Das Orange der untergehenden Sonne dominiert das Bild, lässt Personen zu schwarzen Schatten werden, schluckt dabei jede Farbe, jedes Detail – und zaubert dafür etwas ganz Besonderes: Silhouetten. Wer diese mit der Kamera festhält, zaubert aus Licht und Schatten kein gewöhnliches Foto, sondern ein kleines Kunstwerk. Denn weil das Auge sich im Gegensatz zur Kamera nicht einstellen lässt, ist das Foto wesentlich beeindruckender als das, was wir sehen. Wie Sie die Kamera richtig einstellen und wie Sie beeindruckende Silhouetten-Fotos aufnehmen, zeigen wir Ihnen hier.
- So wird aus einer Silhouette das perfekte Foto-Motiv
- Mit den richtigen Kameraeinstellungen zum perfekten Gegenlichtfoto
So wird aus einer Silhouette das perfekte Foto-Motiv
Für schöne Fotos im Gegenlicht ist das richtige Motiv entscheidend. Denn wo normalerweise Details oder Farben ausschlaggebend sind, entscheidet hier nur die Silhouette einer Person. Das Motiv muss also allein durch seine Umrisse erkennbar sein. Und genau hier liegt die Schwierigkeit: Denn das menschliche Auge sieht nie nur die Silhouette, sondern auch alle möglichen Details. Schöne Silhouetten-Fotos von Menschen entstehen mit diesen Tricks:
- Übertreiben: Luftsprünge, in die Höhe gereckte Arme oder eine auffällige Körperhaltung sind der Schlüssel zu tollen Silhouetten-Fotos. Steht eine Person hingegen nur ganz normal da, verschwimmen Arme, Körper und auch Haare zu einem einzigen schwarzen Fleck und die Person sieht eher unvorteilhaft dick aus.
- Freistellen: Da bei den Schatten auch nicht zwischen Person und Umgebung unterschieden wird, verschmelzen auch hier die verschiedenen Umrisse ineinander. Das kann gewollt sein, etwa wenn aus Bäumen oder Felsformationen zusammen mit Personen surreale Fantasiegebilde werden sollen. Möchten Sie das hingegen nicht, ist es besser, das Hauptmotiv freizustellen. Es sollte dazu möglichst wenig Berührungspunkte mit anderen schwarzen Bereichen im Vordergrund haben. Dazu können Sie Ihr Modell entweder springen lassen, oder Sie sorgen als Fotograf dafür, dass der Horizont unterhalb der Person liegt. Dazu im nächsten Punkt mehr.
- Horizont nicht zu hoch setzen: Damit die Silhouette klar erkennbar ist, sollten Sie auch einen Blick auf den Horizont haben. Denn wenn dessen Linie auf dem Foto zu hoch liegt, verschwimmen die Personen wiederum mit dem Boden. Um das zu vermeiden, sollten Sie von unten nach oben fotografieren. Knien Sie sich dafür entweder auf den Boden oder platzieren Sie Ihre Motive auf einer Anhöhe, etwa einem Deich oder einem Steg.
- Auf Linien achten: Bei Silhouetten-Fotos sind Bildaufbau und Linienführung sehr wichtig. Denn durch die Reduzierung auf Licht und Schatten dominieren alle Linien, insbesondere der Horizont das Bild. Um hier für Harmonie zu sorgen, können Sie sich am klassischen Bildaufbau orientieren. Dieser sieht eine Zwei-Drittel-Regel vor. Das Bild wird dafür einfach mit zwei gedachten horizontalen und zwei vertikalen Linien in neun Vierecke aufgeteilt. Auf vielen Kameras lässt sich dieses Gitter auch einblenden. Platzieren Sie Ihr Motiv nun an einem der Schnittpunkte. Der Horizont sollte sich auf einer der beiden horizontalen Linien befinden. Bildfüllende Elemente, etwa Lampen oder große Gebäude, gehören auf eine der beiden Vertikalen.
Silhouetten-Fotos mit dem Smartphone
Hier können Sie kaum etwas selbst einstellen. Sie können aber festlegen, an welchem Punkt sich Ihre Handy-Kamera bei der Berechnung der richtigen Einstellungen orientieren soll. Für ein Silhouettenbild sollte dieser Punkt nicht auf dem Motiv, sondern auf der Lichtquelle liegen. Um das zu erreichen, tippen Sie auf das Display Ihres Smartphones, und zwar genau auf den hellsten Punkt. Nun können Sie bereits auf dem Bildschirm sehen, wie alle dunklen Stellen im Bild noch dunkler werden und sich Silhouetten bereits schön hervorheben.
Mit den richtigen Kameraeinstellungen zum perfekten Gegenlichtfoto
Mit einer Spiegelreflexkamera sind Sie Herr über alle Einstellungen. Vorausgesetzt, Sie stellen den manuellen Modus ein. Dazu drehen Sie das Modusrad auf M wie manuell. Die Einstellungen nehmen Sie dann wie folgt vor:
- Bildformat: Stellen Sie im Menü das RAW-Format ein. Die Bilder nehmen zwar mehr Speicherplatz weg, lassen sich aber später am Computer wesentlich besser nachbearbeiten. Dabei kommen Sie allerdings nicht um ein Bildbearbeitungsprogramm herum. Mehr zu diesem Thema haben wir in unserem Ratgeber “RAW-Bilder bearbeiten” für Sie zusammengefasst. Möchten Sie die Bilder ohne Nachbearbeitung verwenden, so stellen Sie im Menü das JPG-Format ein.
- Blende: Da Sie immer noch gegen die Sonne fotografieren, kommt in der Regel sehr viel Licht auf den Sensor. Damit das Bild nicht überbelichtet, sollten Sie die Blende möglichst weit schließen, um darüber den Lichteinfall zu minimieren. Ein weiterer Vorteil dieser Einstellung: Je weiter die Blende geschlossen ist, desto mehr vom Bild wird scharf. Da bei Gegenlichtbildern selbst ein Grashalm zur Silhouette wird, ist es für das Bild von Vorteil, ihn auch so scharf wie möglich abzubilden. Bei den meisten Kameras ist die Blende bei einer Einstellung von f/22 maximal geschlossen. Meist lässt sich die Blende im Menü oder über ein kleines Rädchen am Kameragehäuse regeln. Je weniger Licht Sie zur Verfügung haben, desto weiter müssen Sie die Blende jedoch wieder öffnen, damit verringert sich allerdings die Schärfe an den Bildrändern. Alternativ können Sie auch die Belichtungszeit verlängern. Dann brauchen Sie jedoch ein Stativ und Ihr Modell sollte sich für die Dauer der Belichtung nicht bewegen. Andernfalls verwackelt das Bild.
- Belichtung: Entscheidend ist, dass die Belichtungsmessung auf der hellsten Stelle im Hintergrund liegt. So stellen Sie sicher, dass die Kamera nicht versucht, die Person im Vordergrund hell auszuleuchten, denn das wollen Sie für ein Silhouetten-Foto gerade nicht. Hier können Sie sich aber auch von Ihrer Kamera die Arbeit abnehmen lassen. Stellen Sie dazu den Autofokus ein, in der Regel gibt es dafür einen Schalter am Objektiv, der auf AF oder A stehen muss. Zusätzlich stellen Sie die Spotmessung ein. In der Regel lässt sich dies über das Display oder Pfeiltasten am Kameragehäuse regeln. Werfen Sie hierzu einen Blick ins Handbuch Ihrer Kamera.
- ISO-Wert: Welchen Wert Sie hier einstellen, können Sie ebenfalls vom vorhandenen Licht abhängig machen. Grundsätzlich bedeutet ein niedriger Wert, also 100 oder 200, dass der Sensor auch nur wenig lichtempfindlich ist. Diese Einstellung ist perfekt für Bilder die tagsüber draußen gemacht werden. In der Dämmerung beziehungsweise kurz bevor die Sonne untergeht, sollten Sie den Wert auf 400 stellen, da Sie somit für etwas mehr Lichtempfindlichkeit sorgen. Wenn Sie im Dunkeln nur mit Kunstlicht ein Silhouettenbild machen wollen, hängt es von der Qualität Ihrer Kamera ab, wie hoch Sie den ISO-Wert stellen können. Denn grundsätzlich sorgt ein hoher Wert zwar dafür, dass der Sensor auch mit weniger Licht gute Bilder macht, viele Kameras produzieren ab ISO 800 aber ein sogenanntes Bildrauschen. Dann sind die schwarzen Teile im Bild mit kleinen bunten Punkten versetzt. In diesem Fall sollten Sie den Wert also lieber bei ISO 400 belassen und stattdessen die Blende weiter öffnen und die Belichtungszeit verlängern. Vergessen Sie dann das Stativ nicht. Mehr zum Thema Belichtungszeit erfahren Sie in unserem Ratgeber Belichtungszeit richtig einstellen – so wird’s perfekt.
Gegen die Sonne fotografieren ist ab jetzt kein Problem mehr
Silhouetten-Fotos machen Spaß: Vor der Kamera, weil dort alle möglichen Sprünge und extravaganten Posen ausprobiert werden können, und hinter der Kamera, weil durch das Drücken des Auslösers kleine Kunstwerke entstehen können. Denn für ein gutes Gegenlichtfoto braucht es nicht nur ein glückliches Händchen wie beim Schnappschuss. Wenn Sie sich vorher Gedanken über Ihr Motiv und die Kameraeinstellungen machen, werden Sie mit ganz besonderen Fotos belohnt. Da macht es auch nichts, wenn die Sonne beim Fotografieren manchmal ein wenig blendet.
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