Eins vorweg: Früher war alles besser. Damals gab Apple in seinen Einladungen zur hauseigenen Worldwide Developers Conference (WWDC) wenigstens zarte Hinweise, welche Neuerungen die Teilnehmer erwarten. Dieses Jahr aber hielten sich die Kalifornier komplett zurück. Weil der geheime Knüller präsentiert wird? Weil sie das Feld den kreativen Entwicklern aus aller Welt überlassen wollen? Was wird Apple auf seiner Keynote zum Konferenzauftakt am Pfingstmontag präsentieren? Wir werfen einen Blick in die Glaskugel.
Intelligenz meets Intelligenz. So könnte das Motto lauten, wenn Apple-CEO Tim Cook der versammelten kreativen Schaffenskraft ein erstes Ergebnis aus seinem aktuellen Lieblingsbereich Künstliche Intelligenz präsentieren sollte. Ganz hoch im Kurs der Gerüchteschmiede: der Siri-Lautsprecher, ein smarter Heimassistent à la Google Home und Co. Den könnte man dazu auffordern, Musik zu spielen, das Licht zu dimmen, ein Taxi zu rufen, den Terminkalender zu führen, die nötigen Einkäufe zu notieren, die Steuererklärung … stopp!
Bevor wir zu sehr träumen, sollten wir erstmal sehen, was Apples smartes Erstlingsgerät tatsächlich kann. Sofern es überhaupt schon fertig ist, was keinesfalls sicher erscheint. Aber die Zeit drängt, wenn Apple bei der Eroberung des Smart-Home-Marktes mitmischen will: Mit Microsofts geplantem Home Hub steht schon der nächste Konkurrent in den Startlöchern. Und wem sollten die Kalifornier ein solches Gerät sonst präsentieren, wenn nicht den möglichen Entwicklern der nötigen Gadgets und Apps? Vorstellungswahrscheinlichkeit deshalb: 50 Prozent.
Update 1. Juni 2017:
Glaubt man einem Bericht des US-amerikanischen Nachrichtendienstes Bloomberg, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass der Siri-Lautsprecher schon auf der WWDC zu sehen sein wird. Denn demnach existiert das Home Gadget längst nicht mehr nur in den Köpfen und Entwicklungsdateien des Apple-Teams, sondern soll bereits produziert werden. Seit Monaten schon würden auch Gerätetests laufen, zitiert Bloomberg Apple-nahe Quellen. Und die hätten auch gleich noch ein paar nähere Infos parat. So soll der Lautsprecher zum Beispiel einen virtuellen Surround Sound bieten und per Sensoren sogar den Raum durchmessen, um die Lautstärke der Akustik anzupassen. Hergestellt werde der Lautsprecher von der gleichen Firma, die auch schon die AirPods für Apple gefertigt hat.
iOS 11 lässt Kinozuschauer im Dunkeln
Mit 99 Prozent Vorstellungswahrscheinlichkeit gehen die Betriebssysteme iOS 11, macOS 10.13, watchOS 4 sowie tvOS 11 ins Rennen. Schließlich ist die WWDC traditionell das Forum für Software und alles, was einen digitalen Code besitzt. Doch was zum Beispiel iOS 11 genau zu bieten hat, weiß derzeit nur Apple selbst. Klar ist wohl, dass das neue iPhone-Betriebssystem nur noch 64-Bit-Apps unterstützt und alle Geräte älter als das iPhone 5s verschmäht.
Ebenfalls recht sicher dürfen wir mit einem “Darkmode” rechnen, der schon in der Beta zu iOS 10 auftauchte. Mit dem Modus würden weiße Flächen des Displays schwarz dargestellt, etwa um im Kino der Leinwand keine Konkurrenz zu machen, wenn wir bei einer lahmen Story doch lieber unsere Mails abrufen. Ebenfalls heiß gehandelt: Ein Gruppen-Video-Chat, eine bessere Akkuleistung oder die Beförderung von Face Time Audio zum Standard für die Kommunikation von iPhone zu iPhone. Die Wunschliste der Fans dagegen ist noch viel länger.
Und die anderen Betriebssysteme? Die Entwickler von macOS 10.13 dichteten jedes Leck rechtzeitig ab, sodass in der Gerüchteküche Schmalhans den Löffel schwingen muss. Einzig über den Namen wird fleißig spekuliert, nach den “Sierra”-Bergen gilt die kalifornische Bucht “Mounterey” als Favorit, aber Apple hat sich ebenfalls die Markenrechte an den Begriffen “Grizzly”, “Skyline” oder “Pacific” gesichert. tvOS 11 dürfte endlich die 4K-Auflösung einführen und durch eine stärkere Vernetzung mit anderen Geräten als eine Art Home Hub fungieren. watchOS 4 wiederum könnte die Apple Watch mit einer Schlaftracking-Funktion ausstatten.
Präsentiert Apple zur WWDC auch neue Hardware?
Doch worauf sollen die neuen Betriebssysteme laufen, wenn das iPhone 8 noch auf sich warten lässt und die MacBook Pro-Linie gerade erst erneuert wurde? Zum Beispiel auf neuen MacBooks, deren Vorstellung von manchem Apple-Kenner auf der WWDC erwartet wird. Im Gespräch sind ein verbessertes 12-Zoll-Modell, ein MacBook Pro mit neuer interner Hardware sowie ein neues MacBook Air. Und wer weiß, vielleicht legt Apple sogar noch ein neues iPad Pro drauf? Die Vorstellungswahrscheinlichkeit für einen solchen Hardware-Reigen hängt wohl vom Siri-Lautsprecher ab. Kommt der smarte Heimassistent nicht, wäre die Bahn beziehungsweise die Aufmerksamkeit frei für andere Geräte.
Besitzer von Apple-Geräten können die Keynote zur WWDC am Pfingstmontag (05.06.2017) ab 19 Uhr MEZ im Livestream über den Safari-Browser verfolgen. Windows-10-Benutzer können ihn im Microsoft Edge Browser ansehen.