Was früher noch der Vorstellungskraft von Science-Fiction-Autor*innen entsprang, ist heute Realität: Lichter gehen automatisch aus, wenn du das Haus verlässt, die Garage öffnet sich, wenn du mit dem Auto in die Einfahrt einbiegst, und mit einem einfachen Sprachbefehl schaltest du die Kaffeemaschine ein. Das Smarthome ist zu vielem fähig, allerdings sorgen unzählige Geräte und Standards für ein wahres Chaos bei der Vernetzung. Die Lösung soll „Matter“ sein, hinter dem große Technik-Konzerne stecken. Doch welche sind das und was ist Matter eigentlich? Hier erfährst du alles dazu.
Das erfahrt ihr gleich
- Matter 1.0: Der Standard ist endlich da
- Matter: Amazon, Apple, Google & Co. im Hintergrund
- Technik: So funktioniert Matter
- Vorteile: Was die Integration von Matter in der Praxis bringt
- Matter: Schluss mit HomeKit, Weave und Alexa Smart Home
- Geräte: Braucht es für Matter komplett neue Produkte?
- Matter: Das Smarthome weniger kompliziert
Lange Zeit in der Mache und nun endlich verfügbar: Matter steht in der Version 1.0 bereit. Damit ist der Standard marktreif und kann in bestehenden Produkten per Update und natürlich neuen ab Werk zum Einsatz kommen. Dieser „Durchbruch“, der schlicht in Form eines veröffentlichten Entwickler-Kits auf Github erfolgte, ist spannender, als du vielleicht im ersten Moment denken magst. Tatsächlich ist Matter nämlich eine recht große Sache für das Smarthome, dabei bekommst du die Technik selbst nie zu Gesicht. Doch zunächst etwas zum Hintergrund des Projekts:
Hinter Matter verbirgt sich nicht etwa ein einzelnes Unternehmen, sondern gleich eine ganze Reihe. Genauer ist das die ehemalige ZigBee Alliance. Zu der gehören eben Amazon, Apple und Google, aber auch andere Firmen wie Signify (Philips Hue), IKEA, Samsung, Huawei und viele mehr. Wie der einstige Name des Zusammenschlusses vermuten lässt, waren sie zuletzt für ZigBee verantwortlich. Das Mesh-Netzwerk verbindet Smarthome-Geräte miteinander, wodurch eine einfache Kommunikation möglich ist. Ein weiterer großer Vorteil davon ist der geringe Energieverbrauch. ZigBee kommt nicht nur im privaten Smarthome zum Einsatz, sondern auch in der Industrie und Infrastruktur.
Doch genug von ZigBee, denn der Verbund von Unternehmen heißt mittlerweile „Connectivity Standards Alliance“, kurz CSA. Sie soll dafür sorgen, dass smarte Systeme künftig vollumfänglicher und noch einfacher kommunizieren. Das gilt sowohl untereinander als auch mit Steuerzentralen. Die Lösung dafür könnte Matter sein. Wenn dich interessiert, welche Unternehmen nun alle zur CSA gehören, dann findest du eine vollständige Übersicht hier:
Matter ist keine sichtbare Technik, die in den Geräten verbaut ist. Vielmehr geht es hier um einen Standard für die Kommunikation. Stell dir das wie eine Sprache vor, die sämtliche Teile des Smarthomes sprechen. Nutzen sie alle die gleiche Sprache, fällt die Zusammenarbeit deutlich leichter. Als Basis dafür dient das Internet-Protokoll, das dir unter der Abkürzung „IP“ bekannt sein dürfte. Das Projekt startete deshalb 2019 noch unter dem Namen „Connected Home over IP“ (CHIP).
Nun ist das Internet-Protokoll aber nur eine sehr schwammige Bezeichnung für die verwendete Verbindung. Laut der CSA soll Matter Wi-Fi, Bluetooth Low Energy und Thread nutzen. Letzteres ist ein noch recht junger Funkstandard, der ebenfalls von einer Gruppe großer IT-Unternehmen stammt und das Übertragungsprotokoll IEEE 802.15.4 MAC/PHY verwendet. Mehr zu Thread erfährst du in folgendem Artikel:
Mehr Einheitlichkeit ist also das große Ziel von Matter. Doch was bringt dir das nun? Der wohl wichtigste Punkt für Nutzer*innen ist die Kompatibilität. Du kannst dank Matter in Zukunft Smarthome-Geräte unterschiedlicher Hersteller kaufen und sicher sein, dass sie sich in einem System zusammen nutzen lassen. Aktuell ist das so einfach noch nicht möglich, da die Systeme eher selten direkt miteinander kommunizieren können. Gleichzeitig ist auch die Bedienung vereinfacht, weil du nicht mehr zig unterschiedliche Apps brauchst, sondern alles zentral steuerst. Unterschiedliche Systeme sind außerdem ein Sicherheitsrisiko. Es gibt mehr Einfallstüren für Kriminelle. Matter soll dem mit sicheren Verbindungen entgegensteuern. Zu guter Letzt ist das System durch die Nutzung einer Technik zur Kommunikation als Ganzes schneller und weniger fehleranfällig.
Gut, so ganz stimmt die Überschrift nicht, denn die Systeme verschwinden wegen Matter nicht einfach. Aber willst du bisher Geräte einfach und mit vollem Funktionsumfang etwa über Apples HomeKit oder Google Home steuern, dann müssen sie damit kompatibel sein. Sonst lassen sie sich nicht oder nur sehr umständlich einbinden. Mit Matter gehört das der Vergangenheit an. Das bedeutet auch, dass du beim Kauf nicht mehr auf Labels wie „works with HomeKit“ oder „works with alexa“ achten musst. Ist ein Matter-Logo auf der Verpackung, dann lässt sich das Gerät ganz einfach über alle Systeme steuern.
Das funktioniert sogar gleichzeitig. Solltest du also ein iPhone besitzen und gleichzeitig ein Echo Dot, dann machst du etwa das Licht mit Siri und Alexa ein oder aus. Du bist also auch deutlich freier in der Wahl der steuernden Geräte und nicht mehr so sehr an eine Marke gebunden.
Oben hast du bereits gelesen, dass es sich bei Matter nicht um Technik handelt, die fest in einem Gerät verbaut ist. Der Kommunikations-Standard ist eine Software-Lösung. Das bedeutet allerdings auch, dass er sich in der Theorie nachrüsten lässt. Das gilt in erster Linie für Produkte, die die oben genannten IP-Funkübertragungen nutzen. Signify hat bereits bestätigt, Produkte der Philips-Hue-Linie mit einem Update zu versehen. Das bekommt dann einfach die Bridge, womit alle Leuchtmittel Matter-Kompatibel sind. Auch Amazon hat bekannt gegeben, dass Echo-Produkte eine entsprechende Aktualisierung erhalten. Apple hat seine Software auf iPhones mit iOS 15 bereit gemacht. Ob die Hersteller bestehende Produkte auf Matter upgraden, bleibt ihnen aber selbst überlassen.
Außerdem soll eine ganze Reihe von neuen Produkten erscheinen, die direkt auf Matter setzen und auch entsprechend ausgezeichnet sind. Die dürften in den kommenden Monaten verstärkt auf den Markt drängen. Einige Hersteller, etwa Samsung, IKEA und Apple, binden Matter dafür bereits in ihre Systeme ein. Du willst wissen, welche Produkte bereits offiziell mit Matter arbeiten? Hier findest du eine Liste, die stetig erweitert wird:
Aktuell ist es schwierig, eine zufriedenstellende Lösung für das Smarthome zu finden – zumindest dann, wenn du dich nicht an einen Hersteller oder eine Produktlinie binden möchtest. Mit Matter haben große und kleine IT-Konzerne einen gemeinsamen Nenner gefunden. Der Kommunikationsstandard könnte so in erster Linie die Probleme der Kundinnen und Kunden lösen, die nicht mehrere Apps und Basisstationen nutzen möchten. Außerdem entfällt so die Einstiegshürde für alle, denen Smarthome-Technik aktuell noch zu kompliziert wirkt. Nachdem Matter nun in der ersten „Vollversion“ erschienen ist, dürfte die Technik ordentlich Fahrt aufnehmen.
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