Es scheint wohl kaum eine Vernetzungsstrategie zu geben, die dem chinesischen Smartphone-Konzern Huawei nicht in den Sinn kommt. Im Zuge der “digitalen Transformation” sorgt der Hersteller nun für die Integration von Windows 10 auf seinem Flaggschiff P20 – vorerst allerdings nur in China.
Was Microsoft selbst nicht schafft, nimmt eben Huawei in die Hand. Während das Windows Phone schon länger tot ist, hat der chinesische Konzern an einer Lösung gearbeitet, die mobile Version des Betriebssystems Windows 10 auf sein neuestes Flaggschiff-Modell P20 zu spielen. Mit Erfolg.
Die Lösung liegt dabei in einer App, der “Cloud PC App”, die über Huaweis FusionCloud-Plattform heruntergeladen und mit dem “Huawei Desktop Protocol” verknüpft wird.
Huawei will an der Spitze bleiben
Warum etwas wiederbeleben, das den Markt bereits vor gut einem Jahr verlassen hat und als tot gilt, fragt man sich da. Die Lösung könnte in Huaweis Bestreben nach unbedingter Konkurrenzfähigkeit liegen. Denn während Apple auf seiner WWDC vor allem mit der Integration ehemals Computer-exklusiver Software auffiel, hinken Android-Geräte in diesem Aspekt noch deutlich hinter dem Unternehmen aus Cupertino her.
Bemerkbar macht sich dies vor allem bei dem derzeitigen Smartphone-Fokusthema Fotografie. Apple stellte im Rahmen der WWDC seine enge Zusammenarbeit mit Adobe aus und präsentierte eine iOS-Integration der Creative Suite, also auch von professionellen Fotobearbeitungsprogrammen wie Photoshop oder Lightroom.
Indem Huawei nun eine Lösung gefunden hat, Windows 10 auf dem P20 nutzbar zu machen, könnte die Lücke zu Apples Vorsprung ein wenig geschlossen werden. Bisher profitieren von der Funktion allerdings nur chinesische User des P20, Mate 10, Mate RS und MediaPad 5.
Ein System für die Welt?
Wie The Inquirer berichtet, soll zunächst die Bindung an chinesische Server verhindern, dass die “Cloud PC App” die Grenzen des Reichs der Mitte verlässt. Zusätzlich sorgen politische Spannungen zwischen der US-Regierung und Huawei dafür, dass der Konzern lieber an einer eigenen Open-Software-Lösung arbeitet, als sich weiterhin auf eine Kooperation mit Microsoft zu verlassen. So könnten auch globale Rollouts besser gesteuert werden.
Ob das alles wohl zu Huaweis “digitaler Transformation” gehört und Teil der bahnbrechenden Technologie ist, die Huaweis CEO der Consumer-Techniksparte Yu Chengdong Ende Mai anteaserte? Vielleicht hat der Konzern ja noch mehr in petto.