Küche

Sanft­ga­ren: So nut­zen Sie die Tech­nik richtig

Beim Sanftgaren ist die Kerntemperatur des Fleischstücks entscheidend.

Es ist die Kata­stro­phe schlecht­hin für jeden Koch: Sie neh­men Ihren Bra­ten aus dem Ofen und stel­len schon beim Schnei­den fest, dass er alles ande­re als zart und saf­tig gewor­den ist. Im Anschluss kön­nen die Gäs­te ihre Ent­täu­schung mehr schlecht als recht ver­ste­cken … Sanft­ga­ren gilt als Metho­de, die sol­che Erfah­run­gen ver­hin­dert. Durch das Zube­rei­ten mit Nied­rig­tem­pe­ra­tur wird das Fleisch saf­tig und zart – und oben­drein blei­ben die wert­vol­len Nähr­stof­fe voll erhal­ten. In die­sem UPDATED-Rat­ge­ber erfah­ren Sie alles, was Sie zum Sanft­ga­ren wis­sen müssen. 

Was genau pas­siert beim Sanftgaren?

Ob Roast­beef, Schwei­ne­me­dail­lons und Lamm­keu­le oder gro­ße Bra­ten wie Schul­ter­bra­ten, Hirsch­keu­le und Weih­nachts­gans: Das Sanft­ga­ren, auch Nied­rig­tem­pe­ra­tur­me­tho­de genannt, sorgt für ein zar­tes und saf­ti­ges Ergeb­nis. Grund ist ein ein­fa­ches Prin­zip: Bereits bei fünf­zig Grad Cel­si­us Fleisch­tem­pe­ra­tur gerinnt das Eiweiß im Fleisch und das jewei­li­ge Stück beginnt zu garen. Sind knapp sieb­zig Grad erreicht, wird Kol­la­gen des fes­ten Bin­de­ge­we­bes in Gela­ti­ne umge­wan­delt. Die­ser Vor­gang macht das Fleisch weich und mürbe.

Was sind die Vor­tei­le beim Sanftgaren?

Wie wich­tig ist die Qua­li­tät des Fleischs beim Sanftgaren?

Wenn Sie ein Stück Fleisch von min­de­rer Qua­li­tät von gemäs­te­ten Tie­ren ver­wen­den, wird es viel Was­ser ent­hal­ten. Die­ses tritt bereits bei nied­ri­gen Tem­pe­ra­tu­ren aus dem Bra­ten aus, was das Fleisch tro­cken und zäh wer­den lässt. Selbst wenn das Sanft­ga­ren auch sol­ches Fleisch zar­ter wer­den lässt als kon­ven­tio­nel­les Garen, wer­den Sie den Qua­li­täts­un­ter­schied bemer­ken. Ver­wen­den Sie also auch bei der Nied­rig­tem­pe­ra­tur­me­tho­de am bes­ten Bio­fleisch, vor­zugs­wei­se aus Ihrer Region.


Beim übli­chen Brat­vor­gang wer­den die äuße­ren Berei­che des Flei­sches mit Tem­pe­ra­tu­ren um die 200 Grad stark über­hitzt, bis die idea­le Kern­tem­pe­ra­tur erreicht ist. Ein Vor­gang, der gebun­de­nes Was­ser frei­setzt und das Fleisch nur all­zu leicht tro­cken und hart wer­den lässt. Am Ende lei­det nicht nur das Volu­men, son­dern auch das Aro­ma des Bratens.
Beim Sanft­ga­ren gibt es nur wenig Unter­schied zwi­schen der Tem­pe­ra­tur im Ofen und der gewünsch­ten Kern­tem­pe­ra­tur des jewei­li­gen Stücks. Der Saft und damit auch das Aro­ma und sämt­li­che Nähr­stof­fe ver­blei­ben kom­plett im Fleisch, wäh­rend es sich lang­sam der Ofen­tem­pe­ra­tur annä­hert. Dabei wird das gesam­te Bin­de­ge­we­be zu Gela­ti­ne umge­wan­delt, was ins­be­son­de­re bei durch­wach­se­nen Fleisch­stü­cken von Vor­teil ist, die ansons­ten leicht zäh werden.
Am Ende der Zube­rei­tung steht ein Stück Fleisch, das zwar um eini­ge Zeit län­ger als bei der übli­chen Metho­de gegart wur­de, aber dafür in den meis­ten Fäl­len zar­ter und saf­ti­ger ist.

So erhal­ten Sie beim Sanft­ga­ren ein per­fek­tes Ergebnis

Tem­pe­ra­tu­ren und Garzeiten

Hier eini­ge aus­ge­wähl­te Fleisch­ar­ten mit den jewei­li­gen Ofen- und Kerntemperatur-Angaben.

  • Ente: Ofen­tem­pe­ra­tur: 80 Grad, Kern­tem­pe­ra­tur: 70 Grad, Gar­zeit: 5 Stunden
  • Enten­brust: Ofen­tem­pe­ra­tur: 80 Grad, Kern­tem­pe­ra­tur: 65 Grad, Gar­zeit: 45 Minu­ten bis 1 Stunde
  • Gans: Ofen­tem­pe­ra­tur: 100 Grad, Kern­tem­pe­ra­tur: 80 Grad, Gar­zeit: 7 bis 9 Stunden
  • Schwei­ne­bra­ten: Ofen­tem­pe­ra­tur: 80 Grad, Kern­tem­pe­ra­tur: 65 Grad, Gar­zeit: 3 bis 5 Stunden
  • Schwei­ne­len­de: Ofen­tem­pe­ra­tur: 80 Grad, Kern­tem­pe­ra­tur: 65 Grad, Gar­zeit 2 bis 3 Stunden
  • Rin­der­fi­let Bra­ten: Ofen­tem­pe­ra­tur: 80 Grad, Kern­tem­pe­ra­tur: 55 bis 64 Grad, Gar­zeit: 2 bis 3 Stunden
  • Rin­der­fi­let Steak: Ofen­tem­pe­ra­tur: 80 Grad, Kern­tem­pe­ra­tur: 50 bis 64 Grad, Gar­zeit: 15 Minu­ten bis 1 Stunde

Bei den letz­ten bei­den genann­ten Fleisch­ar­ten ist die Kern­tem­pe­ra­tur vom Grad der erwünsch­ten Gar­stu­fe abhän­gig. Rare: 50 bis 52 Grad. Medi­um Rare: 52 bis 55 Grad. Medi­um: 55 bis 59 Grad. Well Done: 60 bis 64 Grad. 

Die Zube­rei­tung eines per­fekt gegar­ten Stü­ckes Fleisch ist mit der Sanftg­ar­me­tho­de nicht schwer, wenn Sie die fol­gen­den Punk­te beachten.

    • Neh­men Sie zunächst das Fleisch recht­zei­tig, das heißt, min­des­tens drei­ßig Minu­ten vor­her, aus dem Kühl­schrank, damit es in etwa auf Zim­mer­tem­pe­ra­tur kommt. Bei tief­ge­fro­re­nem Fleisch ver­län­gert sich die­se Zeit je nach Grö­ße des Fleisch­stücks erheb­lich. Las­sen Sie das gefro­re­ne Stück ca. 24 Stun­den im Kühl­schrank auftauen.
    • Hei­zen Sie den Ofen auf die benö­tig­te Tem­pe­ra­tur. Fisch und Mee­res­früch­te benö­ti­gen 56 bis 60 Grad Ofen­tem­pe­ra­tur, Geflü­gel min­des­tens 70 Grad und Fleisch zwi­schen 74 und 80 Grad. Dabei han­delt es sich ledig­lich um Richt­wer­te. So ver­trägt ein Rin­der­bra­ten durch­aus auch 85 Grad, wäh­rend bei Fisch im Zwei­fels­fall mit etwas gerin­ge­rer Ofen­tem­pe­ra­tur gegart wird.
    • Vie­le Öfen sind bei der Tem­pe­ra­tur­ein­stel­lung etwas unge­nau, benut­zen Sie hier ein Ofen­ther­mo­me­ter, um die Tem­pe­ra­tur zu kon­trol­lie­ren. Umluft­öfen ver­tei­len die Wär­me bes­ser und benö­ti­gen des­halb weni­ger Gar­zeit, bis die Kern­tem­pe­ra­tur des Flei­sches erreicht ist.
    • Sal­zen Sie das Fleisch und fet­ten Sie es ein.
    • Erhit­zen Sie eine Pfan­ne stark und bra­ten Sie das Fleisch rund­her­um kurz an. So erhal­ten Sie die Röst­aro­men als Geschmacks­trä­ger und bei Fleisch mit Haut oder bestimm­ten ande­ren Stü­cken eine knusp­ri­ge Oberfläche.
    • Wol­len Sie unför­mi­ge Fleisch­stü­cke wie zum Bei­spiel eine Gans garen, kön­nen Sie die­se vor dem wei­te­ren Gar­vor­gang in der Brat­röh­re bei hoher Tem­pe­ra­tur gril­len, bis die gewünsch­te Bräu­ne erreicht ist.
    • Legen Sie das Brat­gut nach dem Anbra­ten in den vor­ge­heiz­ten Ofen und ste­cken Sie das Bra­ten­ther­mo­me­ter so in den Bra­ten, dass sich des­sen Spit­ze im Zen­trum des jewei­li­gen Stü­ckes befin­det. Sie kön­nen ein ana­lo­ges oder digi­ta­les Bra­ten­ther­mo­me­ter ver­wen­den, wie hier beschrie­ben. Wich­tig ist, dass Sie die Kern­tem­pe­ra­tur und falls nötig auch die Ofen­tem­pe­ra­tur gut von außen able­sen können.
    • Ist die gewünsch­te Kern­tem­pe­ra­tur des Fleisch­guts erreicht, kön­nen Sie es ser­vie­ren. Wol­len Sie erst spä­ter essen, ver­rin­gern Sie die Ofen­tem­pe­ra­tur auf die Kern­tem­pe­ra­tur. Nun gart das Fleisch nicht wei­ter und bleibt bis zum Essen per­fekt tem­pe­riert und zart – selbst wenn es erst Stun­den spä­ter aus dem Ofen genom­men und ver­zehrt wird. Ach­tung: Reh­rü­cken­fi­let darf höchs­tens für eine Stun­de, Fasa­nen­brust höchs­tens zwan­zig Minu­ten in den Ofen. Die­se Fleisch­sor­ten wei­sen so vie­le Enzy­me auf, dass das Fleisch sonst brei­ig wird.

Wel­ches Ther­mo­me­ter benö­ti­ge ich zum Sanftgaren?

Für die Kern­tem­pe­ra­tur des Flei­sches soll­ten Sie stets ein Bra­ten­ther­mo­me­ter ver­wen­den. Ob Sie sich hier für ein ana­lo­ges oder digi­ta­les Modell ent­schei­den, ist nicht ent­schei­dend. Wich­tig ist vor allem, dass das Gerät zuver­läs­sig die Tem­pe­ra­tur anzeigt und im Ofen blei­ben kann.
Für die Ofen­tem­pe­ra­tur ist nur dann ein Ofen­ther­mo­me­ter not­wen­dig, wenn Ihre Ofen­tem­pe­ra­tur schwer ein­zu­schät­zen ist oder stär­ke­ren Schwan­kun­gen unter­liegt. Moder­ne Öfen las­sen sich auf das Grad genau ein­stel­len und zei­gen an, wie hoch die Tem­pe­ra­tur im Ofen gestie­gen ist. Haben Sie einen ein­fa­che­ren Ofen und wol­len sicher­ge­hen, wer­den im Han­del zahl­rei­che Ofen­ther­mo­me­ter angeboten.
Sie kön­nen sich auch für eine Kom­bi­na­ti­on aus Bra­ten- und Ofen­ther­mo­me­ter ent­schei­den, auf dem bei­de Tem­pe­ra­tu­ren abzu­le­sen sind. Inzwi­schen sind auch auf­wen­di­ge Gerä­te erhält­lich, die per Funk­tech­nik funk­tio­nie­ren und meh­re­re Stü­cke Fleisch gleich­zei­tig über­wa­chen kön­nen. Ein gutes Ther­mo­me­ter ist am Ende eine sinn­vol­le Inves­ti­ti­on, weil das Fleisch per­fekt zu kon­trol­lie­ren ist, um saf­ti­ges und zar­tes Ergeb­nis zu errei­chen – die Gäs­te wer­den es Ihnen danken.

Disclaimer Die OTTO (GmbH & Co KG) übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, Aktualität, Vollständigkeit, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der auf updated.de zur Verfügung gestellten Informationen und Empfehlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die offiziellen Herstellervorgaben vorrangig vor allen anderen Informationen und Empfehlungen zu beachten sind und nur diese eine sichere und ordnungsgemäße Nutzung der jeweiligen Kaufgegenstände gewährleisten können.

Time to share:  Falls dir dieser Artikel gefallen hat, freuen wir uns!