Es war das Highlight der diesjährigen Apple Keynote: das iPhone X. Das Smartphone, in der Gerüchteküche lange als iPhone 8 gehandelt, kommt mit dem ersten komplett neuen Design seit drei Jahren – und hat mit “Face ID” und kabellosem Laden auch sonst allerhand Neues an Bord. Ist es wirklich die “Zukunft der Smartphones”?
“We got one more thing”. Es war der Moment, auf den die rund 1.000 Gäste im brandneuen Steve Jobs Theater im Apple Park in Cupertino wohl am meisten hingefiebert haben: die Präsentation des Jubiläums-Smartphones – zehn Jahre, nachdem das erste Smartphone herauskam und die Welt revolutionierte. Die zehn Jahre unterstreicht der Name des jüngsten Geräts, den Apple-CEO Tim Cook bei der Keynote am Dienstagabend enthüllte: “iPhone X”, gesprochen “iPhone Ten”.
Apple goes OLED: Das neue Super Retina-Display des iPhone X
Was auf den ersten Blick auffällt: Das Display füllt quasi die gesamte Vorderseite des iPhone X aus. Einzig für den Lautsprecher und die Selfie-Kamera befindet sich am oberen Rand eine schmale Aussparung. Der runde Home Button, seit dem ersten iPhone vor zehn Jahren das Erkennungsmerkmal der Smartphones aus Cupertino, ist dafür verschwunden.
Das Display ist hingegen ein ganzes Stück gewachsen, denn es misst beim iPhone X nun 5,8 Zoll. Dabei ist das Gehäuse selbst nicht größer geworden. Im Gegenteil, das iPhone X ist mit einer Höhe von 143,6 Millimetern um 14,8 Millimeter kleiner als das iPhone 8 Plus, welches 158,4 Millimeter groß ist.
Das Display des iPhone X ist zudem erstmals ein “Super Retina Display” mit OLED-Technologie. OLED-Displays hat Apple zwar bereits seit der ersten Apple Watch und neuerdings auch in der TouchBar des aktuellen MacBook Pro verbaut, doch bei iPhones ist es Premiere. OLEDs zeichnen sich vor allem durch sehr satte Farben und einen sehr hohen Kontrast bzw. Schwarzwert aus. Das organische Display lässt lediglich die Pixel aufleuchten, die auch wirklich benötigt werden – alle anderen bleiben schwarz.
Zusätzlich ist das Super Retina-Display HDR (High Dynamic Range)-fähig, was zusätzlich für einen erweiterten Farbraum sorgt. Die Technik wird aktuell insbesondere im Heimkino-Segment vorangetrieben und nahezu alle aktuellen 4K-TVs unterstützen HDR. Außerdem bietet das iPhone X mit 458 ppi (pixel per inch) ein sehr scharfes Bild.
iPhone X: Wie funktioniert die Bedienung ohne Home Button?
Phil Schiller, der Apple-Marketingchef, demonstrierte, wie sich die wichtigsten Funktionen des Home Buttons beim iPhone X ausführen lassen: per Wischen. So wird mit einem Wisch nach oben eine App-Leiste gezeigt. Genauso kehrt man aus einer App zum Home-Bildschirm zurück. Bislang gelangte man über diese Geste ins Kontrollzentrum, um schnell das WLAN oder Bluetooth ein- und ausschalten zu können. Das Kontrollzentrum musste nun umziehen und ist über eine Wischgeste vom oberen rechten Bildschirmrand erreichbar. Den Weg dürften Android-Nutzer sicher im Schlaf beherrschen, doch für iPhone-Nutzer ist es ein Umdenken. Wenn man nun von unten nach oben wischt und dabei kurz stillhält, gelangt man zur neuen Multitasking-Übersicht, die vormals per Doppelklick auf den Home Button erreichbar war.
Back to the iPhone 4‑Roots: iPhone X mit Glas und Edelstahl
Das Gehäuse des iPhone X besteht auf der Rückseite, ähnlich dem des iPhone 8, ebenfalls aus Glas, was dem Smartphone genauso die Möglichkeit verleiht, drahtlos aufgeladen zu werden. Hierzu wird spezielles Zubehör benötigt – eine Ladematte wie die AirPower-Ladematte von Apple, auf welche das iPhone X einfach aufgelegt wird und es beginnt zu laden.
Ein Unterschied zum iPhone 8 besteht jedoch darin, dass die Seitenränder des iPhone X aus Edelstahl gefertigt sind. Beim iPhone 8 dagegen dient Aluminium als Material. Falls sich hier bei Ihnen ein Déjà-Vu einstellen sollte: Schon das iPhone 4 und das iPhone 4s bestanden aus dieser Material-Kombi. Apple verspricht jedoch, dass das iPhone X stabiler sein soll als seine Vorfahren.
Das iPhone X kommt in zwei Farbvarianten: Space Grau und Silber. Leider sind der schmale Rahmen auf der Vorderseite sowie die Sensor- und Kameraleiste vorne zwangsläufig modellunabhängig schwarz. Wer auf Roségold oder Gold gehofft hat, wird leider enttäuscht. Apple verzichtet beim iPhone 8 und beim iPhone X gänzlich auf diese Farben.
Gesichtserkennung: Face ID ist das neue Touch ID
Und der Fingerabdrucksensor? Der wird ersetzt durch ein neues Verfahren zum Entsperren des iPhones: “Face ID”. Dafür verbergen sich in der schmalen Leiste am oberen Bildschirmrand neben der Kamera weitere Sensoren, die ein 3D-Muster des Besitzers erstellen. Das Sensor-Array soll so zuverlässig arbeiten, dass es Bilder und nachgebaute Kopfmodelle erkennen und voneinander unterscheiden soll. Positioniert sich vor dem iPhone X also ein falscher Nutzer, wird ihm der Zugriff verweigert.
Gerade einmal 1:1.000.000, so Schiller, betrage die Wahrscheinlichkeit, dass jemand dieselben Merkmale aufweisen und das iPhone X überlisten könne. Umgekehrt soll das iPhone X den Besitzer auch erkennen, wenn er einen Hut, eine Brille oder einen Bart trägt – auch im Dunkeln. In-App-Käufe oder Zahlungen per Apple Pay sollen künftig auch mit Face ID autorisiert werden können, da Touch ID ja nun wegfällt.
Mach’ Platz, Emoji – hier kommt Animoji!
Großen Raum nahm die Vorstellung der spielerischen Möglichkeiten ein, die das iPhone X bietet. Zum Beispiel Animojis. Dahinter verbergen sich animierte Emojis, die den eigenen Gesichtsausdruck live nachahmen. Somit kann man seinen iMessages ganz eigene Emotionen verleihen, und sogar Videos mit den Animojis sind möglich, die mit der eigenen Stimme unterlegt werden können. Snapchat hat zudem eine Unterstützung für Animojis als Gesichtsfilter in der App bekannt gegeben.
Dual-Kamera des iPhone X setzt neue Maßstäbe
Weiter ging’s zur Kamera, bzw. den Kameras des iPhone X. Die Dual-Kamera auf der Rückseite bietet 2 x 12 Megapixel mit einer f/1.8 sowie einer f/2.4‑Blende, schnellere Sensoren und optische Bildstabilisation in beiden Linsen. Hinzu kommen vier Blitz-LEDs, die für echtere Hautfarben und reduzierte rote Augen sorgen sollen.
Der Portrait-Lightning-Modus, den es auch im iPhone 8 gibt, sorgt für spezielle Lichteinstellungen, die nach der Aufnahme justiert werden können. So kann ein Bild, das bei Tageslicht aufgenommen wurde, in Studioausleuchtung umgewandelt werden.
Auf der Vorderseite hat Apple ebenfalls an der Kamera geschraubt. Die Frontkamera des iPhone X ist mithilfe von TrueDepth nun auch in der Lage, den Portrait-Modus für Selfies anzuwenden. TrueDepth setzt dabei auf die gleichen Sensoren auf der Oberseite, die auch für Face ID zuständig sind und das Motiv dreidimensional ausmessen, um Tiefenschärfe zu erkennen.
Natürlich ist die Kamera die Zentrale für die Erstellung von Animojis, die ebenfalls auf die Sensoren für Tiefenerkennung setzen. Die Kamera besitzt zudem eine f/2.2‑Blende und kann Videos weiterhin in 1.080p (Full HD) aufnehmen.
A11 Bionic-Prozessor im iPhone X mit ordentlich Power
Angetrieben wird das iPhone X – wie auch das iPhone 8 – vom neuen A11 Bionic-Prozessor, der mit vier Effizienz-Kernen um bis zu 70 Prozent und mit zwei Performance-Kernen bis zu 25 Prozent schneller arbeiten soll als der A10 Fusion-Chip, der beim iPhone 7 zum Einsatz kommt.
Dabei soll ein eigener Performance-Controller darauf Acht geben, dass das iPhone X nicht nur mehr Leistung bringt, sondern auch effizient arbeitet. Dadurch soll das iPhone X – trotz mehr Leistung sowie größerem und schärferem Display – um bis zu ganze zwei Stunden mehr Akkulaufzeit liefern als das iPhone 7 Plus.
Nimmt man noch die neue Grafikeinheit (GPU) des iPhone X hinzu, wird das Powerhaus komplett. Die GPU bietet mit drei Kernen angeblich bis zu 30 Prozent mehr Leistung als ihr Vorgänger. Dies ist mit dem wachsenden Fokus von Apple auf Augmented Reality-Funktionen im iPhone und iPad auch vonnöten.
Zum internen Arbeitsspeicher schweigt sich Apple erfahrungsgemäß aus. Nach letzten Berichten soll das iPhone X erneut 3 GB RAM verbaut haben, doch Genaues steht noch nicht fest.
Apple überschreitet mit dem iPhone X die 1.000-Euro-Einstiegsmarke
Wenn es um den internen Speicher geht, setzt Apple nun endlich als Einstiegsgröße auf 64 GB. Greift man etwas tiefer in die Tasche, dann ist die nächstmögliche Größe ein direkter Sprung auf 256 GB.
Das iPhone X bleibt in der schmalsten Ausführung mit 999 Dollar unter der 1.000-Dollar-Marke – zumindest vor Steuern. In Deutschland allerdings wird die magische Grenze geknackt, denn hierzulande kostet das Gerät ab 1.149 Euro. Das iPhone X soll ab dem 3. November ausgeliefert werden.
Die wichtigsten Merkmale im Überblick:
- 5,8‑Zoll Super Retina OLED-Display mit einer Auflösung von 2.436 x 1.125 Pixel (458 ppi)
- HDR- und True Tone-Display
- A11 Bionic Sechskern-Prozessor mit 64-Bit-Architektur
- Glas-Gehäuse und Edelstahlrahmen
- Hauptkamera: Dual-Kamera (ƒ/1.8 Blende Weitwinkel + ƒ/2.4 Blende Teleobjektiv) mit 2 x 12 Megapixeln (optischer Bildstabilisator in beiden Kameras), 10-fach Digital-Zoom
- 4K Videoaufnahme mit 60fps
- Zeitlupenfunktion mit 240 fps bei 1080p-Auflösung
- TrueDepth Selfie-Kamera (ƒ/2.2 Blende) mit 7 Megapixeln inkl. Portrait-Modus
- Face ID
- Animojis
- Kabelloses Laden
- Quick Charge
- Wasser- und staubfest
- Bluetooth 5.0
- Verbesserte Stereo-Lautsprecher mit mehr Bass und Lautstärke