Die Bilder aus dem letzten Italien-Urlaub sind ganz schön geworden, aber irgendwie zeigen sie häufig zu viel Himmel und zu wenig Italien? Es fällt dir immer noch schwer, deine Fotos ausgeglichen und harmonisch wirken zu lassen? Wir helfen dir dabei, deine Performance als Fotograf zu verbessern. Lies bei uns, wie du die ideale Positionierung für jedes Motiv schnell und einfach herausfinden kannst – und was es mit dem geheimnisvollen Goldenen Schnitt auf sich hat.
- Erklärung: Das ist der Goldene Schnitt
- Grundlegendes Wissen zum Goldenen Schnitt
- Goldenen Schnitt herausfinden
- Praxistest: Der Goldene Schnitt am Menschen
Erklärung: Das ist der Goldene Schnitt
Das, was am Anfang so imposant und kompliziert klingt, ist am Ende eigentlich ganz simpel: Der Goldene Schnitt ist nichts weiter als die Aufteilung von Proportionen. Ursprünglich stammt dieser Ansatz aus der Geometrie und beschreibt dabei die idealen Seitenverhältnisse eines mathematischen Körpers, beispielsweise die Kantenlängen eines Vierecks. Damit geometrische Figuren auf den Betrachter harmonisch wirken, müssen ihre Seiten in bestimmten Größenverhältnissen zueinander stehen, ansonsten erwecken sie einen unnatürlichen Eindruck. Wichtig ist der Goldene Schnitt also vor allem in der Architektur, der Kunst und natürlich der Fotografie.
Besonders als Foto-Anfänger kann dir diese Regel helfen, ein besseres Gefühl für Bildaufteilung zu entwickeln. Mit der Zeit wirst du lernen, wie du wichtige Motive im Gesamtbild richtig platzierst und wie Tiefenschärfe zu effektvoller Fokussierung beiträgt. Geht dir das alles zu schnell, findest du in diesem Ratgeber eine kleine Einführung in die Grundlagen der Fotografie und deren wichtiger Fachbegriffe.
Nun beschäftigen wir uns aber detailliert mit dem Goldenen Schnitt und wie er dir zu ästhetischen Fotos verhelfen kann.
Grundlegendes Wissen zum Goldenen Schnitt
Vielleicht erinnerst du dich noch an die Berechnung des Goldenen Schnitts aus dem Mathematik-Unterricht in der Mittelstufe. Falls nicht, helfen wir deinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge und erklären dir, wie dir dieser geometrische Ansatz überhaupt beim Fotografieren im Alltag helfen kann.
- Der Goldene Schnitt hat seine Anfänge in der Antike. Er hat aber bis heute nichts von seiner Aktualität verloren. Er teilt die Proportionen jedes Körpers in das optisch ansprechendste Verhältnis ein. Im Schaubild siehst du, wie dieses Verhältnis bei einem Rechteck aussieht.
- In der Kunst – und deswegen auch in der Fotografie – ist er besonders wichtig. Dort hilft er Malern, Bildhauern und Fotografen, ihre Motive in visuell ansprechende Segmente zu unterteilen. Nimmst du nämlich die zwei Rechtecke aus dem vorherigen Beispiel und legst sie übereinander, entsteht ein Raster. Dieses Raster zeigt die perfekte Bildaufteilung für jede Komposition.
- Unabhängig von Motiv oder Kameraposition lässt sich dieses Raster bei jeder Aufnahme anwenden. Egal ob du Menschen, Landschaften oder Gegenstände ablichtest, die Fotos werden dank des Goldenen Schnitts perfekt proportionierte Hingucker.
- Besonders wichtig ist die grobe Einhaltung dieser Regel, wenn du ein stimmungsvolles Bild erzeugen möchtest, das sowohl einen interessanten Hintergrund als auch auch einen Menschen beinhaltet. Hier fällt es vielen Fotografie-Anfängern häufig schwer zu beurteilen, wo der Mensch am besten im Bild zu sehen sein soll und wie viel vom Hintergrund mit auf die Linse darf.
Goldenen Schnitt herausfinden
Da der Goldene Schnitt eigentlich eine Überlegung der antiken Mathematik ist, kommen wir alle früher oder später in der Schule mit ihm in Berührung. Nach dem Schulabschluss gerät er aber recht gern wieder in Vergessenheit. Dabei kann er sich in alltäglichen Situationen als sehr wichtig entpuppen. Möchtest du effektvolle Fotos schießen – sei es mit einer Spiegelreflexkamera oder einem Smartphone – kann er dir helfen, besonders schöne Ergebnisse zu erzielen. Damit sind dir einige Instagram-Likes mehr schon fast garantiert. Grundsätzlich kannst du von ihm auf mehrere Arten Gebrauch machen.
Die Drittel-Regel
Der Goldene Schnitt steht nicht allein da. In der Fotografie haben sich zahlreiche Regeln zur Bildaufteilung und ‑komposition gebildet. Eine davon ist die sogenannte “Drittel-Regel”. Bei ihr wird jedes Bild in drei gleich große Segmente aufgeteilt, horizontal wie vertikal. So entstehen insgesamt neun Bildteile. Ist ein Mensch auf dem Motiv zu sehen, sollte sich sein Kopf immer im oberen Drittel befinden, seine Füße im unteren Drittel. Einzige Ausnahme: der Western. Hier darf eine Person auch mal effektvoll wie John Wayne kurz über dem Knie abgeschnitten werden.
Goldenen Schnitt berechnen
Wer sich vorab ein wenig über den Goldenen Schnitt schlau machen möchte, wird im Internet viele Rechner und Berechnungsvorschläge finden, wie beispielsweise das Lemats-Tool. Diese Webseiten sind vor allem für Schüler und Studenten interessant, da sie genaue Angaben bis zu vier Nachkommastellen liefern. Im Alltag ist dies aber weniger interessant, vor allem nicht für Fotografie-Fans.
Raster an der Kamera einblenden
Wem es nun etwas zu abstrakt vorkommt, sich ein Muster vorzustellen und anhand der oben genannten Schaubilder die richtige Kameraposition zu finden, der kann sich ein Raster an seinem Fotoapparat einblenden lassen. Beachte hierbei aber, dass es sich bei diesem Muster nicht direkt um den Goldenen Schnitt handelt.
Die sogenannten “Gitterlinien” haben meist verschiedene Variationen und brechen das Bild in mehrere Teile, manchmal in Drittel, manchmal in Viertel – das ist abhängig vom Hersteller. Nichtsdestotrotz helfen sie vor allem Fotografie-Anfängern, Bilder gerade auszurichten und wichtige Motive von unwichtigen unterscheiden zu lernen.
So kannst du zentrale Bildelemente den Dritteln oder Vierteln anpassen, sie klar auf gekreuzte Linien setzen und bekommst ein besseres Gefühl dafür, wie du deine Kamera halten und deinen Objektiv-Zoom ausrichten musst, um das einzufangen, was du willst.
Gitterlinien bei Nikon einblenden
Bei Nikon-Spiegelreflexkameras verstecken sich die Raster stets an derselben Stelle. Es ist also nicht wichtig, welches Kameramodell du besitzt, du findest die Funktion immer über folgenden Pfad:
- Schalte deine Kamera ein und betätige den Menü-Knopf.
- Navigiere über die Pfeile bis zu Aufnahme.
- Drücke in deinem Navigationspad auf den rechten Pfeil, um bei Aufnahme in das feingliedrige Untermenü zu wechseln.
- Klicke dich nun bis zu Aufnahme und Anzeigen durch und wähle dieses Menü, indem du den Wiedergabe-Button drückst.
- Nun werden dir verschiedene Optionen eingeblendet. Hier findest du die Möglichkeit, Gitterlinien anzuzeigen. Wechsle hier zu An.
- Je nach Kamera hast du die Möglichkeit, zwischen mehreren Rastern auszuwählen. Diese Option ist allerdings bei jedem Modell unterschiedlich. Hier gilt: Probieren geht über Studieren.
Raster bei Canon
Im Gegensatz zu Nikon bietet Canon nicht die Möglichkeit, Netzlinien im Sucher anzuzeigen. Du kannst von der Methode aber im Live View Gebrauch machen. Dazu gehst du folgendermaßen vor:
- Wechsle bei deiner Canon-Kamera in den Live View. Das bedeutet, dass dein Bild über das Display aufgenommen wird und nicht über den Sucher, ähnlich wie bei einer kompakten Digitalkamera. Hierzu drückst du auf dem Gehäuse einfach auf den Live-Button. Dieser ist durch eine kleine Kamera und einen roten Punkt gekennzeichnet.
- Die Kamera nimmt nun eine automatische Bildaufteilung vor und teilt dein Display mittels feiner Linien in gleichmäßige Drittel.
Gitterlinien bei Sony
Sony-Kameras erlauben das Einblenden von Gitternetzen in gleich mehreren Formaten: 3x3, 6x4 und 4x4. Damit versucht der Kamera-Hersteller besonders Anfängern den Einstieg in die Fotografie zu erleichtern:
- Navigiere zu Menü. Auf neueren Modellen wird dies häufig auch über ein kleines Zahnrädchen angezeigt.
- Gehe weiter zu Gitterlinie.
- Treffe nun die gewünschte Einstellung. Probiere dich hier ein wenig aus, welches Raster dir am besten weiterhilft und deine Probleme bei der Bildkomposition am besten bekämpft.
Fokus-Punkte im Sucher als Stütze nutzen
Solltest du eine Kamera besitzen, die Gitterlinien im Sucher nicht unterstützt, kannst du dich dennoch an einigen wichtigen Punkten orientieren: den Fokus-Punkten. In jedem Sucher siehst du mehrere kleine Pünktchen, die in Rasterform angeordnet sind und festlegen, welcher Bildausschnitt scharf und welcher unscharf abgelichtet wird.
Hast du den Autofokus aktiviert, entscheidet die Kamera selbst, welchen Teil des Fotos sie scharf stellt. Der kleine Punkt an jener Stelle leuchtet kurz rot auf. Blickst du kurz auf die anderen Punkte, kannst du gedanklich zwischen den jeweiligen Fokus-Punkten Linien ziehen – so entsteht ebenfalls ein Raster vor deinem inneren Auge, an dem du dich beim Fotografieren gut orientieren kannst.
Praxistest: Der Goldene Schnitt am Menschen
Was sich in der Theorie so schön anhört, muss in der Praxis nicht immer zum Erfolg führen. Beim Goldenen Schnitt ist das allerdings etwas anders. Hier sichert die grobe Anpassung an die Faustregel eine schöne Perspektivierung und somit ein effektvolles Foto.
Im Schaubild siehst du einen Menschen vor einer Skyline. Er steht im Sinne des Goldenen Schnitts an einem nahezu perfekten Punkt. Die Linien der Faustregel treffen sich in etwa in der Mitte seines Körpers, der Mensch steht somit im Fokus, ohne den Rest des Bilds einzunehmen. Die Skyline der Stadt nimmt mehr als ein Drittel des Bilds ein, was die Harmonie zwischen aufregender Kulisse und beruhigendem Himmel verstärkt.
Wählt man den Ausschnitt desselben Bilds anders, scheint die Bildkomposition nicht mehr natürlich. Der Horizont der Stadt liegt zu tief, der Mensch ist nicht richtig positioniert und insgesamt dominiert der Himmel das Bild. Die Linien des Goldenen Schnitts verschieben sich weg von der Person hin zum leeren Teil des Fotos, es wirkt damit fehlerhaft.
Ein Helfer in vielen Situationen
Der Goldene Schnitt ist in der Fotografie ein kleiner Alleskönner. Egal ob Mensch, Natur, Architektur oder Tiergesichter, er schafft es mit seinen einfachen Leitlinien immer, das Beste aus einem Bild zu holen. Und damit beweist er, dass der Mathe-Unterricht aus der achten Klasse doch irgendwie seinen Sinn hatte.
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