Felder, die wie von Puderzucker bedeckt sind, Bäume, die sich unter der Schneelast biegen – eine tief verschneite Winterlandschaft kann wunderschön sein. Doch wer sie mit der Kamera festhalten will, wird oft enttäuscht: Der weiße Winterwald ist dunkel, der Schnee erinnert an grauen Matsch und nach wenigen Bildern verabschiedet sich der Akku auch schon. Das Fotografieren im Schnee ist für die Kamera eine besondere Herausforderung. Wir zeigen Ihnen, wie Sie diese meistern und schöne Schneebilder machen.
- Akku auskühlen lassen: Lagern Sie Ersatzakkus möglichst nah am Körper, sonst sind sie schon vor ihrem Einsatz leer.
- Objektiv wechseln: Entscheiden Sie sich vorab für ein Objektiv. Durch das Wechseln unterwegs könnte Feuchtigkeit in die Kamera gelangen.
- Automatikmodus verwenden: Der Schnee verwirrt die Kamera. Besser: Manuell oder zumindest mit Belichtungskorrektur fotografieren.
Damit Ihre Fototour im Schnee nicht am Equipment scheitert, sollten die folgenden Teile zu Ihrer Ausrüstung gehören:
Zoomobjektiv:
Natürlich können Sie auch mit einer Festbrennweite im Schnee fotografieren. Wenn Sie allerdings etwas mehr Spielraum möchten, werden Sie den eher bei einem Zoomobjektiv finden. Welches Objektiv für Ihre Zwecke geeignet ist, können Sie in unserem Ratgeber Kamera Objektiv-Ratgeber: Die richtige Brennweite finden nachlesen. Denn eines sollten Sie Ihrer Kamera zuliebe nicht tun: Während des Shootings im Schnee die Objektive wechseln.
UV-Filter:
Schrauben Sie einen UV- oder Polarisationsfilter vor das Objektiv. Dieser unterdrückt zum einen unerwünschte Reflexionen des Schnees, zum anderen lässt er den Himmel blauer und ausdrucksstärker erscheinen. Noch mehr Infos zu den verschiedenen Filtern finden Sie in unserem Ratgeber Kamera Filter-Arten im Überblick: Was können UV, ND & Polfilter?.
Streulichtblende:
Der Aufsatz, auch Sonnenblende genannt, der vorn ans Objektiv geschraubt wird und in der Regel im Lieferumfang enthalten ist, sollte bei Fotos mit viel Sonnenlicht immer dabei sein. Er leistet auch beim Shooting im Schnee gute Dienste. Denn die Streulichtblende reduziert den unnötigen Lichteinfall von der Seite her, der zu einem diffusen Schleier auf dem Foto führen kann.
Ersatzakku:
Akkus mögen generell keine Kälte. Auch die Kamera wird im Winter früher schlapp machen als im Sommer. Nehmen Sie daher immer Ersatzakkus mit.
Kamera vor Kälte schützen:
Schadet die Kälte eigentlich der Technik? Grundsätzlich nicht. Was allerdings zum Problem werden könnte, ist die Feuchtigkeit. Denn ähnlich wie bei einer Brille beschlagen auch Gehäuse und Objektiv, sobald sie aus den Minusgraden in einen aufgeheizten Raum kommen.
Damit kein Schaden entsteht, sollten Sie die Kamera zunächst ausgeschaltet liegen lassen, bis sie wieder aufgewärmt ist. Wechseln Sie in dieser Zeit nicht das Objektiv, sonst könnte Feuchtigkeit ins Innere der Kamera gelangen. Schließen Sie die Kamera auch nicht an den PC an.
Akkus körpernah transportieren
Bewahren Sie die Ersatzakkus nicht in der Fototasche auf, sondern möglichst in der Hosentasche oder Innentasche Ihrer Jacke. Denn in der Kälte verlieren auch die ungenutzten Akkus schnell ihre Ladung.
Wer alle Einstellungen seiner Kamera überlässt, wird von den Bildern enttäuscht sein. Denn die Kamera berechnet ihre Werte für Blende, ISO-Wert und Belichtungszeit anhand der Gesamthelligkeit des Bildes. Durch die vielen weißen Flächen geht sie allerdings davon aus, dass alles sehr hell ist und wählt auch die Einstellungen entsprechend. Das Ergebnis: der weiße Schnee wird grau; Bäume, Personen oder andere Motive werden sehr dunkel.
Besser: Der Schnee-Modus. Hat Ihre Kamera keinen, nutzen Sie den manuellen Modus. Hier sind die Einstellungen dazu:
ISO-Wert:
Ein niedriger ISO-Wert sorgt für viel Licht auf den Fotos. Stellen Sie den Wert daher im Menü oder mit der entsprechenden Taste an Ihrer Kamera auf ISO 100, oder wenn möglich sogar auf ISO 50.
Weißabgleich:
Der automatische Weißabgleich der Kamera lässt sich durch den Schnee leider auch verwirren, was den Fotos oft einen Blau- oder Gelbstich gibt. Hier kann es helfen, einen Filter zu verwenden. Am besten ist es jedoch, die Fotos im RAW-Format aufzunehmen. So können alle Fehler im Weißabgleich im Nachhinein am PC einfach ausgebügelt werden. Haben Sie bislang nur im JPG-Format aufgenommen, erhalten Sie in unserem Ratgeber RAW-Bilder bearbeiten: Tipps und Programme alle wichtigen Infos zu dem neuen Format.
Blende:
Über die Blendeneinstellung bestimmen Sie, wie viel Licht während der Aufnahme durch das Objektiv kommt. Neben der Helligkeit des Fotos wird aber auch die Tiefenschärfe beeinflusst. Richten Sie die Einstellung daher nach dem gewünschten Effekt:
- Viel Unschärfe am Rand: Für das sogenannte Bokeh öffnen Sie die Blende möglichst weit. Dazu stellen Sie am Gehäuse oder im Menü der Kamera die Blende auf die kleinstmögliche Zahl, etwa f/1.8.
- Einen Sonnenstern: Auf vielen Schneefotos sieht die Sonne aus wie ein Stern. Diesen Effekt erreichen Sie, indem Sie die Blende fast vollständig schließen. Wählen Sie dafür den höchstmöglichen Wert, etwa f/22. Der Rest vom Bild wird bei dieser Einstellung gleichmäßig scharf.
Belichtungszeit:
Stellen Sie die Belichtungszeit als letztes ein. So können Sie diese abhängig von den anderen Einstellungen an die konkrete Lichtsituation anpassen.
Die Belichtungszeit lässt sich über ein kleines Rädchen am Kameragehäuse einstellen. Schauen Sie dafür durch den Sucher oder lassen Sie sich auf dem Display die Belichtung anzeigen. In der Regel wird in beiden Fällen ein Balken mit einer 0 in der Mitte angezeigt. Mit Hilfe eines kleinen, beweglichen Strichs wird auf eine Überbelichtung (rechts der 0, Bild wäre dann zu hell) oder eine Unterbelichtung (links der 0, Bild wird zu dunkel) hingewiesen.
Noch besser: Auf vielen Kameras lässt sich auf dem Display eine Über- oder Unterbelichtungswarnung anzeigen, die sogenannte Zebra-Funktion. Die betroffenen Bereiche blinken dann bereits in der Live-Ansicht und deuten so auf eine nicht optimale Belichtungszeit hin.
Bei einem geschossenen Foto können Sie sich auf dem Display auch das Histogramm anzeigen lassen. Mit diesem lässt sich die Belichtung der Aufnahme beurteilen. Bei einer optimalen Belichtung liegt die Kurve mittig. Eine Anhäufung am linken Ende weist auf eine Unterbelichtung hin. Neigt sich die Kurve stark nach rechts, ist das Bild zu hell.
Achtung: Überbelichtete Bilder lassen sich auch am PC nur noch bedingt retten. Denn für den zu hellen Bereich gibt es schlichtweg keine Bildinformationen, so dass die Fläche auch in der Nachbearbeitung weiß bleiben wird. In der Fotografie spricht man hier von “ausgebrannt”. Überprüfen Sie daher auch schon während des Fotoshootings immer wieder das Histogramm, um daheim keine bösen Überraschungen zu erleben.
Belichtungskorrektur als Alternative zum manuellen Modus
Sie möchten trotzdem nicht im manuellen Modus fotografieren? Bei den meisten besseren Kameras lässt sich auch in anderen Modi etwas an der Belichtungszeit feilen: Stellen Sie diese im Menü auf Plus 1 bis Plus 3, um einer Unterbelichtung entgegenzuwirken. Überprüfen Sie hier nach der Aufnahme aber das Histogramm, um sicherzustellen, dass Sie das Foto nicht überbelichtet haben. Achten Sie dazu auf eine gleichmäßige Kurve, ohne starke Ausschläge im ganz rechten oder ganz linken Bereich.
Verschneite Wäldchen, der letzte Apfel am sonst kahlen Baum mit Schneehütchen oder der durch den Tiefschnee tollende Vierbeiner – der Winter bietet so viele schöne Fotomotive.
Detailaufnahmen
Oft unterschätzt werden dabei Detailaufnahmen: Zoomen Sie ganz dicht an ein kleines Objekt, etwa eine Frucht oder ein Blatt im Schnee. Öffnen Sie dabei die Blende so weit wie möglich. Durch die offene Blende und den Zoom entsteht ein schönes Bokeh, der Schnee lässt den ohnehin schon unscharfen Hintergrund noch weiter verschwimmen.
Portraits
Ein weiterer Geheimtipp sind Porträtaufnahmen. Denn der Schnee wirkt wie ein riesiger Reflektor, der das Gesicht optimal ausleuchtet und die Augen zusätzlich zum Strahlen bringt. Weitere Tipps zur Portraitfotografie finden Sie in unserem Ratgeber Gesichter fotografieren: 5 Ideen und Tipps für Portraitfotografie.
Landschaften
Wer lieber die großen Weiten mit seiner Kamera ablichtet, wird im Schneegestöber besonders schöne Motive finden: Tief verschneite Landschaften, schneebedeckte Bäume und gefrorene Seen können es mit jeder Postkarte mithalten.
Achten Sie beim Fotografieren darauf, das Sie die Blende nicht unter f/5.6 stellen, besser sind sogar noch höhere Zahlen, um eine gleichmäßige Schärfe zu erreichen. Weitere Infos finden Sie in unserem Ratgeber Landschaften fotografieren – Tipps für eindrucksvolle Bilder.
Anders als bei der Motivauswahl gibt es beim Zeitfenster schon etwas mehr Einschränkungen. Da es im Winter oft nur wenige Stunden überhaupt hell genug ist, um Fotos zu machen, gilt es, diese Zeit gut zu nutzen.
Wählen Sie an einem sonnigen Tag die Stunden am Vor- oder Nachmittag. Vermeiden Sie hingegen die Mittagszeit. Zu dieser Zeit steht die Sonne in einem ungünstigen Winkel und verursacht zu starke Schatten.
Ist der Tag ohnehin eher grau, sollte Sie zur Mittagszeit losziehen. Denn da gibt es insgesamt das meiste Licht. Die Stunden der Dämmerung könnten für das Shooting zu dunkel sein.
Wen eine weiße Schneelandschaft poetisch werden lässt, der darf diese Poesie auch gern mit der Kamera festhalten. Da diese im Gegensatz zu unseren Augen jedoch nicht ganz so gut in Sachen Belichtungszeit und Weißabgleich funktioniert, braucht sie etwas Unterstützung. Doch mit den richtigen Einstellungen fangen Sie die zauberhafte Landschaft genauso auch auf den Bildern ein, wie Sie sie vor sich sehen.
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