Schallplatten kamen zwar nie wirklich aus der Mode, erfahren aber aktuell eine Art zweiten Frühling. Das treibt auch immer mehr Menschen auf Flohmärkte oder zu den alten Plattenschränken der Eltern. Leider sind die Vinyls dort aber meist etwas von der Zeit gezeichnet. Staub, Schmutz und mehr setzten den Schallplatten über die Jahre zu. Doch das Material kann einiges ab und lässt sich oft gut reinigen. Wie genau das geht, erfährst du hier bei uns.
Der erste Schritt bei der Reinigung von Schallplatten gilt dem Staub und den feinen Härchen, die sich auf der Oberfläche befinden. Denn eine Plattennadel bleibt an jedem noch so kleinen Körnchen hängen, wodurch einerseits das charakteristische Knistern entsteht, andererseits die Nadel aber auch springen kann. Für diese Trockenreinigung benötigst du eine Carbonfaserbürste (auch Kohlefaserbürste genannt), die du im Elektronikfachhandel bekommst. Der Vorteil: Sie ist antistatisch, sprich der Staub kehrt nicht so schnell zurück.
Mit dieser Bürste fährst du leicht über die Schallplatte, während sich diese bereits auf dem Plattenteller dreht (ohne dass die Nadel schon aufgesetzt ist). Drücke nicht zu stark auf und mache leichte kreisende Bewegungen, um in die Rillen zu kommen. Wiederhole den Vorgang am besten vor jedem Hören. Idealerweise nimmst du diese kurze Trockenreinigung auch nach dem Hören vor, bevor du die Platte zurück in die Hülle schiebst. So bleibt auch die Hülle von innen staubfrei
Als Alternative zur Carbonfaserbürste kannst du auch ein feines Mikrofasertuch benutzen.
Tipp: Lagere die entstaubten Platten anschließend in einer neuen Hülle, da sich im Innern der bisherigen Hüllen ebenfalls Staub angesammelt hat. Willst du die alten Hüllen behalten, etwa weil darauf die Songtexte abgedruckt sind, kannst du auch spezielle LP-Folienhüllen benutzen, die abgerundete Ecken besitzen und damit auch in die eigentliche Innenhülle passen. Für einen weiteren Staubschutz schiebst du die Innenhülle mit der Öffnung voran in das Albumcover.
Gegen Fettflecken, Fingerabdrücke und andere hartnäckige Verunreinigungen kommst du mit einer Trockenreinigung nicht an. Stattdessen unterziehst du die Schallplatten einer „Nassreinigung“. Dafür gibt es im Fachhandel spezielle, vorgemischte Reinigungsmittel. Du kannst aber auch eine eigene Mischung verwenden. Dabei gehst du wie folgt vor:
- Mische destilliertes Wasser (aus der Drogerie) und Isopropanol-Alkohol (aus der Apotheke) im Verhältnis 2:1. Gegen die Oberflächenspannung des Wassers – und damit gegen eine zu starke Tropfenbildung – gibst du optimalerweise einige Tropfen Netzmittel hinzu (z. B. Agepon oder Mirasol), das du in der Drogerie oder im Foto-Fachhandel bekommst. Alternativ ist Spülmittel möglich. Das solltest du jedoch nur sparsam verwenden, damit keine Schlieren zurückbleiben (siehe Kasten).
- Gib die Flüssigkeit in eine Sprühflasche und benetze die Schallplatte. Achte darauf, dass das Etikett in der Mitte trocken bleibt.
- Alternativ kannst du die Flüssigkeit in eine Schüssel geben und die Schallplatte rundherum eintauchen. Auch hierbei sollte das Etikett unbehandelt bleiben.
- Lasse die Flüssigkeit einige Minuten einwirken.
- Stelle die Platte senkrecht auf und lasse die Flüssigkeit abtropfen.
- Tupfe die Schallplatte mit einem Mikrofasertuch oder einem fusselfreien Baumwolltuch vorsichtig sauber.
- Wische mit einem zweiten, sauberen Tuch in kreisenden Bewegungen an den Rillen entlang die Schallplatte trocken.
- Lasse die Platte vollständig trocknen, etwa in einem Geschirrständer.
- Gib die Schallplatte in eine (neue) Innenhülle.
Manche Reinigungsklassiker sind nicht für den Einsatz an Vinyl-Schallplatten (und übrigens auch nicht auf CD oder DVD) geeignet. Denn sie können mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen.
- Küchentücher: In ihnen wurden zermalmte Holzpartikel verarbeitet, die als Kleinstteile auf der Schallplatte zurückbleiben können.
- Hochprozentiger Alkohol: Ethanol kann das PVC in Schallplatten angreifen. Deshalb lieber zu Isopropanol (auch 2‑Propanol oder Isopropylalkohol genannt) greifen.
- Leitungs- und demineralisiertes Wasser: Hierin sind immer noch kleinste Reststoffe wie z. B. Salze vorhanden, die nach dem Trocknen in der Schallplatte verbleiben können.
- Spülmittel: Es soll die Oberflächenspannung der Reinigungsflüssigkeit herabsetzen, enthält aber häufig schmierige Öle oder chemische Duftsubstanzen.
„Discofilm“ ist ein Verfahren, das speziell für die Reinigung von Schallplatten entwickelt wurde. Dabei wird eine gelartige Flüssigkeit auf die Schallplatte gegeben, die Staub und klebrige Partikel bindet und zu einer Folie trocknen lässt. Der Discofilm lässt sich dann mitsamt den Verunreinigungen abziehen. Die Discofilm-Flüssigkeit erhältst du entweder in einer Flasche mit einem aufgesetzten Auftrageschwamm, ähnlich wie bei manchen Schuhcremes, oder separat mit einer beiliegenden Auftragehilfe, einem sogenannten Applikator. Beides kannst du hier online bestellen.
So gehst du vor:
- Trage die Flüssigkeit mithilfe des Schwamms oder des gefüllten Applikators großzügig auf eine Seite der Schallplatte auf, bis ein homogener Film die gesamte Fläche und alle Rillen vollständig bedeckt hat.
- Lege ein Stück Klebeband als Abzugslasche an den Plattenrand, sodass es einen Zentimeter über den Rand herausragt.
- Wiederhole die beiden Schritte auf der anderen Seite der Schallplatte.
- Lasse den Discofilm bei Raumtemperatur ausgiebig trocknen, am besten einen Tag lang.
- Ziehe mithilfe der Abzugslasche den getrockneten Discofilm vorsichtig nach oben hin ab.
- Hast du die Flüssigkeit zu dünn aufgetragen, kann der Discofilm beim Abziehen reißen. Gib in diesem Fall neue Flüssigkeit über den schon getrockneten Film, lasse ihn erneut trocknen und ziehe ihn anschließend ab.
Wenn du eine große Sammlung mit vielen Schallplatten besitzt, die eine Reinigung nötig haben, kannst du über die Anschaffung einer Plattenwaschmaschine nachdenken. Diese speziellen Geräte erledigen die gesamte Arbeit von allein. Du brauchst lediglich die Platte einzulegen und ggf. – je nach Modell – die Reinigungsflüssigkeit aufzutragen.
Unterschiede gibt es bei der Absaugung: Manche Geräte saugen eine große Fläche ab, was einen Zeitvorteil bringt, dafür allerdings mehr Energie benötigt. Modelle mit einer sogenannten Punktabsaugung trocknen eine kleinere Fläche. Der Energieaufwand ist geringer, der Vorgang dauert dafür länger.
Einsteigergeräte kosten einen mittleren dreistelligen Euro-Betrag, die Preise für professionelle Plattenwaschmaschinen können auch einen vierstelligen Bereich erreichen. Dafür kannst du die Geräte aber auch einsetzen, bevor sich große Verunreinigungen auf einer Schallplatte angesammelt haben. Denn der Klang wird durch eine Reinigung in aller Regel besser.
Allen Unkenrufen zum Trotz: Die Schallplatte lebt. Sei es, weil das haptische Erlebnis unvergleichbar ist und der Klang für viele „echter“ klingt, weil nur dort die Albumcover richtig zur Geltung kommen, weil es manche Schätze einfach nur auf Vinyl gibt oder weil du Künstler*innen in Zeiten von geringen Streaming-Einnahmen unterstützen möchtest. Doch Staub und Verunreinigungen können den Spaß schnell verderben. Für diesen Fall lohnt sich ein Gang in die Drogerie oder den Fachhandel, wo du alles Notwendige bekommst, um den Platten eine Frischzellenkur zu gönnen. Und für aufwendigere, professionelle Einsätze gibt es den Discofilm oder Plattenwaschmaschinen. Augen und Ohren werden dir den Aufwand danken.
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