Gerade ist die Sonne untergegangen und die Dämmerung taucht die Landschaft in ein märchenhaftes Blau. Sie würden die Szenerie zu gerne im Bild festhalten, doch leider ist das Licht schon zu schwach, um aus der Hand zu fotografieren – Alle Bilder die Sie machen sind verwackelt oder unscharf. Fotografieren in der Dämmerung ist nur eine der vielen fotografischen Situationen, in denen ein Kamerastativ unentbehrlich ist. Wie Sie mit einem Stativ Motive passend einfangen, erfahren Sie hier bei UPDATED.
- Diese Vorteile bringt Ihnen ein Stativ
- So machen Sie mit einem Stativ bessere Fotos
- Tipps für Langzeifotografie
- Welches Zubehör kann mit einem Stativ kombiniert werden
Diese Vorteile bringt Ihnen ein Stativ
Sie haben ein Stativ, doch sie wissen nicht, wie Sie es passend einsetzten? Zwar mögen Fotojournalisten auch ohne eins auskommen – für viele andere Fotografen bringt ein Stativ in gewissen Fällen einen Gewinn an Bildqualität. Auch wenn das Tragen eines schweren Dreibeins zunächst lästig erscheinen mag, sind folgende fotografische Situationen mit dem Stativ leichter zu bewältigen:
- Ein Stativ macht Sie unabhängig von den herrschenden Lichtverhältnissen. Für unverwackelte Aufnahmen aus der Hand benötigen Sie in der Regel eine Belichtungszeit von 1/Brennweite des Objektivs in Sekunden oder kürzer. Wenn Sie beispielsweise mit einem 50-mm-Objektiv fotografieren, benötigen Sie also mindestens eine Belichtungszeit von 1/50 Sekunde, um eine unverwackelte Aufnahme erzielen zu können.
- Auch eine Bildstabilisierung in der Kamera oder im Objektiv kann hilfreich sein, damit unwillkürlichen Bewegungen der Hand kompensiert werden. Allerdings sind auch mit solchen Hilfsmitteln unverwackelte Aufnahmen mit Belichtungszeiten länger als 1/10 Sekunde kaum möglich.
- Oft benötigen Sie sogar eine deutlich kürzere Aufnahmezeit als es die vorher genannte Brennweitenregel (1/Brennweite des Objektivs) vorgibt. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Ihre Kamera einen sehr hoch auflösenden Sensor mit 30 oder mehr Megapixeln enthält. Ein solcher Chip kann auch noch die feinsten Details darstellen, dies aber nur bei optimalen Aufnahmenbedingungen. Kleinste Erschütterungen, führen dazu, dass Sie die Qualität nicht vollständig ausreizen können.Wie Sie die richtige Belichtungszeit finden, erfahren Sie in unserem Ratgeber „Belichtungszeit richtig einstellen – so wird’s perfekt“.
So machen Sie mit einem Stativ bessere Fotos
Ein Stativ allein macht noch keine besseren Bilder, aber es erhöht die Chancen auf befriedigendere Foto-Ergebnisse. Welche Möglichkeiten sich durch die Verwendung eines Stativs ergeben, haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst:
- Wenn Sie ein Stativ verwenden können Sie Ihre Bilder sorgfältiger komponieren. Dadurch, dass Sie die darauf montierte Kamera langsam schwenken können, haben sie die Möglichkeit die Wirkung der Perspektivveränderung auf die Bildaussage zu bewerten und sich um technische Dinge wie Belichtungszeit, Blende oder ISO-Zahl zu kümmern, ohne dass Ihnen der passende Bildausschnitt verloren geht.
- Schiefe Horizonte gehören der Vergangenheit an, wenn Sie mit einem Stativ fotografieren, da Sie die Kamera ganz genau ausrichten können. Viele Stative bieten dazu eine kleine integrierte Wasserwaage. Verstellen Sie dazu die Beine so lange, bis sich die Libelle (der kleine Lufteinschluss in der Wasserwaagenflüssigkeit) exakt in der Mitte der Wasserwaage befindet. Meist ist der Bereich durch einen Kreis gekennzeichnet. Einige Kameras bieten auch eine integrierte Wasserwaage.
Was Sie sonst noch bei der Landschaftsfotografie beachten sollten, erfahren Sie in unserem Ratgeber „Landschaften fotografieren – Tipps für Ihre Bilder“.
- Durch ein Stativ werden sind Sie unabhängiger von der Belichtungszeit. Dadurch sind Sie in der Lage, mit kleineren Blenden zu fotografieren und damit mehr Schärfentiefe in Ihre Bilder zu bringen.
- Dadurch dass Sie mit einem Stativ vermutlich selektiver fotografieren und mehr Zeit in die Konzeption des Bildes legen, haben Sie im Nachgang weniger Arbeit bei der Auswahl und Nachbearbeitung.
- Haben Sie sich schon einmal für Nachtbilder begeistert, in denen vorbeifahrende Autos nur als Lichtspur zu erkennen sind? Für solche Aufnahmen benötigen Sie sehr lange Belichtungszeiten von mehreren Sekunden oder gar Minuten. Solche Langzeitbelichtungen sind ohne Stativ nicht möglich.
Details dazu erfahren Sie in unserem Ratgeber „Foto-Effekte mit Langzeitbelichtung“.
- Entdecken Sie neue Perspektiven. Sehr große Stative ermöglichen Ihnen Aufnahmen aus zwei Metern Höhe und mehr. Umgekehrt bieten Ihnen Stative, die bodennahes Arbeiten erlauben, die Möglichkeit, aus der Froschperspektive zu fotografieren, ohne die Kamera auf den Boden zu legen und sie damit Schmutz oder Feuchtigkeit auszusetzen.
- Sie schonen Ihren Rücken. Diese Aussage mag Ihnen zunächst widersprüchlich erscheinen, da ein Stativ meist einiges an Gewicht mitbringt. In der Hand und am Auge gehalten, ermüden die mehrere Kilogramm schweren Objektive Arme, Schultern und Rücken sehr schnell. Mit dem richtigen Stativ lassen sie sich dagegen fast schwerelos bewegen, ohne dass das gesamte Gewicht ständig auf dem Rücken des Fotografen bzw. der Fotografin lastet.
Der Einsatz eines Stativs allein ist aber noch kein Garant für hundertprozentig scharfe Bilder. Diese Tipps helfen, um Unschärfen in Ihren Aufnahmen zu vermeiden:
- Falls Ihr Stativ über eine Mittelsäule verfügt: Belassen Sie diese nach Möglichkeit in der Grundstellung. Eine ausgezogene Mittelsäule ist anfällig gegen Schwingungen und reduziert die Stabilität des gesamten Stativsystems.
- Lösen Sie nicht über den Auslöser aus. Beim Druck auf den Auslöseknopf übertragen Sie einen Bewegungsimpuls auf die Kamera, der sich negativ auf die Bildschärfe auswirken kann. Verwenden Sie stattdessen einen Fernauslöser. Viele Kameras verfügen auch über eine Selbstauslösefunktion mit nur einer oder zwei Sekunden Vorlauf. Verwenden Sie diese, falls Sie keinen Fernauslöser zur Hand haben.
- Bei Spiegelreflexkameras versetzt auch die Bewegung des Spiegels die Kamera in Schwingung, wenn er vor der Aufnahme hochklappt. Das hat vor allem bei Verschlusszeiten zwischen 1/10 und 1 Sekunde einen negativen Effekt auf die Bildqualität. Verwenden Sie deshalb für solche Aufnahmen am besten die Spiegelvorauslösung. Dabei wird der Spiegel zunächst hochgeklappt, ohne dass ein Bild gemacht wird. Erst wenn sich die Kamera wieder in Ruhe befindet, löst der Verschluss aus. Falls Ihre Kamera nicht über eine Spiegelvorauslösung verfügt, genügt es auch, vor dem Auslösen das Live-Bild einzuschalten, da dabei der Spiegel ebenfalls schon vor der Aufnahme hochgeklappt wird.
Machen Sie Ihr Stativ so schwer wie möglich. Gerade leichte Carbon-Stative bringen sehr wenig Masse mit und beginnen deshalb bei starkem Wind zu schwingen. Beschweren Sie deshalb in solchen Situationen das Stativ, indem Sie zum Beispiel die Fototasche daran hängen oder auch ein Einkaufsnetz mit Steinen füllen und es am Stativ befestigen. Manche Modelle bieten dafür extra einen Haken unten an der Mittelsäule, der das Anbringen von Beschwerungsmaterial erleichtert.
Tipps für Langzeitfotografie
Mit einem Stativ eröffnet sich das weite Feld der Langzeitfotografie, bei der sie ganz neue Motive einfangen können. Im Folgenden haben wir zwei Tipps für Sie zusammengefasst, wie sie Langzeitfotografie kreativ nutzen können:
- Menschen „verschwinden“ lassen: Sie möchten ein Gebäude fotografieren, aber ständig gehen Passanten vorbei und stören das Bild? Dann lassen Sie die Menschen doch einfach „verschwinden“, indem Sie mehrere Minuten lang belichten.
Im Verhältnis zur gesamten Belichtungszeit sind die Vorbeigehenden nur sehr kurz im Bild und hinterlassen deshalb keine Informationen auf dem Sensor. Personen, die sich länger im Bild aufhalten, erzeugen interessante Bewegungsspuren, die Ihr Foto des womöglich schon hunderttausend Mal fotografierten Gebäudes aus der Masse hervorheben.
Am besten gelingen solche Fotos an einem trüben Tag und mithilfe eines sehr starken Graufilters, der 90 Prozent oder mehr des vorhandenen Lichts schluckt. Hilfreich ist es außerdem, wenn Ihre Kamera sehr niedrige ISO-Werte von 100 oder weniger unterstützt. Auf jeden Fall sollten Sie die ISO-Zahl auf den kleinstmöglichen Wert einstellen. - Die Nacht zum Tag machen. Bei der Nachtfotografie wird meistens stark unterbelichtet, um den nächtlichen Charakter der Szene zu erhalten. Belichten Sie doch zur Abwechslung nachts einmal korrekt oder sogar mit ein bis zwei Blenden Überbelichtung. Ihre Bilder sehen dann auf den ersten Blick wie ganz normal bei Tag erstellte Aufnahmen aus, bekommen aber durch die nächtliche Atmosphäre eine märchenhafte Anmutung. Solche Bilder gelingen, wenn der Mond am Himmel steht und keine künstliche Lichtquellen im Bild zu sehen sind, die sonst sehr stark überstrahlen würden.
Detaillierte Tipps zum Thema Nachtfotografie finden Sie in unserem Ratgeber „Sternenhimmel: So fotografieren Sie nachts“
Welches Zubehör kann mit einem Stativ kombiniert werden?
Ein Stativ ermöglicht Ihnen ganz anders Fotos zu machen, als es von Hand möglich wäre. Dadurch könnten Sie bestimmtes Zubehör in Betracht zu ziehen, das bei bestimmten Motiven zusätzlich unterstützt:
- Fernauslöser: Um möglichst verwacklungsfrei fotografieren zu können, ist ein Fernauslöser ideal. Kabelgebundene Varianten sind preiswert und kommen ohne Batterie aus. Komfortabler sind drahtlose Fernauslöser, mit denen Sie sich auch weiter von der Kamera entfernen können als mit drahtgebundenen Varianten.
Achten Sie auf jeden Fall darauf, dass der Fernauslöser eine Feststelltaste hat, damit bei Belichtungszeiten von mehreren Minuten oder gar Stunden nicht die ganze Zeit der Fernauslöseknopf zu drücken ist. Noch einfacher ist es natürlich, wenn der Fernauslöser über einen Timer verfügt und die Belichtung automatisch nach der eingestellten Zeit beendet. - Graufilter: Um Bewegungsunschärfe zum Beispiel bei fließendem Wasser oder bei Wolken bewusst einsetzen zu können, benötigen Sie lange Belichtungszeiten. Oft ist es aber zu hell, um selbst bei niedrigen ISO-Werten lange belichten zu können. Graufilter reduzieren die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt, und erlauben so selbst am helllichten Tag Belichtungszeiten im Sekundenbereich. Gute Dienste leistet auch ein variabel einstellbarer Graufilter. Er besteht aus zwei gegeneinander verdrehbaren Polfiltern, die je nach Stellung zueinander mehr oder weniger Licht schlucken.
- Schnellwechselplatten: Meist wird Ihr Stativ mit einer Schnellwechselplatte geliefert, die Sie direkt mit der beiliegenden Schraube an der Kamera befestigen können. So können Sie die Kamera einfach in die Stativhalterung einschieben, statt sie vor und nach jedem Einsatz auf- und wieder abzuschrauben. Falls Sie mehrere Kameras oder Objektive mit eigener Stativschelle verwenden, ist es ratsam, mehrere Schnellwechselplatten anzuschaffen und diese dauerhaft an den Kameras beziehungsweise Objektiven zu belassen.
Achten Sie darauf, dass die Platten zum Schnellwechselsystem Ihres Stativs respektive Stativkopfs passen. Am flexibelsten sind Sie, wenn Ihr Stativ das Arca-Swiss-Schnellwechselsystem unterstützt, da es am weitesten verbreitet ist.
Fazit: Mit einem Stativ machen Sie bessere Bilder
Ein Stativ macht natürlich noch keinen besseren Fotografen, aber es ist in vielen Bereichen der Fotografie ein unverzichtbares Werkzeug. Egal, ob es dämmert, Sie nachts fotografieren wollen oder einfach nur das Licht an einem trüben Tag für eine kurze Belichtungszeit nicht ausreicht: Ein Stativ macht Sie unabhängig von Lichtverhältnissen.
Ohne Kompromisse bei der Blendenwahl einzugehen oder die ISO-Zahl zu erhöhen, machen Sie vom Stativ aus scharfe, richtig belichtete und gut komponierte Fotos. Viele Bilder gelingen Ihnen überhaupt nur mithilfe eines Stativs, seien es Langzeitbelichtungen von Wasser oder Wolken, Aufnahmen von Sternbildern oder Zeitrafferserien.
Durch das vergleichsweise langsame Arbeiten mit dem Stativ entschleunigen Sie zudem Ihre Fotografie und lernen, genauer hinzusehen und auszuwählen.
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