Du hast bei der abendlichen Fotorunde am Kanal tolle Aufnahmen vom Licht- und Schattenspiel der Uferlandschaft gemacht. Die Bilder könnten sogar noch besser aussehen, wenn du deine Bilder abseits der Farb- und Effektfilter deiner Kamera weiter bearbeitest. Für dieses Nachbearbeiten deiner Fotodateien ist das RAW-Format genau das Richtige. Wir zeigen dir, welche Programme du nutzen kannst, wenn du RAW-Dateien bearbeiten willst – und was es dabei zu beachten gibt.
Das erfahrt ihr gleich
- Voraussetzungen für die Arbeit mit RAW
- Warum Bilder im RAW-Format bearbeiten?
- iPhone: RAW-Dateien in der Fotos-App bearbeiten
- RAW-Dateien auf dem Mac bearbeiten: „Raw Photo Processor“
- RAW-Dateien auf dem PC bearbeiten mit „Paint.net“
- Alternative Bildbearbeitungsprogramme für RAW-Fotos
RAW-Dateien sind wesentlich größer als komprimierte Bildformate wie JPG oder BMP. Über 20 Megabyte Größe sind keine Seltenheit bei RAW-Formaten. Wenn du RAW-Bilder bearbeiten willst: Achte darauf, ausreichend Speicherplatz auf deiner Speicherkarte und dem Computer zu haben – einige hundert MB Speicher sollten es sein – damit sowohl beim Fotografieren als auch bei der Nachbearbeitung nicht plötzlich der Platz knapp wird. Durch die Größe brauchen Bearbeitungsprogramme in der Regel auch etwas länger, um Änderungen zu verarbeiten.
RAW (von Englisch für „roh“) bezeichnet ein Rohdatenformat für Bilddateien. Die Unterschiede zu anderen Formaten: Das gängige und bekanntere Format JPG wird beispielsweise bereits nach der Aufnahme von der Kamerasoftware bearbeitet und komprimiert, wodurch einige Bildinformationen verloren gehen. Die RAW-Datei hingegen wird vom System komplett im Urzustand zum Zeitpunkt der Aufnahme gelassen.
Manch einer bezeichnet RAW-Daten daher auch als digitales Negativ. RAW-Dateien gibt es in vielerlei Ausführungen mit jeweils unterschiedlichen Dateiendungen – beispielsweise crw, cr2, raw und erf, um nur einige zu nennen.
Änderungen einzelner Bildeigenschaften lassen sich deutlich besser vornehmen, wenn du RAW-Dateien bearbeitest. Zu diesen Eigenschaften gehören:
- Helligkeitswerte
- Farbsättigung
- Schärfeneinstellungen
- Filtereffekte
RAW-Dateien bieten zahlreiche Vorteile, die sie für die Bildbearbeitung besonders attraktiv machen. Da sie sämtliche Bilddaten im ursprünglichen Zustand speichern und keine Informationen durch Komprimierung verloren gehen, ermöglichen sie eine wesentlich größere Flexibilität bei der Nachbearbeitung. Fotografen können so nachträglich Belichtung, Farbwerte oder Schärfe exakt nach ihren Vorstellungen anpassen, ohne Qualitätsverluste befürchten zu müssen. Zudem bieten RAW-Dateien eine höhere Farbtiefe und einen größeren Dynamikumfang, was besonders bei professionellen Aufnahmen wichtig ist. Schließlich ermöglichen sie auch eine nicht-destruktive Bearbeitung, da das Originalbild stets erhalten bleibt und Änderungen nur als neue Dateien gespeichert werden.
Du brauchst nicht unbedingt ein richtiges Bearbeitungsprogramm für Fotos, um RAW-Dateien zu bearbeiten. In manchen Fällen reicht dein Smartphone schon aus. Bei Apple klappt das Bearbeiten von Bildern in einem RAW-Format sogar mit der Fotos-App. Dort brauchst du nur auf „Bearbeiten“ gehen. Anschließend findest du einige Regler, um das Bild anzupassen. Allerdings muss dir bewusst sein, dass die Möglichkeiten eingeschränkt sind. Ein spezialisiertes Programm bietet dir zahlreiche weitere Optionen und viel feinere Einstellungen. Um schnell etwas für soziale Medien zu bearbeiten, reicht es dennoch.
Ein hilfreiches Programm, wenn du RAW-Bilder auf deinem Mac bearbeiten willst, ist der kostenlose „Raw Photo Processor“. Die Software unterstützt alle gängigen RAW-Formate und erlaubt dir eine umfassende Nachbearbeitung der Bilddateien wie etwa Helligkeitswerte und Farbeinstellungen. Über die Schieberegler rechts im übersichtlichen Bearbeitungsfenster stellst du Werte wie Helligkeit, Kontrast und die Farbsättigung ein.
Hierbei wird im oberen Fensterdrittel rechts ein Histogramm angezeigt, das dich über die Farbverteilung im Bild informiert. Ein hoher Balken bedeutet, dass es den entsprechenden Farbwert oft im Bild gibt. Möchtest du hier Anpassungen vornehmen, etwa weniger Blauanteile, dann skaliere über die oben genannten Schieberegler den blauen Farbwert nach unten, bis das Histogramm hier einen geringeren Wert zeigt.
Des Weiteren hast du die Möglichkeit, ein Bild per Schieberegler nachzuschärfen. Wobei verschwommene Bildbereiche von der Software klarer akzentuiert werden und damit deutlicher hervortreten. Ebenso gibt es eine Schwarz/Weiß-Konvertierung von Farbaufnahmen, die du über den „Color“-Knopf oben rechts im Menü anwählst.
Wenn du RAW-Bilder bearbeiten willst, achte darauf, dass du jede einzelne Anpassung separat über den „Apply“-Knopf oben rechts in der Bearbeitungsauswahl bestätigen musst. Alternativ lässt sich der Apply-Befehl aber auch über die Tastenkombination [Strg]+[R] bewerkstelligen. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit ist dies dann nur noch ein reiner Routinehandgriff. Speichern kannst du dein Bild dann über den „Save“-Button rechts in der Mitte.
Filtereffekte und lokale Anpassung, wie etwa das gezielte Nachbearbeiten von Bildern mit großen Schattenbereichen, gibt es beim „Raw Photo Processor“ nicht. Hierzu musst du das Programm zusammen mit anderen Tools wie dem kostenpflichtigen „Adobe Lightroom” nutzen, für das die Entwickler bereits entsprechende Plug-Ins auf ihrer Webseite anbieten.
Die Rohdatenformate können sich bei einzelnen Kameratypen unterscheiden. Deshalb haben die Entwickler eine Liste auf ihrer Webseite bereitgestellt, unter der du nachlesen kannst, ob der „Raw Photo Processor“ die Bilddaten deines Gerätes unterstützt. Hier geht es zur Liste der unterstützten Kameramodelle für den „Raw Photo Processor“.
Das Programm wurde ausschließlich für den Mac entwickelt und ist kostenlos zum Download verfügbar. Hier geht es zum Download.
+ auf Apple-Geräte abgestimmtes Programm
+ viele Einstellungsmöglichkeiten
+ Plug-Ins für „Adobe Lightroom”
- einzelne Befehle (Apply) bedürfen etwas Eingewöhnungszeit
- keine Filter
- Beschränkung auf den Mac
„Paint.net“ ist ein Klassiker unter den gratis erhältlichen Bildbearbeitungsprogrammen. Es diente ursprünglich einmal als Ersatz für „Microsofts Paint“, dessen Funktionsumfang in den Jahren ständiger Weiterentwicklung aber mittlerweile überholt ist. Im Design ist „Paint.net“ stark an „Adobe Photoshop“ angelehnt und verfügt über viele Funktionen des Vorbildes, wie etwa Zuschnitt, Farbkorrektur oder Kontrasteinstellungen.
RAW-Bilder lassen sich bei „Paint.net“ allerdings nur über ein vorher zu installierendes Plug-In bearbeiten. Über die Forenseite von „Paint.net“ erhältst du Zugriff auf die entsprechenden Dateien (in diesem Fall „Raw File Type“). Des Weiteren findest du dort eine Auswahl zusätzlicher Erweiterungen, die beispielsweise weitere Photoshop-Pinselfunktionen hinzufügen.
„Paint.net“ gibt es bisher nur für Windows und es kann kostenlos heruntergeladen werden. Hier geht es zum Download.
+ ständig aktualisierte Software mit großem Umfang
+ viele Erweiterungen auf der Forenseite herunterladbar
- nur für Windows verfügbar
- Plug-In zur Bearbeitung von RAW-Dateien notwendig
Unsere Alternativvorschläge für kostenlose Programme zur RAW-Foto-Bearbeitung beziehen sich auf iOS und Windows, in den Downloadlinks wirst du also immer die entsprechenden Dateien sowohl für den Mac als auch für den PC finden.
Das „GNU Image Manipulation Program“, kurz „GIMP“, bietet ein umfassendes kostenloses Tool zur Bearbeitung von RAW-Dateien. Hierzu musst du dir aber das entsprechende Plug-In herunterladen, das als kostenlose Freeware vorliegt.
In seinem Funktionsumfang braucht sich „GIMP“ vor kostenpflichtigen Varianten nicht zu verstecken. Du drehst, schneidest und filterst deine Bilddateien mit „GIMP“ problemlos. Das Programm erlaubt es des Weiteren mehrere Bearbeitungsfenster für verschiedene Dateien gleichzeitig offen zu haben, damit du parallel arbeiten kannst.
„GIMP“ ist kostenlos. Hier geht es zum Download.
+ Großer Bearbeitungsumfang
+ Mehrfenster-Modus
- Einsteigerhürde durch komplexe Bedienoberfläche
- Plug-In nötig
Eine weitere kostenlose Alternative zu den Profi-Programmen „Photoshop“ und Co. ist „Raw Therapee“. Die Software benötigt keine weiteren Plug-Ins, um RAW-Bilder zu bearbeiten, Du kannst daher direkt nach dem Download und der Installation des Programms loslegen. „Raw Therapee“ ist ein sogenanntes „Open Source“-Programm. Das heißt, dass Nutzer im Programmcode der Datei Änderungen vornehmen können, um sie nach ihren Wünschen zu verbessern.
Eine Übersicht der aktuellen Versionen und Änderungen findest du auf der Webseite der Entwickler. Hier erwartet dich nach der Auswahl eine Histogrammanzeige. Im rechten Fensterbereich stehen dir viele Einstellungsmöglichkeiten wie Farbsättigung, lokale Kontrasteinstellungen oder einen Schwarz/Weiss-Filter in einzelnen Registerkarten zur Verfügung.
„Raw Therapee“ erlaubt es auch lokale Anpassungen am RAW-Foto vorzunehmen. Dazu ist, ähnlich wie bei „GIMP“, ein Mehrfenster-Modus zur parallelen Bearbeitung möglich. Allerdings ist ein weiteres Abspeichern im RAW-Format nicht vorgesehen: Nachdem du deine Bearbeitung abgeschlossen hast, kannst du die Bilddatei lediglich in einem Format wie JPG sichern.
„Raw Therapee“ lädst du kostenlos auf der Entwicklerseite herunter. Hier geht es zum Download.
+ Umfassende Bearbeitung von RAW-Dateien ohne Plug-In möglich
+ Mehrfenster-Modus
- Nach Bearbeitung kein weiteres Speichern im RAW-Format möglich
„LightZone“ ist eine effektive und sehr leicht zu bedienende kostenlose Software, um RAW-Dateien zu bearbeiten. Der Name ist nicht zufällig gewählt, erinnert das Programm in Design und Funktionalität doch stark an das kostenpflichtige „Lightroom“.
Die Software bietet umfangreiche Optionen zum Organisieren von Fotos. Zusätzlich hast du die Möglichkeit, die gängigsten Bildformate zu beschneiden und in Belichtung, Farbe und Schärfe anzupassen. Eine Schwarz-Weiß-Umwandlung gibt es ebenso wie eine Rote-Augen-Reduktion.
Die sogenannten Styles von „LightZone“ bieten eine große Auswahl an Filtern, die du über dein Bild legen kannst. Die Veränderungen bekommst du immer direkt in einem Vorschaufenster angezeigt. Beachte jedoch, dass gerade bei RAW-Dateien der Bearbeitungsprozess aufgrund der Größe ein ein paar Sekunden länger dauern kann. Das Programm lässt die originale Bilddatei immer unangetastet und speichert eine neue ab, wodurch du vielfältige Möglichkeiten für Bearbeitung und Vergleich hast.
Für den Download und die Benutzung von „LightZone“ musst du dich auf der Webseite der Entwickler registrieren. Hier geht es zum Download.
+ sehr umfangreiches Programm
+ leichte Bedienung, besonders für Lightroom-Routiniers
- Registrierung zur Nutzung erforderlich
Bilder als RAW-Dateien zu bearbeiten, hat einige Vorteile. Vor allem, wer Änderungen einzelner Bildeigenschaften wie Helligkeit oder Farbsättigung vornehmen will, kommt um dieses Dateiformat nicht herum. Zur Bearbeitung stehen gleich mehrere Software-Alternativen zur Verfügung, die mit individuellen Stärken aufwarten.
Für jede der genannten Alternativen gilt: Nach einer überschaubaren Einarbeitungszeit kannst du direkt mit der Bearbeitung von RAW-Fotos loslegen und gute bis exzellente Ergebnisse erzielen. Selbst wenn du dich je nach Voraussetzung oder Einsatzzweck mal intensiver mit der genutzten Software auseinandersetzen musst: Beim Betrachten der Schnappschüsse, die du nach deinen Wünschen als RAW-Bilder geändert hast, ist jeder Aufwand schnell vergessen.
Disclaimer Die OTTO (GmbH & Co KG) übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, Aktualität, Vollständigkeit, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der auf updated.de zur Verfügung gestellten Informationen und Empfehlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die offiziellen Herstellervorgaben vorrangig vor allen anderen Informationen und Empfehlungen zu beachten sind und nur diese eine sichere und ordnungsgemäße Nutzung der jeweiligen Kaufgegenstände gewährleisten können.