Sofortbildkameras waren nach ihrer Hochzeit in den 1980ern und 90ern lange Zeit fast vom Markt verschwunden. Vor einigen Jahren feierten sie jedoch ein Revival – wohl auch als Gegenbewegung zur Bilderflut durch die Digitalfotografie. Zurecht? Unsere Redaktion hat drei Exemplare der Hersteller Polaroid, Fujifilm und Canon getestet.
Das erfahrt ihr gleich
Bei den heutigen Sofortbildkameras handelt es sich um moderne Neuauflagen eines altbekannten Prinzips: Drückst du den Auslöser der Kameras, wirft diese nach wenigen Sekunden ein Foto aus, das du in den Händen halten kannst. Vor allem die Marke Polaroid ist untrennbar mit dieser Art der Kameras verbunden. Konkurrenz kommt mittlerweile aber auch von bekannten Kamera-Herstellern wie Fujifilm oder Canon. In unserem Vergleich treten die Polaroid Now, die Instax mini 90 Neo Classic von Fujifilm und die Zoemini S2 von Canon gegeneinander an.
Mein Kindheitstraum wird wahr: Einmal eine echte Polaroid-Kamera in den Händen halten und damit Fotos machen. Die quadratischen Retro-Fotos, die ich bei meinen Eltern im Fotoalbum gefunden habe, hatten für mich schon immer ihren Charme. Leider hatten meine Eltern die Kamera nicht mehr. Und nachdem die Produktion der Kameras und auch der Filme 2008 eingestellt wurde, wurde es auch immer schwieriger gebrauchte Filme und Kameras zu bekommen.
Seit einigen Jahren gibt es jedoch eine Neuauflage der Kult-Kameras – modernisiert, aber immer noch mit dem gleichen Charme wie damals. Diese halte ich nun in den Händen. Optisch sieht die Polaroid Now fast aus wie die Kameras von früher. Die Technik wurde jedoch grundüberholt. So ist zum Beispiel ein aufladbarer Akku an Bord – früher befand sich die Batterie tatsächlich in der Filmkartusche. Außerdem soll der Autofokus mit 2‑Linsen-System für schärfere Fotos sorgen, sowohl für Porträt-Fotos als auch Aufnahmen mit größerem Abstand zum Motiv. Praktisch finde ich auch den einfach zu bedienenden Selbstauslöser, dank dem ich Fotos von mir und meinen Freund*innen machen kann.
Im Praxistest zeigt sich schnell, dass man allerdings etwas üben muss, um mit der Polaroid gute Fotos zu schießen. Die Herausforderung: Das richtige Licht finden. Denn an der Kamera kannst du wenig einstellen. Innenaufnahmen funktionieren so fast nur mit Blitz, der aber sehr weich ausfällt. Draußen musst du auf jeden Fall darauf achten, nicht gegen das Licht zu fotografieren. Beachtest du diese Tipps nicht, kannst du auf den Fotos weniger erkennen. Das ist im Anbetracht des Preises für ein einzelnes Foto, der in etwas bei 2 Euro liegt, natürlich ziemlich schade.
Doch auch wenn meine Fotos ein wenig unterbelichtet waren, habe ich mich in die analogen Effekte verliebt, die den Retro-Charme der Polaroids ausmachen. Das quadratische Format der Fotos ist nicht nur kultig, sondern hat auch eine gute Größe, um alles auf den Fotos zu erkennen. Durch die Funktion zu doppelt belichteten Aufnahmen, gibt es außerdem die Möglichkeit, auch kreative Aufnahmen zu machen, in denen zwei Fotos zu einem verschmelzen.
Die Polaroid Now lässt mein Fotografinnenherz höherschlagen. Es ist einfach faszinierend eine Mini-Dunkelkammer in den Händen zu halten. Allein der Geruch erweckt nostalgische Erinnerungen an meine Zeit im Labor beim sanften Schwenken der Fotoschalen. Mit einer Sofortbildkamera geht das natürlich viel schneller, auf den Auslöser gedrückt und schon surrt das Bild mit dem typischen Geräusch aus der Kamera.
Mit einem Sofortbildfilm für Polaroid erhält man ein Paket von acht Fotopapieren, die mit allen nötigen Entwicklerchemikalien präpariert sind. Nach der Belichtung wird das Fotopapier aus der Kassette geschoben, beim Transport quetschen zwei Walzen einen dünnen Film aus Entwicklerpaste über die lichtempfindliche Schicht und nach kurzer Zeit erscheint wie von Geisterhand ein Foto in der speziellen Polaroid-Ästhetik.
Die manuellen Einstellungsmöglichkeiten der Kamera sind nicht sehr umfangreich und vor allem keinesfalls intuitiv zu finden. Im Blitz-Button versteckt sich die erste Doppelfunktion: Nach zweimaligem Drücken lässt sich eine manuelle Belichtungskorrektur einstellen. Eine weitere Doppelfunktion ist hinter dem Selbstauslöser zu finden. Hier wird mit zweimaligem Drücken der Doppelbelichtungsmodus aktiviert. Gerade bei den Doppelbelichtungen würde ich mir aber sehr wünschen die Kamera auf einem Stativ parken zu können, ein Stativgewinde fehlt aber leider. Immerhin lässt sich die Polaroid Now durch die flache Unterseite sehr stabil ablegen.
Der Autofokus der Polaroid Now wechselt automatisch zwischen Porträt und Standardeinstellung, also zwischen nah und fern. Bei meinen Bildern ist die Schärfe nicht immer da gelandet, wo sie sein sollte, aber am Ende hat das noch mehr zur Überraschung beim Warten auf die Bilder beigetragen. Die manuellen Möglichkeiten fehlen, lässt man sich aber auf das Spiel ein, kann man viel Spaß mit der Kamera haben.
Eine wesentlich moderne Interpretation der Sofortbildkamera liefert Fujifilm mit der Instax mini 90 Neo Classic. Auch wenn sie dir äußerlich Glauben machen möchte, dass es sich um eine Retro-Kamera handelt, ist sie technisch moderner aufgestellt als die Polaroid, die sich eher an den reduzierten Funktionen der Original-Sofortbildkamera orientiert.
So stehen dir hier eine Reihe verschiedener Bildmodi zur Verfügung, die dich bei der richtigen Belichtung und Einstellung der Aufnahme unterstützen sollen. Dadurch ist es wesentlich einfacher, unscharfe, unterbelichtete oder überbelichtete Fotos zu vermeiden – und das auch bei schlechteren Lichtverhältnissen. Dennoch braucht es auch hier ein wenig Übung, um ein Gefühl für die Kamera zu bekommen, da es ja keine Vorschau für die Bilder wie bei einer Digitalkamera gibt.
Bei einem Preis von ca. 70 bis 80 Cent pro Aufnahme lässt es sich auch eher verschmerzen, wenn beim Herumexperimentieren einige Bilder eher bescheidene Ergebnisse liefern. Statt im quadratischen Format kommen die Bilder hier im Scheckkarten-Format. Das ist zwar nicht so kultig, aber eignet sich super fürs Portemonnaie.
Überzeugt hat mich an der Instax auch das handliche Format der Kamera selbst. So konnte ich sie gut im Rucksack oder einer größeren Handtasche verstauen und hatte sie auf Ausflügen immer dabei.
Bei der Instax mini 90 Neo Classic habe ich durchaus ein paar mehr Möglichkeiten auf die Belichtung Einfluss zu nehmen. Auf der Rückseite befinden sich Buttons, hier kann ich eine dreistufige Belichtungskorrektur vornehmen oder zu vorprogrammierten Modi wechseln, etwa dem Kindermodus mit kurzen Verschlusszeiten, wenn man schnelle Bewegungen einfangen möchte, oder dem Partymodus, der spannende Ergebnisse bringt. Hier ist die Belichtungszeit etwas länger und dazu wird geblitzt. Eine Person im Vordergrund sollte dann scharf abgebildet sein und der Hintergrund noch Zeichnung haben. Auch Doppelbelichtungen und Langzeitbelichtungen sind möglich.
Die Kamera hat keinen Autofokus, stattdessen habe ich die Möglichkeit auf drei Entfernungsbereiche einzustellen: Makromodus für Nahaufnahmen, den normalen Modus für Aufnahmen zwischen 0,6 und 3 Metern und den Landschaftsmodus für unendlich. Den Landschaftsmodus kann man leider nicht direkt per Taste wählen, sondern man muss sich erst durch die verschiedenen Modi mit der Mode-Taste durchklicken.
Recht praktisch sind die zwei Auslöser, je nachdem ob man im Hoch- oder Querformat fotografieren möchte. Der Auslöser auf der Frontseite dient dazu noch als kleiner Selfie-Spiegel.
Die Farben des Fuji-Filmmaterials sind knackiger und die Bilder insgesamt schärfer als das Polaroid-Material. Um einfach mal so Bilder zu schießen, ist mir das Format der Aufnahmen in Kreditkartengröße etwas zu klein. Aber wenn man sich ein kleines Konzept ausdenkt, zum Beispiel jeden Gast in der neuen Wohnung einmal abzulichten, kann man großartige Erinnerungen schaffen. Nebeneinander auf einer Schnur aufgereiht entsteht eine schöne Wanddekoration. Auch für Events wie Hochzeiten oder Geburtstage kann man sie toll einsetzen.
Die Canon Zoemini S2 ist im Gegensatz zu den beiden anderen Modellen im Praxistest keine klassische Sofortbildkamera. Hierbei handelt es sich vielmehr um eine Digitalkamera mit optionaler Smartphone-App und integriertem Drucker. Dennoch lassen wir sie gegen die Polaroid und die Instax antreten, denn auch bei ihr halten wir innerhalb weniger Minuten ein physisches Foto in den Händen. Dieses wird ohne Tinte auf einem speziellen Zinkpapier gedruckt und hat eine Kleberückseite.
Interessant finde ich an der Zoemini vor allem die zugehörige App, die über Bluetooth eine Verbindung zur Kamera herstellt. Diese hat nämlich kein Display. So hat sie den gleichen Überraschungseffekt wie eine Sofortbildkamera. Wenn ich trotzdem eine Vorschau vom Bild erhalten möchte, kann ich dafür die App nutzen. Neben der Live-Ansicht bietet mir die App auch die Möglichkeit, meine Fotos vor dem Druck kreativ zu bearbeiten. So kann ich zum Beispiel Filter und Rahmen auswählen, um den Fotos den Analog-Look der Sofortbildkameras zu verpassen. Aber auch eine große Auswahl an Stickern findet sich. Außerdem kann ich ein Foto mit meinem Smartphone aufnehmen und dieses zum Drucken an die Kamera schicken.
Ein großer Pluspunkt der Zoemini ist außerdem der Preis des Fotopapiers. Mit ca. 60 Cent pro Foto bezahlt man zwar immer noch mehr als beim Fotodrucker in der Drogerie, jedoch spare ich mir den Weg und halte mein Foto sofort in den Händen. Mit der Qualität bin ich allerdings nicht ganz zufrieden. Die Fotos wirken ein wenig blass und recht körnig. Mit den richtigen Filtern lässt sich das aber vielleicht ausgleichen.
Die kompakte Zoemini S2 passt in jede Jackentasche und ich habe gleich eine Kamera und einen Drucker dabei. Auf ein Display wurde verzichtet, dafür kann ich die Kamera mit dem Smartphone verbinden. Hier ermöglicht die „Canon Mini Print-App“ eine Live-Ansicht mit vielen kreativen Gestaltungsmöglichkeiten. Durch die App habe ich auch einen Fernauslöser, das spart bei Gruppenbildern den Stress mit dem Selbstauslöser. Auch Bilder, die mit dem Smartphone aufgenommen wurden, kann ich mit der App bearbeiten und über den Printer der Kamera ausdrucken.
Möchte man auf den Umweg über das Smartphone verzichten, finden sich auf der Rückseite der Kamera zwei Buttons mit Filtermöglichkeiten. Zudem stehen drei Aufnahme-Modi zur Verfügung: ein Landschaftsmodus für Motive außerhalb des Nahbereichs, ein Porträtmodus mit Blitz und ein Selfiemodus.
Für Selfies scheint die Zoemini in erster Linie gedacht zu sein. Um das Objektiv ist ein spiegelnder Bereich, der zusätzlich mit einem Rahmen im Printformat markiert ist. Die kreisrunde Spiegelung schliesst mit einem Ringblitz aus acht LEDs ab. Dieser ermöglicht eine gleichmässige Beleuchtung im Gesicht. Der Ringblitz ist sehr sanft, der runde Lichtreflex im Auge ist kaum sichtbar.
Die Qualität der kleinen Prints hat mich leider nicht ganz überzeugt. Sie sind recht flau und haben einen Magentastich. Vor allem stören mich aber die Streifen, die beim Druck entstanden sind. Die Zink-Technologie, die hinter diesen Prints steckt, klingt aber eigentlich sehr spannend. Zink steht nicht für das Element, sondern für „Zero Ink“. Der Drucker arbeitet also ohne Tinte, die Farbe ist im Papier eingearbeitet. Beim Druck werden die Farben durch Hitze aktiviert.
Analoge Fotografie macht mir großen Spaß. Ich mag es sehr, dass man beim Drücken auf den Auslöser noch nicht weiß, wie das Ergebnis später aussehen wird. Bei einer Sofortbildkamera kann ich das Foto dann direkt in den Händen halten und muss nicht mehrere Tage warten, bis der entwickelte Film aus dem Labor zurückkommt. Gerade auf Partys oder bei Ausflügen mit meinen Freund*innen können wir uns so direkt die Bilder zusammen anschauen und alle können eins mit nach Hause nehmen.
Dabei hat jede der drei getesteten Kameras ihre Stärken und Schwächen. Ich mag die Unberechenbarkeit der Polaroid-Kamera und den originalen Retro-Look der Fotos. Weniger gefällt mir allerdings der Preis für eine Film-Packung. Sie ist also eher etwas für ganz besondere Momente. Mit der Instax sind mir dank der vielen Einstellungen die schärfsten Fotos gelungen. Das Format der Fotos ist mir allerdings etwas zu klein. Die Zoemini überzeugt mich mit ihrer Vielseitigkeit. Ich mag die Möglichkeit, mich in der App auszutoben, bevor ich ein Foto drucke. Die Qualität der Fotos dürfte aber besser sein. Eins vereint meiner Meinung nach jedoch alle: Mit ihnen kann ich besondere Momente festhalten und ein Erinnerungsstück sofort in den Händen halten.
Mit dem Smartphone mache ich ständig Fotos, aber diese Bilder bleiben dort für gewöhnlich auch. Man macht sich viel zu selten die Mühe die Bilder zu sortieren und auf Papier zu bringen. Bei einer Sofortbildkamera habe ich direkt ein analoges Unikat und kann es als Erinnerung an den Kühlschrank hängen.
Eine moderne Sofortbildkamera wie die Zoemini S2 funktioniert eher wie eine Digitalkamera, aber ich kann das Bild direkt ausdrucken. Vor dem Druck kann ich die Bilder auswählen und bearbeiten, was bei dem doch recht teuren Filmmaterial eine schöne Sache ist.
Künstler*innen wie zum Beispiel Andy Warhol haben Polaroids für ihre Werke genutzt und die Bilder mit dem typisch weißen Rahmen berühmt gemacht. Mit der Sofortbildkamera unterwegs zu sein hat einen besonderen Flair, gerne wartet man gemeinsam mit Freund*innen auf die magische Entstehung der Bilder.
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