Stell dir vor, jemand gibt dir beim Fahrradfahren plötzlich einen kräftigen Schubs von hinten. Im ersten Moment wird dich das wahrscheinlich verunsichern, vielleicht sogar aus dem Gleichgewicht bringen. Angenehm wird es jedenfalls erst, wenn der Schub sanft und gleichmäßig kommt – in etwa so ist es beim E‑Bike-Fahren auch. Anfangs ist es etwas ungewohnt und bei übermütiger Handhabung sogar gefährlich. UPDATED zeigt dir, wie du gut in den Sattel kommst und deinen neuen Antrieb genießen kannst.
Wenn dein E‑Bike-Akku dich nur beim Treten unterstützt und sich bei maximal 25 km/h automatisch abschaltet, gilt das Rad als normales Fahrrad. Du kannst damit jeden Radweg nutzen, es gilt keine Helmpflicht und Schäden werden in der Regel von der privaten Haftpflichtversicherung übernommen.
Unterstützt der E‑Bike-Akku dich auch, wenn du nicht trittst, und/oder beschleunigt er bis 45 km/h, fährst du ein sogenanntes Kleinkraftrad. Jetzt greifen besondere Bestimmungen: Es gelten Helmpflicht, Kennzeichenpflicht und ein Mindestalter, außerdem müssen Führerschein und Betriebserlaubnis vorhanden sein.
Bevor du dich zum ersten Mal in den Sattel schwingst, solltest du das Rad richtig einstellen. Ist dein Fahrrad ergonomisch an dich angepasst, hast du mehr Spaß beim Fahren und bist sicherer unterwegs. Außerdem solltest du dein Rad auf seine Fahrtüchtigkeit überprüfen – das gilt nicht nur für die allererste Fahrt, sondern für jede.
Bring zunächst den Sattel auf die richtige Höhe:
- Stelle den Sattel grob auf die Höhe deiner Hüfte ein, so dass du dich draufsetzen kannst.
- Stell den rechten Fuß auf das rechte Pedal und drücke es ganz nach unten.
- Achte jetzt auf dein rechtes Bein: Das Knie sollte leicht angewinkelt sein.
- Ist dein Knie zu stark angewinkelt, schiebe den Sattel nach oben.
- Ist dein Knie komplett durchgestreckt oder erreicht dein rechter Fuß das Pedal in der untersten Stellung gar nicht, während du auf dem Sattel sitzt, schiebe den Sattel nach unten.
Nun ist der Lenker einschließlich der Bremshebel dran:
- Setze dich auf dein Fahrrad, lege beide Hände auf den Lenker und strecke die Arme durch.
- Dein Rücken sollte gerade sein, die Wirbelsäule ihre natürliche S‑Form haben.
- Je nach Fahrradtyp sollte der folgende Winkel zwischen den Oberarmen und dem Oberkörper entstehen: Ab 80 Grad für Rennräder, ab 70 Grad für Tourenräder, unter 60 Grad für Cityräder und maximal 30 Grad für Hollandräder. Je spitzer der Winkel, desto aufrechter sitzt du.
- Um die richtige Position der Bremshebel zu finden, legst du deine Hände auf die Lenkergriffe.
- Deine Zeige- und Mittelfinger sollten nun den äußeren Rand der Bremshebel erreichen.
- Ist das nicht der Fall, schiebe die Bremshebel nach innen bzw. nach außen, sodass du sie problemlos erreichst.
Natürlich musst du nicht vor jeder Spritztour einen großen Check-up durchführen. In der Regel reicht es, den Reifendruck zu prüfen und sicherzustellen, dass Sattel und Lenker fest sind.
Vor der ersten Fahrt solltest du mehr Zeit investieren und die folgenden Punkte durchgehen:
- Überprüfe alle Schrauben und ziehe lockere nach.
- Pumpe die Reifen auf und bedenke, dass Motor und Batterie ein Mehrgewicht darstellen. Wie viel Druck die Reifen benötigen, steht auf dem Mantel. Orientiere dich an der höheren Zahl.
- Lade den Akku voll auf.
- Kontrolliere die Bremsen. Der Bremshebel sollte schon bei leichtem Anziehen Widerstand zeigen. Andernfalls sind die Bremszüge zu lang eingestellt. Das muss sich ein Profi ansehen
Einige E‑Bikes unterstützen bereits beim Schieben (Schiebehilfe), andere erleichtern mit einer Anfahrhilfe das Losfahren. In beiden Fällen gilt: Erkundige dich, ob du für dein E‑Bike einen bestimmten Führerschein, eine Versicherung und ähnliches brauchst.
Denn sobald ein Rad fährt, ohne dass du trittst, gilt es als Kraftrad – und um das zu fahren, musst du bestimmte Auflagen erfüllen.
Mit etwas Rückenwind fährt es sich leichter – an den zusätzlichen Anschub auf dem E‑Bike solltest du dich trotzdem erst einmal gewöhnen. Das geht am besten in einem verkehrsberuhigtem Umfeld. Etwa ein großer Parkplatz nach Ladenschluss, ein abgelegener und gut einsehbarer Waldweg oder eine ruhige Seitenstraße.
Schalte den Akku bei den ersten Fahrten auf die niedrigste Stufe und probiere zunächst einige typische Situationen aus: Fahre ein paar gerade Strecken und auch mal enge Kurven. Versuche außerdem, kleine Hürden zu überwinden, etwa Bordsteinkanten. Übe ebenfalls, im Stehen oder mit nur einer Hand am Lenker zu fahren. Übrigens: Auch sehr langsames Fahren will geübt sein. Klappt alles gut, taste dich Schritt für Schritt an höhere Geschwindigkeiten und eine stärkere Unterstützung heran.
Hast du dich an den zusätzlichen Antrieb gewöhnt, wird es sehr verlockend sein, gar nicht mehr zu schalten – sondern einen höheren Widerstand, etwa beim Anfahren, durch eine höhere Motor-Stufe zu kompensieren. Das solltest du aber lieber vermeiden. Denn es lässt nicht nur deinen Akku schneller schwächeln, es kann längerfristig auch zu Schäden an Fahrradkette und Rahmen führen. Schalte am besten so:
- Schalte vor jedem Halt runter und fahre in einem niedrigen Gang an.
- Schalte während der Fahrt so hoch, dass du nicht zu schnell trittst. Optimal sind etwa 70 Pedalumdrehungen pro Minute. Andernfalls “überholst” du den Motor und erhältst nicht mehr die optimale Unterstützung.
- Strebe eine gleichmäßige Geschwindigkeit an. Das schont deine Kräfte und die des Akkus. Schalte dazu öfter hoch und runter.
Um deinen Antrieb zu schonen und auch auf langen Fahrradtouren durchgängig auf die Unterstützung zählen zu können, kannst du einiges tun:
- Runterschalten: Nicht den Gang, sondern den Akku. Denn der Akku verbraucht auf höchster Stufe die meiste Energie. Oft reicht schon Stufe 1 oder 2 für komfortables Treten. Fährst du in einer Gruppe, kannst du die Akku-Unterstützung sogar manchmal gegen den Windschatten deiner Mitfahrer tauschen.
- Runder Tritt: Fährst du eher sportlich, investiere in Klickpedale und die zugehörigen Schuhe. Durch das gleichzeitige Treten und Ziehen der Pedale fährst du ergonomischer – und kannst den Akku entlasten.
- Vorausschauend fahren: Wenn du oft Vollbremsungen hinlegst, musst du auch oft neu anfahren. Das ist sowohl für dich als auch für den Akku anstrengender als gleichmäßiges, vorausschauendes Fahren.
Wenn du ein sicherer Radfahrer bist, wird sich das mit einem E‑Bike nicht grundlegend ändern. Zumindest, sobald du dich an die elektrische Unterstützung gewöhnt hast. Trotzdem kann es sein, dass dich die höhere Geschwindigkeit in gefährlichere Situationen bringt, als du es von deinen früheren Rädern gewöhnt warst. Im Folgenden ein paar wichtige Tipps.
Betätige gleichzeitig Vorder- und Rückbremse. Nie nur die Vorderbremse! Um der Vollbremsung entgegenzuwirken und nicht nach vorn über den Lenker zu fliegen, rutsche auf dem Sattel nach hinten oder stehe leicht auf, um deinen Körperschwerpunkt etwas hinter den Sattel zu verlagern. Strecke Arme und Beine fast durch und stemme sie gegen Lenker und Pedale. Ganz durchstrecken solltest du deine Arme nicht, damit du noch lenken kannst. Um den Akku brauchst du dich während dieses Manövers nicht zu sorgen – der schaltet sich sofort aus, wenn du aufhörst zu treten.
Fahre höhere Kanten immer im rechten Winkel an. So rutscht dein Rad nicht so leicht weg. Außerdem solltest du versuchen, das Vorderrad zu entlasten, wenn du über das Hindernis fährst. Dazu beugst du dich mit stark angewinkelten Armen über den Lenker, während du auf die Kante zufährst. In dem Moment, in dem du über das Hindernis willst, richtest du dich auf und lehnst dich leicht nach hinten. Deine Arme strecken sich dann automatisch und ziehen den Lenker etwas nach oben.
In engen Kurven kann der Akku eines E‑Bikes eine echte Gefahr darstellen. Nämlich dann, wenn du erst mitten in der Kurve wieder zu treten beginnst und der Akku auf einer hohen Stufe läuft. Dann kann es sein, dass du schneller fährst, als es die Neigung deines Fahrrads in dem Augenblick zulässt. Um Stürze zu verhindern, solltest du das Kurvenfahren üben, wenn du mit dem E‑Antrieb noch nicht richtig vertraut bist. Außerdem solltest du den Akku aus- oder auf eine niedrige Stufe schalten, bevor du in eine enge Kurve fährst. Ist das nicht rechtzeitig möglich, dann roll lieber durch die Kurve.
Wenn du gerade erst auf ein E‑Bike umgestiegen bist, wirst du vermutlich schon bei Akku-Stufe 1 das Gefühl haben, dass du über die Straßen fliegst. Nimm dir etwas Zeit, um dich an das neue Fahrgefühl zu gewöhnen und auch schwierige Situationen zu üben. Schon bald wird sich das E‑Bike-Fahren für dich anfühlen wie normales Fahrradfahren – nur mit dauerhaftem Rückenwind.
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