Durch Raytracing bekommen Spiele eine starke optische Aufwertung. Die Technologie berechnet Schatten und Spiegelungen in Echtzeit. Das gab es so zuvor noch nicht – zumindest nicht in dieser Qualität. Doch wie sieht das in der Praxis aus, wie funktioniert es und was brauchst du dafür? Hier bekommst du die Antworten auf die Fragen und einige anschauliche Beispiele.
Das erfahrt ihr gleich
- Raytracing: So wirkt es sich auf die Optik aus
- Technik: Realistische Berechnung von Spiegelungen und Schatten
- DLSS: Mehr Schärfe und höhere Framerates
- Rasterisierung: Raytracing mit klaren Vorteilen
- Hardware: Diese Grafikkarten sind bereit für Raytracing
- Spiele: Hier kannst du Raytracing aktivieren
- PS5 und Xbox Series X/S: Raytracing bei den neuen Konsolen
- Fazit: Raytracing ist hübsch, aber auch anspruchsvoll
Bei Raytracing geht es in erster Linie um Schatten und Reflexionen. Aktivierst du die Option, sehen diese optischen Aspekte deutlich besser aus als zuvor. Genauer kannst du in spiegelnden Oberflächen Details erkennen, die du ohne Raytracing nicht sehen kannst. Lodert etwa ein Feuer hinter einem Auto, spiegelt sich das vollständig in dessen Lack wider. So sieht es auch bei Spiegeln und Pfützen aus. Hier sind Gebäude, Gegenstände und Lichter aus der Spielwelt zu sehen – realistisch berechnet.
Bei Schatten verhält es sich ähnlich. Sie folgen nicht nur Bewegungen der Lichtquelle oder des Objekts, sondern verändern auch ihre Schärfe je nach Abstand zur Oberfläche. Schaltest du eine Taschenlampe ein und hältst deine Hand davor, zeichnet sich der Schatten je nach Winkel unterschiedlich an der Wand dahinter. Raytracing simuliert diesen Effekt physikalisch korrekt auch in Spielen.
Dafür greift die Technik auf eine besondere Art der Berechnung zurück. Wie der Name schon vermuten lässt, geht es dabei um Strahlen. Raytracing bedeutet nämlich „Strahlenverfolgung“. Die Grafikkarte berechnet die Strahlen einer Lichtquelle so, wie sie sich auch im echten Leben verhalten. Genau dieses Vorgehen ist allerdings sehr komplex, und somit ist eine besonders hohe Rechenleistung notwendig. Die Folge ist, dass Echtzeit-Raytracing nur eine gewisse Zahl dieser Strahlen berechnen und schließlich rendern kann. Alles andere würde die Grafikkarte (also die GPU) überfordern.
Ein großer Vorteil von Raytracing ist, dass Umgebungsverdeckung keine Rolle spielt. Ist also ein Gegenstand hinter einer Mauer, kann seine Reflexion dennoch in einer Oberfläche zu sehen und sogar korrekt gerendert sein. Gleiches gilt für Lichtquellen wie Lampen und Feuer. Das schafft einen besonders realistischen Eindruck. Die Technik kalkuliert auch die Beschaffenheit von Oberflächen mit ein. Licht verhält sich auf rauem Stahl schließlich anders als auf poliertem. Obwohl die Technik bereits versucht, Ressourcen zu sparen, erreichen selbst Top-Grafikkarten bei aktivierter Option keine sehr hohen Bildwiederholraten (Framerates). Manchmal kann es sogar sein, dass ein Spiel nur mit 30 Frames pro Sekunde (fps) oder weniger läuft, wenn Raytracing eingeschaltet ist.
Entgegenwirken soll diesem Leistungsabfall eine weitere Technik: DLSS. Das steht für „Deep Learning Super Sampling“. Dahinter verbirgt sich eine von Nvidia entwickelte Technik, um eine bessere Bildqualität und höhere Framerates aus der Hardware zu holen – auch bei Raytracing. Dafür greift das System auf ein neurales Netzwerk zurück. Im Prinzip steckt dahinter ein Supercomputer, der im Hintergrund die ganze Zeit über die Kantenglättung optimiert. Eine künstliche Intelligenz greift also ins Rendering ein.
Das eigentliche Ziel dahinter: Durch die intelligente Kantenglättung kann die Karte die ausgegebene Renderauflösung verringern. Das Bild ist noch immer scharf, die Karte muss aber weniger Pixel berechnen. Weil die Auflösung sinkt, gehen auch die zu berechnenden Strahlen beim Raytracing herunter. Die Bildqualität bleibt also auf einem hohen Niveau, dafür schnellen die Bilder pro Sekunde in die Höhe. Hast du beispielsweise bei 4K-Auflösung mit aktiviertem Raytracing in einem Spiel 30 fps erreicht, kannst du dank DLSS in Full HD 60 fps und mehr erreichen, ohne eine deutlich schlechtere Bildqualität.
Mittlerweile gibt es DLSS in mehreren Versionen, da Nvidia die Technik stetig weiterentwickelt. Im August 2023 stellte das Unternehmen die neueste Iteration vor: DLSS 3.5. Sie bringt eine große Verbesserung für Raytracing mit. So soll mit der Version das sogenannte Denoising mit KI‑Unterstützung funktionieren. In der Folge gewinnen Beleuchtungs- und Spiegelungs-Details deutlich an Qualität. Allerdings müssen die Developer die Technik auch integrieren. Übrigens: DLSS 3.5 soll auf allen RTX-Karten zur Verfügung stehen.
Kaum zu glauben, aber wahr: Raytracing gibt es schon seit Mitte der 60er Jahre. Erstmals tauchte es im Rahmen eines Forschungsprojekts an der University of Maryland auf. Seit Jahrzehnten kommt die Technik in der Film- und Werbeindustrie zum Einsatz. Du hast also bestimmt schon öfter Raytracing-Effekte gesehen, nur ohne sie als solche wahrgenommen zu haben. Weil die Technik bisher aber viel Zeit und Hardware-Ressourcen eingenommen hat, war es bei Spielen noch nicht praktikabel. Erst Nvidia bracht es mit der Turing-Architektur ins Gespräch. Seitdem ist Raytracing eines der großen Themen in der Branche.
Schatten und Reflexionen sind in Spielen keine Neuheit. Bereits seit langer Zeit sorgen sie für mehr Realismus und eine stimmigere Atmosphäre. Doch bisher kam eine etwas andere Technik zum Einsatz, um diese optischen Elemente zu berechnen. Diese hört auf den Namen „Rasterisierung“ und ist weniger kompliziert, als sie klingt.
In einem modernen Spiel sind Objekte dreidimensional berechnet. Um einen Schatten oder eine Reflexion darzustellen, überträgt die Grafikkarte ein solches 3D-Objekt auf ein zweidimensionales Raster. Ein Würfel ist so ein Viereck, ein Quader ein Rechteck oder eine Kugel ein Kreis. Genau dieses 2D-Objekt ist dann die Spiegelung oder der Schatten. Natürlich verändert sich das je nach dem Betrachtungswinkel des Charakters. Eines bleibt aber immer gleich: Schatten wirken sehr massiv und scharfkantig. Raytracing macht sie hingegen weicher, transparenter und lässt sie korrekt verblassen.
Liegt ein Objekt außerhalb des Sichtbereichs, erfolgt keine Rasterisierung. Objekte, die du im Spiel also nicht anschaust oder die hinter einem anderen Objekt liegen, werfen keinen Schatten oder sind nicht in Reflexionen zu sehen. Entwickler müssen sich hier mit gewissen Tricks behelfen, um diesen Umstand auszugleichen. Schließlich sollst du ja den Schatten eines Gebäudes sehen, wenn dieses gerade nicht in deinem Sichtfeld steht. Auch hier geht Raytracing bei der Berechnung einen anderen Weg und schafft mit realistischen Schatten und Reflexionen von Objekten außerhalb des Sichtfeldes deutlich mehr Realismus.
Den Begriff Raytracing hörst du meist im Zusammenhang mit Nvidia. Das liegt nicht daran, dass das Unternehmen die Technik erfunden hat. Vielmehr hat sich der Hersteller auf Chipsätze spezialisiert, die auf Raytracing zugeschnitten sind. Genauer ist das seit dem Start der aktuellen Turing-Mikroarchitektur der Karten der Fall. Diese kommt mit Kernen, deren einzige Aufgabe die Raytracing-Berechnung ist. Echtzeit-Raytracing gibt es also in erster Linie bei diesen mit dem Kürzel „RTX“ versehenen Karten. Im Detail sind das die folgenden Modelle:
- GeForce RTX 2060 und 2060 Super
- GeForce RTX 2070 und 2070 Super
- GeForce RTX 2080, 2080 Super und 2080 Ti
- GeForce RTX 3060 und 3060 Ti
- GeForce RTX 3070
- GeForce RTX 3080
- GeForce RTX 3090
- GeForce Titan RTX
- GeForce RTX 4060 und 4060 Ti
- GeForce RTX 4070, 4070 Ti, 4070 Super und 4070 Ti Super
- GeForce RTX 4080 und 4080 Super
- GeForce RTX 4090
Per Update machte Nvidia auch bei älteren GPUs die Nutzung von Raytracing möglich. Allerdings musst du hier mit noch größeren Einbußen bei der Performance rechnen. Bei den Karten fehlen schließlich die eigens dafür verbauten Kerne. Hast du eine der folgenden Karten, kannst du Raytracing jetzt ebenfalls nutzen:
- GeForce GTX 1660 und 1660 Ti
- GeForce GTX 1060 (6 GB)
- GeForce GTX 1070 und 1070 Ti
- GeForce GTX 1080 und 1080 Ti
- GeForce Titan V, Titan XP und Titan X
AMD steigt erst jetzt langsam auf den Raytracing-Zug auf und bietet langsam erste Karten mit entsprechender Unterstützung an. In Zukunft sollen aber noch einige weitere Modelle folgen. Aktuell sind das die kompatiblen Grafikkarten:
- RX 6600 XT
- RX 6700 XT
- RX 6800 und 6800 XT
- RX 6900 XT
- RX 7600
- RX 7900, 7900 XT und 7900 XTX
Allerdings ist hier Vorsicht geboten, denn auf den Karten laufen nicht alle Raytracing-Games. Bei manchen Titeln funktioniert die Technik nur mit den Grafikkarten von Nvidia.
Damit du die Effekte von Raytracing nutzen kannst, muss auch das Spiel entsprechend dafür programmiert sein. Das ist aktuell noch bei vergleichsweise wenigen Titeln der Fall. In Zukunft dürfte sich das aber ändern, denn viele bereits erhältliche Titel bekommen ein Raytracing-Update. Außerdem kommen immer mehr Spiele dazu, die Raytracing unterstützen. Aktuell sind es folgende Titel:
- Amid Evil
- Battlefield 2042
- Bright Memory: Infinite
- Call of Duty: Modern Warfare III
- Control
- Cyberpunk 2077
- Deliver Us The Moon
- F1 2023
- Lego Builder´s Journey
- MechWarrior 5: Mercenaries
- Metro: Exodus
- Minecraft RTX
- Portal with RTX
- Quake 2 RTX
- Shadow of the Tomb Raider
- The Witcher 3: Complete Edition
- Wolfenstein: Young Blood
DLSS ist hingegen nicht zwingend an Raytracing gekoppelt. Manche Spiele unterstützen also nur beides, andere eines von beiden oder nichts davon. Genauere Informationen dazu bekommst du meist auf den Seiten zu den Games.
Im PC-Bereich konzentriert sich bisher Nvidia auf die Technik. Bei den neuen Konsolen kommt allerdings Hardware des Konkurrenten AMD zum Einsatz. Die soll ebenfalls bereit für Raytracing sein. Die RDNA-2-GPUs in PS5 und Xbox Series X/S bringen die Technik also erstmals auf die Konsolen. Das mag in einigen Fällen für eine noch realistischere Darstellung sorgen, belastet die Hardware allerdings auch. Rechne also lieber damit, dass die Konsolen nicht die vollen Möglichkeiten von Raytracing ausnutzen. Ein hochgezüchteter Gaming-PC dürfte hier die Nase deutlich vorne haben. Eine starke Verbesserung ist es dennoch, gerade wenn die Framerate am Ende stimmt.
Unter den Konsolen-Games unterstützen beispielsweise folgende Titel Raytracing:
- Forza Horizon 5
- Gears 5
- Gran Turismo 7
- Halo Infinite
- Ratchet & Clank: Rift Apart
- Spider-Man: Miles Morales
- Stray
- Watch Dogs: Legion
Moderne Raytracing-Technik hübscht Spiele mit realistischen Spiegelungen und Schatten deutlich auf. Noch benötigst du aber dafür eine sehr leistungsstarke Grafikkarte und musst unter Umständen auch Einbußen bei der Performance von Spielen in Kauf nehmen. Mit der neuen Generation der Spielekonsolen kommst du aber auch in den Genuss von Raytracing – wenn auch vermutlich in einer abgespeckten Form. Willst du richtig tief in die Technik hinter Raytracing eintauchen und vielleicht sogar selbst ins Programmieren von Titeln damit einsteigen, dann schau dir doch das kostenlose Buch „Raytracing Gems II“ von Nvidia genauer an. In englischer Sprache sind hier selbst die kleinsten Details beschrieben.
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