Abseits der alltäglichen Produkte großer Hersteller haben wir auf der CES 2018 in Las Vegas viele praktische und teilweise sehr verrückte Gadgets von kleineren Herstellern oder noch unbekannten Start-ups gefunden. Dazu zählen Produkte, die unser Leben verbessern und vereinfachen sollen. Andere Geräte drehen sich um Haustiere, Babys, Computerhardware oder Security. Die coolsten und skurrilsten Fundstücke der CES zeigen wir Euch heute im zweiten Teil unserer Berichterstattung von der wichtigsten Technikmesse.
Gehirnmanipulation für zu Hause
Eins der skurrilsten Gadgets, die wir auf der Messe ausprobiert haben, ist „MODIUS“. Dabei handelt es sich um ein Headset, das per Elektroimpulse das Gehirn stimuliert. Warum das alles? Mit MODIUS sollen die Nutzer Körperfett verlieren, ohne ihre Diäten zu ändern oder mehr Sport zu machen. Klingt verrückt, mussten wir also selbst ausprobieren.
Hinter den Ohren wurden je eine Elektrode angeschlossen. Auf Intensitätsstufe 1 fühlten wir noch nichts, auf Stufe 2 beginnt die Welt um einen herum plötzlich zu verschwimmen, auf Stufe 3 fühlten wir uns betrunken und konnten uns nicht mehr konzentrieren. Wir brachen das Experiment ab und schalteten das Headset aus.
Der Gründer von MODIUS, Dr. Jason McKeown, stand uns zur Seite und sagte, dass auch schon Stufe 1 für Erfolge sorgen würde. „Manch einer spürt auch auf Stufe 10 nichts, das Empfinden ist bei jedem anders“, sagte er. Eine erste Studie soll zeigen, dass beim Tragen des Headsets von vier Stunden pro Woche im Schnitt acht Prozent Körperfett verloren werden. Kombiniert mit einem Trainings- und Ernährungsplan soll die Zahl signifikant steigen. Warum funktioniert das Ganze? McKeown erklärte uns, dass die Elektroimpulse den Hypothalamus stimulieren und im Endeffekt dafür sorgen, dass man weniger Appetit auf ungesundes Essen habe. Außerdem soll das Gehirn dadurch die Entscheidung treffen, Fette nicht einzulagern, sondern wieder loszulassen. MODIUS kostet 370 Britische Pfund (ca. 415 Euro) und wird ab Februar ausgeliefert. Auf jeden Fall ein spannendes Konzept, das wir im Auge behalten.
Ein anderes Gerät, das ebenfalls das Gehirn beeinflussen will, ist das Headset „BrainTap“. Es wird bereits seit längerem im Medizinbereich bei ADHS- oder bei Krebs-Patienten verwendet. Das Ziel: die Menschen beruhigen, entspannen lassen und positiv stimmen. Gesunde Menschen verwenden es zur Meditation, um den Stress des Alltags loszuwerden und dadurch auf lange Sicht wieder konzentrierter und energetischer durch den Tag kommen.
Durch blinkende LEDs und der gleichzeitigen Stimulierung durch Audiowellen sollen sich dabei die Hirnwellen ändern und den Menschen in einen Zustand kurz vor dem Einschlafen versetzen. Auch die Ohren werden mit blinkenden LEDs stimuliert – das soll sich wie bei der Akupunktur durch Nadeln direkt auf unsere Organe auswirken.
Das Gadget hat allerdings seinen Preis: 547 Dollar kostet das BrainTap-Headset. Wer es günstiger mag, kann auf eine App zurückgreifen, die zwar ohne Licht, aber mit Audiowellen und Meditationstrainer funktioniert. 10 bis 20 Minuten Anwendung pro Tag sollen helfen, das allgemeine Befinden zu verbessern. Je nach Abo-Modell beläuft sich der Preis dafür auf 10 bis 30 US-Dollar im Monat.
Insgesamt wohler fühlen
Viele Gadgets sollen dafür sorgen, dass wir uns insgesamt wohler fühlen. Wer also keine Wellen oder Elektroimpulse auf seinen Kopf loslassen möchte, sich aber nach einer Möglichkeit sehnt, besser einzuschlafen, greift auf eines der zahlreichen Schlafgadgets zurück, die auf der Messe ausgestellt sind. Ein eher verrücktes Gerät dabei ist ein Schlafroboter von Somnox. Dieser sieht auf den ersten Blick aus wie ein Kissen, ist aber sehr viel schwerer und mit viel Technik ausgestattet. Der Anwender soll sich im Bett eng an ihn kuscheln und ihn im Arm halten. Denn der Roboter „atmet“.
Für uns fühlte es sich an, als würden wir ein Baby im Arm halten. Und genau dieser Effekt ist gewünscht. Denn unsere Atmung passt sich an die des Kissenroboters an und beruhigt uns. Gleichzeitig ist das Kissen ein Lautsprecher, der uns mit sanfter Musik in die Nacht begleitet. Laut dem niederländischen Hersteller schlafen wir mit Somnox schneller ein und profitieren von einem längeren, erholsamen Schlaf. Das Gadget wurde im Dezember 2017 per Kickstarter finanziert und ist derzeit auf Indiegogo für 500 Euro erhältlich. Ausgeliefert wird der Schlafroboter ab September 2018.
Außerdem zuhauf vertreten sind auf der Messe Massage-Gadgets. Speziell der „Trumedic IS3000 Pro Instashiatsu+“ hat uns überzeugt. Dabei handelt es sich um einen Gurt, den sich der Träger um den Nacken, um die Schulter oder um den Rücken zieht. Starke Motoren kneten dann die jeweiligen Muskelpartien. Ein tolles Erlebnis!
Interessant war auch ein Gerät, das die Augen massiert. Entwickelt wurde das „Breo iSee 16“ in China im Hinblick darauf, dass wir unsere Augen jeden Tag mit stundenlangem Arbeiten vor Bildschirmen überlasten. Die Muskeln um die Augen herum sind angespannt, wir leiden unter Kopfschmerzen und trockenen Augen. Die „Eye Massager“ setzen wir auf wie eine Schlafmaske. Mit angenehmer Vibration, Wärme und Luftdruck können wir uns eine Auszeit nehmen und die Augen entspannen. Einige der Geräte spielen sogar angenehme Musik, andere massieren gleichzeitig den Kopf. Der Breo iSee 16 kostet 80 US-Dollar (etwa 66 Euro).
Das smarte Zuhause
Damit wir nicht mehr so viel selbst im Haushalt erledigen müssen, schicken Hersteller wie Samsung und LG ihre großen Haushaltsgeräte wie Kühlschränke und Waschmaschinen ins Internet und vernetzen sie untereinander. Kleinere Hersteller konzentrieren sich eher auf Produkte für unser Zuhause, an die wir im ersten Moment gar nicht gedacht hatten.
Da wäre zum Beispiel „Olfinity“, ein neues Ökosystem rund um die Luftqualität in Innenräumen. Das Set besteht aus vier Geräten: Messstation für die Luftqualität, Luftreiniger, Ölzerstäuber für Aromatherapie und einem Gateway, das die anderen drei Geräte miteinander verbindet. Die Messstation liefert dabei Echtzeitdaten der Luftqualität im Hinblick auf Temperatur, Luftfeuchtigkeit, flüchtige organische Verbindungen (VOC) sowie Feinstaub (PM0.5, PM2.5, PM10) und kann drinnen sowie draußen verwendet werden.
Wenn die Messstation drinnen bei Feinstaub oder VOC ein kritisches Level wahrnimmt, schaltet sich der Luftreiniger automatisch ein. Der Zerstäuber für die Aromatherapie funktioniert wie eine Kaffeemaschine mit Kapseln. Die Ölmischungen, die dabei zum Einsatz kommen, helfen entweder beim Einschlafen (zum Beispiel Lavendelaroma) oder geben uns mehr Energie (zum Beispiel Aromen von Orange, Zitrone, Minze). Weitere Konzepte sollen folgen. Der finale Preis für das komplette Set steht noch nicht fest, wird aber wohl oberhalb von 1.000 US-Dollar liegen. Markteinführung ist im Sommer 2018.
Für Personen mit einem nicht ganz so grünen Daumen könnte „Opcoms Indoor-Farm“ interessant sein. Das sind vertikale Pflanzboxen mit Licht und Lufterfrischer, in die einfach nur regelmäßig Wasser nachzufüllen ist. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig. Mit dem „Table-Garden“ (180 US-Dollar, ca. 150 Euro) bekommt der Käufer eine kleine Box, deren Lampe er gleichzeitig als Schreibtischlicht verwenden kann. Wer gern mehrere kleine Pflanzen als ästhetische Dekoration aufstellen will, hält sich an den „Art Frame Garden“ (300 US-Dollar, ca. 250 Euro). Und wer einige Töpfe Gemüse züchten möchte, bekommt mit „GrowWall2“ (400 US-Dollar, ca. 330 Euro) ganze Regalsysteme für die Wand.
Wer ungern Kleidung zusammenlegt, wird mit dem „FoldiMate“ glücklich. Dieser Roboterschrank faltet T‑Shirts, Hosen, Hemden vieler Größen gleichmäßig, sodass am Ende ein hübscher Stapel herauskommt, den man nur noch in den Kleiderschrank zu legen braucht.
Erstmals wurde das Gerät vor einem Jahr auf der CES 2017 vorgestellt. Nun haben die Entwickler einiges verbessert. Doch so ganz überzeugt der Falter am Ende noch nicht, denn die Kleidung muss von Hand behutsam in die Maschine eingeführt werden. Auch das kostet Zeit. Spannender wäre es, wenn der Anwender die Klamotten auch zerknüllt in das Gerät werfen könnte. Bis zum Marktstart Ende 2019 haben die Entwickler aber noch Zeit, um den FoldiMate als neues „Must have“-Produkt im Haushalt zu etablieren. Der Preis soll ungefähr bei 900 US-Dollar (ca. 750 Euro) liegen.
Für den besten Freund des Menschen
Auch unsere vierbeinigen Partner werden auf der CES regelmäßig mit verrückten Gadgets ausgestattet. In diesem Jahr hat Petrics den ersten Schlaftracker für Hunde und Katzen vorgestellt. Das „Smart Pet Bed“ ist ein Körbchen, das neben den Schlafgewohnheiten der Tiere auch die Temperatur regelt und das Gewicht der Vierbeiner aufzeichnet. Denn der Hersteller meint, dass mehr als die Hälfte der Hunde und Katzen übergewichtig seien.
Das Bett soll helfen, Haustieren einen gesünderen Lebensstil zu „vermitteln“. Dafür gibt die dazugehörige App Diätvorschläge und weitere Tipps. Wie es sich für ein Smart-Home-Gerät gehört, ist das Gadget mit Google Home, Amazon Echo oder Nest verbunden. Je nach Größe kostet das Körbchen zwischen 100 und 300 US-Dollar (ca. 85–250 Euro) und kommt noch 2018 auf den Markt.
Ein Fahrrad ohne Pedale
Um von unserem smarten Zuhause zur Arbeit zu kommen, nehmen wir in Zukunft kein normales Fahrrad, sondern vielleicht das erste faltbare automatische Bike. Das heißt: Es hat keine Pedale. Wir setzen uns darauf und es fährt von selbst. Es hört auf den Namen „Smacircle S1“ und passt eingeklappt in einen Rucksack.
Entwickelt wurde das Transportmittel für Entfernungen, die zu weit zum Gehen, aber zu nah zum Fahren mit dem Auto sind. Seine maximale Geschwindigkeit liegt bei etwa 30 km/h. Das Projekt wird derzeit per Indiegogo finanziert. Vorbesteller bekommen es zum Preis von 650 US-Dollar (etwa 545 Euro). Später wird es stolze 1.500 US-Dollar (ca. 1.255 Euro) kosten.