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Club­house: Das soll­test du über das sozia­le Netz­werk wissen

Bei Clubhouse stehen Gespräche im Vordergrund – weshalb es sich auch als soziales Podcast-Netzwerk bezeichnen lässt.

Sozia­le Netz­wer­ke sind heu­te ein bedeu­ten­der Teil des gesell­schaft­li­chen Lebens. Immer wie­der ver­su­chen Ent­wick­ler, mit neu­en Apps und Sei­ten in die­sem Bereich Fuß zu fas­sen. Gegen die Grö­ßen Face­book, Twit­ter und Tik­Tok hat aber kaum etwas eine Chan­ce. So schei­ter­ten in der Ver­gan­gen­heit etwa Vine und Snap­chat. Nun star­tet Club­house einen Ver­such. Tat­säch­lich scheint der Hype um die App sehr groß zu sein. Doch was steckt eigent­lich dahin­ter und wie­so ist es zum Teil so schwer, über­haupt in die App Club­house zu kom­men? Hier erfährst du es.

Club­house: Live-Pod­casts als Geschäftsidee

Was das Prin­zip angeht, macht Club­house bereits vie­les anders als ande­re sozia­le Netz­wer­ke. Hier gibt es näm­lich kei­ne klas­si­sche Time­line wie bei Twit­ter, Face­book und Insta­gram. Außer­dem gibt es kei­nen Chat wie bei der Kon­kur­renz und auch kei­ne ein­fa­che Ein­bin­dung von Medi­en. Live-Vide­os sind eben­falls nicht mög­lich. Club­house beschränkt sich kom­plett auf das gespro­che­ne Wort. Genau­er will die App Räu­me bie­ten, in denen Gesprä­che statt­fin­den kön­nen, die ein wenig den belieb­ten TED-Talks ähneln.

In der Pra­xis bedeu­tet das, dass eine oder meh­re­re Per­so­nen im Fokus ste­hen. Je inter­es­san­ter sie sind oder je wich­ti­ge­re The­men sie auf­grei­fen, des­to bes­ser. Die Talks fin­den im Räu­men statt, denen ande­re Nut­zer bei­tre­ten kön­nen. Sie haben dann die Mög­lich­keit, selbst zum Gespräch bei­zu­tra­gen, Fra­gen zu stel­len oder ein­fach nur zuzu­hö­ren. Somit lässt sich Club­house auch als Pod­cast-App zum Mit­ma­chen bezeichnen.

Nut­zer­schaft: Pro­mi­nen­te befeu­ern Hype

Erstaun­lich schnell mach­te Club­house von sich Reden. Das liegt zum einen am neu­ar­ti­gen und ein­zig­ar­ti­gen Prin­zip, zum ande­ren aber auch an den Per­so­nen, die dort „Auf­trit­te“ haben. In ers­ter Linie trei­ben berühm­te Men­schen wie hier­zu­lan­de Joko Win­ter­scheidt, Tho­mas Gott­schalk und André Schürr­le den Hype vor­an. In den USA ist das nicht anders, denn dort sind etwa Oprah Win­frey, Ash­ton Kut­cher und Dra­ke in der Club­house-App aktiv. Die Talks der Pro­mis sind sehr gefragt, die Teil­neh­mer haben zudem das Gefühl, einen direk­ten Kon­takt zu ihnen auf­bau­en zu kön­nen. Sol­ches „Enga­ge­ment“ hilft also allen Sei­ten: Club­house bekommt viel Auf­merk­sam­keit, die Pro­mis pro­mo­ten sich und ihre Shows, und die Nut­zer sind ihnen so nah wie sonst nie.

Das erken­nen zuneh­mend auch Per­sön­lich­kei­ten aus der Poli­tik. Sie ver­su­chen sich über Club­house am bür­ger­na­hen Kon­takt, der sonst nur schwer her­zu­stel­len ist. Beson­ders pro­mi­nen­te Bei­spie­le sind hier­für die SPD-Vor­sit­zen­de Saskia Esken, der FDP-Vor­sit­zen­de Chris­ti­an Lind­ner und der Minis­ter­prä­si­dent von Thü­rin­gen, Bodo Rame­low (Die Lin­ke). Beson­ders bri­sant ist dabei, dass man­che die­ser Per­so­nen auch aus dem Näh­käst­chen plau­dern. So gab etwa Rame­low zu, bei man­chen Min­s­ter­prä­si­den­ten­kon­fe­ren­zen lie­ber Can­dy Crush zu spie­len, als aktiv zuzuhören.

Club­house: Ein­tritt nur per Einladung

Nicht zu unter­schät­zen bei dem Hype um Club­house ist auch die künst­li­che Exklu­si­vi­tät. Willst du Zugang zu der App bekom­men, benö­tigst du eine Ein­la­dung. Erst dann ist es dir mög­lich, an Talks teil­zu­neh­men, wel­che zu star­ten oder aktiv mit­zu­wir­ken. Damit steht Club­house im Gegen­satz zu vie­len ande­ren sozia­len Netz­wer­ken, die einen ein­fa­chen Zugang ermög­li­chen und auf schnell wach­sen­de Nut­zer­zah­len hof­fen. Ein Grund dafür könn­te sein, dass die Macher die eige­nen Ser­ver nicht über­las­ten wol­len und durch die Ein­la­dun­gen ihren Dienst nur lang­sam für die brei­te Mas­se öffnen.

Wahr­schein­li­cher ist jedoch, dass die künst­li­che Knapp­heit an Ein­la­dun­gen durch­dacht ist. Den Ent­wick­lern dürf­te klar sein, dass sie dadurch einen gewis­sen Hype erzeu­gen kön­nen. Sie spre­chen schließ­lich eine gera­de bei jun­gen Men­schen weit ver­brei­te­te Angst an, die „fear of miss­ing out“. Wer nicht bei Club­house dabei ist, könn­te inter­es­san­te Talks ver­pas­sen, aber auch Fehl­trit­te von Pro­mis. Das Bedürf­nis nach einer Ein­la­dung steigt so immer weiter.

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Ein­la­dung bekom­men: Oft ein­fa­cher als gedacht

Doch wie klappt das mit einer Ein­la­dung eigent­lich? Im Prin­zip ist das ganz ein­fach. Eine Per­son, die bereits bei Club­house ist, kann dich ein­la­den. Genau­er hat sie gleich meh­re­re Invi­tes zur Ver­fü­gung. Club­house folgt somit einem klas­si­schen Schnee­ball-Prin­zip: Am Anfang steht ein klei­ner Kreis an Per­so­nen, der lädt bereits eine grö­ße­re Men­ge ein, die dann wie­der eine grö­ße­re Men­ge ein­lädt und so wei­ter. Je wei­ter das Prin­zip fort­ge­schrit­ten ist, des­to ein­fa­cher ist es, an eine Ein­la­dung zu kom­men. Irgend­wann kommt dann sogar der Punkt, an dem mehr Ein­la­dun­gen da sind als Ein­zu­la­den­de. Mach dir also kei­ne Sor­gen, dass du aktu­ell noch schwer an einen Invi­te kommst. Die Zeit dürf­te hier tat­säch­lich die größ­te Hil­fe sein. Gib also lie­ber kein Geld für Invi­tes bei eBay & Co. aus.

Außer­dem könn­te sich das Pro­blem ohne­hin bald von selbst lösen, denn die Ent­wick­ler wol­len Club­house auf lan­ge Sicht ohne Ein­la­dung zugäng­lich machen. Das kün­dig­ten sie im Blog zur App bereits ganz offi­zi­ell an. Aller­dings ist noch unklar, wann es soweit ist. Die Ver­mu­tung liegt nahe, dass die App erst aus dem Beta-Sta­tus her­aus­kom­men soll.

Die Ein­la­dung ist da: Wo du die App findest

Bist du an eine der begehr­ten Ein­la­dun­gen gekom­men, muss das nicht gleich bedeu­ten, dass du die App auch nut­zen kannst. Du benö­tigst schließ­lich noch eine Sache unbe­dingt: ein iPho­ne. Club­house ist aktu­ell nur für iOS erhält­lich und somit nur für Smart­phones von Apple. Hast du eines davon, fin­dest du die kos­ten­lo­se App hier:

Down­load: Club­house für iOS

Nutzt du ein Android-Gerät, schaust du aber wahr­schein­lich nicht lan­ge in die Röh­re. Wie Stel­len­aus­schrei­bun­gen der Ent­wick­ler nahe­le­gen, ist wohl auch eine Ver­si­on für Android-Nut­zer geplant. Wie lan­ge es dau­ert, bis du die­se im Play Store zum Down­load fin­dest, steht aller­dings noch in den Ster­nen. Weil der Hype momen­tan so groß ist, dürf­te die Vari­an­te nicht all­zu lan­ge auf sich war­ten lassen.

Ange­kom­men in Club­house: Nut­zern fol­gen und dei­ne Rol­le wählen

Bist du ein­ge­la­den und regis­triert, kann es auch schon los­ge­hen. Lege dir zunächst ein Pro­fil an. Möch­test du selbst Talks hal­ten, soll­te das mög­lichst aus­sa­ge­kräf­tig sein. Suche nun nach Men­schen und The­men, die du inter­es­sant fin­dest. Folgst du die­sen, bekommst du einen auf dich zuge­schnit­te­nen Feed mit anste­hen­den Talks prä­sen­tiert. Der Feed ist hier aller­dings eher ein Kalen­der, in dem bevor­ste­hen­de Ver­an­stal­tun­gen zu sehen sind – nicht mehr.

Einem Raum kannst du jeder­zeit bei­tre­ten, nach­dem der Talk begon­nen hat – was sich dann ganz ein­fach „Drop-in“ nennt. Alter­na­tiv erstellst du selbst einen spon­ta­nen Raum oder planst einen Talk mit eige­nem Raum vor. Letz­te­res ist gut, wenn du mög­lichst vie­le Men­schen errei­chen willst. Die haben schließ­lich nicht immer gera­de in die­sem Moment Zeit. Bei Räu­men gibt es grund­sätz­lich ver­schie­de­ne Rollen:

  • Mode­ra­to­ren: Sie lei­ten das Gespräch, bekom­men also alle Berech­ti­gun­gen dazu. Sie legen fest, wel­che Ziel­grup­pe am Talk teil­neh­men kann (Alle, Fol­lower oder nur ein­ge­la­de­ne Per­so­nen). Außer­dem kön­nen sie Men­schen aus dem Publi­kum Sprach­rech­te geben, wenn die­se etwa eine Fra­ge stel­len wollen.
  • Spea­k­er: Das sind die Per­so­nen im Raum, die aktiv zum Rest spre­chen kön­nen. Genau­er gehö­ren dazu die Mode­ra­to­ren selbst und alle, die von ihnen zu Spea­k­ern gemacht sind.
  • Zuhö­rer: Trittst du in einen frem­den Raum ein, bist zu zunächst nur Zuhö­rer. Du kannst also den Spea­k­ern lau­schen und bei Bedarf über einen But­ton die Hand heben. Hast du etwas Kon­struk­ti­ves zum Talk bei­zu­tra­gen oder eine inter­es­san­te Fra­ge, kön­nen dir die Mode­ra­to­ren Sprach­rech­te gewähren.

Fin­dest du einen Talk beson­ders inter­es­sant, kannst du auch ande­re Nut­zer dazu ein­la­den. Die Mode­ra­to­ren haben die­se Mög­lich­keit eben­falls, denn sie bekom­men nicht nur ihre eige­nen Fol­lower ange­zeigt, son­dern auch die der ande­ren Speaker.

Daten­schutz: Club­house ist teils star­ker Kri­tik ausgesetzt

Ein wich­ti­ges The­ma, gera­de bei sozia­len Netz­wer­ken, ist der Schutz von Nut­zer­da­ten. In die­sem Bereich muss sich Club­house bis­her viel Kri­tik gefal­len las­sen. Das Pro­blem: Regel­ver­stö­ße lie­ßen sich zunächst nicht nach­ver­fol­gen, weil die Ent­wick­ler kei­ne Audio-Mitt­schnit­te anfer­tig­ten. Das hat sich mitt­ler­wei­le zwar geän­dert, aller­dings lie­gen somit jetzt, zumin­dest zeit­wei­se, eben sol­che auf den Ser­vern des Unter­neh­mens. Aus Daten­schutz-Sicht ist das natür­lich schwie­rig. Doch das ist nicht der ein­zi­ge Kri­tik­punkt, denn auch das Invi­te-Sys­tem schafft Pro­ble­me. Um ande­re ein­la­den zu kön­nen, musst du der App Zugriff auf die Kon­takt­lis­te dei­nes iPho­nes geben. Dar­aus kön­nen Schat­ten­pro­fi­le ent­ste­hen. Daten­schüt­zer hal­ten die­ses Vor­ge­hen für pro­ble­ma­tisch, weil die Nut­zer aus den Tele­fon­bü­chern dem Vor­gang nicht kon­kret wider­spre­chen können.

Alpha Explo­ra­ti­on: Die Fir­ma hin­ter der App Clubhouse

Hin­ter der Ent­wick­lung von Club­house steckt das Soft­ware­un­ter­neh­men Alpha Explo­ra­ti­on. Hier­bei han­delt es sich um ein Start-up, das ent­spre­chend bis­her noch kaum in Erschei­nung trat. Aller­dings ste­cken hin­ter der Fir­ma zwei Per­so­nen, die bereits län­ger in der Tech­nik-Welt aktiv sind: der Ex-Pin­te­rest-Mit­ar­bei­ter Paul David­son und der Ex-Goog­le-Mit­ar­bei­ter Rohan Seth. Mitt­ler­wei­le ist auch die frü­he­re Net­flix-Mana­ge­rin Maya Wat­son ein Teil des Teams und lei­tet die welt­wei­te Ver­mark­tung von Club­house. Im Dezem­ber wur­de der Wert des Unter­neh­mens auf rund 100 Mil­lio­nen Dol­lar geschätzt.

Club­house: Es bleibt abzu­war­ten, ob der Hype hält

Die Idee hin­ter Club­house ist durch­aus inter­es­sant, hebt sich die die Her­an­ge­hens­wei­se an ein sozia­les Netz­werk doch deut­lich von der Kon­kur­renz ab. Aller­dings kann es mit einer sol­chen Trend-App auch sehr schnell wie­der berg­ab gehen. Ob das auf Audio beschränk­te Prin­zip die Nut­zer auf Dau­er unter­hält, bleibt abzu­war­ten. Nach­hol­be­darf gibt es außer­dem beim The­ma Daten­schutz und natür­lich beim Zugang über Android.

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