Im Handelsstreit zwischen den USA und China gibt es eine Verschnaufpause. Zumindest für Huawei. Die Amerikaner haben für den chinesischen Tech-Konzern einige Einschränkungen gelockert. Auf der schwarzen Liste des US-Handelsministeriums bleibt Huawei aber weiter stehen.
Kein Zurückrudern, aber wenigstens ein kurzes Innehalten. So könnte man die 90-Tage-Frist interpretieren, die das US-Handelsministerium für Huawei laut GSMArena ausgerufen hat. Gestern hatte der amerikanische Softwareriese Google seine Handelsbeziehungen zu Huawei abgebrochen, weil die Chinesen auf einer schwarzen Liste stehen, die Geschäfte mit US-Firmen untersagt. Damit will die Trump-Regierung im aktuellen Handelsstreit mit China Druck auf den Kontrahenten ausüben.
Doch das Google-Embargo hat Folgen – nicht nur für die Chinesen. Die können bei neuen Smartphones zwar nicht mehr auf das Android-Betriebssystem setzen. Auch der Google Play Store und der Einsatz von Diensten wie Gmail und Maps sind Huawei zukünftig versperrt. Aber auch die USA werden in Mitleidenschaft gezogen. In ihren lokalen Mobilfunk-Netzen ist vielfach Huawei-Technik verbaut.
Offenbar aus Sorge vor technischen Problemen hat das US-Handelsministerium jetzt die Ausnahmeregelung für 90 Tage verfügt. Anschließend sollen die Restriktionen wieder voll greifen. In der Zwischenzeit aber müssen amerikanische Telekommunikationsanbieter, die Huawei-Technik nutzen, nach Lösungen suchen, die ohne den chinesischen Hersteller auskommen. “Damit soll wohl verhindert werden, dass Internet, Computer und Handysysteme zusammenbrechen. Das ist keine Kapitulation, sondern es sind Aufräumarbeiten”, zitiert das Nachrichtenmagazin Der Spiegel den Ex-Ministeriumsmitarbeiter Kevin Wolf. Auch Software-Updates für aktive Huawei-Smartphones in den USA werden innerhalb dieser Frist ausgespielt werden können.
Und Deutschland? Die Smartphone-Kunden hierzulande werden möglicherweise auf neue Huawei-Modelle länger warten müssen, bis ein neues Betriebssystem zur Verfügung steht. Die gegenseitigen Strafzölle zwischen den USA und China dürften die Preise insgesamt nach oben treiben. Und schließlich steht die deutsche Wirtschaft vor demselben Dilemma wie die Amerikaner. Die Chinesen machen Ausländern den Marktzutritt deutlich schwerer als umgekehrt, klagt man diesseits genauso wie jenseits des Atlantiks. Doch ist man teilweise auf die chinesische Technik angewiesen, wie die 90-Tage-Ausnahmefrist zeigt. Und der Aufbau eines 5G-Netzes steht noch bevor. Eine Fortsetzung ist also so gut wie sicher.