Das Glas des Displays ist zersprungen – doch wenn man es eine halbe Minute zusammenpresst, ist es fast wieder wie neu? Das könnte schon bald Wirklichkeit werden. Denn japanische Forscher haben ein neuartiges Material entwickelt, das über selbstheilende Kräfte verfügt.
Es trägt den Namen “Polyether-Thioureas”, ist ein glasartiges Polymer und könnte einen Durchbruch für die Smartphone-Produktion bedeuten. Nach schwächelnden Akkus sind gesprungene oder zersplitterte Displays der zweithäufigste Problemfall bei den mobilen Telefonen – ein entsprechender Müllberg inklusive. Doch jetzt naht Abhilfe, berichtet The Guardian.
Denn Polyether-Thioureas hat eine ungewöhnliche Eigenschaft: Werden die Einzelteile einer gebrochenen Fläche bei Zimmertemperatur von etwa 21 Grad zusammengepresst, fügen sich die Bruchstücke wieder zusammen. Schon nach etwa einer halben Minute Händedruck sind die Risse verschwunden und die Einzelteile verbunden. Nach einigen Stunden Wartezeit sieht es so aus, als wäre nie etwas geschehen.
Bisherige Lösungen benötigen hohe Temperaturen
Die Entdeckung dieser Fähigkeit ist ein Zufall. Nachdem das Material von einer japanischen Forschergruppe der Universität Tokio entwickelt worden war, wollte der Doktorand es als Klebstoff nutzen. Dabei stellte er fest, dass die Kanten bei Druck von allein miteinander verschmolzen. Für gewöhnlich sind hierfür Temperaturen jenseits von 120 Grad Celsius notwendig – wohl kaum eine gute Idee, wenn ein gesprungenes Display noch mit dem Smartphone verbaut ist.
Wann das Material in der massenhaften Smartphone-Produktion zum Einsatz kommen kann, ist aber noch völlig unklar. Der Bedarf allerdings ist groß. Und er dürfte in Zukunft sogar noch wachsen. Denn viele Top-Modelle wie das iPhone X oder das Samsung Galaxy S8 besitzen schon heute nicht nur ein gläsernes Display, sondern zusätzlich auch noch eine Rückseite aus Glas. Mit der Verbreitung des induktiven Ladens dürften es noch mehr Geräte und noch mehr Glasflächen werden.
Kein Wunder, dass viele Hersteller an einer Lösung mit Selbstreparatur arbeiten. Motorola hat für einen anderen Werkstoff sogar schon ein Patent erhalten. Mal sehen, wer am Ende das Rennen macht – und wann die ersten Displays mit Selbstheilungskräften auf den Smartphones auftauchen.