Interessierst du dich für Smarthome-Technik, dann wirkt ein Blick auf den Markt schnell erschlagend. Es gibt so viele Systeme, die sich in der verwendeten Funktechnik unterscheiden und deshalb nicht zwingend miteinander kompatibel sind. Im Folgenden findest du deshalb einen Überblick über aktuelle Systeme, was diese leisten und welchen Standard sie nutzen.
Um als zusammenhängendes System funktionieren zu können, müssen die einzelnen Geräte deines Smart Homes miteinander kommunizieren. Das funktioniert nicht etwa nur über WLAN, sondern oft über spezielle Funkstandards für das Smart Home, etwa Zigbee, ZWave oder auch DECT ULE.
Im Bereich der Lichtautomation ist Zigbee besonders weit verbreitet. Der Standard baut ein Mesh-Netzwerk unter allen verbundenen Geräten auf und ermöglicht diesen so, sich sozusagen selbst zu verwalten. Macht einmal ein einzelnes Gerät im Netzwerk Probleme, wirkt sich das kaum auf das gesamte Smart Home aus, denn das System nutzt einfach einen anderen Pfad im etablierten Mesh-Netz.
ZWave eignet sich für sämtliche Bereiche des Smart Homes und holt auch Audio- und Videogeräte ins System. Zahlreiche Anbieter unterstützen den Funkstandard. Aktuell gehören rund 300 große Firmen zur sogenannten „ZWave Alliance“. Ähnlich wie Zigbee arbeitet ZWave mit einem Mesh-Netzwerk und setzt auf eine bidirektionale Kommunikation der einzelnen Geräte untereinander: Das empfangende Gerät sendet eine Bestätigung an den Sender, dass die Daten empfangen wurden. Das sorgt für eine zuverlässigere Übertragung.
DECT steht als Abkürzung für „Digital Enhanced Cordless Telecommunications“, der Funkstandard kommt in dieser grundlegenden Form seit Jahren etwa bei schnurlosen Telefonen zum Einsatz. ULE wiederum steht für „Ultra Low Energy“ und verdeutlicht, dass bei der Nutzung des DECT-ULE-Standards besonders wenig Energie verbraucht wird. Damit eignet sich diese Variante besonders für batteriebetriebene Smart-Home-Geräte. Dank seiner speziellen Funkwellenlänge von 1,9 Gigahertz kann DECT ULE außerdem gut Wände, Böden und Decken durchdringen.
Bluetooth dürfte den meisten Nutzern mindestens aus dem Bereich Smartphone bekannt sein, doch auch für das Smart Home ist der Funkstandard interessant. In der Version Bluetooth LE (Low Energy) verbraucht der Standard nur wenig Strom und eignet sich daher ähnlich gut für die Kommunikation von batteriebetriebenen Geräten wie DECT ULE. Der große Unterschied: Wände und andere feste Hindernisse schränken die Reichweite von Bluetooth deutlich ein.
Hinter der Abkürzung BidCoS steckt der „Bidirectional Communication Standard“. Entwickelt hat den die Firma eQ3, in erster Linie für das eigene Smarthome-System Homematic. Mittlerweile kommt der Funkstandard aber auch bei anderen Herstellern zum Einsatz. Die bidirektionale Kommunikation sorgt für mehr Stabilität, da jeder Empfänger das aufgenommene Funksignal auch bestätigt. BidCoS funkt auf einer Frequenz von 868 Megahertz.
Beim smarten Zuhause geht es um unterschiedlichste Geräte, die über die oben genannten Funkstandards miteinander kommunizieren. Hersteller dafür gibt es mittlerweile einige. Sie alle haben ihre Besonderheiten. So gibt es Unternehmen, die Lösungen zum einfachen Nachrüsten anbieten; es gibt aber auch Smarthome-Geräte, die sich fest ins Haus einbauen lassen. Solche Unterputz-Lösungen sind gerade für Neubauten und bei umfangreichen Renovierungen interessant. Hier findest du einige Systeme im Überblick:
Das Unternehmen Bosch ist groß ins Geschäft mit Smarthome-Geräten eingestiegen. Raumklima, Sicherheit, Rollladensteuerung und mehr ist hier intelligent steuerbar. Entsprechend einfach lässt sich das System auch erweitern. Dafür brauchst du stets den Bosch Smart Home Controller, der als Basis für das gesamte System dient. Die Geräte selbst sind zum einfachen Nachrüsten oder als Unterputz-Lösung erhältlich. Das Bosch Smart Home kommuniziert mit Amazon Alexa, Apple HomeKit und dem Google Assistant. Per MBUX lässt es sich außerdem direkt über das Infotainment-System in einem aktuellen Auto der Marke Mercedes-Benz steuern.
Apropos steuern: Dafür ist in erster Linie die eigene App von Bosch zuständig. Genauer gibt es davon sogar zwei: eine ist für das gesamte Smarthome zuständig, die andere zeigt das Bild von Außen- und Innenkameras des Unternehmens an.
Unterstützte Standards: BidCoS, Zigbee
Besonders umfangreich präsentiert sich das Smart-Home-System von Homematic. Nutzer benötigen die zentrale Steuereinheit CCU3, unterliegen abgesehen davon aber kaum Einschränkungen. Der Anbieter hält Optionen für quasi jeden Anwendungsfall von Sicherheit bis Wetter vor. Zusätzlich versteht sich das System unter anderem mit Amazon Alexa, dem Google Assistant und Conrad Connect.
Gesteuert werden Thermostat, Rollladen, Kamera, Lichtsystem und Co. mithilfe der PC-Anwendung, per „Homematic IP“-App oder Sprachbefehl. Zum Teil sind noch die Steuerungs-Apps der Drittanbieter nötig.
Unterstützte Standards: BidCoS
Bei Magenta SmartHome handelt es sich um das Smart-Home-System der Deutschen Telekom. Es basiert auf der Plattform Qivicon und ist mit diversen anderen Anbietern kompatibel. Die Home Base von Qivicon muss jedoch als zentrale Steuereinheit installiert werden.
Kompatible Geräte finden sich etwa im Bereich der intelligenten Heizungssteuerung sowie der Energiesteuerung und Überwachung. Durch verschiedene Fenster- und Türkontakte, Bewegungsmelder, Kameras und Sirenen ist das System auch im Sicherheitsbereich breit aufgestellt. Smarte Lichtlösungen sorgen für die passende Beleuchtung.
Kompatibel sind unter anderem Geräte von Homematic, Philips, Bosch, Gardena, IKEA, Miele, Netatmo, Sonos und Osram. Auch Nest und Amazon Echo verstehen sich mit dem Magenta SmartHome. Steuern lässt sich das System über die Weboberfläche, die „Magenta SmartHome“-App oder per Sprachbefehl über die intelligenten Google-Home- oder Amazon-Echo-Lautsprecher.
Unterstützte Standards: BidCoS, Zigbee, DECT ULE
AVM ist den meisten vor allem durch die Fritzbox-Router ein Begriff, die von vielen Internetanbietern standardmäßig zur Verfügung gestellt werden. Doch AVM bietet inzwischen auch verschiedene Produkte für das Smart Home an. Dazu gehören etwa programmierbare FritzDect-Steckdosen und das smarte FritzDect-Heizkörperthermostat. Alles, was du zur Steuerung benötigst, ist ein DECT-fähiger WLAN-Router, der als Home-Hub fungiert, und die „MyFritz!“-App. Automatische Abläufe lassen sich ebenfalls einrichten.
Erweiterbar ist das System mit verschiedenen DECT-fähigen Smart-Home-Geräten anderer Anbieter. So verstehen sich etwa die intelligenten Tür- und Fensterkontakte sowie Bewegungsmelder der Telekom mit dem AVM-Smart-Home-System. Hersteller Panasonic bietet beispielsweise einen passenden Wassermelder, Sirene und einen Glasbruchsensor. DoorBird steuert passende (Video-)Türsprechanlagen bei.
Unterstützte Standards: DECT ULE
Freunde von Apple und Apples HomeKit dürften auch an dem Smart-Home-System Elgato Eve Gefallen finden. Der Anbieter optimiert seine Geräte ausdrücklich für die Nutzung und Einbindung in den intelligenten Apple-Kosmos und bietet aktuell unter anderem Lösungen zur smarten Heizungssteuerung, Sicherheitsüberwachung und Beleuchtung. Auch den Garten kannst du mithilfe von Elgato Eve smart machen.
Zusätzlich ist das System mit weiteren HomeKit-fähigen Geräten kompatibel, etwa von Philips Hue, Nanoleaf, Honeywell und mehr.
Gesteuert wird das Elgato-Eve-Smart-Home ohne eigenes zentrales Steuergerät allein über die „Eve für HomeKit“-App, Apples „Home“-App oder per Sprachbefehl an Siri. Für die Steuerung von unterwegs wird der Apple TV oder HomePod zum Home-Hub-Ersatz. Zum Einrichten wird einfach der individuelle Code jedes Eve-Geräts mit der iPhone-Kamera abgescannt und so die Verbindung hergestellt.
Unterstützte Standards: WLAN
Im Normalfall benötigt jedes System eine eigene App, damit die Steuerung der einzelnen Geräte funktioniert. Allerdings haben sich die Technik-Riesen eigene Lösungen für dieses Problem überlegt. Über Hubs lassen sich Systeme zentral per App steuern. Das funktioniert, je nach Hub, mit einer Auswahl an Smarthome-Systemen. Hier findest du die wichtigsten Hubs:
Streng genommen handelt es sich bei Apples HomeKit nicht um ein Smart-Home-System im eigentlichen Sinne. Einen zentralen Hub gibt es nicht, ebenso wenig wie eigene Komponenten, etwa zur Heizungssteuerung oder Sicherheitsüberwachung. Aber: Über die „Home“-App und Sprachassistent Siri können zahlreiche HomeKit-kompatible Drittanbietergeräte gesteuert werden. Apples smarter HomePod-Lautsprecher dient hier als Kommunikationsmedium.
Unterstützte Standards: WLAN, Bluetooth
Ähnliches wie für Apples HomeKit galt früher für Google Home. Doch seitdem das Unternehmen endgültig mit Smart-Home-Anbieter Nest zusammengehört, darf sich auch das neue Google Nest offiziell zu den Smart-Home-Systemen zählen. Diverse Geräte von Überwachungskameras und intelligenten Thermostaten bis hin zu smarten Lautsprechern und Rauchmeldern sind verfügbar. Ein zentraler Hub ist dennoch nicht zwingend nötig, da die Steuerung grundsätzlich über die „Google Home“-App und den Google Assistant erfolgt. Besitzt du einen der Google-Home-Lautsprecher, lässt sich dein Smart Home zusätzlich per Sprachbefehl steuern.
Dank breiter Kompatibilität können viele Drittanbietergeräte in das Smart-Home-System von Google Nest integriert werden. Unter anderem versteht sich das System mit IKEA Home Smart, Nanoleaf, Philips Hue, iRobot, Sonos, Honeywell, Ring und Netatmo. Andere Smart-Home-Systeme wie Homematic IP, Magenta Smart Home sowie Samsungs SmartThings sind ebenfalls kompatibel.
Unterstützte Standards: WLAN, Bluetooth
Unter dem Label SmartThings bringt Samsung seit einiger Zeit intelligente Produkte vom Kühlschrank bis zum Smart-TV auf den Markt. Steuern lassen sich die Geräte über das SmartThings-Hub, Samsungs hauseigenen Sprachassistenten Bixby, Amazons Alexa, den Google Assistant oder per „SmartThings“-App.
Da zahlreiche Drittanbieter-Geräte eingebunden werden können, lässt sich das System umfangreich erweitern. Derzeit verstehen sich unter anderem Produkte von Philips Hue, Netgear, August, Ring und Honeywell mit dem SmartThings-System. Alle Geräte lassen sich in der App individuell zu Gruppen zusammenfügen oder einzeln steuern. Du kannst zudem eigene Zeitpläne erstellen und die Automation deines Smart Homes somit vollkommen individuell gestalten.
Unterstützte Standards: ZWave, Zigbee
Wie du siehst, gibt es unterschiedlichste Funkstandards, Systeme und Hubs im Smarthome. Da fällt es sicherlich nicht leicht, eine Entscheidung zu treffen. Wichtig ist, dass du dir Gedanken darüber machst, welche Anforderungen du an die Systeme hast. Frage dich daher: Wie umfangreich soll das System sein? Wie einfach soll es zu erweitern sein? Mit welchem Hub möchtest du es nutzen? Eine Hilfe beim Start kann unser Ratgeber „Smarthome: So stellst du dir dein Starter-Kit zusammen“ sein.
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