Manches Fitnessstudio bietet zusätzlich zu normalen Kursen und der Nutzung bekannter Geräte auch ein „EMS-Training“ an. Dabei stehst du wortwörtlich unter Strom. Hast du keine Lust auf ein Studio, kannst du das EMS-Training auch zu Hause durchführen. Allerdings solltest du davor einiges Wissen, bestimmte Dinge beachten – und vielleicht lieber eine professionell ausgebildete Person zu Rate ziehen.
Das erfahrt ihr gleich
„EMS“ ist die Abkürzung für Elektromyostimulation. Das Training erfolgt in erster Linie nicht durch körperliche Belastung und das Benutzen von Hanteln, Tubes und Co., sondern durch elektrische Muskelstimulationen. Ziel ist der Muskelaufbau – ein Ausdauer- oder Koordinationstraining ersetzt EMS nicht. Auch Sehnen, Bänder und Gelenke werden dabei nicht trainiert.
Beim EMS-Training erfolgt die Muskelstimulation über Elektroden, die an einer Funktionsweste und spezieller EMS-Sportwäsche befestigt werden, die der Sportler trägt. Über Kabel sind die Elektroden mit dem EMS-Trainingsgerät (Generator) verbunden, das leichte Stromstöße abgibt und die Muskeln so stimuliert. Währenddessen absolviert die Sportlerin oder der Sportler spezielle dynamische Übungen.
Übrigens: Die Stromstöße sind nicht schmerzhaft. Einige Sportler bemerken ein leichtes, manchmal auch stärkeres Kribbeln – mehr aber nicht. Die Intensität der Muskelstimulation sollte zu Beginn gemeinsam mit einem Trainer oder einer Trainerin eingestellt werden, denn schmerzhaft sollte sie auf keinen Fall sein.
Für einige Personengruppen ist das EMS-Training nicht geeignet, weil es ihnen gesundheitlich schaden kann. Dazu gehören Menschen mit Herzschrittmachern, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder erhöhtem Thromboserisiko und Schwangere. Doch auch bei völlig gesunden Sportlern besteht die Gefahr, dass sie ihren Körper beim EMS-Workout überlasten. Denn anders als beim herkömmlichen Fitnesstraining merken sie nicht sofort, wenn sie an ihre Grenzen stoßen und körperlich erschöpft sind. Deshalb ist ein Training unter professioneller Anleitung und Beaufsichtigung die beste Möglichkeit, um Überlastung vorzubeugen. Wichtig ist außerdem, nach dem EMS-Training viel zu trinken und in den nächsten 48 Stunden keine weitere Einheit einzulegen, damit sich der Körper regenerieren kann. Für Einsteiger genügt eine rund 20-minütige EMS-Session pro Woche.
Um Muskeln zu trainieren, werden sie in der Regel erst angespannt und dann wieder entspannt. Beim herkömmlichen Fitnesstraining passiert das durch Impulse, die das Gehirn über das Nervensystem an die Muskeln weiterleitet.
Beim EMS-Training werden die Impulse von außen durch niederfrequenten Reizstrom erzeugt. Dabei sendet das Trainingsgerät über die Kabel und Elektroden leichte Stromstöße an den Körper, die für die Muskelkontraktionen sorgen, die normalerweise vom Gehirn hervorgerufen werden.
Durch das EMS-Training soll es sogar möglich sein, effektiver Muskeln aufzubauen als durch ein herkömmliches Workout, weil mehrere Muskelgruppen gleichzeitig und stärker beansprucht werden können. 20 Minuten EMS-Training sollen angeblich so viel bewirken wie ein einstündiges Fitnesstraining.
Es gibt EMS-Geräte für zu Hause, die mit demselben Prinzip der elektrischen Muskelstimulation arbeiten wie die Profi-Geräte im Fitnessstudio. Ein Set besteht in der Regel aus diesen Teilen:
- EMS-Gerät: Darüber steuerst du die elektrischen Impulse, die für die Muskelstimulation sorgen. Je nach Generator kannst du unterschiedliche Programme, aber auch verschiedene Intensitäten auswählen. Manche Trainingsgeräte arbeiten mit Niederfrequenz (EMS im engeren Sinne), andere mit Mittelfrequenz (EMA = elektrische Muskelaktivierung). Mittelfrequente Wechselströme dringen anders als die niederfrequenten bis in tiefer liegende Muskelschichten vor. Im Optimalfall beherrscht ein EMS-Gerät beide Frequenzen.
- Elektroden: Sie werden an den Körperpartien befestigt, die du trainieren willst, zum Beispiel Bauch, Waden, Oberschenkel, Unter- oder Oberarme. Sie sind in der Regel selbstklebend oder können mit einem Verschluss festgeschnallt werden. Manche Elektroden haben eine silberbeschichtete Unterseite, was die Leitfähigkeit verbessern soll.
- Optional: EMS-Funktionswäsche oder Stimulationsanzug bzw. weste: Hochwertige Trainingsanzüge und ‑westen haben ihren Preis. Viele EMS-Geräte für zu Hause funktionieren allerdings auch ohne das teure Zubehör. Natürlich kannst du trotzdem in einen Anzug investieren. Es gibt Modelle, in die zwischen sechs und zwölf Elektrodenpaare eingearbeitet sind. Die Kleidung liegt eng am Körper an, damit die Elektroden auch bei Bewegungen nicht verrutschen. Trotzdem sollte genügend Raum sein, damit du dich frei bewegen kannst.
Eine Gymnastik- oder Yogamatte kann für das EMS-Training zu Hause ebenfalls von Vorteil sein, wenn du dabei dynamische Übungen machen möchtest.
Richtig effektiv wird das EMS-Training zu Hause erst, wenn du die richtigen dynamischen Übungen durchführst. Dabei sollst du keine körperlichen Hochleistungen erbringen, sondern den Muskelaufbau durch die mit Reizstrom erzeugten elektrischen Impulse lediglich unterstützen.
Je nach Muskelgruppe eignen sich unterschiedliche Übungen für das EMS-Training. Im Folgenden eine kleine Auswahl.
Setze dich mit geradem Rücken auf eine Gymnastikmatte oder den Boden. Die Füße stellst du auf dem Boden auf. Halte die Arme auf Magenhöhe und drücke deine Handflächen für etwa 20 Sekunden fest zusammen, bis du die Anspannung in den Armen deutlich spürst. Wiederhole diese Übung einige Male.
Stelle dich gerade hin, die Füße hüftbreit auseinander, die Knie leicht gebeugt. Dein Oberkörper ist gerade, die Schultern sind leicht nach hinten geschoben. Strecke die Arme zu den Seiten aus und winkle sie dann an, sodass Ober- und Unterarm einen Winkel von etwa 90 Grad bilden. Schiebe die Arme nun vor der Brust zusammen. Dabei sollten sich Handflächen, Unterarme und Ellenbogen berühren, sodass du eine leichte Spannung spürst. Halte die Position einige Sekunden und führe die angewinkelten Arme dann wieder in die Ausgangsposition zurück. Wiederhole die Bewegung mehrere Male.
Stelle dich gerade hin, die Füße hüftbreit auseinander, deine Zehen zeigen nach vorn. Zieh den Bauchnabel nach innen und spanne den Bauch an. Beuge dich dann mit geradem Rücken nach vorn und bewege das Brustbein Richtung Schambein. Danach richtest du dich wieder auf. Wiederhole diese Übung einige Male.
Sogenannte Lunges oder Ausfallschritte sind ideal, um Oberschenkel und Po zu trainieren. Gehe dafür in eine weite Schrittstellung. Zwischen deinen Füßen sollten mindestens 70 cm Platz sein. Die Zehen zeigen nach vorn, der Oberkörper ist aufgerichtet und gerade. Das Knie des vorderen Beines sollte nicht über deine Zehenspitzen hinausgehen. Deine Hände kannst du auf den Hüften abstützen. Nun bewege das Knie des hinteren Beines langsam und fließend Richtung Boden, bis nur noch wenige Zentimeter zum Untergrund fehlen. Drücke dich dann wieder genauso langsam nach oben. Wiederhole diese Übung einige Male, zuerst mit dem rechten Bein vorn, dann mit dem linken.
Der größte Vorteil von EMS-Training zu Hause liegt auf der Hand: Es spart viel Zeit, wenn du nicht extra in ein Studio fahren musst. Außerdem bist du flexibel, wenn du dich nicht an Öffnungszeiten und mit dem Studio vereinbarte Termine halten musst. Auch gibt es kleine EMS-Geräte schon zu günstigen Preisen (ab ca. 40 Euro), sodass sich die Kosten schnell amortisiert haben.
Allerdings trainierst du im Studio für das Geld, das du bezahlst, mit qualitativ hochwertigen Geräten und guter Ausrüstung und bekommst außerdem professionelle Unterstützung. Vor allem Letzteres verhindert, dass du dich falsch einschätzt und deinen Körper womöglich überanstrengst. Denn eine Anleitung, die den EMS-Geräten beiliegt, ersetzt keinen erfahrenen Coach.
Natürlich kannst du dir auch einen Personal Trainer für das EMS-Training zu Hause organisieren und dir professionelles Equipment kaufen. Das würde die Kosten jedoch wieder in die Höhe treiben. Du sparst aber trotzdem Zeit und bis flexibel.
Gut möglich ist außerdem, dass dich die Atmosphäre im EMS-Studio stärker motiviert, als wenn du dich zu Hause allein an das Workout machst.
EMS-Training zu Hause hat zwar den Vorteil, dass es dich zeitlich flexibler macht und dir die Anfahrt zu einem Studio spart, allerdings bist du in den eigenen vier Wänden beim Workout in der Regel auf dich allein gestellt. Eine zu intensive EMS-Einheit kann zu Überbelastung und gesundheitlichen Problemen führen. Daher ist es ratsam, dass du zumindest für den Einstieg und die Anfangszeit den Rat eines Profis hinzuziehst. Entweder du organisierst dir einen Personal Trainer für zu Hause oder du meldest dich doch zunächst in einem EMS-Studio an.
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