Zum voraussichtlich letzten Mal für 2020 hatte Apple am 10. November zur digitalen Produktvorstellung eingeladen. Es war die bereits dritte online übertragene Veranstaltung, die dieses Mal im Zeichen des Apple Macs stand. Unter dem Apple-typischen Slogan “One more thing” präsentierten Tim Cook und sein Team ein neues MacBook Air, ein neues MacBook Pro, einen neuen MacBook mini – und das Wichtigste: einen neuen Chip.
Das erfahrt ihr gleich
- M1: Apple entwickelt eigenen Chip für Mac-Systeme
- Apple Silicon: Beeindruckende Leistung – sagt Apple
- MacBook Air: Schnellere SSD und verbesserte Frontkamera dank M1
- MacBook Pro: Nur in 13 Zoll mit M1-Chip
- Mac mini: Optisch ganz der Alte
- Big Sur: Apple stellt neues Betriebssystem vor
Mit der jüngsten Keynote beschließt Apple die Hardware-Neuerungen für dieses Jahr. Im Fokus stand die technische Überarbeitung des Mac-Portfolios – und zwar ausschließlich. Hinsichtlich überraschender Neuankündigungen – und dafür stand “One more thing” einst – blieb das Event vergleichsweise wendungsarm: keine Apple AirTags, keine AirPods Studio, kein neues Apple TV.
Für Apple war es dennoch eine wichtige Veranstaltung, weil sie als Demonstration der Unabhängigkeit diente. Schon im Sommer hatte das Unternehmen angekündigt, künftig eigene Chips für die Macs und MacBooks entwickeln zu wollen. Bislang hatte Apple hier auf x86-Prozessoren von Intel gesetzt. Fortan kommt in den Mac-Systemen der selbst entwickelte M1-Chip auf Basis der ARM-Architektur zum Einsatz. Der auch “Apple Silicon” genannte System-on-a-Chip (SoC) soll dabei laut Apples Ankündigung der “leistungsstärkste Apple-Chip aller Zeiten” sein.
Dass Apple nun auch in der stationären Hardware eigenen Komponenten verbaut, ist wenig überraschend. Schon beim iPhone und beim iPad setzt das Unternehmen seit Jahren auf Hausgemachtes. Zuletzt hatte Apple im September seinen A14 als aktualisiertes SoC für die neuen iPads und die iPhone-12-Reihe präsentiert. Wie auch diesen, fertigt Apple den M1 im 5‑Nanometer-Verfahren, der als 64-Bit-SoC über 16 Milliarden Transistoren verfügt. Zum Vergleich: Der A14, der in allen Modellen des iPhone 12 werkelt, nutzt 11,8 Milliarden Transistoren.
Falls dir das zu technisch ist, hat Apple bereits eigene Benchmarks veröffentlicht. Diese sollen den Leistungszuwachs der neuen Mac-Systeme gegenüber den Vorgängermodellen mit altem Chip veranschaulichen. Beachte bei den angegebenen Werten aber, dass diese von Apple selbst stammen. Um wirklich verlässliche Aussagen zu der Leistung des M1 treffen zu können, solltest du auf unabhängige Tests warten.
Gerät | Final Cut Pro | Xcode | Logic Pro |
---|---|---|---|
MacBook Air mit M1-Chip | 3,9x schnellere ProRes Umcodierung | 3,6x schnellere Projekterstellung | 2,5x mehr Amp Designer Plug-ins |
MacBook Pro mit M1-Chip | 2,8x schnellere ProRes Umcodierung | 2,8x schnellere Projekterstellung | 1,8x mehr Amp Designer Plug-ins |
Mac mini mit M1-Chip | 3,4x schnellere ProRes Umcodierung | 3,0x schnellere Projekterstellung | 2,8 x mehr Amp Designer Plug-ins |
Als System-on-a-Chip beherbergt der M1 aber nicht nur den Prozessor (CPU), sondern auch die GPU, also die Grafikeinheit. Um die Verzögerungen bei den Arbeitsprozessen zwischen den einzelnen Segmenten möglichst gering zu halten, finden neben der CPU und der GPU noch die Neural Engine (zuständig für maschinelles Lernen) und der Arbeitsspeicher (RAM) Platz auf dem Chip.
Sowohl der Prozessor als auch die Grafikeinheit verfügen jeweils über acht Rechenkerne. Beim Prozessor kommen vier schnelle (Firestorm) und vier effiziente (Icestorm) Kerne zum Einsatz. Laut Apple ist die GPU mit ihren acht Kernen zudem in der Lage, 25.000 Threads gleichzeitig zu bearbeiten. Dank ihrer 2,6 Teraflops und dem für integrierten Grafikeinheiten hohen Datendurchsatz ist die grafische Leistung des M1-Chips in etwa mit einer Nvidia Geforce GTX 1050 Ti und GTX 2060 zu vergleichen.
Aber: Auch das sind erstmal nur theoretische Werte. Erst in der alltäglichen Praxis dürfte sich die reale Leistung des M1-Chips offenbaren. Apple zumindest zeigt sich selbstbewusst und verspricht eine 3,5x schnellere CPU, eine 6x schnellere GPU und eine bis zu 15x schnellere Neural Engine. Falls du dich jetzt fragst, wie sich der Leistungsgewinn auf die Akkulaufzeit des MacBook Air und MacBook Pro auswirken könnte, lautet die Antwort: positiv. Denn neben der Performance schwingt bei Apple auch immer der Effizienz-Gedanke mit. Konkret bedeutet das: eine bis zu 2x längere Akkulaufzeit.
So viel zum Innenleben der neuen Mac-Systeme – und den großen Neuerungen. Denn tatsächlich hat Apple das Design des MacBook Air, des MacBook Pro und des Mac mini nahezu unverändert übernommen. Nur im Detail finden sich einige Unterschiede.
So setzt das MacBook Air weiterhin auf ein 13 Zoll großes Retina-Display mit einer maximalen Auflösung von 2.560 x 1.600 Pixeln bei einer Pixeldichte von 227 ppi. Ebenfalls unverändert geblieben sind die Anschlüsse des MacBook Air: Thunderbolt 3 (bis zu 40 Gbit pro Sekunde) bzw. USB 3.1 (bis zu 10 Gbit pro Sekunde).
Die Lese- und Schreibgeschwindigkeit der verbauten SSD-Festplatte ist dank M1 bis zu 2x schneller als beim Vorgängermodell. Die Laufzeit des Akkus gibt Apple mit bis zu 18 Stunden Videowiedergabe an, und mit bis zu 15 Stunden Surfen im Netz. Entsperren kannst du das MacBook Air per Touch ID – wie das iPhone SE. Videotelefonate führst du mit der Frontkamera in einer 720p-Auflösung. Auch hier profitierst du wieder von dem M1-Chip. Der im SoC integrierte Bildsignalprozessor (ISP) sorgt bei gleichgebliebener Auflösung dennoch für eine höhere Bildqualität durch verbesserte Rauschunterdrückung, einen größeren Dynamikbereich und verbesserte Gesichtserkennung.
Das neue MacBook Air erscheint in den Farben Space Grau, Gold und Silber. Zur Wahl stehen zwei Speichervarianten: 256 GB für 1.100,50 Euro und 512 GB für 1.363,70 Euro. Optional kannst du die 8 GB Arbeitsspeicher auf 16 GB verdoppeln und die SSD auf bis zu 2 Terabyte aufstocken. Wobei sich dadurch der Preis nahezu verdoppelt.
Bei der kleinen Variante mit 256 GB Speicher solltest du zudem beachten, dass dir von den acht GPU-Kernen nur sieben zur Verfügung stehen. Der achte Kern ist werksseitig deaktiviert.
Auch das MacBook Pro bekommt den M1-Chip spendiert, zumindest in der 13-Zoll-Variante. Das 16-Zoll-Modell wird vermutlich erst 2021 als ARM-Variante erscheinen.
Wie beim MacBook Air suchst du optische Änderungen hier vergebens. Das Design ist identisch zum Vorgänger, hier sind es wieder die inneren Werte, die Apple in Teilen aufgefrischt hat. Das 13,3 Zoll große Retina-Display löst mit maximal 2.560 x 1.600 Pixeln bei ebenfalls 227 ppi Pixeldichte auf. Geladen wird der Akku auch hier über einen der beiden Thunderbolt-3-Anschlüsse.
Bei voller Batterie erreicht das neue MacBook Pro eine Laufzeit von bis zu 20 Stunden Videowiedergabe. Surfen kannst du bis zu 17 Stunden am Stück. Touch ID und 720-p-Kamera bleiben gleich, gegenüber dem MacBook Air besitzt das Pro noch eine Touch Bar, die kontextabhängig passende Befehle und Tasten einblendet.
Das MacBook Pro mit M1-Chip startet preislich bei 1.412,45 Euro für 256 GB und 8 GB Arbeitsspeicher. In der teuersten Ausstattung mit 16 GB RAM und 2 Terabyte SSD kostet das MacBook Pro 2.533,45 Euro. Bei den Farben kannst dich zwischen Space Grau und Silber entscheiden.
Du ahnst es vermutlich schon: Auch beim Mac mini hat Apple das Design unverändert übernommen. Zentrale Neuerung ist auch hier der Wechsel auf Apple Silicon. Mit dem M1-Chip als neuen SoC soll der Mac mini noch performanter werden bei gleichzeitig niedrigerem Einsteigspreis. Der neue Achtkern-Prozessor, bei dem Apple wie üblich keine genau Taktzahl nennt, soll vor allem Entwickler und Kreative ansprechen, die intensive Rechenaufgaben möglichst ohne Leistungseinbußen durchführen wollen.
Für den kompakten Computer werden in der schwächsten Konfiguration mit 256 GB und 8 GB RAM 778,85 Euro fällig. 1.899,85 Euro sind es bei 16 Gigabyte Arbeitsspeicher und 2 Terabyte Festplatte.
Abgesehen von der neuen Hardware hat Apple auf das neue Betriebssystem für die Mac-Systeme vorgestellt. macOS Big Sur ist mit Hinblick auf den neuen M1-Chip entwickelt worden, um dessen Leistung optimal abzurufen. Dennoch lässt sich das Update auch auf älteren Macs mit Intel-Chipsatz installieren.
Welche Neuerungen Big Sur im Detail mit sich bringt und auf welchen Macs und MacBooks du das Update installieren kannst, haben wir in einem separaten Artikel zusammengefasst. Bedenke vor der Installation allerdings, dass unter Umständen noch nicht alle Anwendungen für die neue OS-Version optimiert sind. Gerade am Anfang kann es zu Fehlern und Programmabstürzen unter Big Sur kommen.