Am zweiten Tag ist es auf dem Mobile World Congress in Barcelona hinsichtlich Technik-Neuvorstellungen etwas ruhiger geworden. Dennoch glichen die Gänge der Messehallen nach wie vor einem Bienenstock. Insbesondere in den Hallen, in denen sich die Smartphone-Hersteller tummelten. Für uns die Chance auf die Trends der Virtual- und Augmented Reality zu schauen, sowie die Entwicklungen in Sachen autonome Fahrzeuge oder Smartwatches zu beleuchten.
VR & AR Trends 2018 – wer gewinnt?
Die Themen erweiterte und virtuelle Realität sind nach wie vor groß. Nahezu jede Nische der Messehallen ist besetzt mit Newcomern oder altbekannten Marken, die ihre individuellen VR- oder AR-Gadgets präsentieren, oder zumindest eine Software zeigen, die sie auf die Brillen der Zukunft auslegen. Die Anwendungsgebiete sind vielfältig und die Preisspannen weit. Es beginnt bei VR-Brillen, die für den Schulunterricht genutzt werden sollen, für günstige 100 €; bis hin zu High-End-Brillen für den medizinischen Einsatz. Doch unterm Strich finden nur Anbieter wie HTC oder Samsung großen Anklang bei den Besuchern des MWC, da sie klar auf den Entertainment-Faktor setzen. Computerspiele so realistisch erleben, als wäre man ein Teil der Geschichte ist natürlich spannender, als eine virtuelle Rundreise durch den Körper. Apple-CEO Tim Cook meinte kürzlich erst, dass er die Zukunft nicht in Virtual, sondern in Augmented Reality – auch Mixed Reality genannt – sieht. Ich selbst glaube zwar an eine Koexistenz der beiden Geräte, aber hinsichtlich der Alltagstauglichkeit liegt das größte Potenzial wohl in Augmented Reality.
Mit dem selbstfahrenden Auto vernetzt in die Stadt der Zukunft fahren
Autohersteller waren ebenfalls auf dem MWC zahlreich vertreten, wenn auch größtenteils nur passiv. Viele Technologie-Unternehmen zeigten die Produkte ihrer Kooperationen mit diversen Autoherstellern, die zunehmend auf das „vernetzte Auto“ setzen. Ein Auto, welches beispielsweise anhand biometrischer Daten den Fahrer beim Einsteigen erkennt, um dann den Sitz und die Spiegel auf sein persönliches Profil einzustellen, ist keine Zukunftsmusik mehr. Die größte Vision der Autohersteller ist und bleibt jedoch das autonom fahrende Auto. Einfach einsteigen und sich nach Hause fahren lassen ist wohl der größte Traum von Berufspendlern. Wann wir diese Technik als ausgereift erleben werden, können wir noch nicht sagen, doch die gesamte Automobilindustrie arbeitet aktuell Hand-in-Hand mit den Technikherstellern dieser Welt am Projekt „Stadt der Zukunft“, in der wir uns von unseren Fahrzeugen herumkutschieren lassen.
Schnellere Datenverbindungen mit 5G
Ein Teil dieser Initiative setzt natürlich einen unheimlich hohen Datenfluss voraus. Live-Updates zum Verkehr, rote Ampeln oder einfach nur Daten zu empfangen, wann das selbstfahrende Auto neben einem abbiegen möchte — das alles bedarf eines enormen Datenvolumens. Daher steht vieles auf dem diesjährigen MWC unter dem Motto „5G“. Diese Technologie ist quasi der nächste große Wurf der Mobilfunkindustrie für schnelle Datenverbindungen. Damit sollen Daten im Gigabyte-Bereich sekündlich übertragen werden können. Klingt wirklich toll, wäre da nicht das Problem, dass wir hierzulande noch nicht einmal flächendeckend einen stabilen 4G/LTE-Empfang hinbekommen. Die Technik ist jedoch auf dem Vormarsch und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Mobilfunkanbieter die ersten Tarife an den Mann oder die Frau bringen.
Hat das letzte Stündchen für Smartwatches schon geschlagen?
Apropos Frage der Zeit. Was war mit Smartwatches? Nun, die scheinen nicht mehr sehr viel Anklang bei den Herstellern zu finden. Man hatte im Vorfeld des MWC gehofft, von vielen Anbietern neue Android Wear-Smartwatches zu Gesicht zu bekommen, doch bis auf die Huawei Watch 2 blieben die Produktvorstellungen von anderen namhaften Herstellern aus. Stattdessen stellen viele recht unbekannte Anbieter ihre eigenen Lösungen vor. Jüngstes Beispiel ist die Smartwatch O4VC von Omate, die sogar Videotelefonie via LTE-Netz möglich macht. Solche Lösungen sind zwar mit Android, wie auch iOS kompatibel, doch sie scheinen nicht wirklich zukunftsträchtig zu sein. Die schönste Smartwatch bringt dem Anwender schließlich keinerlei Mehrwert, wenn die Apps auf dem Smartphone nicht nahtlos mit der Uhr funktionieren. Doch die Großen scheinen den Kleinen das Feld überlassen zu haben. Zwar besagen aktuelle Zahlen, dass der Smartwatch-Verkauf immer noch steigend ist, doch es wirkt fast so, als sei das Interesse seitens der Hersteller verflogen. Auf der CeBit in Hannover im März werden wir aller Voraussicht nach ebenfalls keine neue Hardware zu Gesicht bekommen. Bleibt also abzuwarten, ob die nächste große Android Wear-Offensive zur IFA im September in Berlin kommt oder die Hersteller allmählich Smartwatches den Rücken kehren.
Die Zukunft ist schon heute
Doch soll dies nicht den Eindruck erwecken, dass die Zukunft in irgendeiner Form langweilig wird. Im Gegenteil, es ist unheimlich viel Bewegung in allen Bereichen. Alles wird vernetzter, schneller und spannender. Und auf dem Weg in Richtung Ausgang des MWC denke ich mir „Moment, die Zukunft ist schon heute!“ und biege ab, um mir das neue BlackBerry KeyOne mit einer echten Tastatur anzuschauen. Es scheint, als sei der MWC 2017 eine Sondervorstellung von „Zurück in die Zukunft“.