“Nach dem Netze drängt, am Netze hängt doch alles”. Dieses Motto – frei nach Goethe – bestimmt unseren Alltag: Alles ist verbunden, alles kommuniziert miteinander, alles wird smart. Doch was bedeutet das konkret für unser Leben im Jahr 2018? Welche Möglichkeiten und Entwicklungen hält das Internet of Things, die Vernetzung aller Dinge, noch für uns bereit? Wir wagen einen Ausblick.
Sprachassistenten: Die Zeit der Kindersprache ist vorbei
“Ich habe Sie nicht verstanden” tönt es blechern aus den Lautsprechern? Im Jahr 2018 werden die smarten Geräte die Kommunikation auf Vorschulniveau womöglich hinter sich lassen. In den Entwicklungslabors üben Siri, Alexa, Cortana und ihre Kollegen laufend, immer komplexere Sätze und Zusammenhänge zu verstehen. Schon bald werden wir bei einem Anruf nicht mehr unterscheiden können, ob wir mit einem Literaturprofessor sprechen oder einem Computer-Algorithmus.
Das Gute: Da wir wohl sicher sein können, dass in Google Home, Amazon Echo und Co. kein Literaturprofessor sitzt, ist es doch hochentwickelte IT – die als Kommandozentrale für das Smart Home dient und mit der wir “natürlicher” sprechen können. Mehrere Befehle und Fragen unmittelbar hintereinander stellen dann voraussichtlich auch kein Problem mehr dar, so zumindest ist es für Google Home geplant. Die anderen Sprachassistenten dürften da kaum nachstehen.
Nur Bixby, der Sprachassistent des Smartphone-Giganten Samsung, schweigt sich weiter aus. Zumindest in Deutsch. Bixby schweigt aber auch in Französisch, Spanisch, Chinesisch und Hunderten anderer Sprachen, denn bislang beherrscht es nur Englisch und Koreanisch. Hoffen wir, dass Bixby im neuen Jahr ein bisschen mehr von der Welt und ihrer Sprachvielfalt kennenlernt.
Und die Stimme? Wird aus den smarten Geräten eher eine Frau, ein Mann oder ein androgynes Fantasiewesen antworten? Der Trend ist eindeutig: Wie Sie wollen. Allein für Google Home wurden in diesem Jahr zwei neue Stimmen angekündigt: eine männliche und die des Pokémon-Stars Pikachu. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch die eigene Stimme zur Verfügung steht.
Der Kampf der Lautsprecher kommt
Wer glaubt, dass ihm das Jahr 2017 mit dem Google Home, Sony-LF-S50G oder dem Panasonic GA10 die Entscheidung bei smarten Lautsprechern schwer gemacht hat, muss sich 2018 warm anziehen. Denn dann sollen Apples HomePod, ein Bixby-Lautsprecher von Samsung, ein Facebook-Speaker, der Telekom-Lautsprecher und viele weitere mehr den Markt aufmischen. Selbst IKEA will seinen wachsenden Smart-Home-Bereich ausbauen und gemeinsam mit SONOS Ihre Möbel mit smartem Sound ausstatten. Wie genau das aussehen wird, weiß man aber leider noch nicht.
Smart kann bald jeder
Aber wer sagt eigentlich, dass wir noch lange eine zentrale Kommandozentrale in Form von Google Home oder Amazon Echo brauchen? 2018 werden eine ganze Reihe von Produkten auf den Markt kommen, die auch “von Haus aus” smart sind, also per Sprachbefehl steuerbar. Zum Beispiel Fernseher. Eine Fernbedienung wird den Geräten wohl auch im neuen Jahr noch beiliegen. Aber gut möglich, dass das Zubehör schon bald einen ähnlichen Retro-Charme versprüht wie ein Telefon mit Wählscheibe oder eine Polaroidkamera. Auch in Kühlschränke oder Küchenarbeitsplatten werden smarte Funktionselemente direkt integriert.
Andere greifen auf Apps zurück oder verbinden sich eben doch noch mit einem smarten Lautsprecher. Dann aber sind der schönen neuen smarten Welt keine Grenzen gesetzt. In diesem Jahr beglückten uns die Hersteller mit einer smarten Babyflasche, einer smarten Bettdecke und ja, auch einer smarten Gabel. Ob 2018 dann die smarte Müslipackung kommt, das smarte Taschentuch und das smarte Smartie?
Viele der smarten Funktionen sind sinnvoller, als sie zunächst vielleicht erscheinen. Denn nicht wenige gelten der Sicherheit. So gibt der V‑Pet von Vodafone eine Rückmeldung, falls die streunende Katze die Stadt verlässt, das smarte Portemonnaie macht selbstständig und unbemerkt Fotos von einem Dieb und sendet sie an den rechtmäßigen Besitzer.
Open-Source-Plattformen ermöglichen dezentralen Datenaustausch
Wie können auch kleinere Hersteller immer mehr smarte Produkte entwickeln? Zum einen haben Konzerne wie Microsoft den Smart-Home-Zugang als Serviceleistung entdeckt, die man kleineren Playern anbieten kann. Zum anderen gewinnen Open-Data-Plattformen immer mehr an Bedeutung. Dahinter verbergen sich offene Schnittstellen mit ebenso offenen Standards, die einen systemübergreifenden Datenaustausch ermöglichen. Hier können auch kleine Anbieter andocken.
Doch die Open-Data-Plattformen können noch mehr. Durch sie kann der Datenaustausch direkt zwischen den Geräten und Diensten stattfinden. Sprich: Statt an ein zentrales Rechenzentrum sendet der Außensensor sein Signal künftig direkt an die Heizung, wenn der Frost einsetzt und es Zeit wird, die Temperatur um ein paar Grad zu erhöhen. Google Home kann direkt den Taxidienst “anrufen”, Amazons Echo eine Reise buchen, der Kühlschrank eine Pizza bestellen.
Experten schätzen, dass schon bald fast die Hälfte aller IoT-Daten dezentral gesendet bzw. empfangen wird.
Realität? Was ist Realität?
Wo Wetter-Thermometer und Heizungsthermostat miteinander kommunizieren, wollen Straßen, Wände und Türen nicht zurückstehen. Und schaffen mithilfe des Smartphones eine neue Realität. Hier können zum Beispiel Museumsbesucher in einen Sarkophag hineinsehen, Kinder auf dem Globus die weltweite Fauna entdecken oder Fußgänger den richtigen Weg auf der Straße einblenden.
Bislang ist dafür aber immer ein Smartphone nötig, auf dessen Display die gefilmte Realität mit der virtuellen verschmilzt. Oder man setzt auf ein Augmented-Reality-Headset wie die HoloLens – wohl kaum die passende Kopfbedeckung für einen Bummel durch die Stadt oder durchs Museum. Entsprechend basteln fast alle großen Tech-Firmen an einer eleganten Lösung. Im Mittelpunkt: eine AR-Brille. Google hat schon die ersten Modelle im Probeeinsatz, Apple jagt von Patent zu Patent, auch Lenovo will mitspielen (und bringt darüber hinaus natürlich ebenso einen smarten Lautsprecher heraus).
Gut möglich also, dass 2018 die erste AR-Brille den Massenmarkt erreicht.
Das Internet of Things wird sicherer
Wo immer mehr Geräte immer mehr Daten untereinander austauschen, entstehen immer mehr Angriffspunkte für Hacker. Die Sicherheit rückt deshalb immer stärker in den Blickpunkt. Mehr als drei Viertel aller Hersteller planen laut einer Umfrage, die Sicherheitsmechanismen in den nächsten Jahren weiter zu optimieren. Der Staat hat ein Projekt namens IUNO aufgelegt, in dem Schwachstellen identifiziert und Schutzmaßnahmen entwickelt werden sollen. Bleiben als größte Schwachstelle wir Nutzer, die nicht selten die Bequemlichkeit der Sicherheit vorziehen und manchen Schutzmechanismus umgehen. Doch Hilfe naht: Mit Face ID ist ein sichereres Identifizierungsverfahren bereits auf dem Markt, Samsung tüftelt an einem Log-in per Handscan. Sicherheit und Bequemlichkeit dürften im nächsten Jahr also näher zusammenrücken. So erobert das Internet of Things im Jahr 2018 weiter unseren Alltag – mit Sicherheit.