Filme im Kino zu erleben ist auch heute noch etwas ganz Besonderes. Das liegt neben dem Gemeinschaftserlebnis auch an der oft noch unerreichten Bild- und vor allem Tonqualität. Eine große Rolle spielt dabei die Technologie, für die beispielsweise die Firma Dolby zuständig ist. Weil viele Menschen das Gefühl von Kino auch in den eigenen vier Wänden erleben möchten, bieten Heimkino-Systeme die Technik auch für private Anwender. Dabei dürfte dir in den vergangenen Jahren immer öfter die Bezeichnung „Dolby Atmos“ aufgefallen sein. Doch was steckt dahinter?
Das erfahrt ihr gleich
- Dolby: Mehrkanal-Sound für die große Leinwand
- Dolby Atmos: Das versteckt sich hinter der Bezeichnung
- Lautsprecher-Aufstellung: Darauf kommt es bei Dolby Atmos an
- Soundbars & Co.: Wie hier Atmos funktioniert
- Ausgabegeräte: Nur die Lautsprecher reichen oft nicht
- Vorsicht: Dolby Atmos ist auch ein beliebter Marketing-Kniff
- Dolby Atmos: Tolle Technik – wenn du die Hardware hast
Um das zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf Dolby selbst. Genauer geht es hier um das Unternehmen „Dolby Laboratories“, welches seit 1965 besteht. Gründer war der amerikanische Ingenieur Ray Dolby. Die Firma war zunächst in England ansässig, hat ihren Hauptsitz seit Mitte der 70er aber in San Francisco im US-Bundesstaat Kalifornien. Ursprünglich beschäftigte Dolby sich mit der Rauschunterdrückung analoger Medien wie Tonbändern. Du kennst die Technik vielleicht noch aus den 1980er Jahren, als bei Kassetten öfter „Dolby B“ oder später „Dolby S“ zu lesen war.
Doch auch für Kinos entwickelte Dolby verbesserte Tontechnik. So gab es mit Dolby Stereo bereits früh Mehrkanalsysteme für analoge Tonübertragungen. Mit Dolby Surround und Pro Logic schaffte es die Technik sogar zu Heimanwendern. Anfang der 90er fiel mit Dolby Digital der Startschuss für die Technik bei digitalen Systemen. Auch hier gab es im Lauf der Zeit Verbesserungen und Erweiterungen wie Dolby Digital Plus und dem verlustfrei arbeitenden Dolby TrueHD. 2012 stellte Dolby Laboratories dann Dolby Atmos vor, das seitdem immer öfter zum Einsatz kommt.
Bei Dolby Atmos handelt es sich im Grunde um die aktuelle Entwicklung der mit Dolby Digital begonnen Technik. Auch hier geht es um ein Mehrkanal-System. Das bedeutet, dass die Quelle mehrere Kanäle verwendet, um den Sound an die Lautsprecher weiterzugeben. Früher gab es einen linken und einen rechten Kanal, was Stereo entsprach. Bei Atmos gibt es je einen Kanal für jeden einzelnen Lautsprecher. Diese lassen sich somit ganz individuell ansteuern. Das ist aber noch nicht die große Besonderheit des Atmos-Sounds.
Wie der Name schon vermuten lässt, soll die Technik „atmosphärischen“ Klang ermöglichen. Zu spüren ist das etwa im Kino, indem du Objekte im dreidimensionalen Raum durch den Ton, den sie verursachen, besser lokalisieren kannst. Dabei geht Atmos über den klassischen Surround-Sound hinaus, der dich in der Regel umhüllt. Hier hast du oft nur fünf oder sieben Lautsprecher, die in etwa auf Höhe deiner Ohren vor, neben und hinter dir angebracht sind. Dazu gibt es einen Subwoofer für die tiefen Töne. Daraus resultieren die Bezeichnungen „5.1“ und „7.1“, die in Heimkinos schon länger geläufig sind.
Atmos-Sound setzt hier noch einen obendrauf – beziehungsweise mehrere. Genauer geht es um Lautsprecher, denn die sollen bei der Technik auch von oben beschallen. Die sitzen dafür in der Decke und strahlen direkt nach unten. Alternativ können auch Boden- oder Wandlautsprecher nach oben gerichtet sein. In diesem Fall prallt der Sound von der Decke ab, und es klingt so, als würde er direkt von oben kommen. Ein echtes Dolby-Atmos-System lässt sich somit eher als „5.1.2“ oder „7.1.4“ bezeichnen, wobei die letzte Ziffer für die Zahl der Decken-Lautsprecher steht.
Über die Abmischung ist es mit den zusätzlichen Lautsprechern sogar möglich, bestimmte Objekte darüber auszuspielen. So hörst du etwa nur einen Hubschrauber über dir oder denkst, dass Regen auf dich herunterprasselt. Atmos ist also auch eine Frage der Nutzung von Tonspuren.
Hast du bereits ein Heimkino mit fünf oder sieben Lautsprechern sowie einem Subwoofer, musst du dieses nicht komplett ersetzen, um Atmos genießen zu können. Vielmehr lassen sich die allermeisten Systeme in diesem Bereich einfach erweitern. Du benötigst dafür eben zwei oder vier zusätzliche Lautsprecher, die du dann in die Decke einbaust oder darauf ausrichtest. Das funktioniert mit vielen normalen Surround-Lautsprechern. Du kannst beim Kauf aber natürlich darauf achten, dass diese „Dolby Atmos Enabled“ sind. So stellst du sicher, dass du am Ende auch eine passende technische Abstimmung für die Technologie bekommst.
Bei Heimkino-Fans haben Soundbars einen schweren Stand. Weil sie den Raum nur aus einer Richtung beschallen, bieten sie keinen echten Surround-Sound. Vielmehr simulieren sie diesen durch eine ausgeklügelte Ausrichtung der verbauten Lautsprecher. Dabei machen sie sich oft auch Wände zu Nutze. Die Abstrahlung soll dafür sorgen, dass du denkst, dass Töne aus einer Richtung kommen, aus der eigentlich kein Sound kommen kann. Ähnlich funktioniert das auch mit Atmos. Die Geräte strahlen dabei nicht nur seitlich, sondern eben auch nach oben. Damit erreichen sie, je nach Raum, durchaus auch die Decke und strahlen von dieser ab. Teure Modelle schaffen das sogar in verschiedenen Winkeln, wodurch sie in der Theorie sogar ein 9.1.4‑System simulieren können. Unter audiophilen Heimkino-Fans dürfte aber auch das umstritten sein.
Gleiches gilt für Fernseher mit Atmos-Lizenz. Hier erledigen die eingebauten Lautsprecher das, was eine Soundbar ebenso versucht – nämlich Raumklang auch von oben zu simulieren. Wie gut das klappt, kommt ganz auf das jeweilige Exemplar an. Aber auch auf dich, denn die Ansprüche sind in diesem Bereich sehr unterschiedlich.
Vielleicht ahnst du es schon, aber um echten Atmos-Sound erleben zu können, brauchst du auch ein Ausgabegerät mit Atmos-Unterstützung. Informationen dazu findest du meist in den technischen Daten der Geräte. Nicht wenige Hersteller schreiben den Support auch groß mit auf die Verpackung. Heute setzen etwa Streaming-Sticks und ‑Boxen wie Apple TV 4K auf eine solche Unterstützung. Auch bei vielen Blu-Ray-Playern ist sie gegeben – meist zusätzlich zu anderen Surround-Formaten. Deine Lautsprecher-Konfiguration kannst du hier aber oft nicht anschließen. Du benötigst also noch ein Gerät dazwischen, das die Atmos-Signale ordentlich an diese weitergibt. Die Rede ist von AV-Receivern. Auf dem Markt gibt es viele Modelle, die mit Atmos umgehen können. Früh fing beispielsweise Denon damit an.
Selbst bei Notebooks, Smartphones und Tablets ist der Begriff Dolby Atmos immer öfter zu finden. Die Hersteller werben nicht selten mit einer Unterstützung. Hier ist eine gehörige Portion Skepsis angebracht, denn die Geräte können den entsprechenden Sound gar nicht wirklich leisten – vor allem nicht ohne zusätzliche Hardware. Vielmehr handelt es sich hier um eine leichte Verbesserung des normalen Stereo-Sounds durch einige Software-Tricks. Wieso dennoch von Atmos die Rede ist? Weil Dolby damit Geld verdienen kann. Das geschieht schließlich über die Vergabe von Lizenzen.
Die Idee hinter Dolby Atmos ist grandios und sorgt im Kino für eine deutlich bessere Atmosphäre. Willst du die Technik auch zu Hause nutzen, braucht es dafür aber einiges. So solltest du vernünftige Lautsprecher haben, diese korrekt in deinem individuellen Setup positionieren, ein Atmos-Gerät zum Abspielen und eine entsprechende Quelle besitzen. Zum Glück bieten auch Streaming-Dienste wie Netflix bereits Atmos-Unterstützung, solange die Serien und Filme auch entsprechend produziert sind. Rechne aber damit, dass eine komplette Ausrüstung mit einer recht hohen Investition verbunden ist. Echte Heimkino-Fans schrecken davor aber ohnehin nicht zurück.
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