Da hast du einen dieser herrlichen Städtetrips hinter dir und stellst anschließend einmal mehr fest: All die tollen Fassaden, Gemäuer und Türme sehen auf deinen Fotos weit weniger beeindruckend aus, als sie vor Ort wirkten. Nicht weit der Gedanke: „Was mache ich bloß falsch?“ Die beruhigende Antwort: Es braucht meistens nur einige grundsätzliche Tipps, die leicht umzusetzen sind, damit dir Architekturfotografie besser von der Hand geht. UPDATED hat für dich die Wichtigsten davon zusammengestellt.
- Die richtige Technik für Architekturfotografie
- Architekturfotografie: Die passenden Kameraeinstellungen
- Gebäude fotografieren: Tipps zur Bildgestaltung
Die richtige Technik für Architekturfotografie
Braucht es eine bestimmte Kamera für die Architekturfotografie? Eine Vollformat-Kleinbild-Kamera ist zwar für diesen Zweck technisch exzellent, aufgrund der hohen Kosten für die meisten aber nicht zu empfehlen. Grundsätzlich gilt: Bereits mit einer Einsteiger-Spiegelreflex-Kamera können ausgezeichnete Architekturfotos gelingen.
Ist ein spezielles Objektiv notwendig? Mit einem Weitwinkelobjektiv bekommst du zwar viel Gebäude auf ein Foto, allerdings werden die Verzeichnungen stärker. Mit Normalbrennweiten um die 50 mm verringerst du dieses Problem, allerdings steht dir dann nur ein kleinerer Bildausschnitt zur Verfügung.
Beim weiteren Equipment für die Architekturfotografie ist vor allem das Stativ zu nennen. Achte darauf, dass dieses in der Lage ist, deine Kamera ins Hochformat zu schwenken. In diesem Zusammenhang kann auch ein Getriebeneiger wertvolle Dienste leisten. Diese Zusatzausstattung des Stativs erlaubt es, die Kamera in sehr kleinen Schritten auszurichten. Musst du auf den üblichen Kugelkopf zurückgreifen, kann das Finden der richtigen Position größeren Aufwand bedeuten.
Tipp: Mit einem Polarisationsfilter lassen sich Reflexionen auf nicht-metallischen Flächen verhindern. Darüber hinaus erzeugt der Filter beim Himmel ein tiefes Blau.
Was ist Architekturfotografie?
Architekturfotografie – der Name verrät es schon – beschäftigt sich mit dem Fotografieren von Architektur. Dazu zählen Gebäude verschiedenster Art, etwa Wohnhäuser, Hotels oder Industrieanlagen. Die Architektur kann dabei im Panorama oder im Detail abgebildet werden, real oder abstrakt wirken. Grundsätzlich ist dabei alles erlaubt, was gefällt. Wichtig ist hierbei allerdings immer, dass das Gebäude im Mittelpunkt des Interesses steht – und nicht einfach ein Nebenobjekt in einem Straßenbild ist.
Architekturfotografie: Die passenden Kameraeinstellungen
Insbesondere Architekturaufnahmen verlangen nach einer guten Schärfe in allen Bereichen des Bildes, um den meist sehr großen räumlichen Dimensionen gerecht zu werden. Um so viel Schärfe wie möglich in dein Bild zu bringen, solltest du eine möglichst geschlossene Blende benutzen und den Fokuspunkt richtig setzen.
Stell deine Blende dafür auf f/16 oder eine höhere Zahl. Um die Blende manuell einstellen zu können, drehst du das Modusrad deiner Kamera entweder auf M oder auf A bzw. AV.
Zur Info: M bezeichnet den manuellen Modus – hier musst du neben der Blende auch die Belichtungszeit und den ISO-Wert selbst einstellen. A oder AV hingegen ist die sogenannte Zeitautomatik. Hier stellst du die Blende selbst ein, die Kamera passt dann alle übrigen Einstellungen entsprechend an. Eine Option, die vor allem für Anfänger hilfreich ist.
Mehr Objekt dank Weitwinkel-Linse
In der Praxis stehst du oft vor der Herausforderung, dass du sehr große Gebäude auf einem Foto festhalten willst. Dafür benötigst du ein Objektiv mit einer kleinen Brennweite oder ein Weitwinkel-Objektiv. Grundsätzlich werden bereits Objektive mit einer Brennweite unter 50 Millimeter als Weitwinkel-Objektive bezeichnet.
Doch Achtung: Wenn du keine Kamera mit Vollformatssensor hast, dessen Bildformat dem eines 35-mm-Kleinbildfilms entspricht, wirkt sich das auf die Brennweite aus. Hat deine Kamera also einen Cropfaktor, der Breite und Höhe des Bildes verkleinert, werden deine Bilder eher so aussehen, als hättest du sie mit einem 70-mm-Objektiv gemacht. Die genaue Umrechnung richtet sich nach dem jeweiligen Cropfaktor. Wie hoch dieser ist, steht in der Beschreibung deiner Kamera.
Bei der Auswahl des Objektivs solltest du also keine zu hohe Brennweite wählen. Doch auch eine sehr niedrige Brennweite kann zu Problemen führen. Denn: Je niedriger diese ist, desto stärker ist die Verzerrung. Optimal ist eine Brennweite zwischen 14 und 40 Millimeter.
Kamera im Hochformat verwenden
Architekturfotografie wird häufig mit dem Querformat verbunden. Versuche aber doch mal, Fotos von Gebäuden im Hochformat einzustreuen. Das ergibt je nach Situation einen besonderen Reiz, da mit der Erwartung des Betrachters gespielt wird. Aufnahmen im Hochformat wirken häufig dynamischer und “mächtiger” als im Querformat.
Gebäude fotografieren: Tipps zur Bildgestaltung
Um große Gebäude aufs Bild zu bekommen, werden häufig kleine Brennweiten und Weitwinkelobjektive benutzt. Eine unschöne Begleiterscheinung sind sogenannte stürzende Linien. Dabei handelt es sich um Linien, die in Wirklichkeit gerade sind, auf dem Foto aber unregelmäßig abgebildet werden. Sie entstehen, wenn du die Kamera schräg nach oben richtest, um das Gebäude möglichst umfassend aufs Bild zu bekommen. Die stürzenden Linien führen zu einer Verzerrung des Motivs, das Gebäude wird nicht exakt abgebildet.
Das kannst du tun, um stürzenden Linien entgegenzuwirken:
- Nimm eine höhere Position ein und entferne dich vom Gebäude, damit du das Motiv mit gerade ausgerichteter Kamera fotografieren kannst.
- Benutze ein sogenanntes Shiftobjektiv. Dieses korrigiert die stürzenden Linien bei einem nach oben verschobenen Bildausschnitt.
- Auch Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop bietet Funktionen, etwa Transformieren oder Verzerren, die das geschilderte Problem beheben.
Bildkomposition stärker machen
Insbesondere Architekturfotografie lebt davon, dass die Bildkomposition insgesamt gelungen ist. Im Folgenden findest du ein paar Tipps, wie du den Bildausschnitt beim Fotografieren von Gebäuden interessant gestalten kannst:
- Richte das Bild an Linien aus, die am jeweiligen Gemäuer zu sehen sind, etwa an den Kanten der Wände, an Dächern oder an Fugen. Dabei kann auch das Einblenden eines Hilfs-Gitters im Display hilfreich sein.
- Ordne markante Punkte, etwa auffällige Fenster oder Türen, entweder in den seitlichen beziehungsweise unteren oder oberen Dritteln des Fotos an.Wichtig: Platziere diese Stellen nicht in der Bildmitte. Das wirkt in vielen Fällen langweilig, statisch und zu „gewollt“.
- Beziehe neben dem Hauptmotiv auch den Vorder- und Hintergrund mit ein, sei es ein Baum, die Wolken am Himmel oder ein Weg, der zum Gebäude führt.
- Achte bei Bauwerken in einer Innenstadt darauf, dass Häuserecken umliegender Bauten noch ins Bild ragen. So kannst du den Charakter der städtischen Bebauung miteinbeziehen und das Bild wird lebhafter.
Symmetrien und Spiegelungen nutzen
Symmetrie ist in vielen Arten von Fotografie ein Thema. Beim Ablichten von Gebäuden spielt sie eine besonders wichtige Rolle. Neben Gesichtspunkten der Komposition führt der Fotograf über die Linien den Blick des Betrachters. Mal kann sich das Ebenmaß in den parallel verlaufenden Linien des Gemäuers finden, dann wieder in einem Spiegelbild, welches das Gebäude auf eine Wasserfläche oder auf Glasfronten wirft.
Versuche, solche Konstellationen auszunutzen und in Szene zu setzen. Mit einem Polfilter kannst du Spiegelungen gezielt entfernen oder verstärken, indem du am Einstellring drehst.
Details von Gebäuden beachten
Viele Gebäude bieten interessante Details, die hervorgehoben oder ganz in den Mittelpunkt des Fotos gerückt werden sollten. Ob auffällige Formen, Inschriften oder das Auge eines Wasserspeiers: Versuche auffällige Details formatfüllend aufs Bild zu bringen – frontal, seitlich oder schräg. Mit einzelnen Ausschnitten von größeren Bauwerken kannst du sehenswerte Konstruktionen hervorheben, die ansonsten im großen Ganzen womöglich untergingen.
Um Details und wichtige Teilkonstrukte am Motiv zu erkennen, solltest du das Gebäude außen von allen Seiten und je nach Motiv auch innen inspizieren.
Architekturfotografie und blaue Stunde
Für das Fotografieren von Gebäuden ist das Licht enorm wichtig. Der Grund sind Schatten, die eine Fassade bereichern und plastischer darstellen. Steht die Sonne im Zenit, ist nur wenig von diesen Schatten zu sehen und das Gebäude kann leicht „flach“ wirken.
Geht die Sonne gerade auf oder unter, ergibt sich zudem ein rötlicher Ton, der der Architekturfotografie eine besondere Mystik verleiht. Nutze im Sommer also die Morgen- und Abendstunden, um Gebäude zu fotografieren.
Gebäude, die künstlich angestrahlt werden, fotografierst du am besten in der sogenannten blauen Stunde. Diese bezeichnet die Zeit zwischen Sonnenuntergang und Dunkelheit und sorgt für einen interessanten Mix aus künstlichem und natürlichem Licht.
Bewegung ins Bild integrieren
Gebäude an sich sind statisch, was sich in der Architekturfotografie niederschlägt. Komposition oder interessante Blickwinkel sind ihre Stärken, während Dynamik und Bewegung oft fehlen. Versuche daher, auch beim Fotografieren von Gebäuden Bewegung ins Spiel zu bringen.
Lass dabei Ruhe und Statik im Großteil des Bildes vorherrschen, bewegte Objekte wie Passanten, Fahrradfahrer oder Autos dürfen nicht zur Hauptsache werden. Lass sie durch lange Belichtungszeiten verwischen oder sie sich in Glasflächen spiegeln. So wirkt dein Foto ruhig, gewinnt gleichzeitig aber auch an Lebendigkeit.
Architekturfotografie in Schwarz-Weiß
Es passiert immer wieder, dass gerade Gebäude auf Farbfotos gewöhnlich oder nichtssagend aussehen. Sei hier ein wenig mutig und verwandle ein paar Architekturfotos in Schwarz-Weiß-Fotografien. Bilder in diesem Stil haben oft einen dramatischen Effekt.
Am besten nimmst du diese Änderung erst nachträglich mit einem Bildbearbeitungsprogramm vor. Hier solltest du vor allem am Kontrast arbeiten. Verstärke dunkle und helle Stellen, um dein Motiv mit einem Mal in eine ganz andere Atmosphäre zu tauchen. Der Vorteil: Das Bild bleibt weiterhin in der Farbversion gespeichert. So kannst du dich nach der Bildbearbeitung für die schönste Variante entscheiden.
Architekturfotografie: Gebäude mit dem gewissen Etwas fotografieren
Rund um den Globus bauen Menschen faszinierende Dschungel aus Stahl, Beton und Glas. Mit dem richtigen Equipment, den korrekten Kameraeinstellungen und ein wenig Übung fängst du den Zauber der Zivilisation für immer ein. Beachte dabei, Strukturen und Linien gerade zu halten und eine passende Tageszeit für deine Foto-Session auszuwählen.
Im Anschluss an die Architekturfotografie-Tour kannst du deine Bilder noch mit einem speziellen Bearbeitungsprogramm optimieren – so entstehen Zeugen der Zeit im Druckformat, die du auch in vielen Jahren noch gerne betrachtest.
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