Sie haben ein Foto eines sonnendurchfluteten Waldweges geschossen, aber Ihnen sind die hellen Bereiche zu hell und die dunklen zu dunkel. Wenn Sie beim Fotografieren öfter auf den Umstand stoßen, dass Ihnen die Belichtung nicht gefällt, dann sind HDR-Aufnahmen vielleicht das Richtige für Sie. UPDATED erklärt Ihnen, was es damit auf sich hat und worauf Sie bei Ihrer Spiegelreflexkamera oder auch Ihrem Smartphone achten müssen.
Grundlagen zur HDR Fotografie
High Dynamic Range (“hoher Dynamikumfang”), kurz HDR, ist ein Hochkontrast-Effekt, den Sie durch das Zusammenfügen mehrerer Bilder unterschiedlicher Belichtung erzielen. Ein Bild mit hohem Kontrastumfang bedeutet, das mehr Details und Helligkeitsabstufungen zu sehen sind. Schattenbereiche treten damit kontrastreicher hervor, helle Bereiche wirken weniger überbelichtet, das Bild wirkt farbkräftig. Gute HDR-Aufnahmen kommen damit dem Wahrnehmungsumfang des menschlichen Auges nahe, was Farbe, Details und Schärfe anbelangt.
Wollen Sie nun ein solches Bild aufnehmen, sollten Sie einige grundlegende Regeln für die HDR-Fotografie beachten:
- HDR-Aufnahmen setzen sich aus mehreren geschossenen Bildern zusammen, die sie über eine Reihenaufnahme erhalten und später zusammenfügen oder einen entsprechenden HDR-Effekt an Ihrer Kamera nutzen. In beiden Fällen sollten Sie die Kamera nicht bewegen, da ein und dasselbe Motiv in verschiedenen Belichtungseinstellungen aufgenommen wird und es bei Bewegung zu verschwommenen Bildelementen kommen kann.
- Suchen Sie sich daher für die HDR-Fotografie auch keine bewegten Motive. Sie erhalten dadurch in der Regel einen minimalen Bildversatz in den einzelnen Aufnahmen, der sich im fertigen Bild als unschöner “Geisterschatten” manifestiert. Auch kleine, unscheinbarere Elemente wie wehende Fahnen oder wedelnde Baumäste sollten Sie meiden.
- Benutzen Sie ein Stativ: Egal, ob Smartphone oder Spiegelreflexkamera, sorgen Sie für einen stabilen und festen Untergrund, der das Gerät für die Dauer der Aufnahme in Position hält. Am ehesten empfiehlt sich hier ein Kamerastativ, für welche es auch Halterungen für Smartphones gibt. Schalten Sie hierfür aber Bildstabilisatoren aus, denn diese erzeugen dann oft den gegenteiligen Effekt.
HDR-Apps für Ihr Smartphone
Möchten Sie über die Funktionen Ihres Smartphones hinaus HDR-Aufnahmen machen und die Bilder anschließend noch etwas nachbearbeiten, empfehlen wir Ihnen zwei Apps für iOS und Android:
HDR-App für iOS: ProCamera und HDR for Free
ProCamera bietet Ihnen ein für eine Foto-App recht umfassendes Paket an Einstellungs- und Filtermöglichkeiten. Neben der intuitiven Benutzeroberfläche mit Anpassungen für Aufnahmen bei schwachem Licht oder einer Serienbildfunktion verfügt die App auch über einen HDR-Modus, der eine Bilderreihe automatisch zusammensetzt. Drei Filteroptionen geben Ihnen hier zusätzliche Möglichkeiten für hohe Farb- und Kontrastwerte. Dafür ist ProCamera allerdings kostenpflichtig (4,99 Euro).
ProCamera können Sie im App Store erstehen.
Als kostenlose Alternative für Ihr iOS-Gerät stehen hier in der Regel nur solche Apps zur Verfügung, die geschossene Bilder lediglich nachbearbeiten. Das heißt, Sie wählen Fotos aus Ihrer Bildergalerie und lassen eine App wie etwa HDR for Free Dynamikanpassungen an Licht und Farbe vornehmen.
HDR for Free laden Sie im app Store herunter.
HDR-App für Android: Camera HDR Studio und Ultimate HDR Camera
Camera HDR Studio erlaubt Ihnen über eine leicht zu bedienende Benutzeroberfläche, schnell HDR-Aufnahmen zu erstellen. Drei Modi stehen hier zur Verfügung, die Sie über ein Antippen des HDR-Icons auswählen. Dazu gibt es einige Filter- und Rahmenfunktionen, womit Sie auch Bilder aus Ihrer Fotogalerie bearbeiten können.
Die Basisversion ist kostenlos, für die Pro-Version mit mehr Funktionen zahlen Sie im Google Play Store 2,15 Euro.
Komplett kostenlos hingegen ist die App Ultimate HDR Camera. Die Anwendung wandelt Aufnahmen schnell in das Hochkontrastformat um und erlaubt anschließend noch Anpassungen der Schärfen- und Farbintensität.
HDR-Fotografie mit der Spiegelreflex
Generell gibt es zwei Methoden, mit Ihrer Kamera eine HDR-Aufnahme zu tätigen: Bei der manuellen Variante nehmen Sie alle Einstellungen am Gerät selbst vor. Hierbei sind besonders die Einstellungen an Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert (Lichtempfindlichkeit) wichtig. Für die manuelle Variante stellen Sie das Moduswahlrad entweder auf A/AV (Zeitautomatik) oder M (Manuell), um feste Blendeneinstellungen auszuwählen, die für die HDR-Fotografie unerlässlich sind. Sie verhindern damit Schärfenunterschiede in den Einzelaufnahmen. Anschließend setzen Sie die geschossenen Bilder am Computer mit einem entsprechenden Bildbearbeitungsprogramm zu einem HDR-Bild zusammen. Je nach Routine und Kenntnisgrad erzielen Sie hiermit das bestmögliche Ergebnis.
Moderne digitale Spiegelreflexkameras (DSLR) verfügen in ihren Einstellungen in der Regel auch über einen HDR-Modus, der einen Großteil an Einstellungen übernimmt, die Sie sonst manuell für ein solches Bild vornehmen. Je nach Kamera finden Sie diesen Modus in den Menüeinstellungen unter den Effekt- oder Filtereinstellungen.
Ob Sie sich für die manuelle Einstellung-Methode oder den Nutzen eines HDR-Modus entscheiden, ist natürlich immer mit Ihrem Anspruch an die Qualität des HDR-Bildes verbunden. Profi-Fotografen greifen hier eher zur manuellen Variante, während Gelegenheits-Bilderjäger auch gern dem HDR-Modus die Hauptarbeit überlassen. Auch das Dateiformat, in dem Sie Ihre HDR-Aufnahmen abspeichern, kann dabei entscheidend sein: Nutzen Sie den HDR-Modus und wollen keine weiteren nachträglichen Bearbeitungen an Ihrem Bild vornehmen, ist das platzsparendere JPG-Format vermutlich Ihre erste Wahl. Wollen Sie Ihre Belichtungsreihen selbst zusammenfügen und nachträglich noch bearbeiten, sollten Sie im RAW-Format speichern – was allerdings mehr Platz benötigt. Tipps zum Fotografieren mit RAW haben wir für Sie in einem entsprechenden Ratgeber zusammengefasst.
Wichtige Punkte für die manuelle HDR-Fotografie:
- Schalten Sie den Autofokus ab, damit gerade bei wenig Restlicht die Automatik den Fokus nicht auf einen ungewollten Bildpunkt ausrichtet. Stellen Sie diesen manuell auf den gewünschten Bereich ein.
- Schalten Sie die ISO-Automatik ab: Eine wechselnde Lichtempfindlichkeit führt zu unterschiedlichen Schärfen der einzelnen Aufnahmen, ebenso kann sich auch der Farbcharakter des Bildes ändern.
- Vermeiden Sie unterschiedliche Blendeneinstellungen, da diese zu Unschärfe im Endprodukt führen können. Wichtiger sind die unterschiedlichen Belichtungszeiten. Stellen Sie hierfür beispielsweise eine feste, auf Schärfe ausgelegte Blende von f8 oder f11 ein und wählen Sie eine Belichtungsreihe im Kamera-Menü. Dann erstellt Ihr Gerät beim Auslösen automatisch mehrere Bilder unterschiedlicher Belichtung.
Das sollten Sie beim Nutzen des HDR-Modus bei einer Spiegelreflexkamera beachten:
- Viele Kameras haben beim HDR-Modus eine Werteabstufung zwischen zwei und fünf. Davon hängt die Anzahl der Bilder ab, die geschossen und anschließend automatisch zusammengefügt werden. Je mehr Bilder, desto größere Dynamikbereiche werden abgedeckt und ergeben ein lebendigeres HDR-Bild.
- Seien Sie bei der Bildverarbeitung geduldig: Da im HDR-Modus die Kamera-Software das Bild nach den Einzelaufnahmen sofort zusammensetzt, kann dieser Vorgang je nach Einstellung zwischen wenigen und mehreren Sekunden dauern.
- HDR-Modi verfügen oft über zusätzliche Filtereinstellungen wie etwa “Ölgemälde”, die Sie zu Beginn zunächst auslassen können. Möchten Sie Ihre HDR-Aufnahmen kunstvoller gestalten, probieren Sie sich an diesen kamerainternen Filtern, wenn Sie genügend Routine mit dem Modus entwickelt haben.
HDR-Aufnahmen mit dem Smartphone
Auch Ihr Smartphone eignet sich als HDR-Kamera. Dafür benötigen Sie in jedem Fall eine App, denn Sie haben ansonsten keinen Zugriff auf Bilderreihen mit unterschiedlicher Belichtung. Viele Kamera-Apps der Hersteller haben bereits einen HDR-Modus vorinstalliert. In der Regel schießt Ihr Mobilgerät zwischen zwei und drei Bilder hintereinander und kombiniert diese anschließend zu einer Hochkontrast-Aufnahme. Auch hier gilt, dass Sie das Smartphone für die Aufnahme ruhig halten müssen. Bedenken Sie weiterhin, dass Sie beim Drücken des Auslösers ebenfalls eine Erschütterung auf das Mobilgerät ausüben, was sich auf die Linse überträgt und die Aufnahme verwackeln kann. Ein Stativ oder zumindest ein fester Untergrund wie eine Tischplatte sind hier also sehr zu empfehlen – lehnen Sie das Smartphone zusätzlich an einem schweren Gegenstand wie einen Stein oder eine Tasse. Ebenso können Sie den Timer beziehungsweise den Selbstauslöser Ihrer Kamera-App auf ein paar Sekunden einstellen, damit zum Zeitpunkt der Aufnahme kein Druck durch Ihren Finger das Gerät erschüttert.
Bedenken Sie hierbei aber auch, dass ein Smartphone in puncto Hardware und Nachbearbeitungssoftware nicht an die Qualität einer “echten” Spiegelreflexkamera und professioneller Computerprogramme heranreicht. Ihre HDR-Aufnahmen werden sich nicht mit denen der großen Geräte messen können, was Schärfe und Farbsättigung anbelangt. Von einer rein manuellen HDR-Fotografie auf dem Smartphone, bei der Sie über manche Apps die Belichtungszeit kontrollieren können, raten wir daher ab: Der Aufwand, die Bilder anschließend per Software nachzubearbeiten, steht in keinem Verhältnis zur Qualität. Für beeindruckende Aufnahmen, die Sie auf Ihrem Smartphone oder Tablet betrachten, reichen HDR-Bilder aus dem Smartphone, die Sie mit einer App erstellt haben, aber absolut aus.
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