Wer bei Glaskugeln nur an Wahrsagerinnen denkt, hat einen großen Fototrend verpasst: die Glaskugel-Fotografie. Die durchsichtigen Kugeln sorgen für ebenso surreale wie bezaubernde Bilder. Und die sind sogar recht einfach gemacht. UPDATED zeigt dir, was du für die beeindruckenden Aufnahmen brauchst, wie du deine Kamera richtig einstellst und welcher Hintergrund am besten geeignet ist.
Eins ist logisch: Du brauchst eine Glaskugel und eine Kamera. Worauf es im Einzelnen ankommt, sagen wir dir hier.
Dein Haupt-Accessoire sollte etwa so groß wie deine Hand und frei von Kratzern sein. Außerdem eignet sich farbloses Glas am besten, damit du klare und scharfe Spiegelungen erhältst. Eine hochwertige Glaskugel bekommst du ab ca. 20 Euro.
Zusätzlich zu den Kugeln gibt es oft kleine Untersetzer, die ein Wegrollen verhindern. Das ist praktisch, wenn du die Glaskugel auf einer glatten Oberfläche, etwa einem Brückengeländer, ablegen möchtest. Hältst du sie lieber in der Hand, brauchst du einen solchen Untersetzer nicht zwingend.
Für den Bokeh-Effekt sorgt die Glaskugel von allein, trotzdem ist es nicht verkehrt, die Bilder mit einer guten Kamera und nicht mit dem Handy zu machen – denn das Smartphone kann diesen Effekt nicht von allein produzieren. Idealerweise greifst du zu einer Spiegelreflexkamera mit einem lichtstarken Weitwinkelobjektiv. Gut ist eine Brennweite von 35 mm. Dann kannst du auch in der einen Hand die Glaskugel und in der anderen die Kamera halten. Die Blende sollte sich auf mindestens f/2.8 öffnen lassen.
Fotografie ist Geschmackssache. Du kannst deine Glaskugel also ganz nach Lust und Laune vor einem Motiv deiner Wahl platzieren. Wenn du trotzdem etwas Inspiration brauchst – die folgenden Szenarien eignen sich besonders gut für die Glaskugel-Fotografie:
- Landschaften: je eindrucksvoller, desto besser. Schau dich in deiner Umgebung um. Gibt es irgendwo Wasser? Berge? Meer? Meist brauchst du gar nicht lang zu suchen, denn auch der einzelne Baum am Feldrand oder der kleine Badesee um die Ecke sind prima Motive.
- Dramatischer Himmel: Ideal ist ein leicht bewölkter Himmel, durch dessen Wolken vereinzelt die Sonne blitzt. Etwa nach einem Sturm oder Gewitter. Auch perfekt: Sonnenauf- und ‑untergang.
- Architektur und Brücken: Spielst du beim Fotografieren gern mit Formen und magst du es abstrakt, dann auf in die Innenstadt oder zur nächsten Bahnbrücke. Die klaren Formen bilden einen tollen Kontrast zur verspielten Glaskugel.
Du kannst die Glaskugel für das Shooting einfach in der Hand halten. Allerdings ist sie relativ schwer und könnte dir aus der Hand rollen, während du dich auf die Kamera konzentrierst. Zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmt hältst du sie stabiler, als wenn du sie auf deine ausgestreckte Hand legst.
Alternativ kannst du die Kugel auch ablegen. Damit sie auf einer glatten Fläche nicht wegrollt, kannst du etwas hellen Sand oder Salz auf den Untergrund streuen.
Legst du die Kugel hin, ist es für das Foto oft schöner, wenn du die Kamera ebenfalls ablegst. Der beste Platz hierfür ist kurz vor der Kugel auf derselben Unterlage/Höhe.
Stelle deine Kamera am besten in den manuellen Modus (M). So hast du alle Einstellungen selbst in der Hand und kannst Belichtungszeit, Blende etc. perfekt an Umgebung und Lichtverhältnisse anpassen.
Fühlst du dich wohler, wenn deine Kamera dir einen Teil der Arbeit abnimmt, lässt du am besten die ISO-Einstellungen automatisch vornehmen. Dazu kannst du trotzdem im manuellen Modus bleiben, also das Modusrad an deiner Kamera auf M stellen. Du setzt lediglich im Menü den ISO-Wert auf Auto. Dann brauchst du dich nur noch um zwei Einstellungen zu kümmern. Willst du alle Einstellungen automatisieren, drehst du das Modusrad auf A.
Wir empfehlen allerdings, mindestens Belichtungszeit und Blende selbst einzustellen. Und das geht wie folgt:
- Passe den ISO-Wert den Lichtverhältnissen an. An sonnigen Tagen wählst du ISO 100, ist es bewölkt nimmst du ISO 400. Im Halbdunkeln oder in geschlossenen Räumen erhöhst du den ISO-Wert auf 800 oder 1600. Lässt deine Kamera es zu, kannst du auch noch höher gehen, bei vielen Modellen wird es dann aber zu einem Bildrauschen kommen. Schwarz wird dann nicht mehr richtig schwarz dargestellt. Alternativ wählst du für den ISO-Wert im Menü deiner Kamera die Automatikeinstellung.
- Stelle die Blende ein. Starte mit einer Blende von f/2.8. Dann sollte der scharfe Bereich um deinen Fokuspunkt genau die richtige Größe haben. Ideal ist es, wenn die Glaskugel weitestgehend scharf eingefangen wird. Kommst du mit f/2.8 nicht aus, kannst du die Blendenzahl verringern, um die Blende weiter zu öffnen und für noch mehr Unschärfe zu sorgen. Oder du schließt die Blende etwas mehr, das sorgt für mehr Schärfe rund um deinen Fokuspunkt und weniger Unschärfe im Bild.
- Lege die Belichtungszeit fest. Richte dich nach den Lichtverhältnissen. Steht dir wenig Sonnenlicht zur Verfügung, kannst du die Belichtungszeit auf 1/50 Sekunde festlegen, da sich dein Motiv nicht bewegt. Möchtest du länger belichten, solltest du ein Stativ benutzen, um Verwackler zu verhindern.
Hast du den perfekten Spot gefunden, deine Kamera eingestellt und deine Glaskugel bereitgelegt, dann kann es losgehen. Mit diesen Tipps gelingen dir richtig gute Bilder.
Bevor du den Auslöser drückst, sollte der Fokus sitzen. Hier ist es wichtig, dass du selbst festlegst, was scharf gestellt werden soll, und dies nicht der Kamera überlässt. Also raus aus dem Auto-Fokus. Stelle im Menü den manuellen Fokus ein und setze den Punkt dorthin, wo du später deine Glaskugel im Bild haben willst (in der Regel etwa mittig). Nun schaust du durch den Sucher und richtest den Fokus auf die Spiegelung in der Glaskugel.
Kontrolliere schon zu Hause, dass deine Glaskugel nicht zerkratzt, rissig oder angelaufen ist. Wickle sie am besten in ein weiches Tuch und transportiere sie in einer Schachtel. Direkt vor dem Shooting solltest du sie dann noch einmal reinigen. Fingerabdrücke, Schlieren oder Dreck lassen sich später kaum noch wegretuschieren. Nutze am besten ein trockenes Brillenputztuch für die Reinigung. Hast du keins, geht auch ein normales Mikrofasertuch.
Deine Umgebung wird in der Spiegelung deiner Glaskugel zu sehen sein. Möchtest du etwas nicht in der Kugel haben, reicht es oft schon, den Aufnahmewinkel etwas zu verändern. Geh also einfach etwas um deine Kugel herum oder halte sie weiter rechts oder links von dir.
In der Regel wird dein Bild wie folgt aussehen: Der Hintergrund wird richtig herum, die Spiegelung in der Glaskugel verkehrt herum dargestellt. Einen interessanten Effekt erreichst du, indem du das gesamte Bild drehst. Dann ist der Fokuspunkt, also die Spiegelung in der Glaskugel, richtig herum, während der Hintergrund auf dem Kopf steht. Etwas aufwändiger, aber lohnenswert ist es, die Glaskugel auszuschneiden und separat zu drehen, sodass sowohl Kugel als auch Hintergrund richtig herum gezeigt werden.
Wenn Oma demnächst ihren Briefbeschwerer sucht, dann könnte sie ihn in deiner Fototasche finden – vorausgesetzt, es handelt sich um eine Glaskugel. Denn auch wenn die Idee, durch eine Glaskugel zu fotografieren, recht simpel klingt, der Effekt kann sich sehen lassen. Mit dem kleinen Accessoire lassen sich altbekannte Fotolocations in der Umgebung noch einmal ganz neu entdecken. Da wird sicherlich auch deine Oma staunen.
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