Früher oder später, meist früher als später, steht dein Kind vor dir und verlangt mit Nachdruck ein eigenes Smartphone. “Alle anderen” hätten auch ein Handy, deshalb sei es nun wirklich an der Zeit, auch eins zu bekommen. Ab welchem Alter deines Kindes du diesem Drängen mit gutem Gewissen nachgeben darfst, was für ein Handy der Nachwuchs bekommen sollte und wie du dieses am besten einrichtest, damit dein Kind keinen Schaden nimmt, erklärt UPDATED dir in diesem Ratgeber.
- Das erste Handy fürs Kind – ab wann?
- Risiken der intensiven Handynutzung bei Kindern
- Was für ein Handy brauchen Kinder?
- So richtest du das Handy für dein Kind ein
- Kinderhandy ohne Vertrag, mit Vertrag oder Prepaid-Karte?
Das erste Handy fürs Kind – ab wann?
Smartphone-Nutzer und ‑Besitzer werden immer jünger. Nach einer KIM-Studie von 2016 besitzen mittlerweile rund 32 Prozent der Sechs- bis 13-Jährigen ein Smartphone, das sind sieben Prozent mehr als noch zwei Jahre zuvor. Ein Mobiltelefon im weiteren Sinn, also alles vom konventionellen Handy bis zum modernen Smartphone, können bereits mehr als die Hälfte aller Kinder dieser Altersklasse ihr Eigen nennen.
Der Elternratgeber “Schau hin!” empfiehlt ein Smartphone ab elf oder zwölf Jahren. Dann sei der Charakter eines Kindes soweit gefestigt, dass es auch verstörende Inhalte einzuordnen weiß, die es unter Umständen zu Gesicht bekommt. Dem Kind noch länger ein Smartphone zu verwehren, könne laut Experten Probleme nach sich ziehen. Handys dienen in der heutigen Zeit nun mal zum Austausch und der Kommunikation mit Freunden. Hat das eigene Kind diese Möglichkeit nicht, droht es zum Außenseiter zu werden.
Geht es dir in erster Linie darum, dein Kind im Notfall erreichen oder orten zu können, kannst du deinem Spross auch schon im Grundschulalter ein Handy anvertrauen – dann aber so eingerichtet, dass für Kinder nur die von den Eltern gespeicherten Rufnummern zum Wählen zur Verfügung stehen.
Risiken der intensiven Handynutzung bei Kindern
Das Verhalten und der Umgang mit Handys ist altersunabhängig mit Risiken behaftet. Jedes Kind reagiert anders auf die digitale Welt. So gibt es Kinder, die sich nur schwer wieder von dem Gerät trennen können, beschäftigen sie sich einmal damit. Wichtig ist, dass du die Nutzungszeiten von Anfang an begrenzt. Als Richtwert gilt: Für 12-Jährige ist nach 45 Minuten am Tag Schluss, 14-Jährige sollten sich nicht mehr als eine Stunde täglich mit dem Smartphone beschäftigen. Im Bett, beim Essen und anderen gemeinsamen Aktivitäten ist das Handy tabu.
Studie: Soziale Medien können abhängig machen
Rund 100.000 Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren gelten nach einer repräsentativen Studie der Krankenkasse DAK aus dem Jahr 2018 als süchtig nach sozialen Medien wie Facebook, Instagram oder WhatsApp. Ein Viertel der Teenager verbringt demnach vier oder mehr Stunden am Tag in sozialen Netzwerken. 2,6 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen litten ohne ihr Handy unter Entzugserscheinungen. Ein Drittel dieser Abhängigen zeigte auch depressive Neigungen – ein Phänomen, das auch bei anderen Internet-Süchten auftritt.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat drei verschiedene Problembereiche bei Kindern ausgemacht, die eine zu intensive Handynutzung nach sich ziehen kann:
- Hohe Kosten, da Kinder selten einen Überblick über die Nutzungsdauer behalten
- Wenn das Erlebte nur virtuell stattfindet, verändern sich jugendtypische Erfahrungen
- Kinder kommen eher mit Gewalt, Pornografie oder problematischen politischen Inhalten in Kontakt
Wichtig ist, vor der Übergabe des Smartphones mit deinem Kind zu reden und es über die Gefahren aufzuklären. Es muss dafür sensibilisiert werden, was andere Kinder im Internet aufgreifen und weiterleiten können. Zudem sollte dein Kind wissen, dass es nicht unüberlegt private Inhalte wie Fotos oder Ortsangaben der Öffentlichkeit preisgibt.
Was für ein Handy brauchen Kinder?
Zunächst stellt sich die Frage, ob es für die Zwecke deines Kindes ein neues Handy sein muss oder ob es dein altes nicht auch tut. Dabei gilt es allerdings ein paar grundsätzliche Dinge zu beachten:
- Kinder gehen nicht immer zimperlich mit ihren Sachen um, das ist bei Mobiltelefonen nicht anders. Ein robustes und gegen Aufprall geschütztes Gerät bietet sich hier an.
- Die Bedienung des Handys sollte zudem nicht zu kompliziert sein – noch wichtiger ist allerdings, dass du deinem Nachwuchs die wesentlichen Funktionen gut erklären kannst. Insofern wäre es von Vorteil, wenn das Betriebssystem oder sogar die Marke des Handys identisch ist mit deinem eigenen.
Grundsätzlich solltest du überlegen, ob du deinem Nachwuchs ein Smartphone mit allen gängigen Funktionen wie Internetanbindung, Zugang zu Messengern wie WhatsApp und Multimedia-Features zur Verfügung stellen willst, oder ob auch ein sogenanntes Feature-Phone ausreicht. Das sind quasi die Vorgänger von Smartphones, deren Funktionsumfang begrenzt ist. Du kannst damit telefonieren und SMS schreiben und darüber hinaus oft auch fotografieren und E‑Mails schreiben, doch der Bedienkomfort beim Browsen ist meist sehr gering, sofern Internetzugang überhaupt vorgesehen ist.
Stelle vor dem Erwerb Prioritäten auf, was das Handy deines Kindes können soll und was vielleicht auch gerade nicht. Gehe mit dieser Liste am besten in den Fachhandel und lasse dich beraten. Nimm dein Kind mit, damit es bei der Farbe des Handys mitentscheiden kann.
So richtest du das Handy für dein Kind ein
Kinder spielen gerne und viel mit dem Handy. Deshalb ist es wichtig, dass du die sogenannten In-App-Käufe deaktivierst. Durch diese können Charaktere verbessert oder zusätzliche Elemente des Spiels erworben werden. Das verursacht jedoch Extrakosten. Meist unter dem gleichen Menüpunkt lassen sich auch generell App-Installationen sperren. Auch Pop-up-Fenster sowie Push-Nachrichten sollten deaktiviert werden, um unerwünschten Online-Käufen vorzubeugen.
Grundsätzlich solltest du einmal die Sicherheitseinstellungen des Handys aufrufen und durchgehen. So ist es ratsam, Sonderrufnummern und Auslandsnummern zu sperren. Wer verhindern möchte, dass die Kleinen bestimmte Apps oder Internetinhalte aufrufen, der kann Kindersicherungs-Apps wie Kids Place (Android oder iOS) installieren. Damit ist dann nur der Zugriff auf altersgerechte Seiten möglich. Solltest du nicht wollen, dass dein Kind überhaupt im Internet surft, kannst du den vorinstallierten Browser ebenfalls deaktivieren.
Zudem kann es gut sein, wenn du das Handy deines Kindes mit altersgerechten Spielen und Lernsoftware ausstattest, die du als App auf das Gerät lädst.
Weitere Tipps, wie du dein Smartphone oder Tablet kindersicher machst, findest du in den Ratgebern “iPhone und iPad kindersicher machen” sowie “So machen Sie Ihr Android-Gerät kindersicher”.
Kinderhandy ohne Vertrag, mit Vertrag oder Prepaid-Karte?
Gerade für jüngere Handybesitzer sind Prepaid-Tarife ratsam. Die monatliche Grundgebühr entfällt auf diese Weise, und Kinder bekommen ein Gefühl fürs Geld. Denn wenn die Karte leer ist, können sie das Handy nicht mehr im gewohnten Umfang nutzen. Eine hohe Handyrechnung ist damit ausgeschlossen. Eine Karte mit einem Guthaben von zehn bis 15 Euro pro Monat sollte für ein Ersthandy ausreichen.
Der Nachteil: Ist das Guthaben aufgebraucht, lassen sich nur noch Notruf- und Servicenummern anrufen. Dein Kind kann dich auf deinem Handy dann nicht mehr erreichen.
Für Kinder ab 14 Jahren, die mehr Zeit mit dem Smartphone verbringen dürfen, ist eine Flatrate durchaus sinnvoll, mit der unbegrenztes Telefonieren, Nachrichten verschicken, Chatten und Surfen möglich ist.
Das Kind langsam ans Smartphone heranführen
Mobil erreichbar zu sein ist heute selbstverständlich. Auch für Kinder ist ein eigenes Handy ab einem gewissen Alter unproblematisch, sofern sie sich an zuvor aufgestellte Regeln hinsichtlich der Nutzungsart und ‑dauer halten. Das Smartphone in der Tasche deines Kindes zu wissen, gibt dir schließlich auch ein Gefühl von Sicherheit. Entscheidend ist, das Gespräch mit dem Kind zu suchen und dem Nachwuchs klar zu machen, dass ein Smartphone Verantwortung bedeutet, sei es wegen der Kosten oder der Inhalte.
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