Der Markt für Virtual-Reality-Brillen wächst. Kein Wunder, denn die Gadgets bieten die Möglichkeit, fremde Welten virtuell zu erleben, eröffnen aber auch im Gaming-Bereich ganz neue Möglichkeiten. So nimmt die VR-Technik langsam, aber stetig an Fahrt auf. Doch bei den Gadgets gibt es deutliche Unterschiede, was Technik, Bedienung und Nutzungsmöglichkeiten angeht: VR-Brille ist nicht gleich VR-Brille. UPDATED erklärt, welche Modelle angesagt sind und welche Brillen noch mit Spannung erwartet werden.
Grob können VR-Brillen in drei Kategorien unterteilt werden.
- Kabelgebundene Headsets: Sie werden über ein Kabel mit einem PC oder einer Spielkonsole verbunden. Weil Modelle wie die PlayStation VR von Sony beim Gaming zum Einsatz kommen, haben sie in der Regel eine hohe Bildwiederholrate und Auflösung, um eine flüssige Darstellung von Premium-Spielen zu garantieren. So sollen die leistungsstarken VR-Headsets dafür sorgen, dass die Gamer vollends in die virtuelle Realität abtauchen können. Die Ausstattung und der Funktionsumfang haben ihren Preis: Kabelgebundene High-End-Brillen kosten meist um die 500 Euro oder mehr.
- Kabellose Headsets: Bei diesen Modellen ist die Technik komplett in den VR-Brillen verbaut, weshalb sie auch Stand-alone-Headsets genannt werden. Ein Beispiel dafür ist die Oculus Quest. Eine Verbindung mit anderen Geräten ist in der Regel nicht notwendig. Das bedeutet allerdings auch, dass diese Gadgets nicht auf die starke Hardware von Gaming-PCs und Spielkonsolen zugreifen können. Dennoch sind viele Apps, Spiele und VR-Erlebnisse für die kabellosen Headsets auf dem Markt, die Spaß machen. Sie sind grafisch nicht ganz so aufwendig wie die Games für kabelgebundene Headsets, dafür sind die kabellosen VR-Brillen aber auch ein ganzes Stück günstiger.
- Mobile Headsets: Sie werden ganz einfach mit Smartphones gekoppelt. Die Voraussetzung dabei: Das Smartphone sollte über eine möglichst aktuelle Hardware verfügen. Denn es trägt die Leistung und stellt das Display – die VR-Brille macht das Bild lediglich in 3D sichtbar.
Im Frühjahr 2019 hat die Facebook-Tochter Oculus VR zwei neue VR-Brillen auf den Markt gebracht. Die kabelgebundene Oculus Rift S und das Stand-alone-Headset Oculus Quest treten quasi die Nachfolge der Oculus Rift und der Oculus Go an.
Die VR-Brille Oculus Rift S bringt mit 1.280 x 1.440 Pixel (vorher: 1.080 x 1.200 Pixel) eine höhere Bildauflösung als der Vorgänger Oculus Rift mit, taktet dafür aber nur noch mit 80 statt mit 90 Hertz. Die OLED-Displays wurden außerdem durch LCD-Panels ersetzt.
Eine weitere große Neuerung: Inside-out-Tracking löst das Tracking mit externen Kameras ab. Nun müssen keine Tracker mehr im Raum platziert werden. Dies übernehmen stattdessen fünf am Headset verbaute Kameras. Das hat außerdem den Vorteil, dass die Oculus Rift S nur noch mit zwei Anschlüssen – DisplayPort und USB 3.0 – verkabelt werden muss. Der Preis liegt bei rund 445 Euro und ist im Vergleich zum Vorgänger Oculus Rift nicht gestiegen.
Oculus bewirbt seine neue autarke VR-Brille stolz als sein erstes “All-in-One-Gaming-Set”. Das bedeutet: Auch wenn du keine leistungsstarken PCs oder Konsolen besitzt, kannst du mit der Oculus Quest vollwertige Games spielen.
Mit dem Vorgängermodell Oculus Go waren im Vergleich dazu nur einfach Spiele möglich, was der unterschiedlichen Hardware geschuldet ist. In der Oculus Quest werkelt ein Snapdragon 835 als Prozessor, in der Go dagegen ein Snapdragon 821. Die Auflösung hat sich von 1.280 x 1.440 Pixel (LCD-Panels) auf 1.600 x 1.440 Pixel (OLED-Displays) verbessert. Außerdem ist der Speicherplatz von 32 GB auf 64 GB oder wahlweise 128 GB gewachsen.
Größtes Novum ist aber das 6DoF-Tracking, das im Vergleich zum 3DoF-Tracking bei der VR-Brille Oculus Go deutliche Vorteile bringt. Bei Letzterem sind nur Bewegungen auf einer Ebene, etwa Kopfdrehungen, möglich. 6DoF-Tracking dagegen lässt auch Bewegungen in den Raum hinein zu. So kann der Spieler jetzt den Kopf nach vorne neigen, um zum Beispiel in eine Kiste zu schauen.
Wie die Oculus Rift S setzt die Oculus Quest auf Inside-out-Tracking mit vier am Headset montierten Kameras. Die sollen zusammen mit den zwei 6DoF-Controllern ein hochwertiges Tracking ermöglichen. Und auch wenn die Grafik der Spiele nicht ganz mit den PC- und PlayStation-Titeln mithalten kann, sorgt die Oculus Quest doch für großen Gaming-Spaß. Preislich kostet sie mit rund 449 Euro (64 GB) beziehungsweise 539 Euro (128 GB) etwa das Doppelte des Vorgängers Oculus Go.
Die kabelgebundene Vive Cosmos von HTC ist der Nachfolger der ersten HTC Vive von 2016. Die VR-Brille richtet sich in erster Linie an passionierte Gamer.
Zu den großen Fortschritten im Vergleich zur originalen Vive-VR-Brille zählen die höhere Display-Auflösung (1.440 x 1.700 Pixel, LCD-Panels statt 1.080 x 1.200 Pixel, OLED-Bildschirme), ein verminderter Fliegengittereffekt, also der schwarze Abstand zwischen den einzelnen Bildpunkten, und die verbesserte Ergonomie (integrierter Lüfter, abnehmbare Stirn- und Hinterkopfpolster, Anpassung der Brille an den Kopfdurchmesser). Die Bildwiederholrate von 90 Hertz ist dagegen gleich geblieben. Ebenfalls erwähnenswert: der Surround-Sound dank der integrierten On-Ear-Kopfhörer.
Auch die HTC Vive Cosmos setzt auf Inside-out-Tracking mit sechs integrierten Kameras. Zuvor hatte HTC bei der Original-Vive mit dem sogenannten Lighthouse-System Basisstationen verwendet, die im Raum verteilt werden mussten, um die Position des Spielers zu bestimmen. Mit einem Preis von rund 820 Euro zählt die HTC Vice Cosmos zu den High-End-VR-Brillen.
Ein klares Display und ein überdurchschnittlich weites Sichtfenster, das bis zu 130 Grad erreicht – diese Kriterien machen die Valve Index, deren Verkauf im Sommer 2019 begonnen hat, zu einer idealen Gaming-Brille.
Auch bei der Auflösung und Aktualisierungsrate erzielt das kabelgebundene Headset mit 1.440 x 1.600 Pixel und 90 Hertz ein gutes Ergebnis. Valve setzt dabei auf ein LCD-Panel, um durch Subpixel eine schärfere Darstellung zu erreichen. Zudem sorgen weiche und komfortable Polsterungen und hochwertige Off-Ear-Kopfhörer für Tragekomfort.
Neben dem Headset sind auch zwei sogenannten Knuckles-Controller im Lieferumfang enthalten. Sie werden mit einem Band an den Händen befestigt und ermöglichen das Erkennen einzelner Finger.
Zwei Basisstationen für externes Tracking vervollständigen das komplette Kit für die Valve Index. Das Lighthouse-System, das auch für HTC Vive lizenziert wurde, sieht vor, dass die Stationen hoch an der Wand montiert werden, um den User richtig zu tracken. Im Gegensatz zu Oculus und zur HTC Vive Comos setzt Valve bei seiner VR-Brille also nicht auf Inside-out-Tracking. Preislich liegt das Headset im oberen Bereich und kostet mit allem Drum und Dran etwas mehr als 1.000 Euro.
Kommt sie nun oder kommt sie nicht? Schon seit geraumer Zeit halten sich die Gerüchte, dass Apple an einer eigenen VR-Brille arbeitet. Dann wieder heißt es, die Entwicklung wurde eingestellt. Zuletzt waren sich Analysten aber sicher, dass die Daten-Brille auf den Markt kommen wird. Allerdings wohl nicht in der nahen Zukunft.
Wahrscheinlicher ist es, dass Apples VR-Brille im Jahr 2021 oder 2022 erscheint. Die lange Entwicklungszeit könnte sich lohnen: Das Headset soll dann nicht nur Virtual, sondern auch Augmented Reality unterstützen – möglich machen dies externe Kameras, die die Umgebung des Benutzers abbilden. Auch ein neues 3D-Sensor-System kommt möglicherweise zum Einsatz. Berichten zufolge kann es als Weiterentwicklung der Face-ID-Gesichtserkennung verstanden werden.
In die Apple-Brille selbst soll ein hochauflösendes Display integriert sein, um Informationen und die virtuelle Welt abzubilden. Das Headset wird angeblich so konzipiert sein, dass die User es für Gaming, Videos und virtuelle Meetings nutzen können.
Nicht nur Apple macht es spannend. VR-Fans sind auch neugierig, wann Sony eine neue Version der PlayStation VR herausbringen wird. Das aktuelle Headset ist seit 2016 auf dem Markt. Gamer können die VR-Brille mit der PlayStation 4 verbinden und so noch tiefer in die Welt des Spiels eintauchen.
Ende 2020 soll die PlayStation 5 erscheinen. Zum Marktstart wird es vermutlich noch keine neue PlayStation VR geben. Immerhin bringt die neue Spielkonsole höchstwahrscheinlich aber eine Abwärtskompatibilität mit. So kann die alte PlayStation VR auch mit der neuen PS5 genutzt werden.
Wenn die zweite Generation des Headsets später erscheint, wird sie vermutlich weniger Kabel als der Vorgänger enthalten – oder womöglich sogar komplett ohne auskommen. Insgesamt soll die Brille auch leichter werden und unter anderem dadurch für mehr Tragekomfort sorgen.
Wahrscheinlich ist auch, dass Augentracking zum Einsatz kommt: Beim sogenannten Foveated Rendering wird der Bereich des Bildes, den der Spieler genau im Blick hat, in höchster Detailstufe dargestellt, während für das Geschehen am Rand weniger Ressourcen aufgewendet werden.
Gerüchten zufolge könnte außerdem ein Transparent-Modus mit an Bord sein, der das Headset durchsichtig erscheinen lässt.
Nach einem schleppenden Start wächst das Interesse der Öffentlichkeit an VR-Brillen langsam. Das liegt unter anderem daran, dass die Leistung der Headsets immer besser wird. Viele spannende Modelle sind schon erschienen, viele werden noch folgen.
Sowohl für Gamer und Virtual-Reality-Fans als auch für VR-Anfänger lohnt es sich, den Markt im Auge zu behalten. Für die einen, weil immer wieder neue Techniken und Features in den Brillen verbaut werden, für die anderen, weil etwas ältere Einsteigermodelle durchaus zu günstigen Preisen erhältlich sind.
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