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Indus­trie­fo­to­gra­fie: So gelin­gen dir impo­san­te Bil­der von Stahl, Beton und schwe­ren Maschinen

Dort, wo Metall auf Beton trifft, wo die menschliche Hand durch Hitze Neues schafft, fühlt sich der Industriefotograf wohl.

Fun­keln­der Stahl, glän­zen­des Glas, hel­le Fun­ken aus dem Schweiß­bren­ner und jede Men­ge schwe­re Arbeit: Indus­trie­fo­to­gra­fie ist mehr als nur ein eng gefass­ter Beruf. Das Ablich­ten des mensch­li­chen Schaf­fens in Ver­bin­dung mit den Mög­lich­kei­ten der maschi­nel­len Tech­nik fas­zi­niert Foto­gra­fen schon seit dem Ein­set­zen der Indus­tria­li­sie­rung – und hat bis heu­te nichts von sei­nem Reiz ver­lo­ren. UPDATED erklärt dir, was du bei einem Indus­trie-Shoo­ting beach­ten soll­test, um impo­san­te Bil­der zu erzeugen.

Indus­trie­fo­to­gra­fie: Was ist das eigentlich?

Sie kann abs­trakt sein, Archi­tek­tur­fo­to­gra­fie the­ma­tisch berüh­ren oder auch doku­men­ta­ri­schen Cha­rak­ter haben: Indus­trie­fo­to­gra­fie hat es sich zur Auf­ga­be gemacht, die Schaf­fens­pro­zes­se der mensch­li­chen Zivi­li­sa­ti­on in den Mit­tel­punkt zu rücken. Dabei muss aber nicht zwangs­wei­se das Arbei­ten an sich abge­bil­det wer­den – auch Gebäu­de, Indus­trie­ge­län­de oder ein­zel­ne Mate­ria­li­en kön­nen auf den Fotos zu sehen sein.

Wich­tig ist ein­zig der indus­tri­el­le Cha­rak­ter der Fotos. Natur hat hier nur etwas zu suchen, wenn sie als (Bau-)Material auf­taucht. Bevor­zugt lich­ten Foto­gra­fie-Enthu­si­as­ten aber glän­zen­de und fun­keln­de Mate­ria­li­en ab, ger­ne in Ver­bin­dun­gen mit Arbeits­pro­zes­sen, bei denen Fun­ken sprühen.

Beliebt sind zudem ste­ril wir­ken­de Gebäu­de oder lee­re Lager­hal­len ohne beson­de­re Farb­ge­bung. Die Beleuch­tung der Kulis­se soll­te von einem mög­lichst blau­sti­chi­gen Licht aus­ge­hen, etwa von Leuchtstoffröhren.

Indus­trie foto­gra­fie­ren: So gelin­gen Fotos

Damit impo­san­te und schö­ne Bil­der im indus­tri­el­len Umfeld gelin­gen, ist ein wenig Fin­ger­spit­zen­ge­fühl gefragt. Schwie­ri­ge Licht­ver­hält­nis­se, hek­ti­sche Arbeits­pro­zes­se und Bau­stof­fe, deren Far­ben dei­ne Kame­ra ein­fach nicht so rich­tig ein­fan­gen will – wie sollst du da nur schö­ne Indus­trie­fo­tos schie­ßen? UPDATED erklärt es dir.

Das rich­ti­ge Set­ting für Industriefotografie

Wohnst du nicht gera­de mit­ten in einem Indus­trie­ge­biet, kann die Suche nach der idea­len Loca­ti­on schon etwas schwe­rer wer­den … oder? Nein. Denn grund­sätz­lich lässt sich Indus­trie­fo­to­gra­fie über­all dort prak­ti­zie­ren, wo viel Beton, Metall und Glas, aber wenig Natur ist. Das kann auch eine düs­te­re Tief­ga­ra­ge sein, die für ein eher abs­trak­tes Indus­trie-Ambi­en­te sorgt.

Auch ein ört­li­cher Recy­cling­hof, bei dem sich Metall­schrott sta­pelt, oder eine Bau­stel­le mit mar­kan­ten Umzäu­nun­gen und gela­ger­ten Mate­ria­li­en kann als Kulis­se die­nen. Selbst der eige­ne Werk­zeug­kas­ten in der Gara­ge kann ein inter­es­san­tes Motiv sein.

Gene­rell gilt: Sei bei der Wahl dei­ner Sze­ne krea­tiv und fan­ta­sie­voll, anstatt dir Gedan­ken über eine bestimm­te Defi­ni­ti­on zu machen. So macht Indus­trie­fo­to­gra­fie beson­ders Spaß – und Bil­der, die mit Krea­ti­vi­tät und Lei­den­schaft geknipst wur­den, sind in der Regel auch die schönsten.

Die rich­ti­gen Kame­ra­ein­stel­lun­gen für Industriefotografie

Hast du eine schö­ne Sze­ne ent­deckt, geht es ans Ein­ge­mach­te: die Kame­ra – und ihre Ein­stel­lun­gen. Die bes­ten Ergeb­nis­se erzielst du mit einer digi­ta­len Spie­gel­re­flex­ka­me­ra. Die Smart­phone-Kame­ra eig­net sich hier nur noch begrenzt, da die fein­glied­ri­gen Set­tings, die für die schwie­ri­gen Licht­ver­hält­nis­se nötig sind, hier nicht ein­stell­bar sind.

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Wie du was an dei­ner Spie­gel­re­flex ein­stellst, hängt von meh­re­ren Fak­to­ren ab, etwa dem ein­fal­len­den Licht und dem Effekt, den du mit dem Bild erzeu­gen willst. Grob kannst du dich an fol­gen­den Regeln orientieren:

  • Modus: Foto­gra­fie­re nicht in der Pro­gramm­au­to­ma­tik. Dei­ne Kame­ra möch­te in die­sem Modus alle Bild­an­tei­le gleich belich­ten – dadurch stellt sich oft ein eher fades Ergeb­nis ein. Am bes­ten wählst du den Modus M für manu­ell, um vol­le Kon­trol­le über das Bild zu bekommen.
  • ISO: Der ISO-Wert bestimmt, wie licht­emp­find­lich dein Bild­sen­sor ist. Je höher der Wert, des­to bes­ser kann dei­ne Kame­ra selbst sehr schwa­che Licht­quel­len erken­nen. Foto­gra­fierst du in einer düs­te­ren Tief­ga­ra­ge, emp­fiehlt sich ein ISO von etwa 800. Bei Son­nen­schein im Frei­en reicht ein ISO 100 oder 200.
  • Blen­de: Abhän­gig davon, wie dein Bild wir­ken soll, soll­test du eine offe­ne oder geschlos­se­ne Blen­de ein­stel­len. Sol­len alle Bild­an­tei­le gleich­mä­ßig scharf dar­ge­stellt wer­den, emp­fiehlt sich eine Blen­de f/8 oder geschlos­se­ner. Detail­auf­nah­men kön­nen mit f/3.6 oder offe­ner geknipst werden.
  • Belich­tungs­zeit: Abhän­gig von Umge­bungs­licht und ande­ren Ein­stel­lun­gen (ISO, Blen­de), wählst du eine Belich­tungs­zeit, die die Belich­tungs­ska­la im Sucher auf einen Wert knapp unter 0 bringt. Beden­ke dabei: Ab einem Wert von etwa 1/120 Sekun­de kön­nen schon die kleins­ten Wack­ler für Unschär­fen im Bild sor­gen. Hier lohnt sich die Hil­fe eines Stativs.
  • Weiß­ab­gleich: Indus­trie­fo­tos wei­sen ver­schie­de­ne Licht­tem­pe­ra­tu­ren auf. Häu­fig sind Anla­gen und Lager­hal­len mit blau­sti­chi­gem Licht erhellt, aller­dings sind Fun­ken, die beim Arbei­ten ent­ste­hen, stark gelb­sti­chig. Lass dei­ne Kame­ra hier auto­ma­tisch ent­schei­den, wel­cher Weiß­ab­gleich der rich­ti­ge ist, und greif nur im Not­fall manu­ell ein.

Detail­auf­nah­men indus­tri­el­ler Materialien

Bei der Indus­trie­fo­to­gra­fie geht es nicht nur um das gro­ße Gan­ze, son­dern auch um das fili­gra­ne Zusam­men­spiel kleins­ter Tei­le. Des­halb sind Detail­auf­nah­men von ein­zel­nen Bau­stof­fen oder Maschi­nen­tei­len oft beson­ders inter­es­sant zu betrach­ten. Damit die auch gelin­gen, haben wir ein paar Tipps für dich:

  • Stel­le die größt­mög­li­che Blen­de an dei­ner Kame­ra ein, etwa f/2.8 oder f/1.8. Dadurch stellt sich eine gerin­ge Tie­fen­schär­fe ein: Nur ein bestimm­ter Teil des Fotos wird scharf dar­ge­stellt, der Rest bleibt unscharf.
  • Zusätz­lich kannst du dich etwas wei­ter weg von dei­nem Motiv posi­tio­nie­ren und bei einem Zoom-Objek­tiv eine hohe Brenn­wei­te ein­stel­len, um einen Bokeh-Effekt zu erzielen.
    Ach­tung: Bei einer Fest­brenn­wei­te ist dies zwar nicht mög­lich, aller­dings wird hier meist eine prä­zi­se­re Tie­fen­schär­fe erzeugt.
  • Sor­ge bei unbe­weg­li­chen Gegen­stän­den für eine rela­tiv kur­ze Belich­tungs­zeit. Sol­len beweg­li­che Tei­le in ihrer Bewe­gung ein­ge­fro­ren wer­den, ist eben­falls eine kur­ze Belich­tungs­zeit ange­sagt. Sol­len Bewe­gun­gen sehr flie­ßend wir­ken, braucht es eine lan­ge Belichtungszeit.

Indus­trie­fo­to­gra­fie: Inspirationen

Eine ganz kon­kre­te Defi­ni­ti­on von Indus­trie­fo­to­gra­fie ist nur schwer fest­zu­le­gen. Die Gren­zen zu ande­ren Foto­gra­fie-Gebie­ten ver­schwim­men. Wie du dei­ne Kame­ra ein­stel­len soll­test, hängt von vie­len Fak­to­ren ab. Was also kannst du im kon­kre­ten Fall tun? Wir geben dir ein paar Bei­spie­le und erklä­ren dir, wie du die fol­gen­den Bil­der nach­stel­len kannst.

Dunk­le Tiefgaragen

Eine dunk­le Tief­ga­ra­ge mit spe­zi­el­lem Licht und vie­len glän­zen­den Autos dazwi­schen. Wie soll­test du so ein Set­ting foto­gra­fie­ren? Etwa so:

  • ISO: 800
  • Blen­de: f/8
  • Belich­tungs­zeit: Etwa 1/100 Sekun­de, Sta­tiv empfehlenswert
  • Weiß­ab­gleich: automatisch

Soll­te dein Bild zu dun­kel wer­den, ver­su­che, den ISO-Wert etwas höher anzu­set­zen. Erhö­he die Belich­tungs­zeit nicht, sofern du das etwas düs­te­re Ambi­en­te der Gara­ge ein­fan­gen willst.

Bau­stel­len bei Nacht

Bun­te Lich­ter, glän­zen­des Metall: Bau­stel­len ent­fal­ten bei Nacht einen ganz beson­de­ren Charme. Willst du die­sen ein­fan­gen, raten wir zu die­sen Kamera-Settings:

  • ISO: 1.600 oder höher
  • Blen­de: f/6 oder kleiner
  • Belich­tungs­zeit: 1/50 Sekun­de, Sta­tiv notwendig
  • Weiß­ab­gleich: automatisch

Indus­trie-Arbeit ablichten

Indus­trie­fo­to­gra­fie lebt vom Zusam­men­spiel von Mensch und Maschi­ne. Wer freund­lich anfragt, darf häu­fig auch die Arbeit in gro­ßen Betrie­ben doku­men­tie­ren. Was du dabei beach­ten solltest:

  • ISO: 200, maxi­mal 400
  • Blen­de: f/8 oder kleiner
  • Belich­tungs­zeit: 1/500 Sekun­de, pro­blem­los freihändig
  • Weiß­ab­gleich: auto­ma­tisch, manu­ell auf 5.500 Kel­vin stellen

Schwe­re Maschi­nen und glän­zen­de Gehäuse

Indus­trie­fo­to­gra­fie mag auf den ers­ten Blick ein abs­trak­tes Feld sein. Sie kennt nur wenig Gren­zen – und benö­tigt den­noch ein hohes Maß an Fin­ger­spit­zen­ge­fühl. Wer Bil­der vom Zusam­men­wir­ken von Mensch und Tech­nik machen will, bekommt es wahr­schein­lich mit vie­len ver­schie­de­nen Sze­ne­rien zu tun, auf die die Kame­ra immer wie­der indi­vi­du­ell abge­stimmt wer­den will. 

Mit ein wenig Vor­stel­lungs­kraft und Übung gelin­gen dir aber rela­tiv schnell und unkom­pli­ziert impo­san­te Bil­der. Ori­en­tie­re dich ein­fach an unse­ren Ideen und spin­ne sie selbst ein wenig weiter.

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