Wie ein riesiger, weißer Ball geht der Mond am Horizont auf. Wenn das Naturschauspiel an manchen Abenden besonders eindrucksvoll ist, verschlägt es einem fast den Atem. Der Griff zum Smartphone erfolgt dann meist automatisch – und lässt Enttäuschung zurück. Auf dem Bild bleibt vom Mond kaum mehr als ein stecknadelgroßer, heller Fleck. Wie du den Mond mit einer Spiegelreflex- oder Smartphone-Kamera von seiner schönsten Seite fotografierest und so, als würdest du ihn mit einem Teleskop beobachten, zeigen wir dir hier.
Du hast dir mit dem Mond ein herausforderndes Motiv ausgesucht. Er ist fast 400.000 km entfernt und präsentiert sich dir so ganz nur in der Nacht. Selbst für eine leistungsstarke Spiegelreflexkamera kein einfaches Unterfangen. Mit diesen Einstellungen und Zubehörteilen bist du optimal vorbereitet:
- Kamera mit Crop-Faktor und vielen Megapixeln: In Sachen Kamera gilt für die Mondfotografie das Motto „Weniger ist mehr“ – zumindest bezogen auf den Kamera-Sensor. Bei diesem wird grundsätzlich zwischen Vollformat und Crop unterschieden. Bei einem Crop-Sensor verfügt die Kamera über einen kleineren Aufnahmesensor. Dieser ist in der Regel nur halb so groß wie der Vollformats-Sensor. Meist sind die günstigeren Spiegelreflexkameras mit einem Crop-Sensor ausgestattet, während das Vollformat entsprechend teurer ist. Der Crop-Faktor führt dazu, dass sich die Brennweite des Objektivs ändert. Hat das Objektiv eine Brennweite von 100 Millimetern und die Kamera einen Sensor mit einem Crop-Faktor von 1,6, so wirkt das Foto, als wäre es mit einem 160 Millimeter Objektiv aufgenommen worden. Das heißt: Du kommst mit dem gleichen Objektiv näher an dein Motiv heran als mit Vollformat. Während generell in der Fotografie Vollformats-Sensoren aufgrund der besseren Qualität der Bilder bevorzugt werden, ist es deshalb in der Mondfotografie besser, eine Kamera mit möglichst hohem Crop-Faktor zu wählen. Hier überwiegen die Vorteile der längeren Brennweite vor Qualitätseinbußen. Trotzdem sollte die Kamera so viele Megapixel wie möglich haben, damit das Bildrauschen gering gehalten wird. Das ist besonders wichtig, wenn du eine naturgetreue Abbildung des dunklen Nachthimmels fotografieren möchtest.
- Tele-Objektiv mit möglichst langer Brennweite: Wähle ein Objektiv, das mindestens eine Brennweite von 200 Millimetern hat. Zu groß kann es hier gar nicht sein, schließlich versuchst du, ein sehr weit entferntes Motiv heranzuzoomen. Die langen Brennweiten sind schön und gut, schon ein leichtes Zittern der Hände kann allerdings für unscharfe Aufnahmen sorgen. Ein optischer Bildstabilisator sorgt neben einem Stativ für scharfgestochene Ergebnisse.
- Stativ: Ein Stativ ist für Mondfotos unerlässlich, sonst verwackeln die Fotos bei der oft längeren Belichtung. Wichtig ist, dass du ein stabiles Stativ an deine Kamera justierst. Gerade, wenn du ein langes Teleobjektiv nutzt, besteht bei zu leichten und kleinen Objektiven die Gefahr, dass die Kamera vornüberkippt. Das Stativ muss also auf die Kamera angepasst sein. Auf einem Stativ verwackelt die Kamera auch während der Langzeitbelichtung nicht. So entstehen die besten Fotos vom Mond.
Vollmond, Halbmond, Neumond? In welcher Mondphase du zur Kamera greifst, bleibt deinem Geschmack überlassen. Auch musst du nicht extra auf eine wolkenlose Nacht warten, um mit dem Shooting zu beginnen. Mit den richtigen Einstellungen kann nämlich auch eine Wolkendecke schöne Effekte auf den Bildern erzielen. Ist der Himmel allerdings völlig zugezogen, kannst du getrost daheimbleiben. Neben Mondphase und Wetter ist auch der Standort ein entscheidender Faktor. Am besten ist es, die Fotos an einem möglichst dunklen Ort zu machen, fernab der lichtverschmutzten Städte. Wo du den perfekten Spot findest, verrät dir diese Lichtverschmutzungskarte: Wo es auf der Karte hell ist, ist es auch an angegebener Stelle kaum dunkel genug.
Ein wenig Vorbereitung wie das Sichten der Wetterverhältnisse und der verschiedenen Mondphasen ist für die Mond-Fotografie unerlässlich – ob du den Vollmond, die blaue Stunde oder aber eine totale Mondfinsternis einfangen möchtest. Mit diesen Apps weißt du immer, was dich erwartet:
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Langzeitbelichtung ist für Fotos nach Sonnenuntergang zwar in der Regel empfehlenswert. Den Mond sollte man aber nicht zu lange belichten. Denn er wandert relativ schnell um die Erde. Während feststehende Lichtquellen also mit den richtigen Kamera-Einstellungen auch mit einer über mehrere Stunden dauernden Belichtung fotografiert werden können, muss diese beim Mond deutlich kürzer sein. Wird länger als zwei Minuten belichtet, kann dies bereits dazu führen, dass der Mond eiförmig abgebildet wird.
Wie fast immer in der Fotografie gilt: Je mehr Einstellungen du selbst vornimmst, desto bessere Bilder kannst du auch machen. Im Automatik-Modus erledigt die Kamera zwar alles selbst, sodass du nur noch auf den Auslöser drücken musst, manchmal trifft die Elektronik dabei aber auch die falschen Entscheidungen. Besonders bei der Mondfotografie kann da einiges schiefgehen. Denn die Belichtungsmessung der Kamera berechnet immer den Durchschnitt aus dem gesamten Bild. Wenn du aber die helle Fläche des Mondes vor dem ansonsten dunklen Hintergrund des Nachthimmels ablichten möchtest, führt das oft zu sehr langen Belichtungszeiten und im Ergebnis einem grauen und verpixelten Himmel. Auch die ISO-Automatik tut sich sichtlich schwer mit der besonderen Lichtsituation. Am besten also, du nimmst alle Einstellungen selbst vor. Um den manuellen Modus einzustellen, drehst du das Modusrad auf M. Um auch den Fokus selbst durch Drehen am Objektiv zu regeln, legst du den Schalter am Objektiv von A(F) auf M(F). Im Folgenden findest du unsere Empfehlungen zur Kameraeinstellung für Mondfotografie im manuellen Modus:
- ISO-Einstellungen: Den ISO-Wert auf maximal 400 stellen. Es gibt einige wenige, höherpreisige Kameras, die auch bei höheren Werten rauscharme Bilder machen. Bei den meisten Kameras kommt es jedoch ab einem ISO-Wert von über 400 zu sogenannten verrauschten Bildern. Das würde dazu führen, dass der schwarze Nachthimmel nicht schwarz, sondern in einem grobkörnigen Grau dargestellt wird. Bei vielen Kamera-Modellen hat sich ein Wert von ISO 100 bewährt.
- RAW-Dateiformat: Nimmst du deine Bilder nicht im JPG‑, sondern im RAW-Format auf. Deine Kamera speichert so das Maximum an Bildinformationen, was dir bei der späteren Nachbearbeitung am Computer hilft, um auch das Beste aus deinen Fotos herauszuholen.
- Blende: Stelle die Blende etwa auf f5,6 oder einen höheren Wert. So ist der komplette Mond scharf.
- Belichtungszeit: Hierfür gibt es keine optimale Einstellung. Sie hängt vielmehr von den vorhandenen Lichtverhältnissen ab. Am besten beginnst du mit einer kurzen Belichtungszeit von 1/60 Sekunde und verlängerst dann bei Bedarf.
- Fokus: Drehe den beweglichen Teil des Objektivs so lange, bis das Motiv beim Blick durch den Kamera-Sucher oder auf den Monitor scharf gestellt ist. Verwende hierfür also den manuellen Fokus.
- Blitz: Da der Mond ein paar Hunderttausend Kilometer weit weg ist, könnte ein Blitz ihn nie ausleuchten, stattdessen würde nur die unmittelbare Umgebung angestrahlt werden. Daher besser darauf verzichten.
Mit dem Smartphone einen beeindruckenden Schnappschuss zu machen, ist gar nicht so einfach. Günstigen Einsteiger-Modellen fehlt schlichtweg eine lange Brennweite. Doch schon mit einem mittelpreisigen Handy, einer Fixierung und einem Objektiv kannst du den Mond samt Kratern fulminant ablichten. Es gibt Stative mit integriertem Teleobjektiv für Handys, sodass du dir als Einstieg für unter 100 Euro passendes Equipment zulegen kannst. Enthalten sind meist auch eine Blende mit einstellbarem Durchmesser (je größer das Sichtfeld, desto mehr Licht fällt ein) und ein x‑facher Zoom. Wenn du den Mond nicht nur in einer kleinen Ecke des Fotos platzieren willst, brauchst du beides. Beherzige zudem diese Tipps:
- Anstatt eigenhändig abzudrücken, ist ein Selbstauslöser empfehlenswert. Auch kleinste Erschütterungen können bei einem so weit entfernten Objekt für verschwommene Ergebnisse sorgen.
- Verzichte auf den Automatik-Modus. Stelle in deiner Foto-App Fokus, Zoom, Belichtungszeit und Lichtempfindlichkeit manuell ein und experimentiere mit den Parametern.
- Wie bei Spiegelreflexkameras hat sich ein ISO-Wert von 100 als optimal erwiesen. Hierbei handelt es sich um eine recht geringe Lichtempfindlichkeit, sodass das Objekt nicht künstlich aufgehellt wird.
- Damit sich der Vollmond in seiner ganzen Pracht fotografieren lässt, solltest du dich von anderweitigen Lichtquellen fernhalten. Hierzu gehören Straßenlaternen und sogar das Display deines Handys.
- Gehe lieber an den Rand der Stadt. Im Innern, in der Nähe von Industrieanlagen, Flughäfen oder Stadien ist der Streulichtanteil besonders hoch. Bevorzuge möglichst dunkle Orte.
Vollformat-Kameras oder solche mit APS-C-Sensor machen mit ausgewählten Einstellungen ordentlich was her. Wer aber nur ab und an in die Natur stiefelt, um Sonne und Mond zu fotografieren, und nicht einen Haufen Geld für einen Fotoapparat und Zubehör ausgeben will, kann auch mit einem leistungsstarken Handy erinnerungswürdige Schnappschüsse vom Mond fabrizieren. Und wie immer gilt: Probiere dich aus und knipse so viele Bilder, wie du kannst. Eine allgemeingültige Formel für das perfekte Foto gibt es eben nicht.
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