Über kurz oder lang dürfte sich Huawei von Android abnabeln: Huaweis Vizepräsident der Mobilsparte, Bruce Lee, gab zumindest offiziell bekannt, dass der Konzern an einem eigenen OS arbeite. Wie das hauseigene Betriebssystem aussehen und – viel wichtiger noch – wann es auf die Smartphones des Herstellers ziehen wird, ist bislang aber offen.
Ein Post auf dem chinesischen Twitter-Pendant Weibo sorgt derzeit für erhitzte Gemüter. Via Kurznachricht machte Huaweis Mobilsparten-Vize Bruce Lee deutlich, dass der Konzern an einem eigenen Betriebssystem für seine Smartphones arbeite. Damit könnten sich die Chinesen von ihrer Zusammenarbeit mit Google lösen und wären nicht mehr von Android-Entwicklern abhängig.
Kommt bald “KirinOS”?
Wie GizmoChina berichtet, gibt es keinerlei Informationen zum Entwicklungsstand des OS. Bruce Lee verkündete lediglich, dass es in Arbeit sei. Damit wurde zum ersten Mal von einem Konzernsprecher offiziell bestätigt, was lange nur rein spekulativ gemunkelt wurde: Huawei geht einen weiteren Schritt in Richtung Unabhängigkeit von Google.
Besonders im Hinblick auf die jüngsten politischen Spannungen zwischen Amerika und China, in die der Konzern verwickelt wurde, dürfte das ein geschickter Schachzug sein. Zur Erinnerung: Die US-Regierung bezichtigte Huawei vor etwa einem Monat, sensible Daten von amerikanischen Huawei-Smartphonebesitzern an die chinesische Regierung zu verkaufen.
Dass Huawei nun anscheinend konkret daran arbeitet, sich eventuell mit einem “KirinOS” von der Zusammenarbeit mit Google zu lösen, könnte künftige Anschuldigungen einschränken.
Greift Huawei auch bei Software nach dem Pokal?
Abgesehen von politischen Gründen dürfte aber auch Huaweis zunehmender wirtschaftlicher Erfolg eine tragende Rolle bei diesem Vorhaben spielen. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Huawei im dritten Quartal des laufenden Jahres der am stärksten wachsende Smartphone-Hersteller der Welt war.
Möglich also, dass Huawei mit eigener Hardware und eigener Software versucht, die Branchen-Giganten Apple und Samsung endgültig von ihren führenden Plätzen zu stoßen. Vielleicht ist es ja bereits 2019 so weit, dass der Goldpokal an den chinesischen Konzern wandert.