Fotografieren & Video

Lomo­gra­fie: Was ist das? Wie ent­ste­hen die extrem bun­ten Bilder?

Spezielle Kameras und Entwicklungstechniken machen Lomografie zu dem, was die Fotografen wollen.

Grell und unscharf: Hast du dich schon ein­mal gefragt, was es mit die­sen über­be­lich­te­ten und kör­ni­gen Bil­dern auf sich hat, die immer häu­fi­ger bei Insta­gram und Co. auf­tau­chen? Nein, die Foto­gra­fen haben ihr Smart­phone nicht falsch bedient – sie sind ein­fach “Lomo­grapher”, die mit einer beson­de­ren Metho­de ana­lo­ge Fotos schie­ßen. In die­sem Rat­ge­ber liest du, was es mit dem Trend “Lomo­gra­fie” auf sich hat, wie die bun­ten Bil­der ent­ste­hen und wie du sie selbst eben­so farb­in­ten­siv knip­sen kannst.

Defi­ni­ti­on: Was ist Lomografie?

Lomo­gra­fie ist eine bestimm­te Foto-Auf­nah­me­tech­nik, die stark von künst­le­ri­schen Über­le­gun­gen geprägt ist. Im Fokus der Foto­gra­fien sol­len sich all­täg­li­che Moti­ve befin­den, die per Zufall – also als Schnapp­schuss – ent­ste­hen. Foto­gra­fiert wird aus­schließ­lich mit ana­lo­gen Kame­ras und Foto-Filmen.

Die Fotos dür­fen dabei, typisch ana­log, etwas ver­schwom­men oder unscharf sein. Dafür sol­len schar­fe Kon­tras­te und inten­si­ve Far­ben im Vor­der­grund ste­hen. Der Vor­teil dabei: Alles kann, nichts muss. Da Lomo­gra­fie gern als künst­le­ri­sche Bewe­gung ange­se­hen wird, gibt es kein “Rich­tig” und kein “Falsch” – erlaubt ist, was gefällt.

Dabei ist es genau die­se Locker­heit, die Lomo­gra­fie auf sozia­len Foto-Sha­ring-Platt­for­men wie Insta­gram, Pin­te­rest und Tumb­lr immer belieb­ter wer­den lässt. Die Fotos müs­sen nicht per­fekt oder gesto­chen scharf sein wie künst­lich auf­ge­hübschte Smart­phone-Bil­der – sie dür­fen das “gewis­se Etwas” des Makels haben.

Beschrei­bung: Wie ent­steht Lomografie?

Lomo­gra­fie ist also irgend­wie alles und irgend­wie nichts. Du darfst foto­gra­fie­ren, was du willst, darfst das Bild “schlecht” auf­neh­men, die fal­sche Belich­tung wäh­len, das Motiv unscharf dar­stel­len und Far­ben voll­kom­men unna­tür­lich in der Dun­kel­kam­mer erzeu­gen. Aber wie ent­steht die­ser Lomo-Effekt eigent­lich? Ganz ein­fach: Über das Zusam­men­spiel von Kame­ra, Film und Entwicklung.

5 Grund­re­geln für Lomographer

Willst du dich ein wenig “lomo­gra­fisch” aus­pro­bie­ren? Dann beach­te fol­gen­de fünf Grundregeln:

  1. Nimm dei­ne Kame­ra über­all hin mit und foto­gra­fie­re zu jeder Tages- und Nacht­zeit ohne Hemmungen.
  2. Denk nicht zu viel über das Motiv nach. Hol die Kame­ra raus und knips drauf los.
  3. Geh so nah wie mög­lich an das Motiv heran.
  4. Hab kei­ne Angst vor schlech­ten Fotos. Die gibt es bei Lomo­gra­fie nicht.
  5. Spar nicht am Film oder der Ent­wick­lung – Lomo­gra­fie ist nicht umsonst, dafür aber einzigartig.

Die Kame­ra

Aus­schlag­ge­bend für den knal­li­gen Effekt der Far­ben ist neben dem gewähl­ten Film vor allem die Kame­ra. Nicht jede Kame­ra kann Nuan­cen so satt erzeu­gen wie spe­zi­el­le Lomo-Modelle.

Für den Anfang eig­nen sich Kame­ras mit Klein­bild-For­mat (35mm): Die­se Fil­me kannst du in jeder Dro­ge­rie pro­blem­los kau­fen und ent­wi­ckeln las­sen. Ent­spre­chend sind fol­gen­de Model­le idea­le Einsteiger-Lomo-Kameras:

  • Dia­na Mini
  • Hol­ga 135 (BC)
  • LOMO LC‑A(+)
  • Supers­am­pler
  • Action­s­am­pler
  • Okto­mat
  • Colors­plash Kamera

Die LOMO LC‑A(+) gilt als die bes­te Ein­stei­ger­ka­me­ra. Mit ihr lässt sich jedes Bild per­fekt belich­ten, es ent­ste­hen beson­ders weich wir­ken­de Auf­nah­men. Zusätz­lich kannst du zwi­schen zwei For­ma­ten aus­wäh­len: qua­dra­tisch und Halb­for­mat (= zwei Fotos auf einem Bild).

Etwas schwie­ri­ger wird es mit Kame­ras wie …

  • … Hol­ga 120
  • … Dia­na F+
  • … Lubi­tel
  • … Lomo Fisheye
  • … Spin­ner 360!
  • … Spro­cket Rocket

Die­se Model­le ver­lan­gen durch das Mit­tel­for­mat des Films (120mm) eine beson­de­re Ent­wick­lungs­tech­nik. Groß­la­bo­re, wie die, mit denen Dro­ge­rien zusam­men­ar­bei­ten, lie­fern hier kei­ne zufrie­den­stel­len­den Abzü­ge. Ledig­lich spe­zi­el­le Foto-Fach­ge­schäf­te kön­nen die gewünsch­ten Ergeb­nis­se sicher­stel­len. Ent­spre­chend ist die Ent­wick­lung eines Films recht kos­ten­in­ten­siv. Pro Bild kön­nen bis zu 50 Cent anfallen.

Der Film

Hast du dich für eine Lomo-fähi­ge Kame­ra ent­schie­den, geht es an die Aus­wahl des rich­ti­gen Spei­cher­me­di­ums. Du benö­tigst auf jeden Fall einen ana­lo­gen Foto-Film. In der Regel fin­dest du in jedem Dro­ge­rie­markt eine klei­ne Aus­wahl an Filmen.

Die­se bestehen aus­schließ­lich aus dem Klein­for­mat 35mm – alle wei­te­ren For­ma­te fin­dest du nur in Foto-Fach­ge­schäf­ten zu lei­der gesal­ze­nen Prei­sen. Die Dro­ge­rie-Fil­me unter­schei­den sich ledig­lich in ihrer Licht­emp­find­lich­keit, dem soge­nann­ten ISO. Er gibt an, wie vie­le Bild­in­for­ma­tio­nen der Film selbst bei schwa­chem Licht spei­chert. Je höher die Zahl, des­to dunk­ler darf die Umge­bung sein.

Wäh­le für dei­ne ers­ten Lomo­gra­fie-Ver­su­che einen Film mit ISO 200 und gehe nur an son­ni­gen und hel­len Som­mer­ta­gen auf Foto-Tour. So sind dir kor­rekt belich­te­te Bil­der so gut wie sicher.

Wäh­le höhe­re ISO-Fil­me nur für bestimm­te Zwe­cke, etwa wenn du wäh­rend der Däm­me­rung oder gar in der Nacht foto­gra­fie­ren willst. Beden­ke dabei, dass die inte­grier­ten Blit­ze der Lomo-Kame­ras nicht auf wei­te Sicht wir­ken. Du soll­test also mög­lichst nah an dei­nem Motiv ste­hen, um es sicht­bar wer­den zu lassen.

Tipp: Damit die Bil­der so rich­tig knall­bunt und lomo wer­den, wie du es dir erhoffst, benutzt du für das Foto­gra­fie­ren kei­nen regu­lä­ren Nega­tiv-Film, son­dern einen soge­nann­ten Posi­tiv-Film. Das sind meist Dia-Fil­me oder Slide Films, die du im Foto-Fach­han­del kau­fen kannst. Lies wei­ter unten, wie mit dem Posi­tiv-Film die typi­schen Lomo-Bil­der entstehen.

Wel­che Fil­me gibt es für ana­lo­ge Kameras?

Kein ana­lo­ges Foto kann ohne Film ent­ste­hen. Dabei haben ver­schie­de­ne Fil­me ver­schie­de­ne Cha­rak­te­ris­ti­ka. Grund­sätz­lich unter­schei­det die Foto-Welt:

  • Schwarz­weiß­film (Nega­tiv-Film)
  • Farb­film (Nega­tiv-Film)
  • Dia­film (Posi­tiv-Film)

Fil­me kön­nen dabei ver­schie­de­ne For­ma­te einnehmen:

  • Klein­bild (35 mm)
  • Mit­tel­for­mat (120 mm)
  • Groß­for­mat (offi­zi­ell “4x5 inch” genannt, etwa 10,5 x 12,7 cm)

Ana­lo­ge Fil­me kön­nen zusätz­lich auf eine bestimm­te Kör­nig­keit, Emp­find­lich­keit oder einen spe­zi­el­len Belich­tungs­spiel­raum zuge­schnit­ten sein.

Die Ent­wick­lung

Du hast dei­nen ers­ten Film mit der Lomo-Kame­ra voll­ge­knipst und brennst dar­auf, dei­ne Ergeb­nis­se end­lich in den Hän­den zu hal­ten? Dann kommt hier eine gute Nach­richt für dich: Du kannst den Film – sofern 35mm-Klein­for­mat – bei jeder Dro­ge­rie über ein Groß­la­bor ent­wi­ckeln las­sen.

Nega­tiv-Fil­me wer­den nor­mal ent­wi­ckelt und besit­zen die für ana­lo­ge Fotos typi­sche Unschär­fe und Kör­nung. So rich­tig lomo ist das Ergeb­nis aber nicht.

Hast du aller­dings einen Posi­tiv-Film ver­knipst, kannst du die­sen beson­ders knal­li­gen “Lomo-Effekt” erzeu­gen, indem du einen klei­nen Trick anwendest:

  1. Bring den Film wie gewohnt zu einer Dro­ge­rie und lass ihn über ein Groß­la­bor wie Fuji oder CEWE entwickeln.
  2. Gib den Film in die vor­ge­se­he­nen Brief­um­schlä­ge und füge dem Kuvert eine Nach­richt mit einem Extra­wunsch bei.
    Inhalt: “Bit­te in C‑41 ent­wi­ckeln, Cross-Pro­cess. Farb­sti­che sind erwünscht, bit­te Abzü­ge machen. Vie­len Dank!”

Durch den soge­nann­ten Cross-Pro­cess wird der Posi­tiv-Film mit Che­mi­ka­li­en ent­wi­ckelt, die eigent­lich für einen Nega­tiv-Film gedacht sind. Die­se wer­den mit der Bezeich­nung C‑41 abge­kürzt. Nor­ma­ler­wei­se wird ein Posi­tiv-Film mit Che­mi­ka­li­en der Bezeich­nung E‑6 ent­wi­ckelt. Durch die Ver­wen­dung der “fal­schen” Che­mi­ka­li­en ent­ste­hen die gewünsch­ten, kräf­ti­gen Far­ben und Farbstiche.

Soll­ten dei­ne Fotos uner­war­tet nicht vom Groß­la­bor ent­wi­ckelt wer­den, hast du immer die Mög­lich­keit, ein Foto-Fach­ge­schäft auf­zu­su­chen. Hier wer­den dei­ne Wün­sche auf jeden Fall umge­setzt – wenn auch für etwa den dop­pel­ten Preis.

Lomo­gra­fie für alle!

Mit dem rich­ti­gen Equip­ment, der krea­ti­ven Visi­on und der “fal­schen” Ent­wick­lung wur­de Lomo­gra­fie zu dem, was sie heu­te ist: Das Fei­ern des “schlech­ten” Fotos. Knip­se die ein­zig­ar­ti­gen und künst­le­ri­schen Auf­nah­men mit einer Lomo-Kame­ra doch ein­fach mal selbst. Anfän­ger-Model­le und ana­lo­ge Fil­me sind schon für klei­nes Geld ver­füg­bar. Die Fotos las­sen sich anschlie­ßend sogar in Groß­la­bo­ren zu güns­ti­gen Prei­sen ent­wi­ckeln. So ent­ste­hen Bil­der vol­ler Far­ben und Flair, die beson­ders im Zeit­al­ter der per­fek­ten Smart­phone-Fotos ihren ganz beson­de­ren Charme versprühen.

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