Eigentlich wolltest du nur kurz den Schrank abrücken, um ordentlich sauberzumachen – da fällt dir diese schwarzgraue Verfärbung an der Wand auf, die sich nicht wegwischen lässt. Ein deutlicher Hinweis auf Schimmel in der Wohnung. Der sieht nicht nur unschön aus, sondern kann auch zu allergischen Reaktionen und gesundheitlichen Problemen führen. Schimmel greift sowohl die Bausubstanz als auch die Einrichtungsgegenstände an – was die Freude an der Mietwohnung deutlich mindern kann. Wir erläutern dir, wie in der Wohnung Schimmel entsteht und welche Gefahren er mit sich bringt.
Damit Schimmel entstehen und wachsen kann, müssen fünf Bedingungen erfüllt sein. Der Pilz braucht:
- organisches Material als Nahrung, zum Beispiel Tapeten, Staub oder Kunststoff,
- Sauerstoff,
- Temperaturen über zehn Grad Celsius,
- eine relative Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent oder mehr und
- fünf bis sechs Tage Zeit zum Aussporen.
Auf Tapeten, Luft zum Atmen und mollige Wärme möchte der Mensch besonders in seinen eigenen vier Wänden nicht verzichten. Um den Pilz zu bekämpfen, bleibt daher nur die Möglichkeit, die Luftfeuchtigkeit zu verringern. Wie hoch die relative Luftfeuchtigkeit ist, kannst du ganz einfach mit einem Hygrometer messen. Werte zwischen 40 und 50 Prozent sind optimal. Auch digitale Wetterstationen haben in der Regel einen Luftfeuchtemesser eingebaut.
Bevor du dich daranmachst, dem Schimmelbefall entgegenzuwirken, solltest du im ersten Schritt die Quelle für die feuchten Wände finden. Zwei Ursachen kommen in Frage:
- Mangelhaftes Heizen und falsches Lüften: Kochen, Waschen, Duschen – viele Haushaltsgeräte produzieren feuchte Luft und Wasserdampf. Dieser schlägt sich oft als Kondenswasser in den Wohnräumen und auf den Möbeln nieder, bevorzugt an kalten Flächen. Wird der hohen Luftfeuchtigkeit nicht durch richtiges Heizen (siehe unten) und richtiges Lüften entgegengewirkt, kann Schimmel entstehen. In den kalten Monaten funktioniert der Luftaustausch besser, da reichen fünf bis zehn Minuten. Im Sommer solltest du die Fenster für mindestens 20 Minuten geöffnet halten. Am effektivsten ist Querlüften. Dabei werden gegenüberliegende Fenster weit geöffnet. Beachte: Stoßlüften ist immer ratsamer, als die Fenster nur auf Kipp zu stellen. So oder so: Regelmäßiges Lüften ist Pflicht.
- Bauliche Mängel: Feuchtigkeit kann auch von außen in die Wohnräume eindringen. Prüfe, ob Risse im Mauerwerk, ein defektes Dach oder beschädigte Dachrinnen und Fallrohre die Ursache für den Schimmel sein können. Außerdem kann in einem Neubau oder nach einem Wasserschaden eine ungenügende Bautrocknung Ursache für Schimmelbefall sein. Nämlich dann, wenn die Feuchtigkeit, die während des Baus oder des Schadens in die Wohnung gelangt ist, nicht vollständig entweichen konnte. Hegst du den Verdacht, dass bauliche Mängel die Ursache für einen Schimmelbefall sein könnten, ziehe auf jeden Fall einen Fachmann oder eine Fachfrau zurate. Bist du als Mieter*in nicht schuld daran, dass an betroffener Stelle Schimmel entstanden ist, so wird der oder die Vermieter*in für die Konsequenzen haften müssen. Unternimmt er oder sie nichts gegen die dunklen Flecken und ihre Ursache, ist eine Mietminderung möglich. Konsultiere aber auf jeden Fall einen Profi, bevor du die Mietminderung oder gar die fristlose Kündigung geltend machst.
Dass beim Kochen und Duschen Feuchtigkeit entsteht, ist klar. Andere Feuchtigkeitsquellen sind weniger bekannt:
- Wäscheständer: Trockene Wäsche, feuchte Wohnung – wer nasse Wäsche in Innenräumen trocknet, erhöht die Luftfeuchtigkeit und damit auch das Schimmelrisiko. Besser ist es, wenn du deine Wäsche draußen, auf dem Dachboden oder im Keller trocknest.
- Aquarium: Ein Aquarium enthält Wasser. Wird es ohne Abdeckung betrieben, gelangt dieses langsam, aber sicher als Dampf in die Luft und erhöht die relative Luftfeuchte in der Wohnung.
- Blumenerde: Zu viel Wasser schadet nicht nur den Blumen, sondern auch dem Raumklima. Ist die Erde im Blumentopf zu nass, gelangt Feuchtigkeit in die Luft. Zusätzlich kann die Erde anfangen zu schimmeln!
- Schweiß: Ein durchschnittlicher Mensch schwitzt in einer Nacht rund einen Viertel-Liter Wasser aus. Insofern solltest du das Schlafzimmer am Morgen einmal gut lüften.
Die Energiekosten steigen Jahr für Jahr an – da entscheiden sich viele Menschen, die Räume nicht mehr so stark zu beheizen, um Geld zu sparen. Oder sie lassen die Wände ihrer Wohnung beziehungsweise ihres Hauses tagsüber, wenn sie arbeiten, komplett auskühlen. Das trägt jedoch dazu bei, dass sich der Schimmelbefall zu immer größeren Flächen ausbreiten kann. Denn wird ein Raum nur noch spärlich beheizt, schlägt sich auf den kalten Wänden unweigerlich die Feuchtigkeit nieder, die beim ganz normalen Wohnen entsteht.
Wer Schimmel draußen und die Energiekosten im Griff behalten will, sollte Folgendes beherzigen: Die Temperatur in Wohnräumen am besten bei 19, höchstens 21 Grad halten. Wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken, sollten die Heizkörper nicht tiefer als auf Stufe Zwei gedreht werden. Halte das Schlafzimmer oder selten genutzte Räume etwas kühler und schließe die Türen, sodass sich die wärmere und feuchtere Luft aus der übrigen Wohnung nicht an den kalten Wänden niederschlagen kann. Der Temperaturunterschied zwischen Räumen sollte wegen der Schimmelgefahr nicht größer als fünf Grad sein.
Aber auch ohne deutliche Baumängel gibt es in fast jeder Wohnung und jedem Haus Stellen, die besonders anfällig für Schimmel sind: sogenannte Wärmebrücken an den Außenwänden. Der Begriff bezeichnet all die Bereiche, die besonders luftdurchlässig sind und über die dadurch viel Wärme nach außen verloren geht. Da die Außenwand kälter ist als andere Wände des Raumes, schlägt sich Wasserdampf hier verstärkt nieder, kondensiert und bietet Schimmelpilzen einen idealen Nährboden. Auch undichte Fugen an einem Fenster fallen in diesen Bereich. Es gibt aber für jede Wärmebrücke das passende Dämmsystem, um sie auszuräumen. Überlegst du, ein Haus zu bauen oder zu modernisieren, ist eine energetische Sanierung empfehlenswert. Sind die Wände gut gedämmt, bleibt warme Luft länger in den Zimmern – was einer Schimmelbildung entgegenwirkt. Wende dich dafür an einen Fachbetrieb für Wärmedämmung. Wohnst du zur Miete, kontaktiere zunächst deine Vermieterin oder deinen Vermieter.
An kalten Wintertagen lassen sich Wärmebrücken am besten aufspüren. Dafür eignen sich Infrarot-Thermometer am besten. Sie ermöglichen schnelle, berührungslose Messungen der Temperatur. Als Faustregel gilt: je kälter eine Stelle an der Wand im Vergleich zu anderen Stellen, desto problematischer.
Ein Zusammenhang zwischen Schimmelpilzbelastung in der Wohnung und Atemwegsbeschwerden wurde durch zahlreiche Studien bestätigt. Auch unspezifische Symptome wie Reizungen von Augenbindehaut und Nasenschleimhaut, Kopfschmerzen oder Müdigkeit können eine Folge von Schimmelbefall in geschlossenen Räumen sein. Im schlimmsten Fall können Schimmelpilze den Menschen auch selbst besiedeln. So kann der Grund für einen hartnäckigen Schnupfen auch ein Schimmelpilzbefall sein. Ein Allergietest beim Arzt gibt Aufschluss.
Es sind jedoch nicht alle Schimmelarten gesundheitsgefährdend. Wer es genau wissen will, sollte einen Fachbetrieb zur Bestimmung beauftragen. Die Farbe des Schimmels alleine gibt – anders als früher vermutet – keinen Aufschluss über die potenzielle Gesundheitsgefährdung. Unklar ist auch, ab welcher Konzentration die Pilze negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Der Einzelbefall einer kleinen Fläche von weniger als einen halben Quadratmeter ist in der Regel unkritisch. Bist du jedoch Allergiker*in oder hast du ein schwaches Immunsystem, solltest du auf jeden Fall Vorsichtsmaßnahmen treffen und zur Beseitigung des Schimmels folgende Utensilien verwenden:
- Gummihandschuhe,
- eine Atemmaske mit der Kennzeichnung P2, die dich vor dem Einatmen von Schimmelpilzsporen schützt,
- eine Schutzbrille.
Um die gesundheitliche Belastung durch Schimmelsporen möglichst gering zu halten, wirf Handschuhe, Maske und Brille nach den Arbeiten weg. Wasch deine Kleidung und nimm eine Dusche. Apropos Badezimmer und Thema Schimmel: Wie du diesen von deiner Duschkabine entfernen kannst, liest du hier:
Kontrolliere regelmäßig die Luftfeuchtigkeit und lass die Räume in deiner Wohnung nicht zu stark auskühlen. So bist du gegen Schimmelbefall bestmöglich gewappnet. Hast du Schimmel entdeckt, verfall aber nicht sofort in Panik. Wenn keine großflächigen Bereiche befallen sind und du nicht durch Allergien vorbelastet bist, ist die Gesundheitsgefahr in der Regel gering.
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