Kennst du den beliebten Witz: „Den Zusammenhang zwischen einer Musikkassette und einem Bleistift werden junge Leute nie verstehen.” Kein Wunder, erscheint Bandsalat in der digitalen Ära doch wie ein Relikt aus grauer Vorzeit. Doch was ist mit den musikalischen Schätzen, die du mühsam aus dem Radio aufgenommen hast? Mit dem Mixtape, das du vom ersten Freund, der ersten Freundin geschenkt bekommen hast? Der Aufnahme der Kinderstimmen deines Nachwuchses? Mit unseren Tipps bringst du diese wertvollen Erinnerungen auf den PC, das Smartphone oder den mp3-Player.
Wie digitalisiere ich denn nun Musikkassetten und rette alte Lieblingssongs oder Aufnahmen? Die Hersteller wissen, dass ein Kassettenspieler ohne Anschlussmöglichkeiten an moderne digitale Geräte kaum noch gebraucht wird. Entsprechend gibt es eine Vielzahl von Kassettenspielern mit USB-Anschluss auf dem Markt. Sie heißen Kassettendigitalisierer, USB-Kassettenspieler oder USB-Kassettenrekorder und sie sind bereits ab 20 Euro zu haben.
In der Regel erwirbst du gleich eine Software-CD dazu, mit deren Hilfe du die Musik auf deinen Laptop oder PC überspielen und dort aufnehmen, speichern und bearbeiten kannst. Solche Kassettendigitalisierer gibt es in zwei Varianten:
- Variante 1: Zum Digitalisieren deiner Kassetten schließt du das Gerät mit einem USB-Kabel an den PC an. Lege die Software-CD ein und installiere das Programm. Das führt dich anschließend durch die weiteren Schritte, wie du die Musik von der Kassette in deinem Kassettenspieler auf deinem Laptop oder PC aufnehmen kannst.
- Variante 2: Manche Geräte ermöglichen eine Aufnahme ohne PC oder Notebook, indem du einfach einen USB-Stick anschließt, auf dem die digitalisierten Musiktitel gespeichert werden. Anschließend kannst du den USB-Stick an den PC oder das Notebook anschließen und die Dateien einspielen und von dort aus überall nutzen, etwa in der Cloud speichern. Zudem ermöglicht es dir die Software, die in der Regel beiliegt, deine Aufnahme in einzelne Musiktitel aufzuteilen, mehrere Kopien zu erstellen oder anderweitig zu optimieren.
Natürlich kannst du die Kassettendigitalisierer auch als ganz „normale” Kassettenspieler benutzen. Fast alle Geräte bieten einen Anschluss für den Kopfhörer und/oder lassen sich an die Stereoanlage anschließen.
Wenn du noch einen Kassettenspieler besitzt, kannst du ihn direkt an den PC oder das Notebook anschließen und die Digitalisierung durchführen. Im Gegensatz zu Plattenspielern, bei denen ein Vorverstärker dazwischengeschaltet werden sollte (Näheres dazu erfährst du im Ratgeber „Schallplatten digitalisieren: So rettest du deine Vinyls”), geht das mit einem Kassettenspieler ganz einfach.
- Verbinde den Kassettenspieler mit dem Computer. Hierfür benötigst du ein spezielles Kabel beziehungsweise einen Adapter.
- An dem einen Ende hat das Kabel die beiden Cinch-Stecker in Rot und Weiß, die du an den sogenannten Line-Out-Anschluss mit den entsprechenden Cinch-Ausgängen des Kassettenspielers steckst.
- Am anderen Ende befindet sich ein sogenannter 3,5 mm Klinken-Stecker, auch Mini-Klinke genannt. Diesen steckst du in den Line-In-Anschluss der Soundkarte deines Computers, in der Regel ist er blau gekennzeichnet. Alternativ zur Mini-Klinke kannst du ein Kabel mit USB-Stecker wählen, den du in einen der USB-Anschlüsse deines Computers steckst. Entsprechende Kabel oder Adapter findest du im Fachhandel.
- Ein Mikrofon solltest du nicht gleichzeitig eingesteckt haben, denn das könnte Störgeräusche hervorrufen.
- Achte darauf, dass das Kabel lang genug ist, um die Geräte zu verbinden, aber nicht viel länger, weil sonst Qualitätsverluste auftreten können.
- Lege eine Kassette in den Kassettenspieler und spule diese zurück.
- Installiere eine Aufnahme-Software. Das bekannteste kostenlose Programm heißt „Audacity”, das es sowohl für Windows als auch Mac OS gibt. Unter den kostenpflichtigen Programmen ist beispielsweise „SOUND FORGE Cleaning Lab” für Windows zu empfehlen, das rund 80 Euro kostet.
- Bei Windows solltest du darauf achten, dass unter „Systemsteuerung” > „Hardware und Sound” > „Audiogeräte verwalten” und dann unter „Sound” > „Aufnahme” der angeschlossene Kassettenspieler ausgewählt ist.
So sehen je nach Software die weiteren Schritte aus:
- Öffne das Aufnahmeprogramm. Bei „Audacity” gibst du unter „Bearbeiten” > „Einstellungen” > „Geräte” > „Aufnahme” die Soundkarte als Quelle an und wählst „Stereo” (für Musikaufnahmen) oder „Mono” (genügt bei Sprachaufnahmen). Bei anderen Programmen können die Menübezeichnungen abweichen.
- Je nach Programm nimmst du verschiedene Einstellungen vor, zum Beispiel, um den Ordner auszuwählen, wo die Aufnahme gespeichert werden soll. Für jede Software gibt es eine Bedienungsanleitung, für „Audacity” findest du diese zum Beispiel unter „Hilfe” > „Handbuch”.
- Drücke jetzt im Programm auf „Aufnahme” oder einen roten Aufnahme-Button.
- Starte mit dem Abspielen der Kassette im Kassettenspieler. Das Aufnahme-Programm zeigt eine Tonspur an.
- Achte auf die Ausschläge der Tonspur. Wenn sie in den roten Bereich geraten oder oben und unten abgeschnitten angezeigt werden, ist die Aufnahme übersteuert. Sieh in der Anleitung nach, wie du die Aufnahme aussteuerst, damit der Sound klar bleibt. Bei Windows zum Beispiel kannst du dafür unter „Systemeinstellungen” > „Hardware und Sound” > „Systemlautstärke anpassen” bei „Geräte” die Lautstärke reduzieren.
- Ist die Kassette abgespielt, drücke auf „Stopp” und höre dir die Aufnahme an. Je nach Programm hast du nun verschiedene Möglichkeiten zur Nachbearbeitung, etwa Rauschunterdrückung, Trennen in einzelne Titel, Ein-/Ausfaden und vieles mehr.
- Ist alles zu deiner Zufriedenheit, speichere die Aufnahme im gewünschten Format beziehungsweise in dem Format, das dir das Aufnahme-Programm zur Verfügung stellt. Deine Kassette ist jetzt digital aufbereitet.
Die Musikkassette war lange Zeit das meistgenutzte Speichermedium, noch vor den klanglich überlegenen Schallplatten. Denn die Kassette hatte einen Vorteil: Auf ihr konnte man Musik aus dem Radio mitschneiden. Doch hat man sich damit womöglich strafbar gemacht? Und wäre eine Digitalisierung eine unzulässige Vervielfältigung?
Für beide Fälle gilt: nein! Musik aus dem Radio darfst du unbesorgt aufnehmen, das gilt übrigens auch für das Internetradio. Allerdings nur, wenn du dabei keinen Kopierschutz umgehst. Außerdem darfst du diese Aufnahmen nur für den Privatgebrauch nutzen, digitalisieren und kopieren. Wer diese Musik verkauft oder öffentlich zugänglich macht – zum Beispiel in Tauschbörsen – macht sich strafbar.
Das Digitalisieren deiner Kassetten musst du nicht selbst übernehmen, sondern kannst es auch Profis überlassen. Zahlreiche Anbieter haben sich darauf spezialisiert, die Inhalte von analogen Speichermedien auf CD oder USB-Stick zu übertragen. Das gilt also auch für Videokassetten, Tonbänder oder Schallplatten.
Dafür sendest du einfach deine Musikkassetten an das Unternehmen und erhältst diese später zusammen mit den digitalen Medien zurück. Oder du kannst dir die Aufnahmen vom Online-Server des Anbieters herunterladen. Im Internet findest du einen solchen Dienstleister, indem du etwa nach „Audiokassetten digitalisieren Anbieter” suchst.
Der Vorteil: Dir wird alle Arbeit abgenommen. Außerdem bieten fast alle Dienste zusätzliche Features an, zum Beispiel eine nachträgliche Rauschentfernung oder die Aufteilung der Dateien in einzelne Titel. Der Nachteil: Ein solcher Service ist recht kostenintensiv.
Die Digitalisierung einer einzigen Audio-Kassette kostet je nach Länge um die 10 Euro. Hinzu kommen noch Extrakosten für den Versand oder eventuelle Bearbeitungen. Die Digitalisierung einer umfangreichen Sammlung von Kassetten kann also schnell ins Geld gehen. Aber für die wichtigsten Schätze kannst du diese Möglichkeit ins Auge fassen.
Neben der Klangqualität besteht ein großer Unterschied zwischen analogen und digitalen Dateien darin, dass man analoge Inhalte nur „in Echtzeit” kopieren kann, sprich sie beim Kopiervorgang komplett abspielen muss. Das macht ein Übertragen in digitale Formate mühsam und zeitaufwendig – von der benötigten Hardware wie einem Kassettendigitalisierer oder den Anschlüssen für Kassettenspieler und Rechner mal ganz abgesehen.
Professionelle Digitalisier-Dienste sind zwar praktisch, aber vergleichsweise teuer. Zumal du sie zunächst suchen, mit den Kassetten versorgen und von ihnen die Dateien gegebenenfalls herunterladen musst. Auf der anderen Seite: Warum hast du die alten Kassetten nicht schon längst entsorgt? Vermutlich, weil wertvolle Erinnerungen daran hängen. Weil vieles davon es wert ist, öfter gehört zu werden. Es kann sich also lohnen, die Mühe auf sich zu nehmen, um am Ende die alten Aufnahmen mit den neuesten Abspielgeräten genießen zu können.
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