Verhalten von Wildtieren lässt sich selbst mit viel Wissen und Erfahrung nur schwer vorhersagen. Es gilt, den entscheidenden Moment nicht zu verpassen, um außergewöhnliche Fotos zu schießen. Sie sollten deshalb Ihr Kamerasystem genau kennen und alle notwendigen Einstellungen vornehmen können, ohne nachzudenken oder gar ins Handbuch zu schauen. Es wäre doch ärgerlich, wenn Sie den entscheidenden Moment, beispielsweise wie der Adler seine Beute greift, verpassen, weil Sie mit der Einstellung Ihrer Kamera beschäftigt sind.
Schnell sein
Neben Vertrautheit mit der Kamera ist Reaktionsschnelligkeit ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Tierfotografie. Bei aller Vorbereitung ist das Verhalten von Tieren oft überraschend und unvorhersehbar – plötzlich taucht beispielsweise ein Beutegreifer auf, die Herde stürmt in alle Richtungen davon, die Ereignisse überschlagen sich. Wenn Sie jetzt einen kühlen Kopf bewahren und blitzschnell auf die neue Situation reagieren, haben Sie gute Chancen auf spektakuläre, noch nie gesehene Fotos. Trainieren Sie Ihre Reaktionsschnelligkeit, wo immer Sie können. Fotografieren Sie Motive wie laufende Hunde, Sportler, Modellflugzeuge – alles, was sich schnell und unvorhergesehen bewegt, ist für das Training geeignet.
Tiere finden
Die erste Herausforderung bei der Tierfotografie besteht darin, die gewünschten Motive überhaupt zu finden. Allgemeine Beschreibungen in zoologischen Fachbüchern oder auf Internet-Seiten geben einen ersten Überblick. Dort erfahren Sie beispielsweise, dass Löwen in der Savanne des südlichen Afrikas, Steinböcke in den Höhenlagen der Alpen und Königspinguine auf der antarktischen Halbinsel vorkommen. Diese groben Angaben genügen meist aber noch nicht, um die Tiere tatsächlich zu finden. Ortskundige Führer oder organisierte Fotoreisen mit erfahrenen Expeditionsleitern sind der sicherste Weg, unterwegs zu den gewünschten Fotos zu kommen, da sie genau wissen, wo die Tiere zu finden sind. In der heimischen Umgebung hilft es, mit Förstern und Jagdpächtern zu sprechen, die ihre Reviere gut kennen.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein
Wenn Sie nicht nur ein bestimmtes Tier, sondern auch ein ganz bestimmtes Verhalten wie die Balz oder eine Jagd fotografieren wollen, benötigen Sie Kenntnisse über das Verhalten der Tiere im Laufe des Tages oder Jahres. Löwen gehen beispielsweise bevorzugt in der Dämmerung oder nachts auf Jagd, Vögel zeigen ihr Brutverhalten nur im Frühjahr, während die Paarungszeit der Hirsche im Herbst liegt.
Sich dem Motiv nähern
Fast alle Tiere haben eine gewisse Fluchtdistanz, das heißt sie nehmen Reißaus, wenn Sie sich Ihnen zu sehr nähern. Oft ist diese Distanz so groß, dass Sie nicht nahe genug herankommen, um selbst mit einer langen Brennweite beispielsweise ein Porträt des Tieres zu schießen. Um die Fluchtdistanz unterschreiten zu können, sind häufig Ruhe und Geduld angesagt.
Bleiben Sie stehen oder setzen Sie sich auf den Boden, statt hinter dem Tier herzulaufen, welches Sie fotografieren möchten. Die ständige Annäherung wird vom Tier nämlich als Bedrohung empfunden, Flucht ist die Folge. Oft helfen auch Tarnumhänge oder ein Tarnzelt. Umhänge verschleiern die menschliche Gestalt, die von vielen Tieren an sich schon als Bedrohung wahrgenommen wird. Ein Tarnzelt verbirgt Sie komplett und bietet auch Schutz vor Wind und Wetter.
Action, Dokumentation, Porträt: Die verschiedenen Stile der Wildtierfotografie
Die Tierfotografie bietet eine Vielzahl von Motiven. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Motivstile dar:
Action
Ein Vogel im rasenden Flug, ein sprintender Gepard, der Revierkampf zweier Steinböcke, die krachend ihre Hörner zusammenschlagen – Tierverhalten bietet jede Menge Möglichkeiten, aktionsgeladene, spannungsreiche Bilder zu machen. Dabei ist Schnelligkeit bei Mensch und Ausrüstung gefragt, um den richtigen Augenblick nicht zu verpassen. Der Höhepunkt dieser Aktionen dauert nämlich oft nur Bruchteile einer Sekunde. Ist die Kamera zu langsam und kommt mit dem Scharfstellen nicht hinterher oder drücken Sie nicht im genau richtigen Moment auf den Auslöser, fotografieren Sie nur noch einen leeren Himmel, eine endlose Savanne oder einen Berg – aber keine Tiere.
Dokumentation
Während die Action-Fotografie etwas für Menschen ist, die Spannung und Adrenalin lieben, spricht die Dokumentation eher den geduldigen Forscher und Tüftler an. Die Herausforderung liegt darin, ein bestimmtes Verhalten, etwa der Schlupf eines Schmetterlings, den Bau eines Spinnennetzes oder die Paarung eines Libellenpaares, im Bild festzuhalten. Schon bei der Vorbereitung sollten Sie so viel wie möglich über das Tier und sein Verhalten in Erfahrung bringen und sich die gewünschte Sequenz in Bildern vorstellen. Wie soll der Hintergrund aussehen? Was sind die entscheidenden Phasen des Verhaltens? Nur wenn Sie genau wissen, wie sich das Tier verhält, können Sie den richtigen Zeitpunkt für Ihre Aufnahme bzw. Aufnahmeserie festlegen.
Porträt
Ganz ähnlich wie bei Porträts von Menschen geht es bei Tierporträts vor allem darum, das Typische, den Charakter des jeweiligen Individuums, einzufangen. Es ist deshalb sinnvoll, zunächst einmal ohne Kamera das Verhalten des Wunschobjekts zu beobachten, um ein Gefühl für das Verhalten zu bekommen. Gibt es bestimmte Mimiken in der Interaktion mit Artgenossen, wie Drohen oder Gähnen? Gibt es bestimmte Lieblingsplätze oder ‑posen, die das Tier immer wieder einnimmt? Nach dieser Phase des Beobachtens wird es Ihnen wesentlich leichter fallen, Porträts aufzunehmen, die sich von der Masse abheben, weil sie dem individuellen Charakter Ihres Modells gerecht werden.
Ausrüstung: Das richtige Equipment für die Wildtierfotografie
Ob, Insekten, Frösche, Vögel, Kleinsäuger oder die „Big Five“ Afrikas (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard): Die Wildtierfotografie bietet ein großes Spektrum an Motiven, die jeweils unterschiedliche Ausrüstungen und Fotostrategien erfordern. Neben Standardausrüstungsgegenständen wie Kamera, Objektiv, Stativ oder Blitz, die jeder Fotograf benötigt, gibt es auch eine Spezialausrüstung.
Das liegt daran, dass die Wildtierfotografie spezielle Anforderungen stellt. Viele Tiere sind sehr scheu und lassen sich deshalb nur aus einem Tarnzelt heraus fotografieren. Andere sind sehr klein, so dass Makro- oder sogar Lupenobjektive erforderlich sind. Dadurch werden Aufnahmen bis zum Abbildungsmaßstab 1:1 (Makro) oder sogar darüber hinaus ermöglicht, bei denen also das Tier in natürlicher Größe oder sogar vergrößert auf dem Sensor abgebildet wird. Im Folgenden finden Sie Ausstattungstipps für die Tierfotografie:
Kamera
Digitale Spiegelreflexkameras
Die Wildtierfotografie ist nach wie vor die Domäne der digitalen Spiegelreflexkamera (Digital Single-Lens Reflex Camera, DSLR). Folgende Kriterien sprechen für die DSLR:
- Robustheit und Zuverlässigkeit: Vor allem DSLRs aus dem semiprofessionellen und professionellen Bereich verfügen über massive Metallgehäuse, die durch Dichtringe weitgehend wasserdicht verarbeitet sind. Gerade bei der Wildtierfotografie ist das von Vorteil, da die Bedingungen oft rau sind. Staub und Hitze, aber auch hohe Luftfeuchtigkeit und häufige Regenfälle, wenn Sie Tiere in der Savanne oder im Dschungel fotografieren möchten, gehören ebenso dazu wie Temperaturen weit unter null Grad und heftige Schneefälle, etwa bei der Fotografie von Eisbären oder Pinguinen im hohen Norden bzw. in der Antarktis.
- Schneller Autofokus: Noch immer sind die Autofokussysteme der DSLRs anderen Kamerasystemen überlegen, wenn es um Reaktionsschnelligkeit und Treffsicherheit geht. Das ist besonders wichtig, wenn Sie Tiere in Aktion fotografieren wollen. Hier bleiben der Kamera oft nur Bruchteile von Sekunden, um das Bild scharf zu stellen. Gelingt dies nicht, sind unscharfe Bilder die Folge.
DSLRs haben allerdings auch einige Nachteile:
- Gewicht und Größe: DLSRs sind groß und schwer, was umso mehr ins Gewicht fällt, wenn Sie größere Strecken zu Fuß zurücklegen und das ganze Gepäck selbst tragen. Auch auf Flugreisen kann es schwierig werden, die komplette DSLR-Ausrüstung als Handgepäck mitzuführen, da die meist erlaubten 8 oder 10 kg schnell überschritten sind.
- Preis: Die dank ihrer Robustheit und Leistungsfähigkeit für die Tierfotografie besonders geeigneten semiprofessionellen und professionellen DSLR-Modelle schlagen mit etwa 1.000 € und mehr zu Buche. Hinzu kommen Objektive, die je nach Lichtstärke und Brennweite mehrere 1.000 € kosten können.
Spiegellose Systemkameras
Wie DSLRs bieten auch spiegellose Systemkameras die Möglichkeit, verschiedene Objektive zu verwenden. Hier die Vor- und Nachteile dieser Systeme im Überblick:
- Kleiner und leichter als DSLRs: Da Systemkameras ohne Spiegelkasten auskommen, sind sie wesentlich kleiner sowie kompakter als DSLRs und wiegen entsprechend weniger.
- Leise: Bevor eine DSLR auslöst, klappt ihr Spiegel nach oben, damit das Licht durch den Sucher direkt auf den Sensor fallen kann. Dieser Spiegelschlag ist deutlich zu hören und kann geräuschempfindliche Tiere wie Antilopen, Hirsche, aber auch Füchse oder Luchse vertreiben. Bei einer spiegellosen Systemkamera tritt dieses Geräusch nicht auf, da keinen Spiegel vorhanden ist. Sie sind deshalb viel leiser.
- Langsamerer Autofokus: Auch wenn die spiegellosen Systeme in den vergangenen Jahren aufgeholt haben, sind die DSLRs beim Scharfstellen doch immer noch etwas schneller und zuverlässiger. Wirklich ins Gewicht fällt dies aber nur in Extremsituation, etwa wenn sich ein Gepard sehr schnell aus Sie zubewegt oder wenn ein Adler auf einen Fisch im Wasser hinunterstößt. In allen Situationen, in denen es weniger rasant zugeht, sind die Systemkameras den DSLRs beim Scharfstellen ebenbürtig.
- Geringere Objektivauswahl: Für Systemkameras stehen nicht so viele verschiedene Objektivtypen zur Verfügung wie bei DSLR-Systemen. Wer zum Beispiel scheue Großtiere fotografieren möchte und dazu ein lichtstarkes Teleobjekitv mit großer Festbrennweite verwenden will, wird bei den Systemkamera-Anbietern nicht fündig.
Digitale Kompaktkameras
Digitale Kompaktkameras sind vor allem dann zu empfehlen, wenn Sie Tiere ablichten möchten, die sich nicht oder sehr langsam bewegen. Hier die Vor- und Nachteile:
- Klein und kompakt: Digitalkameras passen in die Jackentasche und sind so immer dabei. So verpassen Sie auch auf dem Sonntagsspaziergang oder im Familienurlaub keine Gelegenheit für Wildtieraufnahmen.
- Langsamer Autofokus: Digitalkameras stellen meist nicht schnell genug scharf, um sich schnell bewegende Objekte, etwa Vögel im Flug, scharf ablichten zu können. Sie sind deshalb für statische oder sich langsam bewegende Objekte, wie ruhende Löwen oder Tiger, Schildkröten oder Schnecken geeignet.
Super-Zoom-Kameras
Superzoom-Kameras bieten optische Zooms mit Vergrößerungsfaktoren von 20fach und mehr, und das in einem vergleichsweise kompakten Gehäuse. Ihre Vor- und Nachteile:
- Extremer Vergrößerungsfaktor: Superzoom-Kameras holen weit entfernte Objekte heran und können sie formatfüllend ablichten. Das ist vor allem für Fotografen sehr scheuer Tiere mit großer Fluchtdistanz interessant. Mit einer Superzoom-Kamera ist es nicht notwendig, sich anzupirschen oder ein Tarnzelt aufzustellen, um zu formatfüllenden Aufnahmen eines Tieres zu kommen.
- Langsamer Autofokus: Wie andere Digitalkameras verfügen auch Superzoom-Kameras über ein relativ langsam arbeitendes Autofokussystem, das für die Fotografie sich schnell bewegender Tiere nicht optimal ist, da die Scharfstellung zu lange dauert, um beispielsweise ein schnell vorbei laufendes Tier scharf auf den Chip bannen zu können.
- Geringere Bildqualität: Die Kombination aus sehr langen Brennweiten mit großer Vergrößerung und vergleichsweise kleinen Bildsensoren führt dazu, dass die Abbildungsqualität bei Superzoomkameras geringer ist als bei DSLRs und Systemkameras. Die im Vergleich zu speziellen Teleobjektiven aus dem Profibereich recht einfach gebauten Objektive der Superzoomkameras bieten weniger Detailschärfe, vor allem am Rand des Abbildungsfeldes, da die Linsen nicht so gut sind. Auf den Sensoren stehen die Pixel sehr viel enger gedrängt als auf den sehr viel größeren Chips der DSLRs und Systemkameras. Wenn Sie die Empfindlichkeit erhöhen, indem Sie den ISO-Wert anheben, beeinflussen sich die Pixel deshalb gegenseitig stärker. Das führt zu sogenanntem Rauschen: Es entstehen durch elektrische Ströme Artefakte im Bild, Punkte unterschiedlicher Helligkeit und Farbe, die nicht vom Motiv, sondern von den Störungen auf dem Sensor stammen.
Objektive
Folgende Objektive sollten im Fotogepäck eines Wildtierfotografen nicht fehlen:
- Ein Teleobjektiv von 300 mm Brennweite oder mehr. Säugetiere und Vögel haben meistens eine große Fluchtdistanz, das heißt Sie können sich dem Tier oft nur auf hundert Meter oder mehr nähern, ohne es zu verscheuchen. Verwenden Sie nun eine Normalbrennweite (Definition siehe Kasten), wird das Tier nur sehr klein abgebildet werden. Brennweiten von 300 mm und mehr vergrößern wie ein Fernglas. So können Sie aus größerem Abstand Porträtaufnahmen anfertigen, aber auch das Verhalten dokumentieren.
- Ein Makro-Objektiv mit 100 oder 180 mm Brennweite. Selbst kleine Tiere wie Spinnen, Schmetterlinge oder Libellen haben eine relativ große Fluchtdistanz, das heißt sie nehmen Reißaus, wenn Sie sich Ihnen auf weniger als ein paar Meter nähern. Mit einem Makroobjektiv mit 100 oder 180 mm Brennweite können Sie schon aus größerer Entfernung formatfüllende Aufnahmen von kleinen Tieren machen, da die Objektive zwischen 2- und 3,6‑fach vergrößern und dennoch einen Abbildungsmaßstab von 1:1 erlauben – im Unterschied zu Standard-Teleobjektiven deren kürzest möglicher Fokussierabstand nicht ausreicht, um ein Objekt in Originalgröße auf den Chip zu bannen.
- Ein Weitwinkelobjektiv mit 24 oder 27 mm Brennweite. Weitwinkelobjektive können einen sehr großen Blickwinkel darstellen. So können Sie Tiere in Ihrer natürlichen Umgebung aufnehmen und die Landschaft in die Bildgestaltung einbeziehen.
Stativ
Wenn Sie mit einer schweren DSLR und einem großen Teleobjektiv unterwegs sind, werden Sie ein Stativ schnell zu schätzen wissen, welches Sie vom schweren Gewicht entlastet. Folgende Stative und Stativzubehör sind für die Wildtierfotografie geeignet:
- Dreibeinstativ: Ein Dreibeinstativ besteht, wie der Name schon andeutet, aus drei Beinen, die oben mit Gelenken an einer Platte befestigt sind. Über die Gelenke lassen sich die Beine ausklappen. Die allermeisten Stativbeine bestehen aus mehreren Segmenten, die sich ineinander schieben lassen. So können Sie das Stativ für den Transport kompakt zusammenlegen. Wie ein dreibeiniger Hocker kann ein Dreibeinstativ nicht wackeln, es steht also immer stabil.
- Einbeinstativ: Im Unterschied zum Dreibeinstativ besteht das Einbeinstativ nur aus einem ebenfalls meist zusammenschiebbaren Rohr. Das Einbein kann im Unterschied zum Dreibein nicht alleine stehen. Dafür ist es schneller aufgebaut und flexibler einsetzbar, während beim Dreibeinstativ drei Beine auszuziehen und aufzuklappen sind. So können Sie beispielsweise schneller Ihre Position wechseln, um eine andere Perspektive zu bekommen oder weil Ihre Motive den Standort verändert haben.
Spezialzubehör für die Wildtierfotografie
Für die Tierfotografie gibt es eine Vielzahl von Spezialzubehör. Hier eine Auswahl:
- Für die Ansitzfotografie ist ein Tarnzelt nützlich. Es ist in gedeckten Tönen gehalten und mit Blatt- oder Zweigmustern bedruckt. Mehrere Öffnungen erlauben es, das Objektiv nach außen zu führen. Leichter und flexibler einsetzbar sind Tarnumhänge und Tarnnetze, die ebenfalls einen gewissen Sichtschutz bieten. Sie sind allerdings nicht für die Fotografie von Tieren geeignet, die sensibel auf die kleinste Bewegung reagieren.
- Tarnhüllen und ‑überzüge für Objektive lassen die Umrisse der großen Teleobjektive verschwimmen. So wirken sie auf Tiere weniger bedrohlich. Die Hüllen sind meist aus Neopren gefertigt und schützen das Objektiv auch vor Kratzern oder anderen mechanischen Beschädigungen.
- Sehr beliebt bei Tierfotografen ist ein kleiner zweirädriger Bootswagen, der Eckla Beach-Rolly. Dank seiner großen gummibereiften Räder ermöglicht er den Transport schwerer Ausrüstung auch durch unwegsames Gelände. Am Zielpunkt kann er außerdem als bequeme Sitzgelegenheit dienen.
- Ein Blitz kann vor allem bei der Fotografie von Kleintieren, aber auch zum Aufhellen von Schatten nützlich sein. Im Makrobereich sind spezielle Makroblitze und Ringblitze empfehlenswert. Im Telebereich lässt sich die Reichweite eines herkömmlichen Aufsteckblitzes durch sogenannte Range Extender wie den „Better Beamer“ erheblich erweitern.
- Fernauslöser und Lichtschranken ermöglichen es Ihnen, Ihre Kamera aus größerer Entfernung oder vollautomatisch auszulösen. Manche Systeme bieten sogar eine App für Smartphone und Tablet, über die sich nicht nur die Kamera steuern, sondern auch deren Live-Bild übertragen lässt. So können Sie aus bis zu 30 Metern Entfernung genau in dem Moment auslösen, in dem das Tier vor Ihrer Kamera das gewünschte Verhalten zeigt.
Verschiedene Motive richtig in Szene setzen
Je nachdem, was Sie fotografieren wollen, lassen sich folgende Hinweise geben:
Wildtiere in Tierpark und Zoo
Zoologische Gärten und Tierparks sind geeignete Reviere für den Einstieg in die Wildtierfotografie. Nirgendwo sonst sind die Bedingungen so günstig und die Wahrscheinlichkeit so groß, die Tiere auch wirklich zu sehen und interessantes Verhalten zu dokumentieren.
Dennoch sollten Sie die Zoofotografie nicht unterschätzen. Auch wenn Sie Tiere im Gehege ablichten möchten, brauchen Sie unter Umständen viel Geduld und vor allem Wissen darüber, zu welcher Tageszeit Ihr Motiv aktiv ist und zu welcher Jahreszeit es interessantes Verhalten zeigt. Hinzu kommen noch die besonderen Herausforderungen der Tierparkfotografie: Meist sind Zäune, Mauern oder andere Gehege im Bild. Nutzen Sie deshalb auch im Zoo lange Brennweiten von 300 mm und mehr, um die Motive vom Hintergrund zu lösen. Das gelingt Ihnen, wenn Sie mit offener Blende (= möglichst kleiner Blendenzahl) fotografieren. Dann ist die Schärfentiefe gering und unschöne Elemente verschwimmen im Hin
Lichtstärke und Brennweite
Bei der Wildtierfotografie kommen häufig Teleobjektive zum Einsatz, die sich durch eine hohe Lichtstärke und durch lange Brennweite auszeichnen
Die Lichtstärke berechnet sich aus der Öffnungsweite des Objektivs, geteilt durch die Brennweite. Sie wird in Form eines Quotienten (zum Beispiel 1:2,8) angegeben. Je kleiner die hintere Zahl (der Nenner) ist, desto mehr Licht fällt durch das Objektiv. Dies bedeutet, dass man bei gleicher Lichtmenge mit kürzeren Belichtungszeiten fotografieren kann. Auch das Scharfstellen wird erleichtert, da sich der Autofokus mit dem Erkennen des Schärfebereiches umso leichter tut, je mehr Licht ihm zur Verfügung steht – ähnlich wie wir bei hellen Tageslicht auch Unterschiede besser erkennen können als in der Dämmerung.
Die Brennweite gibt den Vergrößerungsfaktor des Objektivs an. Eine Brennweite von 50 mm liefert bei einer Sensorgröße von 24 x 36 mm, dem sogenannten Kleinbild- oder Vollformat, eine Vergrößerung von 1, das heißt ein Objekt wird genau so groß dargestellt, wie Sie es mit dem bloßen Auge wahrnehmen. Größere und „lange“ Brennweiten vergrößern die Abbildung, sie wirken wie ein Fernglas. Den Vergrößerungsfaktor erhalten Sie, indem Sie die Brennweite des Objektivs durch 50 teilen, da dieses Maß der Normalbrennweite entspricht. Ein 500-mm-Objektiv vergrößert also um den Faktor 10.
Große Säugetiere Afrikas
Die Savannen Ost- und Südafrikas sind Traumziele für die meisten Tierfotografen. Neben den „Big Five“ – Elefant, Nashorn, Löwe, Leopard und Kaffernbüffel –, die wahrscheinlich auf der Wunschliste jedes Afrika bereisenden Fotografen stehen, bieten eine Vielzahl anderer Säugetiere, Vögel und Reptilien unzählige Motive für die Wildtierfotografie. Vor allem die großen Parks in Südafrika wie der Krüger-Nationalpark lassen sich gut auf eigene Faust mit dem Mietwagen erkunden. Es gibt aber auch geführte Safaris in jeder Form und Preislage – von der einstündigen Tour zum Wasserloch bis zu mehrwöchigen Exkursionen.
Obwohl die Tiere Afrikas zum Teil enorme Größen erreichen, sind lange Brennweiten von 300 mm und mehr notwendig, um sie aus gebührendem Sicherheitsabstand formatfüllend auf den Chip zu bannen.
Die Lichtverhältnisse sind meist gut, so dass Sie nicht notwendigerweise zu einer großen, schweren und teuren Festbrennweite mit großer Anfangsöffnung greifen müssen, sondern die meisten Motivsituationen gut mit einem lichtschwächeren und leichteren Telezoom abdecken können. Denken Sie auch an ein Weitwinkelobjektiv, um die Tiere in ihren Lebensräumen zu dokumentieren.
Ein Objektivwechsel sollte allerdings nur in einer geschützten, möglichst staubarmen Umgebung erfolgen, etwa im Innern von Gebäuden oder im geschlossenen Fahrzeug. Noch besser ist es, wenn Sie mit zwei Kameragehäusen fotografieren und jeweils Tele- beziehungsweise Weitwinkelobjektiv fest auf einer Kamera belassen. Eine Zweitkamera hat außerdem den Vorteil, dass Sie beim Ausfall eines Gehäuses weiter fotografieren können. Ein solcher Ausfall ist angesichts der Belastung durch Hitze, Staub und den Erschütterungen auf den holprigen Pisten nicht ausgeschlossen.
Fliegende Tiere
Die Ablichtung fliegender Vögel, Insekten oder Säugetiere ist die Königsdisziplin in der Wildtierfotografie. Sie erfordert ein besonders hohes Maß an Kamerabeherrschung, Reaktionsschnelligkeit und Erfahrung. Auch die Technik kommt hier an ihre Grenzen und es zeigt sich schnell, ob das Autofokussystem der Kamera und die Scharfstelleinrichtung des Objektivs der Herausforderung gewachsen sind.
Für durchgängig scharfe Bilder sind extrem kurze Belichtungszeiten von 1/2000 s und weniger erforderlich. Allerdings wirken Flugaufnahmen oft dynamischer, wenn Teile des Tieres, beispielsweise die Flügelspitzen in Bewegungsunschärfe verschwimmen. Das Auge des Tieres sollte jedoch immer scharf abgebildet sein, sonst wird das ganze Bild als unscharf wahrgenommen. Eine Ausnahme bilden Aufnahmen, die eher ins Künstlerische, Abstrakte gehen und das fliegende Tier als Bewegungsspur nachzeichnen.
Je nach Größe, Schnelligkeit des Flugs und Flügelschlagfrequenz sind für dynamische Flugfotos Belichtungszeiten zwischen 1/60 s und 1/500 s geeignet. Probieren Sie viel aus und rechnen Sie mit 90 Prozent Ausschuss – aber ziehen Sie die Kamera immer in Bewegungsrichtung des Tieres mit. Das erhöht die Chancen, Kopf und Rumpf scharf abzubilden, während die Flügel in Bewegungsunschärfe verschwimmen.
Fazit: Wildtierfotografie ermöglicht intensive Naturerlebnisse
Wilde Tiere in freier Wildbahn oder Tierparks zu fotografieren gehört zu den spannendsten, aber auch anspruchsvollsten Aufgaben, die Sie sich als Fotograf stellen können. Mit der richtigen Vorbereitung und der passenden Ausrüstung sind Ihnen dabei nicht nur unvergessliche Erlebnisse, sondern auch Begeisterung weckende Aufnahmen sicher. Zuallererst sollten Sie Ihre Kamera, aber auch Ihr Wunschmotiv genau kennen. Nur wenn Sie Ihre Ausrüstung im Schlaf beherrschen, werden Sie, auch wenn es hektisch wird, genau zum richtigen Zeitpunkt auf den Auslöser drücken. Um Tiere zu finden und Verhalten dokumentierten zu können, benötigen Sie Kenntnisse über Vorkommen und Biologie der jeweiligen Tierart.
Das gebräuchlichste Werkzeug für die Wildtierfotografie ist nach wie vor die digitale Spiegelreflexkamera. Sie punktet mit Robustheit und schnellem Autofokus, ist allerdings auch schwer und teuer. Wenn es Ihnen nicht schnelle Action-Fotos und das letzte Quäntchen Schärfe ankommt, sind auch spiegellose Systemkameras, Digitalkameras und Superzoom-Kameras für die Wildtierfotografie geeignet.
Was die Optik angeht, sind Teleobjektive mit Brennweiten ab 300 mm bei der Wildtierfotografie erste Wahl. In der Fototasche sollte aber auch ein Makro- und ein Weitwinkelobjektiv nicht fehlen, um kleinste Lebewesen und den Lebensräume dokumentieren zu können.
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