Die IFA 2017 gibt ihren Startschuss zwar offiziell erst heute, am 1. September 2017, doch hinter den Kulissen wurde bereits vorab viel gewerkelt und gezeigt. Denn traditionell beginnt die IFA bereits zwei Tage vor der Eröffnung für die interessierten Besucher — mit zahlreichen Presse-Events. Da gibt es aus den Bereichen Smart Home, Multimedia und Internet of Things allerhand zu sehen. Wir haben ein paar Highlights und Trends zusammengetragen, die sowohl im als auch außerhalb des Spotlights die Zukunft der Technikwelt mit der Realität verknüpfen.
Es sind die eher glanzlosen Tage, als ich die IFA zum ersten Mal am frühen Mittwoch betrete. Kein Glamour, keine Schnittchen, kein Begrüßungssekt, auf den ein ungezwungener Plausch zu den neuesten Errungenschaften der Hersteller folgt. Stattdessen kämpfe ich mich zäh von Halle zu Halle, nur um dabei einen Hindernisparkour aus Baustoffen und Menschen zu bewältigen. Es ist wie ein Bienennest. Überall tummeln sich Messebauarbeiter und Hersteller, die unter Hochdruck ihre Stände auf Vordermann bringen. Und mitten in diesem Gewusel findet eben so manche Pressekonferenz statt. Mehr als 60 an der Zahl sollen es allein am Mittwoch sein und auf diesen soll es um die Zukunft von Haushalts- und Unterhaltungselektronik gehen. In diesem Jahr zeichnete sich vor allem eines ab: Es sind nicht mehr nur die Smartphones, die im Rampenlicht stehen.
Es sind diesmal Hersteller wie Siemens, die gemeinsam mit Bosch den smarten Küchenassistenten „Mykie“ (Kurzform für My Kitchen Elf) zeigen und somit ein gutes Stück vom Rampenlicht abbekommen. Dieses kleine Helferlein erinnert konzeptionell stark an den LG Hub Robot oder etwas aus einem Pixar-Animationsstudio entstanden ist. Jedenfalls soll Mykie dank Bewegungen und animierter Mimik auf einem runden Display für entspannte und lustige Kochsessions sorgen. Nützlich soll er natürlich auch sein und erklärt auf Nachfrage, ob noch genügend Milch im Kühlschrank vorhanden ist, oder wie lange der Auflauf noch im Ofen braucht. Auch weiß Mykie Antwort auf allgemeine Fragen zum aktuellen Wetter oder dem Börsenkurs. Zwar ist Mykie noch ein Prototyp, machte jedoch einen soliden Ersteindruck.
Auch nebenan zeigt Miele seine Vorstellung der smarten Küche, die in Zukunft per Sprachassistenten von Drittanbietern gesteuert werden kann. Fehlt nur noch der Serienreife Kochroboter für zuhause, der das Essen perfekt vorbereitet, aber da haben andere Hersteller bekanntlich was in der Mache. 2018 wird die Küche also mehr High-Tech denn je.
Der TV-Bereich wird durch Hersteller wie Sharp vorangetrieben, die ankündigten, dass man noch in diesem Jahr die ersten TV-Geräte mit 8K Auflösung auf den regulären Markt loslassen möchte. Dabei präsentierte man auch eine Reihe an nahezu rahmenlosen TV-Geräten sowie die Möglichkeiten aus der hauseigenen Entwicklung im Bereich flexible Displays. Egal ob gebogen, oval, rund oder wellig, Sharp sieht in flexiblen Displays die Zukunft. Diese Technologie soll auch in den, im 2. Quartal 2018 erscheinenden, neuen Smartphones verbaut sein. Vielleicht schafft Sharp es noch vor der Konkurrenz, faltbare Smartphones auf den Markt zu bringen. Bis dahin zeigte man die Übergangslösung „Aquos R“ mit HDR Display und 120 Hz-Technologie, die man so bislang nur vom Apple iPad kennt. Diese sorgt für eine sehr flüssige Benutzeroberfläche — ebenfalls ein gern willkommener Trend für zukünftige Smartphones und sonstige Geräte mit Display.
Ápropos Smartphones. Hier wirkte die IFA ein wenig blass bislang. Sony kündigte am Donnerstag eine neue Serie mit zwei Geräten unter dem Namen „Xperia XZ1“ sowie „Xperia XZ1 Compact“ an — beides Geräte aus der oberen Mittelklasse, die komplementär zum Flaggschiff Xperia XZ Premium existieren. Ist das Xperia XZ1 noch mit einem 5,2 Zoll großen Full HD Display ausgestattet, wird das Xperia XZ1 Compact seinem Namen mit 4,6 Zoll 720p HD-Display gerecht. Zudem stellte man eher nebenbei das Xperia XA1 Plus vor, welches mit einem 5,5 Zoll Full HD Display, einer 23 Megapixel Kamera und einem Mediatek-Octacore-Prozessor ausgestattet ist. Die Designsprache ist Sony-typisch und bringt eigentlich nicht viel neues mit sich. Sony zeigt sich also unbeirrt in diesem Jahr vom „rahmenlosen Display“-Trend. Dafür bringt das Xperia XZ1 eine beeindruckende 3D-Kamera mit sich, die beispielsweise ein 360° Bild von einem Objekt aufnehmen kann.
Sony präsentierte außerdem einiges an Audio-Equipment wie Over Ear Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung mit smartem Ansatz. Die Kopfhörer erkennen beispielsweise am Flughafen Durchsagen und schalten entsprechend den Ton kurz ab. In der Flugzeugkabine hingegen passt sich das Klangprofil automatisch dem Kabinendruck an. Elegant sehen die Köpfhörer auf jeden Fall alle aus, genauso wie Sonys neue Action Cam RX0, die sehr robust und wasserdicht sein soll, starke Bilder und Videos aufnimmt, aber mit einem aufgerufenen Preis um die 850 Euro nicht gerade günstig ist.
LG zog mit dem V30 Smartphone hingegen mehr Aufmerksamkeit auf sich. Elegant mit wenig Rahmen war schon das Markenzeichen des LG G6, doch diesmal hat LG noch etwas mehr am Design gefeilt. Das bei um die 900 Euro zum Start liegende Gerät soll sich vor allem durch eine spezielle Video- und Tonfunktionen auszeichnen. Doch auch die reguläre Kamera soll sich sehen lassen können, denn die f1.6‑Blende in der Kamera ist die bislang größte verbaute in einem Smartphone. Zudem soll die Kamera dank Glaslinse nicht nur 120° Weitwinkel-Bilder schießen, sondern auch sehr viel Licht hereinlassen.
Samsung hingegen nutzte seine Pressekonferenz am Mittwochabend fernab des IFA-Geländes im Berliner Tempodrom für alles andere als Smartphones — schließlich hat man sämtliches Pulver in diesem Jahr bereits im März für das Samsung Galaxy S8/S8+ sowie das Galaxy Note8 am 23. August verschossen. Stattdessen zeigte der Hersteller Neuigkeiten wie einen Stabstaubsauger mit dem vollmundigen Namen POWERstick Pro. Dazu zwei neue Wearables — der Gear Fit 2 Pro und der Gear Sport.
Im Haushaltsbereich zeigte man eine innovative Waschmaschine namens QDrive, die den Waschgang in der hälfte der Zeit einer herkömmlichen Maschine erledigen und dabei smart im Umgang mit dem Waschmittel sein soll. Auch neu ist, dass Samsung seine neuen Frame TVs, die einem normalen Bilderrahmen zum Verwechseln ähnlichen sehen, nun auch in einer 43 Zoll Variante anbietet. Dazu gesellt sich ein neuer Q8 Fernseher aus der QLED-Reihe hinzu. Auch Gamer wurden bedacht mit einem riesigen 49 Zoll Curved QLED Display mit einem Seitenverhältnis von 32:9.
Statt neuer Smartphones sehen wir also viel im Bereich TV-Trends, Haushalt und smarte Assistenten, denn neben diversen Küchenherstellern setzen auch Hersteller wie Sony und Panasonic künftig auf smarte Lautsprecher. Dabei setzen sie nicht etwa auf eine eigene Lösung oder auf eine Software wie Microsofts Cortana, sondern auf Google Assistant. Dieser schlummert künftig im Panasonic GA10 und dem Sony LF-S50G. Der Markt für Sprachassistenten wird also breiter.
Es bleibt ein leicht fader Beigeschmack nach den ersten Tagen IFA, die sicherlich einige Innovationen mit sich bringen, nur eben nicht aus der sonst gewohnten Ecke. Neue Smartphones blieben selten und auch die sonstige Unterhaltungselektronik blieb fernab von TV-Geräten etwas zurückhaltend. Dafür rückten eben andere Kategorien wie besagte Küchengeräte in den Vordergrund, um mit Neuheiten zu protzen. Aber wie gesagt, die IFA hat am heutigen Freitag erst ihren ersten offiziellen Tag und es könnte noch Überraschungen geben.