Vasen, Schmuck und Eierbecher: Die Vorstellung, mit einem 3D-Drucker einzigartige Gegenstände zu kreieren, lässt dich einfach nicht los. Aber ist es für Anfänger nicht unheimlich kompliziert, in die neue Technik einzusteigen? Nicht, wenn du die Basics kennst. Bei UPDATED erfährst du, was du über Hardware, Software und Kalibrierung wissen musst, um loslegen zu können.
Wenn du noch keine Erfahrungen mit 3D-Druck hast, ist PLA (Polylactic acid) das richtige Druckmaterial für dich. Im Vergleich zu anderen Filamenten (Fachwort für Druckmaterialien) bietet PLA diverse Vorteile. PLA …
- ist umweltfreundlich und gesundheitlich unbedenklich, da der biologisch abbaubare Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird.
- führt zu schnelleren und präziseren Druckergebnissen, da PLA einen geringeren Siedepunkt als andere Filamente aufweist.
- erzielt auch ohne beheiztes Druckbett gute Ergebnisse.
Im fertigen Zustand ist PLA bereits relativ hart. Für langlebige Gebrauchsgegenstände ist es jedoch nicht stabil genug. Falls du besonders widerstandsfähige Drucke herstellen willst, kannst du statt PLA das Filament PET‑G verwenden.
Übrigens: Es gibt Druckmaterialien, von denen du als Anfänger besser die Finger lassen solltest. Dazu zählen …
- potenziell gesundheitsschädliche Materialien (ABS)
- Materialien, die zu schnellem Verschleiß der Druckspitze führen (Filamente mit Metallen, Carbon, Holzfasern und Steinpulver)
Je größer der 3D-Drucker, desto größere Druckobjekte kannst du damit anfertigen. Die Größe des Druckraums ist entscheidend, also des Raums, in dem die Druckerdüse ihre Arbeit verrichtet. Sie wird entweder in den Maßen der Raumachsen (X: Breite, Y: Tiefe, Z: Höhe) oder in Kubikzentimetern (cm3), also dem Raumvolumen angegeben. Mit folgenden Druckraumvolumen kannst du folgende Gegenstände drucken:
- 10 cm³: kleine Modellbauteile, Muttern, Schmuck etc.
- 20 bis 25 cm³: Tassen, Vasen, Halterungen etc.
Gerade für Anfänger liegt es nahe, am Anfang auf ein kleines und kostengünstiges Modell zu setzen. Allerdings sind die Gestaltungsmöglichkeiten damit stark begrenzt. Falls du dir vorstellen kannst, in Zukunft auch größere Objekte herzustellen, nimm ein Modell mit größerem Druckraum. So sparst du dir auf lange Sicht die Anschaffung eines Zweit-Druckers.
Um dein erstes 3D-Objekt zu drucken, brauchst du nicht nur einen Drucker und Filament, sondern auch ein passendes Modell. Das dreidimensionale Modell wird in der Regel als STL-Datei gespeichert und Schicht für Schicht in Bewegungsbefehle, den sogenannten G‑Code, umgewandelt. Dank des G‑Codes weiß der Drucker, was er tun muss, um das Modell 1:1 umzusetzen. Zum Beispiel, welche Temperatur die Druckerdüse haben muss oder wohin sie sich bewegen soll.
Modelle für den 3D-Drucker kannst du entweder mithilfe einer Software selber machen oder druckfertig aus dem Internet herunterladen, häufig sogar kostenlos.
Wenn du einen 3D-Drucker kaufst, erhältst du zusätzlich zum Gerät die passende Software mitgeliefert. Mithilfe der Software, auch Slicer genannt, kannst du dein eigenes, einmaliges Druckmodell kreieren. Allerdings musst du dich dafür zuerst ein paar Stunden in das Programm einarbeiten.
Alternativ zum mitgelieferten Slicer findest du im Internet weitere 3D-Software. Empfehlenswert sind beispielsweise …
- Morphi (kostenpflichtig)
- BlocksCAD (kostenpflichtig)
- Leopoly (kostenfrei)
Am schnellsten kommst du an deinen ersten 3D-Druck, wenn du das Modell einfach aus dem Internet herunterlädst. Schon heute gibt es viele Plattformen und Communities, die kostenlose Dateien zur Verfügung stellen. Die Top 5 sind …
Für ein hochwertiges Ergebnis ist es entscheidend, dass Drucker‑, Slicing- und Filament-Einstellungen optimal zusammenpassen. Am Wichtigsten ist die Kalibrierung des Druckbettes, also des Abstands zwischen Düse und Druckbett. Außerdem ist es sinnvoll, die X- und Y‑Achse zu überprüfen und die Slicer-Einstellungen anzupassen.
Der optimale Abstand zwischen Düse und Druckbett beträgt 0,1 mm. Bei dieser Einstellung haftet das Filament gut an der Unterlage, wird aber nicht gequetscht. Um den Abstand einzustellen, brauchst du eine 0,1 Millimeter starke Kalibrierungskarte. In der Regel ist diese im Lieferumfang des 3D-Druckers enthalten. Und so gehst du vor:
- Lege die Kalibrierungskarte auf eine beliebige Stelle des Druckbetts.
- Verstelle die Düse mithilfe der Stellschrauben so, dass sie die Kalibrierungskarte berührt und du einen leichten Widerstand spürst.
- Wiederhole den Vorgang an drei weiteren Punkten des Druckbetts.
Je öfter du das Druckbett kalibrierst, desto schneller wird die sogenannte Druckbrettnivellierung für dich zur Routine. Schließlich muss der Vorgang nicht nur einmal am Anfang, sondern vor jedem Drucken wiederholt werden.
Ein weiterer Faktor, der darüber entscheidet, ob dein erster Druck gelingt, ist die Einstellung der X‑, Y- und Z‑Achse. Darauf kommt es an:
- Die Achsen müssen im rechten Winkel zueinander stehen.
- Die Achsen sollten leichtgängig und ohne großen Aufwand verfahrbar sein.
- Die Achsen sollten korrekt ausgerichtet sein.
Die einfachste Methode, um zu überprüfen, ob mit den Achsen alles stimmt, ist der Testdruck eines Calibration Cubes. Der Calibration Cube ist das Modell eines Würfels mit den Maßen 20 x 20 x 20 Millimeter. Außerdem sind die entsprechenden Seiten des Würfels mit X, Y und Z gekennzeichnet. Und so geht’s:
- Lade das Modell eines Calibration Cubes herunter, zum Beispiel bei plastikjunkies.de.
- Drucke das Modell aus.
- Messe mit einem Messschieber alle Seiten aus und notiere dir die Werte.
Wenn die Längen der Würfelseiten tatsächlich 20 Millimeter betragen, sind die Achsen des 3D-Druckers ideal kalibriert. Meistens ist dies bereits nach dem Kauf der Fall. Falls die Maße abweichen, müssen die Achsen kalibriert werden. Wie das geht, kannst du im Handbuch deines 3D-Druckers nachlesen.
Bevor du mit dem 3D-Drucken richtig loslegst, solltest du die wichtigsten Grundeinstellungen im Slicer anpassen. Dazu zählen:
- Nozzle Diameter
- Extrusion Multiplier
- Extrusion Width
- Düsentemperatur
Nozzle Diameter: Öffne deinen Slicer und trage unter Nozzle Diameter die Größe der aktuell montierten Düse ein. Diese Anpassung ist wichtig, um sicherzustellen, dass beim Drucken die richtige Menge an Filament durch die Düse geleitet wird.
Extrusion Multiplier: Eine weitere Möglichkeit, um den Materialfluss zu beeinflussen, ist der Wert Extrusion Multiplier. Ob du diesen ändern musst, kannst du feststellen, indem du einen Testdruck anfertigst. Wenn sich an den Wiederansetzpunkten einer neuen Layer Nasen bilden, reduziere den Default-Wert von 1,0 in 0,05-Schritten, bis das Ergebnis dich zufriedenstellt.
Extrusion Width: Der Wert Extrusion Width hat Auswirkungen auf die Breite der Filamentbahn. Für Einsteiger empfiehlt es sich, die Einstellung auf Auto zu setzen. Dann wird automatisch der 1,2‑fache Wert des Nozzle Diameters eingetragen.
Düsentemperatur: Entscheidend für das Druckergebnis ist die Düsentemperatur. Hier heißt es: Probieren geht über Studieren. Als guter Mittelwert gilt 145 Grad Celsius. Um festzustellen, ob (und in welche Richtung) du davon abweichen musst, fertige drei Testdrucke mit 140, 145 und 150 Grad Celsius an. Begutachte die Ergebnisse und taste dich so an die richtige Temperatur heran.
Neben der Software und der Hardware brauchst du das ein oder andere Zubehör, um erfolgreich in 3D zu drucken. Das meiste davon hast du wahrscheinlich schon zu Hause.
- Isopropyl-Alkohol und Küchenrolle, um das Druckbett zu reinigen
- Nähmaschinenöl, um hakende bewegliche Teile leichtgängiger zu machen
- Malerkrepp, um kurzfristig Drucken zu können, wenn es Probleme beim Kalibrieren des Druckbetts gibt
- Seitenschneider, um Filament zurechtzuschneiden, überflüssiges Stützmaterial abzuzwicken etc.
- Malermesser oder Cutter, um das Druckteil vom Druckbett zu schneiden
- Satz Inbusschlüssel, um die Hardware zu kalibrieren
- Flachzange, um die Stützstruktur aus dem Druckobjekt zu entfernen, Heizblock beim Düsentausch festzuhalten etc.
3D-Druck ist eine Technik, die sich nicht von selbst erklärt. Als Anfänger musst du etwas Zeit investieren, um die Zusammenhänge zu begreifen und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie der 3D-Drucker kalibriert und gehandhabt wird. Doch der Aufwand lohnt sich: Sobald du mit der Hardware und Software vertraut bist, sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt.
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