“Street View” live aus dem All – das in etwa ist die Idee hinter “EarthNow”: Das Projekt soll den Blick aus dem Weltraum auf die Erde in Echtzeit ermöglichen. Genießen wir bald alle die Aussicht eines Astronauten auf der ISS? Die Herausforderungen sind gewaltig – die Mittel der Geldgeber aber auch.
“Unsere Erde in Echtzeit. Rund um die Uhr.” Unter diesem Motto wollen die Macher hinter dem Projekt EarthNow Hunderte Satelliten in den Weltraum befördern, um Livebilder vom gesamten Erdball zu senden. Kein leichtes Unterfangen, denn die Welt ist bekanntlich groß. 500 Satelliten müssten es da schon sein, vermuten erste Schätzungen. Die sollten also nicht nur möglichst preiswert sein. Will man nicht für jedes Exemplar eine einzelne Trägerrakete nutzen, benötigt man kleinere und kompaktere Modelle, damit bei jedem Start gleich mehrere Satelliten ins All transportiert werden.
Auch Bill Gates unterstützt das Projekt
Die Weltraum-Show dürfte also nicht zum Discount-Preis zu haben sein. Doch hinter EarthNow stecken keine Tagträumer, die von einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne träumen. Stattdessen haben sich keine Geringeren als Airbus (das die Satellitenproduktion übernehmen soll), die Softbank Group (ein japanischer Telekommunikationskonzern), Tech-Investor Greg Wyler und last but not least Bill Gates für das Projekt zusammengefunden.
Die gewaltigen Investitionen sollen durch die kommerzielle Verwertung der Live-Berichterstattung wieder eingespielt werden. Als Kunden hat EarthNow alle im Visier, die eine Echtzeit-Erdbeobachtung benötigen. Die Projektplaner sehen vielfältige Einsatzgebiete für die Bilder aus dem All. Wetterdienste könnten einen Hurrikan oder einen Taifun schon bei dessen Entstehung entdecken. Illegale Fischer müssten die Beobachtung aus höchster Höhe befürchten. Waldbrände würden auch in entlegenen Gebieten schneller aufgespürt. Selbst die Wanderungsbewegungen der Wale soll das System erfassen.
Wer schützt die Privatsphäre?
Droht dann ein Big Brother aus dem All? Die Privatsphäre, betonen die Projekt-Entwickler, sei von grundlegender Bedeutung. Es würden nicht nur die Gesetze der jeweiligen Einzelstaaten eingehalten, sondern auch die Privatheit der Gesellschaft im Allgemeinen respektiert. Dafür soll nicht zuletzt ein “Chief Privacy Officer” sorgen.