Bildbearbeitung im Nachhinein? Das könnte schon bald Geschichte sein. Google arbeitet an einer speziellen Software, bei der künstliche Intelligenz noch während des Blicks in den Sucher das Bild optimiert. Das System könnte schon bald zum Einsatz kommen.
Wie sieht das perfekte Foto aus? Die Gesichter richtig ausgeleuchtet, alle wesentlichen Inhalte scharf gestellt, der Himmel, das Gras und die Seen in satten Farben. Leider spielt die Natur nicht immer mit, und so müssen die Bilder in der Regel nach der Aufnahme nachbearbeitet werden. Per Hand – oder automatisch durch eine Software.
Doch warum kann man nicht schon gleich beim Blick in den Sucher beziehungsweise aufs Display sehen, was mit dem jeweiligen Motiv möglich ist? Diese Frage leitete Google bei einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem Massachusetts Institute of Technology (MIT). Der Plan: Künstliche Intelligenz soll lernen, welche Optimierungen eine Aufnahme am besten zur Geltung bringen, und diese in Echtzeit noch vor der Aufnahme umsetzen. Rückt der Fotograf also ein Motiv ins Blickfeld der Linse, wird es sofort bearbeitet und im Display angezeigt.
5.000 x 5 Aufnahmen als Vorlage
Damit der Algorithmus, den Google der Öffentlichkeit präsentierte, die möglichen Verbesserungen lernen kann, fütterten ihn die Kalifornier mit 5.000 verschiedenen Aufnahmen, die je fünf Fotografen bearbeitet hatten. Aus den Ergebnissen filterte das Programm die besten, gängigsten oder auch originellsten Strategien heraus, um das Optimum aus einem Bild herauszukitzeln. In der finalen Fassung soll ein Fotograf das Programm dann auch mit eigenen bearbeiteten Bildern füttern können, damit es den persönlichen Stil übernehmen kann.
Gerade einmal 20 Millisekunden benötigt das Programm, um ein Motiv zu bearbeiten, für den Fotografen sieht das Motiv beim Blick aufs Display deshalb ständig optimiert aus. Der Clou: Da der Algorithmus für die Optimierung zunächst die niedrigste Auflösung benutzt und das Bild erst danach wieder in die höhere Auflösung umrechnet, benötigt es nur wenig Rechenkapazität und funktioniert auf jedem Smartphone.
Noch befindet sich das System in der Forschungsphase. Wann es auf den Smartphones Einzug hält, ist noch nicht bekannt. Aber da auch die Wettbewerber wie Apple und Microsoft ihre Kamerasysteme laufend optimieren und Google zusammen mit dem MIT jetzt schon einmal den Schritt an die Öffentlichkeit gewagt hat, dürfte es nicht mehr allzu lange dauern, bis wir mit unseren Smartphones schon beim Klick auf den Auslöser optimale Fotos sehen.