Displaybruch ist bei Smartphones noch immer ein großes Problem. Fällt das Gerät von größerer Höhe oder einfach etwas blöd auf einen harten Untergrund, hast du schnell ein unschönes „Spinnennetz“ auf dem Bildschirm. Das sorgt oft auch dafür, dass sich das Gerät nicht mehr wie gewohnt nutzen lässt. Ein Wechsel ist meist teuer und macht natürlich auch eine Einsendung notwendig. Um das zu verhindern, verbauen die Hersteller immer widerstandsfähigeres Glas. Beim iPhone 12 hört das auf den Namen „Ceramic Shield“ und soll deutlich mehr aushalten als das Glas in bisherigen iPhones. Was genau hinter dem Begriff steckt und wie es sich wirklich schlägt, erfährst du hier.
Das erfahrt ihr gleich
- Ceramic Shield: Was sich in dem Glas verbirgt
- Versprechen: Deutlich besserer Schutz bei Stürzen
- YouTuber macht den Test: So stark ist Ceramic Shield wirklich
- Ceramic Shield: Technik ist nur auf der Vorderseite zu finden
- Apple iPhone 12: Ceramic Shield sorgt wirklich für besseren Schutz
Um Ceramic Shield zu verstehen, lohnt sich zunächst ein Exkurs zum Aufbau eines modernen Smartphone-Displays. Das besteht nämlich aus mehreren Teilen: Die Basis ist das Display selbst, das die Anzeige in deinem Gerät ist. Darüber liegt eine erste Schicht aus dickerem Glas, die den Bildschirm vor äußeren Einflüssen schützen soll. Es folgt eine Folie, die zusammen mit Sensoren an den Seiten die Toucheingaben registriert. Erst darüber liegt dann die zweite Schicht Glas, auf der du deinen Finger bewegst. Sie darf allerdings nicht zu dick sein, weil das Smartphone sonst ja deine Eingaben nicht erkennen kann.
Weil es dennoch widerstandsfähig sein muss, sind die Hersteller stets auf der Suche nach neuen Technologien, die genau das erreichen sollen. Eine große Rolle dabei spielt das US-Unternehmen Corning. Das hat mit Gorilla Glass ein durch chemische Prozesse deutlich kratz- und sturzfesteres Glas entwickelt, das viele Hersteller von Smartphones bei ihren Geräten verwenden. Dazu gehört auch schon länger Apple mit dem iPhone. Doch solch „einfaches“ Gorilla Glass war dem Unternehmen aus Cupertino für die neuen iPhones wohl nicht mehr robust genug. Es musste eine neue Technik her, die den Displayschutz noch stärker macht.
Gefunden hat Apple diese wohl mit dem Ceramic Shield, das ebenfalls von Corning stammt. Hinter dem Marketing-Begriff versteckt sich im Prinzip Glaskeramik. Diese kennst du vielleicht aus dem Haushalt, denn dort kommt sie in erster Linie in der Küche zum Einsatz. Moderne Kochfelder sind damit ausgestattet, denn diese sind durch Töpfe und Pfannen einer hohen Belastung ausgesetzt. Kratzer und Risse sollten bei der Benutzung schließlich nicht auftauchen. Glaskeramik ist allerdings meist, wie auch die Technik in der Küche zeigt, nicht komplett durchsichtig.
Corning musste sich also etwas einfallen lassen, um genau das zu erreichen. Der Trick: Das Unternehmen nutzt nanokeramische Kristalle, die in das Glas eingebunden sind. Sie sind so klein, dass Licht problemlos durchscheinen kann und die Oberfläche vollständig durchsichtig ist. Somit beeinträchtigt Ceramic Shield die Sichtbarkeit des Displays nicht, ist durch die Stärke der Keramik aber dennoch widerstandsfähiger als bisheriges Schutzglas für Bildschirme.
Stürze sind noch immer das größte Problem, wenn es um Schäden an Smartphone-Displays geht. Das ist natürlich auch beim iPhone der Fall. Corning konzentrierte sich deshalb darauf, genau an diesem Punkt anzusetzen. Zahlreiche Tests mit der neuen Technologie später stand die finale Zusammensetzung. Die ist stark auf einen Schutz vor Beschädigungen durch Stürze ausgelegt. Apple spricht beim iPhone 12 von einer „viermal besseren Sturzfestigkeit gegenüber dem Vorgängermodell“. Dort kam noch die bisher jüngste Ausbaustufe des bisherigen Schutzglases zum Einsatz: Gorilla Glass 6. Stimmt die Behauptung, hat sich Corning also um ein Vielfaches selbst übertroffen und mit Ceramic Shield einen neuen Standard für Glas in Smartphones geschaffen.
Nun können Apple und Corning viel behaupten, solange ein Beweis für die Widerstandsfähigkeit der Technologie fehlt. Das iPhone 12 ist noch zu kurz auf dem Markt, als dass es viele Erfahrungswerte geben könnte. Schließlich wirft nicht jeder freiwillig sein Smartphone auf den Boden, nur um das neue Display zu testen. Zum Glück gibt es aber Menschen, die ihre Geräte absichtlich beschädigen, um aus solchen ersten Tests dann Videos zu produzieren. Dazu gehört der Kanal „MobileReviewsEh“ auf YouTube. Die Macher nahmen sich das iPhone 12 zur Brust und zogen einen Vergleich zum Vorgänger.
Zugegeben: Das Video anzuschauen ist für Technik-Fans nicht gerade ein großer Spaß, allerdings liefert es wertvolle Erkenntnisse. Zunächst testete MobileReviewsEh das iPhone 11 und das iPhone 12 auf den maximalen Druck, dem die Displays standhalten. Hier zeigte sich bereits die erste positive Überraschung: Das iPhone 11 brach bei 352 Newton, das iPhone 12 erst bei 442 Newton. Somit ist das neue iPhone in dieser Disziplin bereits deutlich widerstandsfähiger als das alte Modell.
Doch nicht nur Stürze sind ein Problem, sondern auch Kratzer. Auch hierfür gibt es eine Möglichkeit, einen Test durchzuführen. Teststäbe mit einer normierten Härte, die sich in „Mohs“ messen lässt, sind hier die richtigen Tools. Natürlich hat auch MobileReviewsEh solche für den Test herangezogen. Zunächst musste das iPhone 11 ran, bei dem ab einer Härte von sechs Mohs erste Kratzer erkennbar waren. Beim iPhone 12 waren diese hingegen erst ab sieben Mohs zu sehen. Bei einer Härte von acht Mohs mussten sich hingegen beide Displays klar geschlagen geben. Offenbar liefert Ceramic Shield aber auch bei der Kratzfestigkeit eine kleine Verbesserung, auch wenn Corning sich gar nicht auf diesen Punkt konzentriert hatte.
Übrigens: Der YouTube-Kanal testete auch mit etwas alltäglicheren Gegenständen. Das waren etwa Schlüssel und Münzen, die durchaus zusammen mit einem iPhone in einer Hosen- oder Handtasche langen können. Probleme verursachten diese beim Bildschirm allerdings nicht.
All das gilt allerdings nur für die Vorderseite, genauer für das Display, des Smartphones. Apple verwendet nämlich nur hier Ceramic Shield. Die Rückseite ist hingegen auch weiterhin aus einfachem Glas. Hier können Kratzer und Risse also deutlich schneller auftauchen. Vorsichtig sein solltest du auch mit dem Rahmen. Beim iPhone 12 und 12 Mini ist dieser aus mattem Aluminium. Er gilt als etwas weniger anfällig für Kratzer. Beim iPhone 12 Pro sowie 12 Pro Max gibt es hingegen glänzend polierten Edelstahl. Hier zeichnen sich Beschädigungen etwas schneller ab. Empfehlenswert ist in jedem Fall aber eine Hülle, um die Materialien zusätzlich zu schützen.
Was der YouTube-Kanal MobileReviewsEh zeigt, ist sicherlich kein richtiger Labortest. Allerdings ist deutlich zu erkennen, dass sich beim Druck- und Kratztest im Vergleich zum iPhone 11 einiges getan hat. Ob es sich hier wirklich um einen viermal so hohen Schutz bei Stürzen handelt, ist allerdings nur schwer zu bemessen. Vermutlich dürfte sich diese Aussage wohl nie so wirklich nachprüfen lassen. Wünschenswert ist, dass Apple das Ceramic Shield in der nächsten Generation auch auf der Rückseite verwendet.
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