Mit einer interaktiven TV-Serie will Filmemacher Steven Soderbergh die Art, wie wir fernsehen, grundlegend verändern. Die Serie “Mosaic” wird ab Januar von HBO ausgestrahlt. Schon jetzt können Zuschauer sich aber die dazugehörige App herunterladen und selbst bestimmen, welchem der Charaktere sie mit der Kamera folgen.
Fernsehen ist manchmal zum Haare raufen. Charaktere laufen sehenden Auges in ihr Unglück, Liebesgeschichten entwickeln sich nur mit angezogener Handbremse weiter und niemand sieht die doch so offensichtlichen Zeichen, die auf die Katastrophe hinweisen. Vor allem aber ist immer genau dann der Cut, wenn es am spannendsten ist und während man eigentlich nur wissen möchte, ob es der Lieblingscharakter aus der brenzligen Situation heraus schafft, verfolgt die Kamera erst mal eine gefühlte Ewigkeit lang einen ganz anderen Handlungsstrang.
Dramaturgie hin oder her, manchmal würde man am liebsten selbst die Kamera in die Hand nehmen. Und genau das ist jetzt möglich: mit der App “Mosaic” (zunächst nur iOS, Android und Web-Version folgen demnächst) von Steven Soderbergh.
Zuschauer sucht sich den Handlungsstrang, den er sehen will, selbst aus
Soderbergh konnte sich als Filmemacher bereits einen Namen machen und ist bekannt dafür, die Grenzen des Kinos zu überschreiten. Nun gibt er dem Zuschauer eine völlig neue Möglichkeit, eine Serie zu schauen. Die App stellt dafür 7,5 Stunden Filmmaterial zur Verfügung.
Die erste Folge ist noch unveränderbar. Hier wird einer der Charaktere, Olivia Lake (Sharon Stone), vorgestellt. Danach teilt sich die Erzählung in zwei Handlungsstränge auf. Der Zuschauer kann nun wählen, ob er beide parallel schauen möchte, oder erst mal nur eine Handlung bis zum Ende verfolgt und dann den Rest nachholt. Zusätzlich gibt es extra Clips, Dokumente oder Aufnahmen, mit der einzelne Aspekte der Geschichte noch besser beleuchtet werden können.
Zwar kann der Zuschauer immer noch keine Handlungsanweisungen direkt an die Charaktere geben, um sie so vor einem drohenden Unglück zu bewahren, oder endlich zu diesem doch so überfälligen Kuss zu zwingen, aber immerhin ist er nicht mehr komplett der Feder des Regisseurs ausgeliefert. Und so gesehen wird die App vermutlich auch erst der Anfang des interaktiven Fernsehens sein.