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Raspber­ry Pi: Was ist das eigent­lich und wozu lässt es sich nutzen?

Ein Raspberry Pi hat (fast) alles an Bord, was ein Computer braucht. Dabei ist er überraschend klein.

Desk­top-Com­pu­ter beglei­ten die Mensch­heit bereits seit lan­ger Zeit. Auch in einer Zeit, in der Smart­phones vie­le ihrer Auf­ga­ben über­nom­men haben, sind sie noch lan­ge nicht obso­let. Aller­dings haben vie­le Model­le eines gemein: Die Gehäu­se sind rela­tiv groß und neh­men ent­spre­chend viel Platz ein. Ganz anders ver­hält es sich bei einem Raspber­ry Pi. Mit den erstaun­lich kom­pak­ten Abmes­sun­gen sind die Model­le kaum als Com­pu­ter zu erken­nen. Doch was ist ein Pi nun genau und für wel­che Anwen­dun­gen eig­net sich so ein Gerät über­haupt? Hier erfährst du alles Wich­ti­ge dazu.

Raspber­ry Pi: Was ist das?

Die beson­ders kur­ze Ant­wort: Ein Raspber­ry Pi ist ein kom­plet­ter Com­pu­ter. Aller­dings musst du dir den etwas anders vor­stel­len als einen Desk­top-PC oder Mac. Die bestehen aus einer Viel­zahl an Kom­po­nen­ten, die meist an einem Mother­board über Steck­ver­bin­dun­gen ange­bracht sind. Dazu gehö­ren der Pro­zes­sor, die Gra­fik­kar­te, Fest­plat­ten, even­tu­ell eine sepa­ra­te Netz­werk- sowie Sound­kar­te. Das Main­board selbst lie­fert zudem wich­ti­ge Anschlüs­se, die du über die Rück­sei­te des Gehäu­ses erreichst.

Ein Raspber­ry Pi ist das, nur in einer sehr klei­nen Bau­form und mit nur einer Pla­ti­ne. Dar­auf ist im Grun­de alles ange­bracht, was du für den Betrieb brauchst. Im Ver­gleich zu vie­len gro­ßen Rech­nern bedient sich der Pi einer aus Mobil­ge­rä­ten wie Smart­phones und Smart­wat­ches bekann­ten Tech­nik: einem Sys­tem-on-Chip (SoC). Das wie­der­um bedeu­tet, dass in einem zen­tra­len Chip die CPU und GPU sit­zen. Dane­ben ist der Arbeits­spei­cher an der Pla­ti­ne ange­bracht. Ein Funk­chip, USB-Con­trol­ler, eine LAN-Buch­se, ein Klin­ken-Anschluss und mehr sind eben­falls auf einem Pi ver­baut. Ein­zig inter­ner Spei­cher fehlt ihm, aller­dings ist ein Steck­platz für eine microSD-Kar­te an Bord.

Was dem Raspber­ry Pi eben­falls fehlt: ein Dis­play und eine Strom­zu­fuhr. Für letz­te­re ist im Lie­fer­um­fang ein Netz­ad­ap­ter ent­hal­ten. Bis zu zwei Dis­plays las­sen sich gleich­zei­tig über die Micro-HDMI-Buch­sen anschlie­ßen. Doch damit nicht genug, denn da fängt es bei dem klei­nen Com­pu­ter erst an.

Raspber­ry Pi: Umfang­reich erweiterbar

Neben sei­ner Grö­ße hat der Sin­gle-Board-Com­pu­ter noch eine wei­te­re Beson­der­heit: er lässt sich um wei­te­re Bau­tei­le und Zube­hör erwei­tern. Die Aus­wahl könn­te dabei kaum grö­ßer sein. Auf dem Pi sind ein Flach­ka­bel­ver­bin­der sowie eine GPIO-Leis­te ange­bracht. Wei­te­re Pins las­sen die Ver­bin­dung einer Kame­ra zu. So erge­ben sich eine Viel­zahl an Mög­lich­kei­ten. Über ein Flach­ka­bel schließt du etwa ein Dis­play an, das direkt am Pi Infor­ma­tio­nen anzeigt. Mit den Pins las­sen sich, wie bereits erwähnt, ver­schie­de­ne Kame­ra-Lin­sen, aber auch Sen­so­ren, GPS-Modu­le, Moto­ren, Relais, NFC-Rader, Laut­spre­cher und vie­le wei­te­re Hard­ware anschlie­ßen. Was du aus dei­nem Raspber­ry Pi machst, bleibt also ganz dir überlassen.

Raspber­ry Pi Foun­da­ti­on: Edler Gedan­ke hin­ter dem Computer

Ent­wi­ckelt hat den Raspber­ry Pi die 2009 gegrün­de­te Raspber­ry Pi Foun­da­ti­on, eine bri­ti­sche Wohl­tä­tig­keits­or­ga­ni­sa­ti­on. Die eins­ti­ge Idee dahin­ter: Der erst­mals 2011 ver­öf­fent­lich­te Pi soll­te ein kom­pak­ter und güns­ti­ger Ein­pla­ti­nen-Com­pu­ter sein, der Schü­le­rin­nen und Schü­lern beim Ler­nen von IT-Kennt­nis­sen wie der dazu­ge­hö­ri­gen Tech­nik sowie beim Pro­gram­mie­ren hel­fen soll­te. Schnell zogen die ers­ten Model­le aber das Inter­es­se außer­halb des Bil­dungs­sek­tors auf sich. Immer mehr pri­va­te Anwen­der woll­ten ein sol­ches Gerät haben, um es für unter­schied­lichs­te Anwen­dun­gen zu nutzen.

Die Raspber­ry Pi Foun­da­ti­on ent­schied sich des­halb dazu, den klei­nen Com­pu­ter für alle anzu­bie­ten. Zwei Din­ge soll­ten aber auch für die kom­mer­zi­el­le Ver­si­on unver­än­dert blei­ben: der nied­ri­ge Preis und die ein­fa­che Erwei­ter­bar­keit. Der Erfolg kur­bel­te letz­te­res sogar an, weil immer mehr klei­ne­re Unter­neh­men Hard­ware-Kom­po­nen­ten für den Pi her­stell­ten. So ent­stand über die Jah­re die heu­te gigan­ti­sche Auswahl.

Modell-Geschich­te: Rasper­ry Pi von 2011 bis jetzt

Raspber­ry Pi Model B V1 (2012)

Der ers­te frei ver­käuf­li­che Com­pu­ter von Raspber­ry war das Pi Model B in der Ver­si­on 1. Die Pla­ti­ne hat­te in etwa die Maße einer Kre­dit­kar­te und war damals noch mit einem ARM-Chip­satz aus­ge­stat­tet, der mit 700 Mega­hertz (MHz) getak­tet hat. Dazu gab es 512 Mega­byte (MB) Arbeits­spei­cher, USB-Ports, einen HDMI-Anschluss und 8 GPIO-Pins. Bei einer spä­te­ren Revi­si­on (2014) erwei­ter­te Raspber­ry das Board um einen Klin­gen-Anschluss, einen Steck­platz für eine klei­ne­re microSD und stock­te die Pins auf 17 Stück auf.

Raspber­ry Pi Model A V1 (2013)

Beim Model A ging es in ers­ter Linie dar­um, den Preis wei­ter zu drü­cken. Das gelang Raspber­ry, indem das Board weni­ger USB-Ports (2) und Arbeits­spei­cher (256 MB) hat­te. Sonst ent­sprach es dem Erst­lings­werk. Auch das spä­te­re Hard­ware-Update hat­te den glei­chen Umfang wie das des B‑Modells.

Raspber­ry Pi Model B V2 (2015)

Die ursprüng­li­che Ver­si­on 2 vom Model B bekam in ers­ter Linie ein gro­ßes CPU-Update. Vom Ein­kern-Pro­zes­sor mit 700 MHz ver­ab­schie­de­te sich Raspber­ry und ver­bau­te einen Vier­kern-Pro­zes­sor mit einer Tak­tung von 900 MHz pro Core. Außer­dem besaß das Modell einen auf 1 Gig­byte (GB) ver­dop­pel­ten Arbeits­spei­cher. Ein spä­te­res Update brach­te eine erneu­te Leis­tungs­stei­ge­rung auf eine CPU mit vier­mal 1,2 GHz und 64-Bit-Architektur.

Raspber­ry Pi Zero (2015)

Einen noch klei­ne­ren Com­pu­ter brach­te Raspber­ry mit dem Pi Zero auf den Markt. Durch die gerin­ge Grö­ße war zunächst nur eine CPU mit einem Kern und einer Tak­tung von 1 GHz mög­lich. Dazu gab es 512 MB Arbeits­spei­cher. Den­noch schaff­te es der Her­stel­ler, Ports für HDMI und Micro-USB sowie Con­nec­to­ren für eine Kame­ra und Zube­hör auf die win­zi­ge Pla­ti­ne zu pressen.

Raspber­ry Pi Model B V3 (2016)

Nicht lan­ge nach der ver­bes­ser­ten Ver­si­on 2 erschien auch schon die Ver­si­on 3. Sie basier­te in gro­ßen Tei­len auf dem Vor­gän­ger, hat­te aber zusätz­lich ein Modul für draht­lo­se Daten­über­tra­gun­gen per Blue­tooth und WLAN. Eini­ge Zeit spä­ter erschien die Plus-Vari­an­te mit einer Vier­kern-CPU und einer Tak­tung von 1,4 GHz sowie Gigabit-Ethernet.

Raspber­ry Pi Zero W (2017)

Der Pi Zero W war ein klei­nes Hard­ware-Update für den Pi Zero und brach­te dem win­zi­gen Com­pu­ter einen kabel­lo­sen Daten­aus­tausch via Blue­tooth und WLAN. Spä­ter brach­te Raspber­ry noch die Vari­an­te WH auf den Markt, die mit einer fest ange­brach­ten GPIO-Stift­leis­te kam.

Raspber­ry Pi 3 A+ (2018)

Bei der bis heu­te letz­ten Ver­si­on des güns­ti­ge­ren A‑Modells kommt eine Vier­kern-CPU mit 64-Bit-Archi­tek­tur und einer Tak­tung von 1,4 GHz zum Ein­satz. Dazu gibt es 512 MB Arbeits­spei­cher, Giga­bit-LAN, WLAN und Bluetooth.

Raspber­ry Pi 4B (2019)

Das aktu­el­le Modell Raspber­ry Pi 4B ist die vier­te Gene­ra­ti­on des B‑Modells und lie­fert erstaun­lich viel Power. Die vier Ker­ne im ARM Cor­tex-A72 leis­ten je 1,5 GHz. Der Arbeits­spei­cher ist bis 8 GB kon­fi­gu­rier­bar. WLAN und Blue­tooth dür­fen natür­lich nicht feh­len. Bei den Ports ste­hen zwei für Micro-HDMI, drei für USB 2 und zwei für USB 3 bereit. Wie bei allen Model­len lie­fert auch hier eine sepa­rat erhält­li­che microSD-Kar­te den not­wen­di­gen Speicher.

Raspber­ry Pi 400 (2020)

Ein wirk­lich eige­nes Modell ist der Raspber­ry Pi 400 nicht. Statt­des­sen han­delt es sich um eine Art Kom­plett-Sys­tem, denn der Raspber­ry Pi 4B steckt hier in einem Tas­ta­tur-Gehäu­se. Somit brauchst du für die Bedie­nung nur noch eine Maus und ein Display.

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Anwen­dun­gen: Wozu so ein Raspber­ry Pi gut ist

Alle mög­li­chen Anwen­dungs­ge­bie­te für einen Raspber­ry Pi auf­zu­zäh­len, wür­de jeden Rah­men spren­gen. Grund­sätz­lich gilt hier schließ­lich: Der Pi ist, was immer du möch­test. Dank eini­ger Soft­ware, die als Open-Source kos­ten­los erhält­lich und ver­än­der­bar ist, las­sen sich aber zumin­dest gewis­se Anwen­dun­gen skizzieren:

Surf-Pi

Der Pi ist ein klei­ner Com­pu­ter und lässt sich natür­lich auch als sol­cher nut­zen. Dafür stellt die Raspber­ry Foun­da­ti­on seit jeher das eige­ne Betriebs­sys­tem Raspbi­an zur Ver­fü­gung. Das heißt zwar mitt­ler­wei­le „Raspber­ry Pi OS“, bie­tet aber noch immer ähn­li­che Funk­tio­nen. Die Linux-Dis­tri­bu­ti­on bie­tet eine gra­fi­sche Ober­flä­che und lässt die Instal­la­ti­on von Pro­gram­men zu. So kannst du mit dei­nem Pi im Inter­net sur­fen, Office-Pro­gram­me und mehr nutzen.

Mul­ti­me­dia-Pi

Recht beliebt ist der Ein­satz eines Raspber­ry Pi als Mul­ti­me­dia-Zen­tra­le. Dafür kannst du die Soft­ware Kodi nut­zen, die eine anspre­chen­de gra­fi­sche Ober­flä­che bie­tet oder eines der Linux-Sys­te­me Libre­ELEC, OSMC oder Ope­n­ELEC. In jedem Fall machst du damit aus dei­nem Pi eine Strea­ming-Box, ähn­lich einem Fire TV oder Goog­le Chromecast.

Retro-Pi

Sind Seri­en und Fil­me weni­ger dein Ding und du bevor­zugst eher Video­spie­le, dann ist die Nut­zung als Retro-Pi viel­leicht inter­es­sant für dich. Mit der ent­spre­chen­den Soft­ware machst du aus dem klei­nen Com­pu­ter einen Emu­la­tor für älte­re Games vom Ata­ri 2600 bis zur Nin­ten­do Wii. Mit dem Pi ver­wen­den lässt sich nahe­zu jeder Con­trol­ler mit Blue­tooth-Funk. So bringst du Sicher­heits­ko­pien dei­ner alten Games mit nur einem Gerät auf den TV.

Smar­thome-Pi

Natür­lich ist auch die Heim­au­to­ma­ti­on mit einem Pi mög­lich. Hier braucht es aber oft Zusatz­mo­du­le für die Pla­ti­ne. Mit einer Kame­ra machst du aus dem Com­pu­ter etwa eine Sicher­heits­ka­me­ra, mit einem Bewe­gungs­mel­der löst du Auto­ma­tio­nen aus, pas­sen­de Sen­so­ren ver­wan­deln ihn in eine Wet­ter­sta­ti­on. Die Mög­lich­kei­ten sind viel­fäl­tig. Bei Soft- und Hard­ware musst du in die­sem Fall aber deut­lich mehr her­um­bas­teln, als das etwa bei der Ver­wen­dung als Retro-Pi der Fall ist.

Raspber­ry Pi: Fle­xi­bler Mini-Rech­ner für klei­nes Geld

Ein Raspber­ry kann so vie­les sein. Eines ist er jedoch nicht: teu­er. Der Mini-Com­pu­ter ist trotz des kom­mer­zi­el­len Erfolgs auf der Erde geblie­ben und des­halb bezahl­bar. Weil so vie­le Men­schen ihn nut­zen und dafür Hard- sowie Soft­ware ent­wi­ckeln, ist die Zahl an Zube­hör, Down­loads und Anlei­tun­gen sehr groß. Selbst mit wenig Erfah­rung kannst du aus der Pla­ti­ne etwa ein Media-Cen­ter oder einen Retro-Pi machen. Und viel­leicht regt dich das Gerät mit sei­nen Mög­lich­kei­ten ja dazu an, dich tie­fer in die Tech­nik einzuarbeiten.

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