Vermutlich wird Google in seiner neuen Betriebssystemversion Android P, dem Nachfolger von Android 8.0 (Oreo), die Hintergrundaktivitäten von Apps deutlich einschränken. So sollen nur noch Anwendungen, die im Vordergrund aktiv sind, Zugriff auf Kamera und Mikrofon erhalten.
Sicherheit steht im Fokus von Android P
Im Rahmen von Recherchen fand die New York Times Ende vergangenen Jahres heraus, dass mehrere hundert Apps aus dem Google Play Store die Nutzer im Hintergrund belauschen. Solche Anwendungen könnten also beispielsweise jederzeit in Erfahrung bringen, welche Fernsehsendungen und Werbeinhalte sich der Besitzer im Moment zu Gemüte führt. Zudem werden in einigen Apps auch Standortdaten abgegriffen und weitergeleitet. Diese gesammelten Daten bringen zusätzliches Geld für die Anbieter der Mobile-Apps ein, da sie sich für gutes Geld an Werbetreibende verkaufen lassen, die dann wiederum personalisierte Werbung ausspielen können.
Möglich macht das die Technik „Automated Content Recognition“ (ACR) vom Start-up Alphonso, die App-Entwickler recht einfach in ihre mobilen Programme implementieren können.
Laut dem Blog XDA Developers, der die Informationen aus dem Android Open Source Project (AOSP) zieht, wird Android P diese Form des Schnüffelns stark einschränken. Sobald das System eine Anwendung als Backgroundprozess einordnet, soll diese nicht mehr auf Kamera oder Mikrofon zugreifen können.
Keine Spionage aus dem Hintergrund mehr
Mit Android P soll das Mikrofon nur noch leere Dateneinträge schreiben, so lange sich eine Anwendung nicht im Vordergrund befindet. Erst wenn sie wieder aktiv wird, kann die App die Datenaufzeichnung fortsetzen. Ein anders Vorgehen hat Google für den Zugriff auf die Kamera geplant: Sobald eine App als Hintergrund-Prozess läuft, gibt das Betriebssystem einen Fehler beim Versuch die Kamera zu nutzen aus und schützt so die Privatsphäre der Anwender.
Diese Einschränkungen könnten aber auch Probleme mit sich bringen: Rutscht zum Beispiel eine App zur Gesprächsaufzeichnung in den Hintergrund, weil der Benutzer nebenher eine andere Anwendung öffnet, so kappt Android die Mikrofonverbindung zum Rekorder und unterbindet die eigentlich gewollte Aufnahme. Aber auch dafür haben die Entwickler einen Lösungsansatz. Laut der Projekteinträge ist wohl vorgesehen, dass die Sperre von Mikrofon und Kamera erst nach einem bestimmten, noch nicht näher genannten Zeitraum, eintreten wird.
Bisher ist nicht offiziell bekannt, wann Android P das aktuelle System (Oreo) ablösen wird. Das wir sich allerdings wohl im Mai ändern – dann findet nämlich wieder die Google I/O statt, die hauseigene Entwicklerkonferenz des Internetgiganten.